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15 Minuten Bangen über Lissabon

Lissabon

„Hast Du Sie gesehen? Die Christus-Statue meine ich.“ Nein, wie auch, ich sitze am Gang. Über zwei Köpfe hinweg versuche ich immer wieder so viel wie möglich von Lissabon vom Himmel aus zu erspähen. Aber die göttliche Aussicht bleibt mir verwehrt. Ganz da hinten sehe ich tatsächlich eine Brücke, ein bisschen wie das goldene Tor. Nur die Statue eben nicht.

Wir schweben über dem Tejo in Lissabon ein. Bis es anfängt, immer wieder heftig zu wackeln. Von links nach rechts, von rechts nach links werden wir von den Meereswinden kräftig geschüttelt. An die Christus-Statue ist nicht mehr zu denken, ich will hier runter, aber schnell. In weniger als zehn Minuten sollte das auch geschafft sein. Hochhäuser und Schornsteine von Fabrikanlagen wechseln sich ab, verwackeln durch die Luke. Ich beginne reflexartig meine Hände an den vorderen Sitz, auf dem Lars sitzt, zu pressen. Mein Nachbar tut es mir gleich. Der Kapitän gibt Gas um kurz darauf wieder abzubremsen. So ganz geheuer ist mir dieses Landemanöver nicht.

Und dann sehe ich den Boden, wie er immer näher kommt. Müssten wir jetzt nicht langsam mal abbremsen? Ich presse immer mehr, als wollte ich selbst den Flieger zum Stoppen bringen. Nur noch wenig Platz trennt unser Flugzeug vom Boden. Der ist zu schnell, immer wieder fliegt dieser Gedanke durch meinen Kopf, als wir schon die Hälfte der Landebahn hinter uns gelassen haben und noch immer der eine Meter zum Boden fehlt. Der Flieger startet aus dem Nichts wieder voll durch und hebt sich Meter für Meter.

Tejo

Tejo

Flugzeug

Flugzeug

„This is a totally normal procedure.“ folgt auch umgehend die Ansage der Stewardess. Das mag ja für das Flugpersonal Alltag gewesen sein, für mich war es das nicht. Noch immer werden wir vom Wind gerüttelt als wir weitere 15 Minuten über Lissabon und den Tejo schweben. Wir drehen noch einmal die Runde. Wie gern würde ich jetzt am Fenster sitzen, vielleicht würde ich nun die Cristo-Rei-Statue sehen. Ich schaue mich im Flieger um. Es ist mucksmäuschenstill. Unausgesprochene Gedanken schweben durch die Kabine. Was ist, wenn…? Nur ein Kleinkind durchbricht die Stille.

Am Kopf meines Nachbarn vorbei erblicke ich rechts die Brücke 25. April, aber die Cristo-Rei-Statue habe ich wieder verpasst. Ich drehe mich nach links, wo ich eine andere Brücke entdecke, die von der Sonne angestrahlt wird. Der Flieger startet erneut seine Landung und neigt sich zur mit Regenwolken verhangenen Seite. Das Kind ist inzwischen wieder beruhigt. Nur das Knipsen eines Fotoapparats durchbricht noch das Schweigen. Und schon werden wir wieder hin- und hergeschoben während ich mein Herz pulsieren höre. Der Film läuft erneut ab. Meine Hände pressen sich an den Vordersitz, nur dieses Mal sind sie feuchter. Unter uns der Tejo, dann Hochhäuser, Industrieschornsteine, eine Wiese… und da vorn ist irgendwo die Landebahn. Als ich auf der Treppe des Flugzeugs stehe, liegt über der Stadt ein dunkles Wolkenband. Daraus ragt ein saftiger Regenbogen. „Der ist echt, das ist ein echter Regenbogen!“, sagt ein Kind hinter mir. Ja, der ist echt! Lissabon, das war ein schwerer Start!

Auf unserer Reise werden wir durch Visit Lisboa und Billiger Mietwagen unterstützt. Alle Ansichten sind unsere eigenen.

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