Monate: April 2010

Goerlitz

Eine Radtour an der Friedensgrenze

Vorab: Sachsen ist ein wunderbares Bundesland. Diese Radtour zeigte mir nur eine Seite an einem Tag. Ich wollte darüber schreiben, ich habe darüber geschrieben – über das, was mir über den Weg lief, über die kleinen Begegnungen. Liegt es an der geografischen Lage, dass es in Görlitz einige Jugendliche mit rechter Gesinnung gibt? Oder ist es mein subjektives Empfinden, das mich beim Start meines österlichen Ausflugs in die Klischeefalle tappen ließ? Zumindest scheint sich die Jugend in der Bahnhofsgegend mehr an den Prinzipien des Führers als an Spass und Leichtsinn zu orientieren. Kaum hatten wir die sächsische Grenze passiert, betrat ein kahlgeschorener Schrank unser Abteil. An der Friedensgrenze rechts außen der Republik scheint sich neben einer schönen Moorlandschaft auch ein bisschen der rechte Sumpf eingenistet zu haben. Beim Verlassen des Bahnhofsgebäudes stehen zwei weitere junge Männer gleicher Gesinnung stramm und filmen die vorbeilaufenden Gäste der Stadt. Ein mulmiges Gefühl bleibt, fühle ich mich in meinem Persönlichkeitsrecht doch vergewaltigt, auf rechtem Bildmaterial für ewig festgehalten zu sein. Schweigend verlasse ich das Gebäude und radle gleich in ein Fettnäpfchen, …

3 Wochen danach – Rückblick

Was ist geblieben? Haben mir die kalten Ausläufer des mitteleuropäischen Frühlings bereits all meine Urlaubserinnerungen eingefroren auf der Strecke über dem Ozean davon geweht. Wie fern ist Südamerika, wie nah der deutsche Alltag. Doch wie nah ist auch nach drei Wochen noch der Griff nach links zum Abfallbehältnis bei jedem Klogang. Ich kann es noch immer nicht lassen der Versuchung zu widerstehen, das gebrauchte Klopapier anstatt der Kloschüssel dem Abfalleimer zu schenken. Man könnte dies schnelle disziplinierte Gewöhnung nennen, der die Strafe mit einer ordentlichenVerstopfung folgt. Auch meine Mitbürger erscheinen mir heute viel netter und relaxter als noch vor 4 Monaten. Vielleicht ist dies auch die Ernüchterung des Glaubens, jeder Latino sei fröhlich, heiter, freundlich und aufgeschlossen. Da scheint man wohl das Hochland Boliviens komplett aus der Gedankenwelt ausgelagert zu haben. Wie freundlich erscheint mir verglichen zu einer bolivischen Bedienung jede gestresste Berliner Aushilfskellnerin. Wenn ich jedoch ein deutsches öffentliches Verkehrsmittel betrete, erinnere ich mich gern an die vorzeitigen Starts der bolivischen Flugzeuge. Wenn alle da sind, geht’s eben los. Weshalb noch warten? Nur um …