Jahr: 2011

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Yo voy pa’ Cali

Schnell packen wir unsere Sachen und wollen nur noch weg aus Popayan. Wir fahren nach Cali – Sommer, Sonne und Großstadt. Schnell zahlen wir einen Collectivo, doch das Gefährt sieht man leider erst immer, nachdem man bezahlt hat. Wir haben wieder mal das schäbigste Auto abbekommen. Maximalgeschwindigkeit ist 70 h/km – immerhin. Der Wagen will schneller, als unser Fahrer, und so setzt er sich bereits in Gang, als der Fahrersitz noch leer ist. Mit einem Satz hält Lars die Bremse gedrückt, die Handbremse ist unauffindbar. Ein anderer Passagier quetscht sich derweilen auf den Fahrersitz und hält so lange gedrückt, bis der Fahrer kommt. Und nun kann’s los gehen. Der letzte leere Platz wird noch versucht, an den Mann zu bringen, aber vergeblich. Die Straße nach Cali ist von Militärposten gespickt. Immer wenn man denkt, noch mehr Militär und Polizei geht nicht, überrascht der kolumbianische Staat. Geld ist da – genug zum Schutz der Bevölkerung und auch der Gäste. Immer wieder werden wir durchgewunken. Fast jeder Ort hat mehrere Militärposten. Wir fahren gemütlich und ruckelig durch die …

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Nummer 21

Heute ist Markttag in Silvia. Aber mein erneuter Fieberschub am gestrigen Abend lässt mich morgens noch nicht einmal daran denken, in den frühen Bus nach Silvia zu steigen. Stattdessen kämpfe ich mit meiner Gesundheit und den nervigen Hostelbewohnern, die morgens um 6 Uhr aufstehen, tausendmal die Küche und Bad aufsuchen, um dann um 7.30 Uhr abzureisen. Wie lange braucht man denn bitte schön, um sich fertig zu machen, und wie viele Rascheltüten hat man denn bitteschön im Gepäck? Vielleicht nervt mich das alles auch nur, weil ich in diesem dunklen Zimmer im Caracol liege, das ja sonst sehr nett ist, aber eben wie jedes Hostel hellhörig ist. Wir entschließen uns, für die letzte Nacht ins Hotel nebenan zu ziehen. Grandiose Idee. Ich soll ruhig schlafen und zu Kräften kommen und habe zudem endlich wieder mein eigenes Bad, das ich zuschei… kann. Etwas gespenstisch ist der kleine Luxus dennoch – denn jedes der 21 Zimmer steht leer. Wir haben die Qual der Wahl. 21 geöffnete Zimmertüren und die Rezeptionistin will uns aus gutem Willen zum Nachtwächter …

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Tückenhafte schöne, weiße Stadt

Die Stadt kann leider auch nichts dafür, dass es fast immerzu regnet und ich arg angeschlagen bin. Kurz begebe ich mich in die kolonialen Straßen mit ihren schönen weißen Häusern. Heute sieht Popayan nicht mehr so leblos aus. Studenten bevölkern vornehmlich die Stadt. Doch ich schaffe es nur zum Lunch beim Vegetarier, dann geht der Weg wieder zurück auf die heimische Gemeinschaftstoilette. Das gestrige Fieber scheine ich überwunden zu haben. So langsam kommen dennoch Zweifel auf an einem einfachen Magen-Darm-Virus. So sehe ich, dass sich in den letzten Tagen eine Vielzahl an Mückenstichen auch auf meinem Körper ausgebreitet hat. Absurd – über eine Woche hielt ich mich im tropischen Urwaldgebiet auf, ohne auch nur einen Stich abbekommen zu haben – ich habe auch nie wirklich eine Mücke gesichtet. Dann komme ich ins Hochland und voilà, da sind sie, die Killermücken. Ein Blick auf die richtigen Webseiten verrät, San Agustin ist Denguegebiet. Aktuell liege ich nun hier im Hostel, lausche einem erneuten Regenschauer und atme ruhig durch, denn bei diesem Wetter verpasse ich nicht wirklich etwas. …

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Chicken Bus

Unser Bus sollte eigentlich um 10.30 Uhr abfahren. Als ich nach der Rechnung fragte und noch einmal nach dem Abholtaxi, holte die Mitarbeiterin René, den Hostelbesitzer aus der Schweiz. Er eröffnete uns, dass er keine gute Nachricht hätte. Die Busgesellschaft hätte angerufen und hat keinen Platz mehr für uns im 10.30 Uhr-Bus. Eine Alternative wäre der 11.45 Uhr-Bus, aber er weiss noch nicht, ob da etwas frei ist. Als alle um 9 Uhr auf Tour gingen, gesellte sich René zu uns und wir unterhielten uns eine Weile – auch über sein Business und erfuhren, dass vor 18 Jahren max. 2 Touristen pro Tag kamen, wohingegen heute vor allem Deutsche ganzjährig kommen. Wir hätten uns gern noch länger mit ihm unterhalten können, aber wir mussten noch packen und dann wurden wir um 11.15 Uhr abgeholt und in den Ort gefahren. Wir hatten ja nur eine Reservierung, nun bekamen wir Tickets und schlossen gleich Bekanntschaft mit einem Pärchen aus Frankfurt, das auch nach Popayan wollte. Wir wurden mit einem Sammeltaxi zur Kreuzung nach Pitalito gefahren – ca. …

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Ein Tag Nichtstun

Die Nacht war Horror und so wache ich immer wieder schweißgebadet auf und kämpfe mit meinem Würgzwang. Ein Schüttelfrost jagt den anderen und die Glieder fühlen sich an, als wollten sie zerspringen. Meine körperliche Verfassung bindet mich bis zum frühen Nachmittag ans Bett oder an die Hängematte. Der geplante Ausritt fällt auch ins Wasser, aber mit Pacho hätte ich auch so heute nichts mehr unternehmen wollen, denn wer weiss, wer die Reittour am Ende mit uns gemacht hätte. Am Nachmittag gehen wir dann doch einmal runter ins Dorf. Das Laufen fällt mir noch schwer. Daher wollen wir eigentlich auch noch nicht die Entscheidung treffen, ob wir morgen schon wie geplant nach Popayan weiterfahren. Diese wurde uns später abgenommen, denn das El Maco hat morgen nicht mehr die Luna-Hütte frei und noch mal umziehen, wollen wir nicht. Als wir mit dem Sonnenuntergang wieder hoch kamen, waren inzwischen viele andere Touristen angekommen. Ganz so einsam wirkt der Platz jetzt auch nicht mehr. Ich ruhte mich den restlichen Abend aus, um fit für die Busfahrt zu werden.

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Eine Tour, die eine Taxifahrt war

Nun sage ich, so schlechte Touren wie in Bolivien würde ich in keinem anderen Land erleben. Einen Guide, der nicht spricht, findet man kulturell bedingt wohl nur dort. Doch heute soll ich mich eines besseren belehren lassen. Schon am ersten Abend wollte man uns an jeder Ecke eine Tagestour zu den weiteren Fundstätten und Wasserfällen in der Umgebung verkaufen. Wir entschieden uns für den Guide des Vertrauens vom El Maco – den Pacho. Er sieht aus wie ein sympathischer Gaucho und hat einen guten Redefluss. Erster Nachteil der heutigen Tour ist die Tatsache, dass wir mit der polnischen Familie, die in Australien wohnt, unterwegs sein werden. Die sind Stress pur. Die Frau schreit seit dem ersten Abend permanent nach Viktoria, ihrer kleinen 4,5 jährigen Tochter. Viktoria hier, Viktoria da. Viktoria ist wohl der kleine eigene Siegeszug, über den sie so stolz ist. Ein Goldengel mit einem breiten Gesicht. Immer mehr mag ich in dieses Speckgesicht reinkrummen, denn das, was sich vor unseren Augen abspielt, ist nicht schön. 100 % Aufmerksamkeit liegt auf diesem Kind, das …

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Statuenpark

Der Morgen beginnt mit Regen. Unter dem Gemeinschaftsdach sehen wir beim Frühstück, dass die Unterkunft nicht so unbesucht ist. Die dominierende Sprache ist deutsch, naja und von der Lautstärke polnisch. Schnell setzt sich eine deutsche Frau zu uns, nachdem alle anderen auf Tour mit Pferd und Jeep gegangen sind. Wir unterhalten uns bis Mittag mir ihr und brechen dann auf zum Archäologischen Park, der sich ca. 2 km entfernt auf einem Hügel befindet. Aus Lavastein und Basalt gehauene Statuen und Grabanlagen befinden sich auf den Hügeln. Allein die Wanderung durch den 78 ha großen Park ist schon sehr schön, aber die Statuen von teilweise 100 v. Chr. beeindrucken noch mehr. So wirken sie, als wären sie erst neu in Stein gemeißelt wurden. Und das Setting rundet den Skulpturenpark ab. Schön ist die Mesita C, Figuren, die sich in einem Flussbett erkennen lassen. Als wir schließlich auf dem Alto de Lavapatas ankommen, können wir einen herrlichen Ausblick über die umliegenden Hügel und Täler genießen, die uns sehr an Ruanda erinnern. Zudem treffen wir hier oben Verena, die …

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Gen Süden

Um 6.30 Uhr nahmen wir ein Taxi zum Busbahnhof. Heute Morgen kamen wir seltsamerweise gut durch. Eine halbe Stunde vor Abfahrt waren wir bereits am Terminal und sahen noch ein Taxi Verde zuvor abfahren. Wir fuhren auf die Minute genau um 7.30 Uhr ab. 8-9 Stunden sollte die Fahrt dauern – dann sind wir ja bis 16.30 Uhr spätestens in Pitalito. Doch der Verkehr aus Bogota heraus war speziell ab dem Stadtrand bestialisch. Wir hielten noch einmal an einem Busbahnhof in einem nicht so vertrauensvollen Viertel im Süden Bogotas und füllten die Sitze auf. Ab da ging es ohne viele Stops gen Süden. Naja, Stops ist vielleicht falsch gesagt, denn die machten wir automatisch sehr häufig. Dies sei den zahlreichen Straßenbauprojekten geschuldet, und so konnte ich das Schild mit dem Wort „Pare“ nicht mehr sehen. Wir schienen das Straßenbaustellenschicksal nicht auf unserer Seite zu haben, so schoben wir uns durch lange Staus bzw. immer wenn wir an eine Baustelle ranfuhren, hob sich die besagte Flagge und forderte uns zum Halten auf. In wenigen Jahren wird …

Bogota

Flugtag {DIARY}

Unsere Nacht war kurz. Um 1.50 Uhr klingelte der Wecker, 20 Minuten später holte uns das „Taxi“ zum Flughafen ab. Das Taxi, das keins war, wurde wohl eher von einem guten Freund des Hostels gesteuert. Dieser war so nervös, dass er beim Einladen unserer Rucksäcke geradezu auf  das vordere Auto rollte. Aber es ist nachts, dunkel und es störte niemanden. Die Straßen Manaus’ waren total leer um diese Zeit, was man vom Flughafen nicht behaupten kann. Dieser scheint nachts so richtig aufzublühen – und so konnten wir um 2.30 Uhr uns erst mal in Ruhe ein Käsebällchen mit Kaffee genehmigen, denn alle Shops haben zu diesen unüblichen Zeiten hier geöffnet. Um 5.30 Uhr hoben wir ab mit COPA – gen Panama. Dort stiegen wir um und recht schnell ging es auch schon weiter nach Bogotá. Es war 11 Uhr, als wir die kolumbianische Hauptstadt wieder erreichten – ein zweites Mal auf dieser Reise. Nicht nur der Flug ging schnell, sondern auch das Prozedere an der Immigration und dem Gepäckband, was man jedoch von der Taxifahrt …

Teatro Amazonas

Teatro Amazonas in Manaus – Kultur im Urwald {DIARY}

Dieser Tag steht im Zeichen der Kultur und der Erholung. Morgens haben wir unser erstes Hosteltypisches Frühstück. Dann wollen wir natürlich als erstes unsere reservierten Flüge mit Copa für heute Nacht noch bezahlen und dingfest machen. Gern sollte es noch hinaus zum Strand gehenn, doch im Tourismusbüro wurde uns mitgeteilt, dass dort gebaut wird (was wir gestern eigentlich auch schon sahen) und außerdem haben auch sonst heute viele Sehenswürdigkeiten wie bspw. der Botanische Garten geschlossen. Dann suchen wir endlich das Teatro auf, um es nicht nur von außen sondern auch von innen zu begutachten. Eine halbe Stunde müssen wir warten, bis eine englischsprachige Tour gemacht wird. In der Zwischenzeit suchen wir noch ein paar umliegende Läden am Praca auf und verpassen fast unseren Rundgang. Die Oper wurde 1896 eröffnet, alles außer das Holz, wurden aus Europa rangeschafft. Und selbst das Holz wurde nach Europa geschifft, um dort von Könnern bearbeitet zu werden. Ziemlich crazy. Der Saal ist gut klimatisiert, was aber erst in den 70ern passierte. Auch die Farbe änderte sich in den 70er Jahren. …