Jahr: 2016

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Wir lagen vor Kap Hoorn

Es ist Sonntagmorgen, der erste Advent, als ich den Vorhang noch ein Stück weiter beiseite schiebe, um nicht den Moment zu verpassen, in dem eine Landmasse hinter der doppelten Scheibe auftaucht. Noch blicke ich auf das offene Meer. Seit knapp 3 Tagen sind wir nun am Bord der MS Midnatsol von Hurtigruten. Ein gutes Stück mit chilenischen Fjorden, Gletschern und Bergen liegt hinter uns. Immer war irgendwo eine Bergkette oder Insel in Sichtweite, als wir die Magellanstraße und später den Beagle Kanal passierten.   Doch seit wir gestern Abend von Puerto Williams ablegten, um den südlichsten Punkt Südamerikas (naja, genau genommen sind das die 100 km entfernten Diego-Ramirez-Inseln, aber die sind schließlich nicht bewohnt) anzusteuern, gibt es nichts, was den Horizont von seiner Monotonie ablöst. Mein Magen kämpft langsam gegen den Rhythmus der Wellen an. Ich schwanke ein wenig durch die Kabine und fische mein Notfallkit gegen Seegang aus dem Schrank. Nicht, dass ich es schon bräuchte. Aber sicher ist sicher. Punkt 7 Uhr wird der Anker gesetzt. Wir haben Kap Hoorn erreicht. Rund 10.000 Menschen wurde dieses Stück …

Beelitz Heilstätten

Schritte

Und plötzlich ist man allein. Der Duft eines Krankenhauses zieht durch das Gemäuer, Türen fallen unregelmäßig ins Schloss, Schritte schlurfen durch die Gänge. Anspannung macht sich breit – bei mir und den anderen Patienten. Ich kehre in mein inneres Gefängnis. So ungefähr muss es sich anfühlen, wenn man nach einem Urteil seine Zelle bezieht. Wenn einen wenige Worte ersticken, einen aus dem reißen, was das Leben ausmacht. Düfte, Geräusche, Geschmäcker intensivieren sich dort, wo das Äußere nicht existiert. Der Zeiger der Uhr tickt langsam. Die Welt zieht in Zeitlupe vorbei.  Der Mann neben mir greift immer wieder die Hand seiner Frau, die ängstlich auf den Boden schaut. Ruhige Worte der Hoffnung flüstert er ihr ins Ohr – gerade so laut, dass sie mich noch erreichen. Sie leiden zu zweit für einen. Ich versuche mich etwas abzuwenden, lausche dem Rascheln des Magazins, das die Patientin links neben mir wahllos durchblättert. Ihre meditative Art mit dem, was auf uns zukommt, umzugehen. Wir warten auf unsere Diagnosen – gemeinsam und doch auch jeder für sich allein. Nur das Paar rechts neben …

Antarctica / Tholl Jean Pierre

Ins ewige Eis oder ans Ende der Welt – meine Reise in die Antarktis mit der MS Midnatsol

Seit Tagen sitze ich zwischen aufgestapelten Umzugskartons, pendle zwischen Wohnungen. Man könnte sagen, ich stecke in einer recht chaotischen Woche, wäre mein Jahr nicht ohnehin schon ein pures Durcheinander gewesen. Wann, wenn nicht jetzt, ist mal Zeit für eine Luftveränderung, für ein bisschen frischen Wind um die Nase? Aus den chaotischen Haufen versuche ich die Dinge zu fischen und in den Rucksack zu stopfen, die man für „so eine Reise“, die ich vor mir habe, eben braucht. Ich muss zugeben, so ganz weiß ich ohnehin nicht, was wirklich ins Gepäck muss. Denn diese Reise ist mit nichts Bisherigem zu vergleichen. Es geht in die… Antarktis Hätte ich eine Bucket Liste, die da hieße „Orte, die ich vor meinem 40. Geburtstag gesehen haben möchte“, dann wäre sie schon ziemlich abgearbeitet, denn viele Reiseträume habe ich mir bereits erfüllt. Aber da gibt es ein Ziel, das mich schon lange reizt, aber von dem ich nicht dachte, es je einmal zu erreichen. So weit weg ist dieser Ort, von dem ich spreche und für den ich genau jetzt all das Chaos …

Finnlines, Finnstar

Entspannt nach Finnland reisen – Mit Finnlines einmal über die Ostsee

Seit einer halben Stunde sitze ich im Schneidersitz im Fenster meiner Kajüte. Der Regen peitscht auf die Scheibe während wir uns im Rhythmus der Wellen auf und ab bewegen. Am Horizont schaukeln sich zwei weitere Schiffe in die Nacht. Im Westen tüncht die Sonne die dunkelgraue Wolkendecke in ein zartes Gelb. Der Streifen, der die dunkle, aufgewühlte Ostsee vom Himmel trennt, gerät ins Schwanken. Nach jedem härteren Aufprall schäumt die Gischt über den Bug zu meinem Fenster hinauf. Was für den Kapitän, der vier Etagen über mir sitzt, wahrscheinlich eine ganz normale Fährfahrt auf der Ostsee ist, zeigt mir von dem Meer, das mir jeden Sommer viel Badevergnügen bereitet, eine ganz neue Seite. Meditativ und völlig entspannt wiegt mich die Finnstar in die Nacht. 29,5 Stunden trennen Helsinki von Travemünde. Zeit, in der eine relaxte Kurzreise nach Finnland nachwirkt. Überfahrt von Travemünde nach Helsinki Die Überfahrt von Lübeck vier Tage zuvor verlief wesentlich ruhiger als diese Nacht. Fast wähnte ich mich gar nicht auf einem Schiff, als wir die Lübecker Bucht verließen und an der …

Ntwetwe Pan

Der Himmel über der Salzwüste – Ladies Night in der Ntwetwe Pan

„Don’t move for the next minute.“ Bokamoso startet seine Stoppuhr, während zehn Frauen mucksmäuschenstill auf den Campingstühlen im Halbkreis sitzen. Plötzlich ist Stille – komplette Stille. Das Tierkonzert der letzten drei Wochen erstickt auf dem salzigen Boden der Ntwetwe Pan, die zum größten Salzpfannensystem der Welt, der Makgadikgadi Pan, gehört. Über uns schmückt der Himmel sein dunkelblaues Kleid und heftet Sterne an. Sie entfalten nur wenig Strahlkraft an diesem Abend, da der Halbmond zu intensiv scheint. Doch über uns wacht Venus im leuchtenden Gelb. Unter meinen Füßen knirscht die grau-weiße Salzkruste. Ich versuche, jeden Muskel still zu halten. Eine Minute lang lausche ich meinem eigenen Atem. Ansonsten spüre ich nichts. Ein intensives Nichts. Ein Nichts, das durch die Ohren fließt und schmerzt, weil es den Sinn anregt, ohne einen Reiz zu erhalten. Der Reiz gelangt über die Augen in mein Hirn. Das Nichts ist die totale Stille, die vom zaghaften Knistern des Lagerfeuers begleitet wird. Nach einer Minute durchbricht Bokamosos Stimme die Stille. „Was habt Ihr gespürt?“ Ich habe das Nichts gefühlt – Leere, Weite, …

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Into the Bush – Offroad von Kasane nach Savuti und Moremi NP

Noch einmal gehen wir um unseren Toyota Hilux und checken die Reifen, die sich am Rande des Tiefsandes befinden. Auf 1,7 bar haben wir die Luft herausgelassen. Wir wissen noch nicht, ob dies reicht. Überhaupt wissen wir recht wenig über das, was uns erwartet und unsere eigenen Fähigkeiten, ein Auto durch Sandfelder zu manövrieren. 90 km liegen an diesem Morgen bereits hinter uns, als ich das Lenkrad an Katrin übergebe. Ein Schild zeigt 70 km bis Savuti an. „It’s doable!“ hatte uns ein entgegenkommender Holländer noch zugerufen. Was für ihn doable heißt, muss es für uns längst nicht sein. Unsere Offroad-Fahrt nach Savuti Und da stecken wir nun nur 5 Minuten später im Tiefsand. Katrin versucht immer wieder anzufahren, doch es will nicht gelingen. Stattdessen kommt uns noch von vorn ein Auto entgegen. Wir kommen nicht los. Das fängt ja schon mal gut an, ist mein erster Gedanke. Plötzlich bewegt sich unser Auto vorwärts und von nun an sollte der Fuß nicht mehr vom Gas genommen werden. Die Häuser von Kachikau entfernen sich im Rückspiegel und …

mit dem Mokoro durch das Okavango Delta

Okavango Delta – Tatort Wildnis

Zig einmotorige Airvans reihen sich am Rande der Start- und Landebahn von Maun aneinander. Vor einer dieser Maschinen kommt unser Auto zum Stehen. Schon stürzt sich eine Frau in Uniform auf uns und begrüßt uns überschwänglich mit „I am Charlotte, your Pilot today.“ Neben ihr steht ein junger Mann, ihr Copilot, der uns unser Gepäck abnimmt. 20 Minuten soll der Flug dauern. Dieser Flug führt uns direkt einmal über das Okavango Delta zum Gunn’s Camp. Jede Lodge wird von Maun angeflogen. Flug über das Okavango Delta Dann steigen wir auch schon ein und lassen uns auf der Rückbank des Viersitzers die Sicherheitshinweise erklären. Feuerlöscher in der Mittelkonsole, Verbandskasten hinten. Damit wären wir auch schon fertig. „Ach ja, und haltet Ausschau nach den Elefanten!“ ergänzt Charlotte noch mit einem Lachen. Elefanten! Botswana hat davon reichlich, im Chobe NP lebt gar die größte Population. Bin ich nach 1,5 Wochen etwa schon Elefantenmüde? Unter uns werden mit zunehmender Lautstärke des Propellers die Häuser kleiner. Die Landschaft ist karg und trocken. Beige-, Grau- und Brauntöne dominieren die Szenerie. Wo ist …

Nägel mit Köppen und Pinsel mit Farben

Nein, Smutje und Capitana sind noch nicht in der Südsee angekommen und tanzen Hula Hula. Nachdem sie nochmal drei Monate in Panama draufgelegt haben, neigt sich INTIs Bug nun aber doch endlich Richtung Kanal. Gestern waren wir beim Hafenkäptn (oder besser gesagt einer sehr netten Hafencapitana) in Colon und haben die Vermessung der INTI beantragt….

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Markt in Ambalavao

Vom bunten Markttag in Ambalavao und den Rufen der Kattas im Anja Park

Gelbe Mopeds, die an asiatische Tuk Tuks erinnern, mischen sich in das sonst so einsame Straßenbild der RN7. Sie sind das erste Anzeichen, dass wir uns einer Stadt nähern. Kurz hinter dem Ortseingang von Ambalavao halten wir. Lantu verschwindet in einem einstöckigen Haus mit farbiger Bemalung, um uns kurz darauf zu sich zu winken. Hier steht schon eine Frau vor einem ausgebreiteten Tuch, auf dem sich viele kleine Kokons befinden. Diese sind die Essenz für die zahlreichen Seidenprodukte, die im Hinterhof von Soalandy hergestellt werden. Papierherstellung in Madagaskar – eine alte Tradition Etwas weiter im Ortszentrum wird auf dem Gelände der Bougainville ein Produkt aus der Rinde des Maulbeerbaums gewonnen. Es handelt sich dabei um die Papierherstellung, die die Antaimoro als erstes Volk Madagaskars von den arabischen Einwanderern erlernten, genauso wie auch das Schreiben und Lesen. Besonders hübsch sind die eingearbeiteten Blüten, die das Papier veredeln, so das man dieses auch als Grußkarte verwenden kann. In den Straßen von Ambalavao Nachdem wir die Papierwerkstatt verlassen, finden wir uns schnell in den wuseligen Straßen des beschaulichen Ortes Ambalavao wieder. …