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Copacabana und der Platz an der Sonne

Copacabana

Geschafft, wir sind an unserem Ziel. Einmal Copacabana! Natürlich zieht es uns nach einer langen Busfahrt gleich an den Strand, tauchen dort unsere Füße unter atemberaubender Kulisse in das türkisfarbene Wasser ein. Der Sand kitzelt ein wenig unter den Füßen.

Halt! Ich schreie laut auf. Irgendetwas ist hier falsch! Das 12 Grad kalte Wasser schmerzt. Der Traum von Copacabana kann 2700 km östlich besser geträumt werden. Dort, wo gerade die Sonne gefühlt 24 Stunden vom Himmel platzt, in Brasilien. Doch wir sind im Norden Boliviens. Anstatt den Blick auf den Zuckerhut genießen wir die bezaubernde Bergkulisse der Anden, statt Meeresbrise schnappen wir auf knapp 4000 Metern noch immer nach Luft. Und dann ist da der Regen, der uns seit Tagen begleitet.

Titicacasee

Titicacasee

Titicacasee

Titicacasee

Die Fahrt von Puno (Peru) nach Copacabana gibt schon einen wunderbaren Vorgeschmack auf das, was uns in der Kleinstadt erwartet. Die Straße windet sich entlang am schier endlos wirkenden See, führt vorbei an Buchten, die zum Baden einladen. Doch das wäre ein sehr kühles Unterfangen. Die tief liegenden Wolken spiegeln sich im klaren Wasser des Sees, der sogar Länder wie Chile, Argentinien und Brasilien mit Trinkwasser versorgt. Eigentlich liegen nicht die Wolken tief, sondern wir sind einfach sehr hoch. Jeder Gipfel wirkt mini, weil er nur noch als Spitze aus diesem Hochland herausragt.

8 km hinter der peruanisch-bolivianischen Grenze öffnet sich bereits der Blick auf Copacabana. Hier geht es nicht minder touristisch vor als bei seinem brasilianischen Namensvetter. Hauptplatz und Hauptstraße sind voller Busse. Wir fliehen an den Strand, an dem eine Vielzahl an Booten auf die Ausfahrt zu der Isla del Sol und weiteren vorgelagerten Inseln wartet. Dazwischen schippern Tretboote in Schwanenform, die wohl eher den bolivianischen Touristen locken.

Frau in Copacabana

Frau in Copacabana

Blumenstand

Blumenstand

Frau am Titicacasee

Frau am Titicacasee

Basilika

Basilika

Der See ist das Highlight schlechthin, doch noch etwas stellt den gesamten Ort in den Schatten, die maurische Basilika. Zahlreiche Bolivianer und Peruaner suchen in ihrem Inneren die ein Meter hohe Marienfigur Virgen Morena auf, die als Schutzheilige des Titicaca-Sees verehrt wird. Blumenstände säumen den Weg zur Basilika. Ich vermute bereits, dass dies mit der hier vorherrschenden Tradition der Autosegnung zu tun hat. Autos werden mit Blumen geschmückt und dann gesegnet. Neben Blumen werden auch Miniaturautos und -häuser verkauft. Auch diese dienen dem Zweck der Segnung durch einen Mönch oder Schamanen. Diese Miniaturen begleiten einen in der ganzen Stadt und auch auf unserem Weg dem Cerro Calvario hinauf.

Autosegnung

Autosegnung

Trüber Tag am Titicacasee

Trüber Tag am Titicacasee

Am nächsten Tag steuern wir das Ziel eines jeden Touristen an – die Isla del Sol. Ich hoffte, dass die Inkas Recht behielten und wir mit der Wahl dieses Ausflugsziels auf der Sonnenseite sein würden. Der Blick in den Himmel sagt nein. Aber nicht umsonst ist die Isla del Sol der Geburtsort der Inkas und der täglichen Sonne. Kaum legen wir im Inselnorden in Challapampa an, gibt der Wolkenteppich ein strahlendes Blau frei. Die ersten Schritte auf der Insel müssen wir geführt machen. Über eine Stunde laufen wir im Norden der Insel die Inkastätten ab – Museum, Piedra Sagrada, Templo el Inca, Roca Sagrada (in Pumaform), Opfertisch und zum Chinkana. Eigentlich ist hier gefühlt jeder Stein heilig. Nach einer Legende zufolge kam im Chikana-Komplex der Sonnengott zur Welt und gilt somit als der Ursprung des Inkareiches.

Da uns unser erster Guide zu langsam ist, machen wir Guidehopping. Wir schließen uns immer wieder anderen Gruppen an und gehen dann schließlich unseren eigenen Weg. Wir wandern zwei Stunden über die karge Hügelrücken gen Süden.

Isla del Sol

Isla del Sol

Isla del Sol

Isla del Sol

Schöner kann die brasilianische Copacabana dies auch nicht zaubern – diesen Blick über den so kräftig leuchtenden See. Der Sonne ganz nah unter dem Schutz der flauschig watteweichen Wolken und auf dem Inselboden geerdet. Dieser Weg darf nie zu Ende gehen. Und doch endet er in Yumani, wo die Boote wieder abfahren.

Isla del Sol

Isla del Sol

Isla del Sol

Isla del Sol

Isla del Sol

Isla del Sol

Die Rückfahrt nach Copacabana ist weniger stürmisch, aber dennoch erwartet uns am anderen Ufer wieder eine Gewitterfront. Copacabana ist einfach nicht der Platz an der Sonne. Aber wozu auch, wenn man doch vor der Haustür eine Sonneninsel hat.

Wir reisten im Januar 2010.

Mehr zu Bolivien u.a. unter Reisebericht Bolivien

4 Kommentare

  1. Haha… was war denn mit dem ersten Guide los???War der noch verpennt? Nach Bolivien will auch total unbedingt mal!!!!

    • Vielleicht sind wir auch einfach nur zu flott gewesen… 😉 Bolivien unbedingt, liebe Nicole. LG, Madlen

  2. Das mit der Autosegnung ist mir neu! Sinniger wäre wohl etwas mehr Fahrschule für die Fahrer, um Boliviens Straßen sicherer zu machen : ) Wie schön Südamerika immer wieder ist! Sonnige Grüße, Jutta

    • 😉 Liebe Jutta, außer in der Karnevalszeit fuhren meine noch ganz sittlich. Aber wird einmal gefeiert, fährt man auch gern rasant auf dem Mittelstreifen oder Gehweg oder macht während der Fahrt ein Nickerchen. Aber das gehört wohl grundsätzlich zu den südamerikanischen Fahrkünsten. LG, Madlen

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