Kaum sind wir dem deutschen Winter entkommen und in den argentinischen Hochsommer katapultiert worden, fliegen wir schon wieder dem Frühling oder Herbst entgegen – je nach Sichtweise. Es wird kalt werden, ganz sicher, und hell – denn auf Feuerland sind gerade so etwas Ähnliches wie die weißen Nächte – aber eben auf Südlich.
Als wir die Wolkendecke durchbrechen erblicke ich schneebedeckte Gletscher, an denen wir nur ein Haarbreit vorbeigleiten. Zu wenig Platz ist zwischen Gebirgskette und Meer – dort wo sich Ushuaia und sein überschaubarer Flughafen befinden. Kleine Inseln im Beagle Kanal, türkisfarbenes Wasser und eine etwas in die Jahre gekommene Stadt. Welcome to Ushuaia!
Den geschäftigen Flughafen lassen wir bald hinter uns, genießen die Frische, die in der Luft liegt. Der erste Eindruck von der Stadt ist eher trist, gar etwas morbide. Als wir rausgehen, um die Stadt zu erkunden, setzt der Regen ein und mit ihm scheinen die Menschen zu verschwinden. Die leeren Straßen und die etwas heruntergekommenen Wohnhäuser hinterlassen ein seltsames Gefühl vom Ende der Welt oder vielmehr vom generellen Ende.
Am nächsten Morgen geht es zum Gletscher Martial hinauf. Die Skipiste und Loipe wartet auf Besucher und auf Schnee. Argentinien und Wintersport hatte ich bisher noch nicht zusammengebracht und auch jetzt fällt es schwer.
Leider sind wir unter Zeitdruck, so dass wir die Gegend hier oben nicht weiter erkunden. Dann eilen wir die 7 km wieder zurück in die Stadt. Um 14.30 Uhr müssen wir am Hafen sein, der Beagle Kanal wartet.
Am Hafen drängeln sich schon die Touristengruppen und werden sortiert. Alle Bootstouren stechen zum ähnlichen Zeitpunkt in See. Wer die Pinguin-Tour gebucht hat, muss den Massen aufs Boot folgen. Ich höre die Worte unserer Gastgeberin Nancy, die uns immer wieder darauf hinwies „Pinguin-Tour mucha gente, muy caro“. „Viele Leute und teuer“ ist bei mir ein Verkaufstöter und so reihen wir uns in die überschaubare Schlange eines kleinen Bootes ein.
Auf unserem Boot nehmen nur 25 Personen Platz. Dann geht es auch schon los. Zur Linken erheben sich die argentinischen Bergkuppen mit einer Höhe von 1.500 Metern und zur Rechten die Gipfel der chilenischen Seite mit einer Höhe von 2.500 Metern vor unseren Augen. Dazwischen schiebt sich das türkisfarbene Wasser mit vielen kleinen Inseln, auf denen Komorane, Seelöwen und viele Vögel zu sehen sind. Bird’s Island, Alice Island und dann der Leuchtturm Les Eclaireurs – die Inseln schwimmen an uns vorbei. Trotz kräftigem Sonnenschein spüre ich einen kühlen Windhauch auf der Nase. Als ich die Augen kurz schließe, rieche ich die Antarktis oder der Gedanke allein daran trägt. Wenn dieser außergewöhnliche Standort nicht wäre, dieser kleine Gedanke, ich könnte auch gut in Norwegen sein.
Ich reiste im Januar 2011 für einen Monat durch Argentinien.
Tipps und Informationen zu dieser Reise findet Ihr unter Reisebericht Argentinien
Das Bild mit dem Leuchtturm ist ein Traum <3
LG Mila
Danke, liebe Mila. Der ganze Beagle Kanal war irgendwie unwirklich – fast wie ein Traum 😉 LG, Madlen