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Auf den Spuren des Hirschs – Havelquellwanderung

Hirschweg

Ist sie es oder ist sie es nicht? Obwohl die Havel von der Gegend unserer zweiten Wahlheimat bis in unsere erste Heimat fließt, wissen wir so erstaunlich wenig über diesen Fluss. Wir wissen zwar schon, dass wir, wenn wir wollten, unser kleines Kajak in Blankenförde ins Wasser lassen könnten und wir irgendwann auch im Wannsee rauskommen würden.
Doch wo die Havel entspringt, wusste ich bis letztes Jahr gar nicht und bis heute hatte ich nur eine leichte Ahnung.

Havelquellweg

Havelquellweg

Falsche Havelquelle

Falsche Havelquelle

Es ist auch nicht so einfach mit der Havel, denn sie hat eine echte und eine falsche Quelle. So hat sie eine Quelle, wie wir uns alle Quellen eben vorstellen. So eine kleine Pfütze mit Loch, aus dem es sprudelt. Uns sie hat eine Quelle, die sich nicht als solche zu erkennen geben möchte – so ein bisschen wie in Uganda die Nilquelle. Die Quelle ist nämlich ein See, der Bornsee.

Mühlensee

Mühlensee

Falsche Havelquelle

Falsche Havelquelle

Wir nehmen uns also vor, beides einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Und wer könnte uns dafür besser den Weg weisen als der Hirsch. Die Wanderwege im Müritz NP haben alle irgend eine Bedeutung. Nur woran liegt es wohl,  dass ich auf dem Wildschweinweg bisher keine Wildschweine und auf dem Schneckenweg keine Schnecken sah, dafür aber auf einem komischen Vogelweg massenhaft Wildschweinspuren entdecktn. So rechne ich heute auch nicht mit einem röhrenden Hirsch. Also gehe ich mit Spannung an diese 10,5 km lange Wanderung durch die Wälder und über die hügeligen Felder des Mecklenburger Landes und bin gespannt, ob sich auf dem Hirschweg so manch ein komischer Vogel sehen lässt..

Havelquelle Bornsee

Havelquelle Bornsee

Wasserscheide

Wasserscheide

Zunächst steuern wir den Mühlensee an. Dieser stellt die „falsche“ Havelquelle fast in den Schatten. Im Sommer lädt hier eine schöne Badestelle zum Sonnenbad ein. Jetzt genießen wir einfach nur den herrlich angestrahlten See. Und noch etwas Interessantes gibt es hier zu entdecken – die Wasserscheide zwischen den in die Ostsee und den in die Nordsee fließenden Gewässern. Nach Norden fließen die Flüsse in die Ostsee ab und nach Süden in die Nordsee.

Wir wandern weiter am unteren Ende des Mühlensees und des Trinnensees entlang, um dann in bester Lage wieder ein Forsthaus zu entdecken. Seit wir in Meck-Pom unterwegs sind und auch ein Auge auf die schönen Wohnlagen geworfen haben, stellen wir fest, die besten Häuser in schönster Lage sind Forsthäuser. Förster müsste man sein!

Und so ist Ulrichshof eine Siedlung mit einer Handvoll Häuschen. Mehr nicht. Weiter geht es auf einem Feldweg, hier bekommen wir entgegensetzt zum ersten Stück durch den Wald nun auch endlich die Wintersonne ab. Hufe verraten, dass sich hier auch gern Reiter zeigen. Heute sehen wir nur Spuren von Pferden, Rehen, Hunden und Menschen. Ein Hirsch war nach unserem Halbwissen auch nicht dabei.

Wald

Wald

Schliemannmuseum mit Trojanischem Pferd

Schliemannmuseum mit Trojanischem Pferd

Schliemannmuseum in Ankershagen

Schliemannmuseum in Ankershagen

Kirche von Ankershagen

Kirche von Ankershagen

Vom nächsten Ort, Bornhof, schaut man nun direkt über die wirkliche Havelquelle – ein Quellsee, der keine überirdischen Zuflüsse hat. Von Hügeln umgeben liegt der See landschaftlich schön. Kurz hinter Bornhof verschwindet unser Weg wieder im Wald. Hier kann man kurz vom Hirschweg abbiegen und findet in 300 m Entfernung Hügelgräber. Der weitere Weg führt uns durch dichten Wald, in dem die Vögel unsere einzigen Begleiter sind. Erst kurz vor dem Ort Ankershagen verlassen wir wieder diesen Wald und sehen von weitem die Dächer des Schliemanns-Orts blinken. Der Hirsch weg legt nämlich tatsächlich einen wahren Fund frei, denn hier wurde der Troja-Ausgräber geboren, hier wuchs Heinrich Schliemman auf. Und so erinnert auch alles, was nur kann, an den großen Forscher. Vor dem Schliemann-Museum thront ein trojanisches Pferd mit Rutsche für Kinder. Gegenüber liegt eine der ältesten Feldsteinkirchen Mecklenburgs aus dem 12. Jahrhundert. Am Ortsausgang Richtung Nationalpark passiert man  alte verlassene Backsteingebäude und einen besonderen Blickfang – das Wehrschloss Ankershagen, das bis 1998 als Schule genutzt wurde.

Wehrschloss Ankershagen

Wehrschloss Ankershagen

schwarze Schafe

schwarze Schafe

Landwirtschaft und Tourismus spielen eine Rolle in der Schliemanngemeinde. Und so führt uns die letzte Wanderetappe an dem riesigen landwirtschaftlich betriebenen Gebiet vorbei. Auf einer eingezäunten Weide stehen Unmengen von Schafen, schwarzen Schafen, die uns erst anstarren und uns dann folgen. Und so haben wir auf dem Hirschweg nicht die Hirschen gefunden, sondern nur viele schwarze Schafe!

Havelquellrundweg

Havelquellrundweg

 

Unter #flachwanderer empfehle ich ein paar nette Strecken ohne große konditionelle Ansprüche. Manchmal „sogar“ in den Bergen.

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