Alle Artikel in: Deutschland

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Heimatgefühl oder da, wo ich herkomme

Zugegeben, erst das viele Reisen bringt mich häufig in die Verlegenheit, die Frage nach meiner Heimat zu beantworten. Viel zu lange zögerte ich, meinen Wohnort als Heimat zu bezeichnen. Heimat ist das, wo man herkommt. Doch wo komme ich eigentlich her? Wo fängt Heimat an, wo hört Heimat auf. Wann wird aus Wahlheimat Heimat? Ich lebe nunmehr länger in meiner Wahlheimat als in der Heimat, in der ich geboren wurde und aufwuchs. Irgendwann wurde dennoch aus einer Thüringerin eine Berlinerin – und doch schlägt mein Herz für beides. 18 Jahre wuchs ich am südlichen Ausläufer des Thüringer Waldes auf, in den sanft welligen Hügeln, in denen die Sonne immer ein bisschen weniger schien als im Rest des Landes. Nichts Spektakuläres, sondern normale ländliche Idylle – doch mir fehlten schon immer Wasser und Großstadt. Was ich in meiner Kindheit schätzte, das Herumtollen auf Wiesen und in Wäldern, lockte ab dem Teenager-Alter nicht mehr. Wenn man mich fragte, was ich mal studieren wollte, wusste ich dies nicht mit Sicherheit zu sagen, doch eins war sicher, ich wollte …

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Eine Radtour um den Tollensesee

Ein bisschen Eiszeitgefühl überkommt mich an diesem Ostersonntag. Wir haben uns die Räder geschnappt, um ein Stück auf der Eiszeitroute zwischen Feldberg und der Vier Tore Stadt Neubrandenburg entlang zu radeln. Eine Radtour um den Tollensesee. Der kalte Wind weht mir harsch entgegen, als ich wieder mit strammem Tritt mal steile, mal leichtere Hügel der Moränenlandschaft passiere, die den ca. 10 km langen und 2,5 km breiten Tollensesee und die angeschlossene 3 km lange und 2,5 km breite Lieps sanft umschließen. Schlösser von Hohenzieritz und Prillwitz Bevor wir uns auf die Räder schwingen, halten wir noch einmal in der 500 Seelen-Gemeinde Hohenzieritz, ein kleiner Ort im Schatten eines Schlosses. Die Königin des Hohenzollernhauses, Luise von Preußen, starb hier 1810. Ihr Vater Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz ließ das cremeweiße Schloss als Sommerresidenz erbauen, in dem heute das Nationalparkamt sitzt. Und auch das Sterbezimmer von Luise mit dem Sarkophag kann nun besichtigt werden. Wir widmen uns aufgrund der wenigen Zeit nicht dem Inneren des Schlosses, sondern dem umgebenden Schlosspark, den Luises Vater ab 1771 als ersten Landschaftsgarten …

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Mecklenburg-Vorpommern zum Jahreswechsel

Flucht aus Berlin betreibe ich seit nunmehr zehn Jahren am Ende des Jahres. Aus einer einst unbewussten Entscheidung wurde inzwischen Regelmäßigkeit. Zuerst war es Uganda, dann Äthiopien, später folgten Panama, Peru, Kolumbien. Und dann war da plötzlich Meck-Pom, Mecklenburg-Vorpommern! Was ich irgendwann mal auf Usedom begonnen hatte, ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Am Jahresende geht es an die Küste oder zumindest zwischen die vielen Seen in den Wald. Wo kann man auch besser Altlasten abwerfen und zugleich auf Neues vorausschauen als am Wasser. Irgendwann mache ich das auch mal im Wasser, aber noch scheue ich das Eisbaden. Andere am Strand von Warnemünde sind da etwas härter im Nehmen und trocknen sich bei 6 Grad Lufttemperatur und einer sehr steifen Brise ab. Mit einem letzten Bad schließen sie das Jahr 2014 ab während viele Touristen und Einheimische einen letzten Strandspaziergang im funkelnden Licht der untergehenden Sonne am mit 150 Metern breitesten Sandstrand der deutschen Ostseeküste genießen. Hier werden hinter einer Absperrung schon pyrotechnische Geschütze aufgefahren. Noch begeistert die Natur mit ihrem Farbspiel am Himmel. Über die Ostsee …

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Mit Longboard das Lausitzer Seenland entdecken

Ein langes Wochenende steht bevor. Zeit für einen Ausflug ins nahe gelegene Lausitzer Seenland – wo zu Zeiten des real existierenden Sozialismus die großen Schaufelradbagger standen und sich Braunkohlemondlandschaften erstreckten. Ich muß zugeben, mich selbst verschlug es damals nie in diese Gegend. Nichts lag ferner von einem Erholungsgebiet als die Gegend rund um Senftenberg. Ich habe noch immer die Erzählungen in den Ohren, wie unzählige Orte weichen mußten, um das Plansoll zu erfüllen. Es kommt mir wie ein anderes Leben vor als ich an diesem Ort an den unzähligen Seen vorbeifahre. So kann also Transformation funktionieren – vom Kohltagebau zum Erholungsgebiet, unterschiedlicher kann eine Region kaum sein. Um so erstaunlicher ist also, was ich hier vorfinde. Mit unseren Longboards unter den Füßen wollten wir nun dieses beeindruckende Seengebiet erkunden. Was wir vorfanden, ist ein Paradies für Aktivitäten mit Rad- und Rollensportgeräten. Kilometerlange asphaltierte Wege rund um die Seen locken Fahrradfahrer, Inlineskater, Sommerskifahrer, aber nur eine handvoll Longboarder an die frische Luft. Man kann sich ganz der Freiheit auf dem Board hingeben und sich den Wind …

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Am Ende der Straße war die Mauer

Am Ende meiner Straße war die Mauer. Dahinter war ein anderes Land. Ein Land, das ich einmal im Jahr besuchte, da ich Verwandte in Sachsen hatte. Ob ich vor oder hinter der Mauer lebte, wusste ich nicht zu sagen, denn eigentlich lebte ich mit meiner Familie auf einer Insel – umringt von der Deutschen Demokratischen Republik. West-Berlin, die Stadt, in der ich aufwuchs – war nicht ganz Fisch, nicht ganz Fleisch. West-Berlin war anders, und das merkte ich besonders an dem Tag, an dem die Mauer fiel. Aufgewachsen bin ich im Südosten von West-Berlin – in Lichtenrade – in einer Straße mit Einfamilienhäusern und Gärten. Meine Freunde und ich konnten von überall ganz nah an die Mauer ran, und der Gartenzaun des Nachbarn am Ende unserer Straße war quasi die Mauer. Gut, es verlief ein kleiner Fußpfad zwischen dem Garten und der Mauer, aber so nah waren Ost und West voneinander getrennt. Ganz in der Nähe war ein kleines Wäldchen, in dem es ein Holzpodest gab. Von dort aus konnte ich mit den anderen Kindern …

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Der Tag, an dem der Westen seinen Duft verlor

Mein Kompass hatte nur drei Richtungen. Und dennoch schien er intakt. Dort wo die Sonne am höchsten stand, ging es für mich nicht weiter. Hinter der Linie am Horizont kam nichts. Doch der Blick in den Himmel reichte. Gen Süden fuhr man einfach nicht. Was uns davon abhielt, kannte ich nur vom Hörensagen. Ein Grenzzaun, der so fest in meinem Leben stand, nur 15 km von unserem Haus, blieb bis zu jenem Tag für mich unsichtbar, an dem er kein Hindernis mehr war. Hin und wieder schritt meine Patin mit Jeansjacken, Netzstrümpfen und Milkaschokolade in mein Leben und färbte meine Welt bunt. Jeder Gegenstand duftete, dass ich mir in meiner Vorstellung hinter der Mauer ein parfümiertes Land vorstellte. Doch ansonsten mangelte es mir an nichts, außer an den unbegrenzten Möglichkeiten. Aber mit meinen fast 13 Jahren hatte ich noch längst nicht die Gesamtpalette an Möglichkeiten ausgeschöpft. Das Universum vergrößert sich, je älter man wird. Die Wege werden länger, die Zeit rast schneller, der Wille nach Freiheit wächst. Was in der Kindheit noch die duftende Wiese …

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Der Ruf des Hirsches – Safari im Müritz NP

Es ist ein sonniger Morgen am diesem Herbstwochenende, als ich morgens von Blankenförde über Zartwitz durch den Müritz NP radle, um pünktlich um 12 Uhr in Boek zu sein. Während Lars noch einmal umkehren musste, und ich allein durch die Kiefern-, Buchen- und Birkenwälder in die Pedalen trete, lausche ich im Fahrtwind dem Röhren der Gänse und Kraniche, die ich durch die Wipfel nur erahnen kann. Ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal allein durch einen Wald geradelt bin, aber ich ahne, an diesem Morgen so ziemlich einsam auf diesem Weg zu sein. Und doch weiss ich auch, ich werde beobachtet. Denn in diesem Wald gibt es durchaus Leben. Seit ich nahezu jedes Wochenende regelmäßig den Müritz Nationalpark besuche, sind mir schon unzählige Rehe, ein paar Waschbären, Dachse, Füchse, Wildschweine und natürlich viele Raubvögel begegnet. Safari geht auch in Deutschland! Nachdem ich letztes Jahr den Kranichzug am Rederangsee beobachtete, wollen wir dieses Mal der Hirschbrunft beiwohnen. Doch die brünftigen Hirsche wissen sich in diesem Paradies für Tiere gut zu verstecken. „Die sind ja auch …

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Reif für die (Ostsee)Insel – Darss vs. Rügen

Jeder Schritt zwischen Decke und Meer wird vom Quietschen unter den Füßen begleitet. Feinkörniger Sand schiebt sich zwischen die Zehen. Ich bahne mir meinen Weg zwischen Windschutze, Muscheln, Sonnenschirmen oder Strandkörben. Egal, was es ist, die Urlauber suchen Schutz – Schutz vor der Sonne, Schutz vor dem Wind, Schutz vor den Nachbarn. Dabei wird gern mal hinter dem Stofftuch das Fernglas gezückt. Zu viele Segel, die aus dem Meer ragen und Neugier oder Sehnsucht anheizen. Dabei wird der Sucher auch gern mal auf das vorbeilaufende Wesen gerichtet: Oben T-Shirt, unten nackt. Schutz suchend und zugleich auch Nacktheit präsentierend. Nirgendwo ist Deutschland so deutsch wie am Strand – dieser Tage. Auch ich begebe mich an diesen heißen Sommerwochenenden gern an den Strand, bin reif für die Insel. In drei Stunden ist man von Berlin nicht nur an der Küste, sondern auch auf den Inseln und Halbinseln der Ostsee. Nichts bringt mich so schnell in Urlaubsstimmung wie ein Tag am Meer. Wenn Ihr wissen wollt, wo Ihr mich an den Sommerwochenenden findet, hier! Ich nehme Euch mit …

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Es war einmal Brandenburg {inkl. Bonus-Tipps für den Nordosten)

Seit einem Jahr rauschst Du an mir vorbei. Oder ich rausche an Dir vorbei. Oder so ähnlich. Jede Woche, wenn ich durch deine majestätischen Linden- und Eichenalleen auf dem Weg gen Norden düse, denke ich darüber nach, wie schön es einst mit uns war. Die Liebe startete so ziemlich genau im Sommer 1997. Als ich ein Jahr zuvor endgültig nach Berlin zog, wollte ich eine Großstadt. Doch im Sommer, wenn die Hitze sich in die Straßen legte und jeder von Berlin und seinem Drive schwärmte, dürsteten meine Poren nach Wasser. Es war Zeit für eine Erfrischung. Ob nach der Uni, vor der Arbeit oder am Sonntagmorgen, wenn ich aus den Clubs kam – immer war Zeit für ein Stück Brandenburg und seine Seen. Häufig setzte ich mich spontan ins Auto und fuhr einfach allein für 3-4 Stunden raus – Gorinsee, Liepnitzsse, Werbellinsee, Bauernsee – alle waren schnell vom Prenzlauer Berg aus zu erreichen. Irgendwann reichten mir die kurzen Erfrischungspausen im Umland nicht mehr, meine einstigen Geheimtipps wurden Jahr für Jahr zu ausgetretenen Pfaden der Großstädter. …

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Der Havelquelle entgegen – Paddeltour

Die Havel ist hier noch so schmal, so dass sie eher einem ausgewachsenen Bach gleicht. Aus dichtem Schilf biegt ein Boot in die Havel ein. Den kleinen Fließ, der zum Jamelsee führt, sieht man kaum. Wir steuern weiter geradeaus, links und rechts Wiesen und dann eine Holzbrücke, unter der ortsansässige Fischer ihre Holzboote parken. Wieder erscheint vor uns ein Schilffeld, das einen See ankündigt. Über den Jäthensee leiten grüne Tonnen. Man soll den kürzesten Weg hierüber finden, da anlegen nicht erlaubt ist. Diese Gegend steht unter Schutz. Hinter dem See paddelt man durch unaufgeregtes Gebiet. Links und rechts sprießen Grashalme und Blumen in den Himmel – dahinter liegen Wiesen und Felder. Will man den kleinen Ort Babke erkunden, hält man an der nächsten Brücke, über die die Straße in den Ort führt. Ca. 300 m sind’s von hier zur Anhöhe. Will man etwas essen oder sich erfrischen, dann paddelt man einfach noch ein paar hundert Meter weiter die Havel entlang. Sie wird immer enger, fast passen keine zwei Boote mehr aneinander vorbei, da sieht man …