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Das Boot, das früher ablegt {DIARY}

Amazonas

Das Abenteuer beginnt schneller als erwartet. Um ca. 15 Uhr erreichen wir Leticia. Der Landeanflug ist bereits wie vor zwei Jahren spektakulär. Weit und breit sieht man nur sattes grün – keine Häuser, keine Zivilisation. Und dann zur Rechten schlängelt sich erst klein in der Ferne, dann immer näher und größer der Amazonas entlang. Links von uns leuchtet ein Regenbogen. Der einzige Farbklecks in dem monotonen Grün. Der Urlaub beginnt da, wo man die Treppe vom Flugzeug heruntertritt und gegen eine schwüle Wand läuft. Jetzt ist man wirklich weg.

Amazonasgebühr begleichen, Gepäck schnappen und ein Taxi nehmen. Dieses Mal leisten wir uns etwas mehr Luxus im Amazon B&B. Süße Hütte, üppiger Garten und viel Ruhe. Nur das teure Ambiente wissen wir fast nicht zu nutzen. Geplant waren zwei Nächte – etwas Erholung vor der strapaziösen Bootstour. Doch meist kommt doch alles anders. Schuld ist unser Tuk Tuk-Fahrer, den wir mitten in Leticia anhalten, um uns eben mal zum Hafen Tabatingas zu fahren. Gut, Hafen ist nicht gleich Hafen. Und so klären wir schnell das Missverständnis auf, dass unser Reiseziel Manaus sei. Gut, dann geht es eben zum maritimen Verkaufsgebäude. Doch um 16 Uhr haben die nun wirklich nicht mehr geöffnet. Ein Herr gibt uns Auskunft, dass die Boote da unten lägen und wir dort auch unsere Tickets kaufen könnten. Eigentlich wollten wir erst mal nur schauen, aber der Tuk Tuk-Fahrer fuhr uns geschäftstüchtig gleich zum Anlegesteg, wo zwei riesige Amazonasdampfer warteten. Einer sah etwas besser als der andere aus. Der schönere sollte bereits morgen abfahren. Der Steg war geschäftig. Schließlich handelt es sich bei den Schiffen doch mehr um Cargoboote als um Passagierboote. Und die Lasten werden schon fleißig geladen. Als ich aus dem Tuk Tuk steige, ertönen erst einmal lüsternde Pfiffe. Hätte ich ja gleich wissen können. Meine abgeschnittene Armeehose ist immer besser als kurzer Rock. Wer sich hier mehrheitlich befindet, ist kein Indio, wie erwartet, sondern Schwarzafrikaner, die sich später als Haitianer herausstellten. Diese starrten uns an.

Eine Verkäuferin wollte uns auch gleich Tickets verkaufen, aber wir hatten gar kein Geld bei uns und Reais schon gar nicht. Unser Tuk Tuk-Fahrer fuhr uns wieder in die Stadt zu den Banken. Die Ticketverkäuferin ist noch bis 18 Uhr da, aber Brasilien ist uns (Kolumbianern) eine Stunde voraus. Uns blieb also nicht mehr viel Zeit. Eigentlich war das nicht zu schaffen. Schon gar nicht, als der erste, der zweite und der dritte Automat streikte. Irgendetwas war gegen unseren Plan, morgen schon ein Boot zu besteigen. Durch zahlreiche Versuche bekamen wir doch die stolze Summe von 900.000 Pesos zusammen, die es nun umzutauschen galt.

Der Fahrer fuhr uns kommentarlos zu den Wechselstuben, mit denen wir auch vor zwei Jahren schon Bekanntschaft gemacht hatten. Er war der Meinung, dass die Umtauschkurse miserabel waren und beschloss für sich, uns wieder nach Tabatinga zu fahren, wo wir ja eigentlich auch mit Pesos zahlen könnten. In Tabatinga war es nun inzwischen 18.30 Uhr. Der Tisch der Verkäuferin war abgebaut. Wie froh war ich, als sie auf dem Boot auftauchte und uns in aller Ruhe entgegenkam. Natürlich verkaufte sie uns noch eine Kabine für 800.000 Pesos. Wie die aussah und wann wir ankommen würden, wussten wir nicht. Zeit blieb uns nicht für Fragen, denn wir brauchten noch zwei offizielle Stempel. So fuhr uns der Fahrer wieder hurtig nach Leticia zum Flughafen. 17.56 Uhr erreichten wir die Immigration, die bis 18 Uhr geöffnet sein sollte. Naja, macht in Friedrichshain meine Wäscherei auch schon um 17.40 Uhr zu, da sei es doch nur verständlich, dass sich der Herr vom DAS nicht total langweilen will. Denn wenn kein Flieger kommt, ist das hier draußen bestimmt ein sehr einsamer Job.  Der Weg zum Flughafen war also umsonst gewesen.

Auf dem Rückweg in die Stadt versagte noch das Tuk Tuk, als wir durch eine der riesigen Pfützen fuhren. Die Zündkerze wohl. Wir blieben geduldig, waren einfach nur erschöpft. Heute gibt es eh nichts mehr zu tun, außer zu essen, einzukaufen und zu schlafen. So machten wir es dann auch. In der uns bekannten Panaderia holten wir uns einen Drink. Beim Zubereiten der georderten Sandwiches taten sie sich schon schwerer, so dass wir die Bestellung rückgängig machten. Dann kauften wir noch ein paar Sachen für die Bootstour und holten uns noch woanders was zu essen fürs Hostel. Als wir gegen 18.20 Uhr am Park vorbeikamen, begrüßte uns ein Papageikonzert, das all die Motorgeräusche der Mopeds übertönte. Gern hätte ich den Anflug der Papageien gesehen, doch dafür waren wir zu spät dran.

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