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Die Suche nach eindeutigen Wegen in Siebenbürgen {DIARY}

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Aufbruchstimmung gen Norden nach Siebenbürgen. Noch langsam ein hausgemachtes Villa-Frühstück einnehmen, bevor wir uns auf die vermeintlich kurze Strecke nach Brasov begeben. Der Ort Sinaia hat es noch heute genauso in sich wie am gestrigen Tag. So suchen wir eine kleine Weile den Ausgang auf die E 60. Als Schnellstraße rühmt sich diese heute keineswegs, denn zweispurig schlängelt sie sich durch die Täler und die zahlreichen langgezogenen Ortschaften, die mit zig Zebrastreifen ausgestattet wurden. Ist man einmal nicht gerade in eine der vielen Ortschaften, die ohnehin nahtlos ineinander übergehen, wird schnell überholt, egal ob Gegenverkehr oder nicht. Dumm nur, wenn man selbst der nicht beachtete Gegenverkehr ist. Die ganze restliche Fahrt wird dann zu einer Qual. Brasov kündigt sich schließlich durch ein kurzes Stück Schnellstraße an, nur um dann wieder zweispurig in einem Industrievorort zu enden. Transit ist das Schlagwort, das uns um den Ort befördern soll. Doch wohin transitieren wir denn eigentlich?

Die Kirchenburg von Pejmer liegt verschlafen östlich von Brasov. Als Highlight erwartet, sucht man die Touristenscharen vergebens. Gut für uns. Inmitten der Mittagssonne erstrahlt die Festungsmauer in diesem verschlafenen Ort. Wir durchkämmen die zahlreichen Speisekammern der damaligen Dorfbewohner und bewundern die Kirche inmitten der Festungsmauer. Von nun an kann es nur noch lauter werden. Das Paradies der Storchenhorste lassen wir hinter uns. Vor uns liegt wieder Brasov, dieses Mal vom Osten kommend. Dies scheint eine größere Herausforderung zu sein. Denn unsere Zielrichtung ist nun der Westen, ohne die Stadt durchqueren zu müssen. Nein, wir begnügen uns mit dem osteuropäischen Industriegürtel. Und hier liegt tatsächlich noch der größte Unterschied in der EU. An Fabriken sieht man wohl sehr einfach, welcher Wohlstandskategorie man ein Land zuordnen darf. Im Osten die stinkende Industrie, im Westen der Stadt die Grüne Wiese. Die Kreisverkehre kennen wir inzwischen auch ganz gut, denn im Hinblick auf Verkehrsführung hat Rumänien nicht den deutschen Standard. Vielleicht ist dies aber auch semiotisch einfach ein Unterschied. – Sprachbarrieren, Zeichenbarrieren. Ich verstehe. Dann drehen wir eben zum dritten Mal die Runde – mal gen Norden, mal gen Süden. Und in der Zwischenzeit, die wir uns an den westlichen Rand der Stadt herantasten, wird uns auch unser Ziel klarer. Sibiu mit 10 Tonnen ist eben auch unser ausgeschriebenes Ziel und nicht das Sibiu ohne 10 Tonnen. Das muss man aber nicht verstehen, nur umzusetzen wissen. Rasnov – Rosenau – ist das nächste Ziel unseres Tages. Rosenstöcke vermisse ich, aber dafür lockt doch seine stattliche Burg, die über der Stadt thront und ein größerer Magnet ist als Pejmer. Nun geht es 1,5 km steil nach oben, aber Bewegung tut zur Abwechslung bei den brühenden Temperaturen auch mal gut. Dann schieben wir uns auch schon mit den anderen Touristen durch die Burgmauern. Zunächst liegt viel in Schutt und Asche, da ziehen wir den 360 Grad Aussichtspunkt vor. Richtung Informationszentrum in den alten Gemäuern formen die Steine noch ganze mittelalterliche Häuser, die heute als Souvenirläden fungieren.

Letztes Ziel auf unserer heutigen Burgentour ist Bran. Der Graf persönlich könnte hier wohnen, so mystisch gruselig ging es auf dieser Burg zu. Ja, gruslig ist das schon, was sich hier in den kleinen Burgenbau so reinschiebt. Noch eine Stunde geöffnet, will die Schlange nicht abreißen.  Die kleinen Kammern von Lady Mary platzen schon aus allen Nähten, ans Anhalten und inne halten ist hier schon gar nicht zu denken. Schilder lesen macht keinen Spaß. Die Sprache stimmt, ist hier doch alles auf deutsch, doch lässt man sich nur noch im Menschenstrom treiben. Hitze, Menschenmassen und Hunger zehren an mir. Ich könnte sagen, Vlad hat mich gänzlich ausgesaugt. Ich will endlich nen Kaffee, das sagt mir mein Körper. Moieciui de Sus scheint da eine kleine Erlösung. Unweit entfernt, aber noch mehr in den Bergen, soll man hier zwischen den Berghängen zur Ruhe kommen. Vielleicht nicht gerade in der rumänischen Ferienzeit, aber ein Stück der Natur näher ist immer besser.

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