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Eine lange Busfahrt {DIARY}

El Calafate

Heute müssen wir uns noch die Zeit bis zur Abfahrt nach Bariloche beschäftigen. So entscheiden wir uns für eine kleine Radspritztour. Was spritzig ist, sind die Mietpreise. Dieser Ort ist die reinste Presse – alles rauspressen, was nur geht. Dafür bekommt man dann schlechte Räder verliehen, mit denen macht man es nur in die nähere Umgebung schafft.

Auf dem Programm steht unter anderem die Laguna Nimez. Eine Lagune, wie herrlich, aber wie es sie überall geben kann. Nicht so einmalig wie der Gletscher. Nun ja, was machen Argentiner mit einer Lagune? Sie bauen einen Zaun darum und nehmen Geld. Gute Idee, finde ich. Wie viele Lagunen habe ich gleich in Bolivien gesehen. Evo sollte sich in Argentinien mal umsehen und ein paar Anregungen holen. Wir fotografieren die Flamingos über den Zaun hinweg. Radeln noch ein wenig am Lago Argentino entlang und sitzen pünktlich um 16 Uhr zur Abfahrt bereit. Unsere Plätze befinden sich in der vorletzten Reihe. Das ist genau die Reihe, in der einem leider der Blick nach draußen verwährt bleibt, da eine eingeschlagene Scheibe liebevoll mit Pappe versorgt wurde. Das heißt jetzt also, 28 Stunden in eine schlecht präparierte Pappe zu schauen. Da wird es mir gleich noch übler als durch die eigentliche Reisekrankheit. Irgendwann, einmal in Fahrt gekommen, nervt diese Pappe auch durch ihren ohrenbetäubenden Lärm. Wir fragen den Fahrer nach anderen Plätzen und sofort erhalten wir in der unteren Etage zwei Sitzplätze. Hier ist es schon einmal ruhiger, wenngleich auch etwas kalt.Und wir schließen gleich Freundschaft – mit einem Paar. Jetzt will ich nicht schon wieder darauf herumhacken, aber seltsam ist es doch schon, denn dieses Paar ist aus Bogotá, ja aus Kolumbien. Verfolgt mich dieser Albtraum weiter!

Vier Stunden später. Ankunft in Rio Gallegos. Vertrautes Terrain. Die wenigen Einheimischen schnappen ihre Taschen und gehen nach draußen. Ich ahne es und das kolumbianische Pärchen bestätigt es uns – Buswechsel. Danke, dass der Rest nicht informiert wird. So fragen sich die zahlreichen Touristen untereinander was los ist. Wir alten Hasen kennen das Prozedere ja schon. Rio Gallegos scheint eine gute Waschanlage zu haben, in die nun auch unser Bus flitzt. Also alle Rucksäcke nehmen, denn nun kommt ein neuer Marga Bus. Einer ohne Pappe im Fenster. Wir müssen auch wieder in die vorletzte Reihe nach oben. Langsam legen wir uns schlafen. Es gibt noch ein kleines Abendessen, dann kehrt Ruhe ein. Am nächsten Morgen erwache ich mit einem Blick auf den Atlantik. Nein, nicht schön. Antlantik kann schöner sein. Aber die Sonne scheint. Ein Termometer zeigt 26 Grad um 6.30 Uhr an. Das ist Wahnsinn und macht Laune auf mehr Hitze, mehr Bus – wir verfügen ja über eine ausgezeichnete Klimaanlage, wie die untere Etage des Buses beweist. Leider scheint diese oben nicht zu funktionieren, denn im Laufe des Tages wird es sehr, sehr heiß. Und mit den fortschreitenden Stunden steigt auch meine Übelkeit. Stopps sind sehr selten auf dieser Reise. Der schöne Teil der Busfahrt kommt, wenn man durchgeschwitzt, ungewaschen, mit ungeputzten Zähnen eingepfercht auf die 20 Stunden Marke zuschreitet. Dann sind es nur noch 8. Von Comodore Rivadavia an fahren wir querfeld ein. Es erwartet uns weitere Büschellandschaft. Patagonien ist Büschel. Wie gern würde ich die Büschel in meine Kehle stecken, um die aufkeimende Übelkeit, die mich seit Anbruch des Tages wieder heimsuchte, zu stoppen. Apropos Stopps – die machten wir nun noch in Gobernador Costa, Esquel und El Bolsón.

Dank der langen Tage erreichten wir Bariloche noch im Tageslicht – herrlich versteckt in den Bergen. Wir schnappten uns ein Taxi, um zum B&B Prato zu fahren. Das Taxi fuhr mal eben mit einer Leichtigkeit an der Stadt vorbei, was mich etwas stutzig machte. Hatte er zuvor ja seine Unwissenheit über die Lage der B&B geäußert. Mit Sicherheit sollte es nun am Kilometer 4,5 liegen. Wir kennen dieses System nicht und glauben auch nicht, dass wir so weit draußen reserviert haben. Das Taxometer kletterte weiter und unsere Müdigkeit mischte sich mit Wut. Wie froh waren wir, als wir tatsächlich draußen waren, am Kilometer 4,5. Denn dies Stadt ist wahrlich kein Prachtstück, die Pracht liegt vor den Toren der Stadt. Und inmitten der Pracht liegt unser B&B.

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