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El Nido und Bacuit Archipel – Traum und Wirklichkeit

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Farbenfroh liegen die Bankas in der Bucht und breiten auf dem flachen, türkisfarbenen Wasser ihre Ausleger wie eine Krake aus, als wollten sie geradewegs auf den kleinen Ort zusteuern. Dahinter ragen Kalkfelsen spitz aus dem Wasser und tragen zum besonderen Setting dieses Ortes bei. Gäbe es diese Inseln nicht, wäre El Nido nur ein gewöhnlicher Strandort. Doch gerade das vorgelagerte Bacuit Archipel zieht täglich Massen an, die den wahrgewordenen Traum eines Südseefeelings erleben wollen. Und auch ich habe mich aufgrund der wunderschönen Postkartenmotive angezogen gefühlt, obwohl ich eigentlich einen Bogen um Palawan machen wollte.

Am Strand von El Nido

Die Hunde liegen im kühlen Sand und frönen einem Mittagsschlaf, als ich im Ort ankomme. Nur ein paar Spaziergänger sind um diese Uhrzeit unterwegs. Denn fast jeder, der El Nido aufsucht, wird irgendwann mit einer dieser Banka rausfahren, um das Bacuit Archipel zu erkunden. A, B, C- Touren – gern auch kombiniert – sind die Kürzel für eine Route.
Wenn sich der Strand zum abendlichen Sundowner oder Spaziergang füllt, ist spätestens klar, das hier ein bisschen zu viel Menschenmasse über das beschauliche und nicht sonderlich hübsche Dorf hinwegrollt, um ein Stück vom paradiesischen Gefühl erhaschen zu wollen. Tatsächlich ist dieses Stück Erde paradiesisch schön, doch der Charme wird einfach erdrückt mit einem Meer an Schildern, die in seltsamen Buchstabenkombis die Inselhopping-Touren anpreisen. Mein Auge versucht beim ersten Spaziergang alles zu erfassen und ist doch überfordert. Wie viele Schilder können ganze Häuserwände bedecken? Wie viel der Information kommt noch beim Empfänger an? Immer wieder steht ein junger Mann oder ein Knabe vor mir und öffnet eine Schatulle „Mam, you want to buy?“ Schmuckstücke sollen wohl dem Ganzen noch den besonderen Rahmen geben.

A, B, C-Touren – Wahl und Qual

Ja, auch ich will etwas kaufen, und zwar eine Tagestour. Damit ich nicht nur von Insel zu Insel gefahren werde, entscheide ich mich für A als Kajaktour und am nächsten Tag um 9 Uhr stechen wir zu neunt in See. Ein bisschen verloren komme ich mir schon auf dieser Ausfahrt vor. „You come in my boat!“ werde ich vom Guide zurechtgewiesen. „Why are you traveling alone?“ Das frage ich mich allerdings an diesem Tag auch öfter, denn wo ich auch hinschaue, erblicke ich Paare – händchenhaltend und/ oder Mädchen posend bzw. Junge fotografierend. Nach nicht einmal einer dreiviertel Stunde erreichen wir unser erstes Ziel, die kleine Lagune. Umsäumt von Felsformationen, die die Lagune einrahmen, glitzert diese im Morgenlicht besonders intensiv türkis. Vor der eigentlichen Lagune wird geschnorchelt, gepaddelt, fotografiert. Wir lassen unsere Kajaks ins Wasser, doch es ist schwer, sich durch diese Menschenansammlung ohne anzuecken durchzuarbeiten. Man bemüht sich noch nicht einmal, auszuweichen. Einfach drauf, ist hier das Motto. Als wir es durch die kleine Öffnung geschafft haben, wird es nicht weniger.

Mit Kajak zur Großen Lagune

Obwohl die Formation sehr schön ist, bin ich froh, als wir dem Trubel entkommen. Unser nächstes Ziel ist die Große Lagune, die wir mit unseren Kajaks ansteuern. Auf dem Weg dorthin haben wir etwas Ruhe, doch kaum erreichen wir die Lagune, ankern wieder zahlreiche Boote, über denen Rauchfahnen stehen, denn es wird schon fleißig gekocht. Immer wieder muss ich mich flach ins Kajak reinlegen, damit wir unter den Greifarmen, den Auslegern, unser Boot hindurch manövrieren können. Ein flaches Stück, das in die Lagune führt, ist die natürliche Grenze. Wir müssen unsere Boote hier durchziehen. In der Lagune selbst sind nur noch wenige Paddler. Schwimmer und Herumsteher trifft man hier nicht. Zu viele Seeigel, meint mein Guide. Und außerdem sei das nur etwas für geübte Schwimmer, denn das Wasser wird in die Öffnung hineingespült und so muss man auf dem Weg hinaus ziemlich gegen die Strömung kämpfen. Ich bin nicht unglücklich über diese Tatsche, obwohl ich selbst gern schwimmen würde. Endlich einmal innehalten durchatmen und genießen. Der Lärm liegt vor der Großen Lagune.

Miniloc Island, Zimisu Island und ein Wal

Um 11.30 Uhr nehmen wir die Kajaks wieder an Bord und steuern Miniloc Island an. Von weitem sehen wir schon, dass sich vor einer Felsöffnung eine Schlange gebildet hat. Auch wir sollen uns hier einreihen. Es handelt sich um ein schlecht gewahrtes Geheimnis – die Secret Lagoon. Als wir endlich dran sind und uns durch die Felsspalte quetschen, stehen wir in einer kleinen Lagune. Ich stehe mitten in der Menschenansammlung. Unsere Blicke richten wir gen Himmel. Dort ist es luftig schön. Die Lagune selbst gibt wenig Raum. Schnell will man wieder zurück. Um den Strand von Miniloc zu erreichen, wo bereits unser Lunch vorbereitet wird, müssen wir durch das brusthohes Wasser waren. Neben mir höre ich immer wieder Aufschreie. Touristen, die von Quallen berührt werden und mit einem  brennenden Ausschlag aus dem Wasser kommen. Auf unserem Boot haben es drei erwischt, doch mit etwas Essig lässt sich das Leiden schnell lindern.

Nach dem Lunch am Strand fahren wir rüber zum Zimisu Island, vor der wir nun die Unterwasserwelt entdecken und schnorcheln. Ich ertappe mich selbst wie ich immer wieder meinen Blick aus dem wunderschönen Meeresaquarium mit all den bunten Fischen hebe, um mich nach den ankommenden Booten umzusehen, damit die mich nicht übersehen. Abschließend steuern wir noch einen Strand auf Cadlao Island an. Auf dem Weg wird unser Boot immer langsamer. Plötzlich kehren wir um. Erst denke ich, wir haben etwas vergessen, doch unser Bootsmann zeigt auf das Wasser. Wir schauen in die angezeigte Richtung, wo wir voller Begeisterung für ein paar Sekunden einen langen Körper auftauchen sehen. „Whale“ ruft uns da schon die Crew zu. Wir sind das einzige Boot, das dem Wal Aufmerksamkeit schenkt, und so verweilen wir für 20 Minuten hier, um ihn immer wieder mit unseren Blicken und Fotoapparaten zu verfolgen.

Ein Stück Ruhe auf Cadlao Island

Dann geht es weiter hinüber zur Cadlao Insel. Der ruhige Teil der Ausfahrt wird hier nun eingeläutet. Hier ankert nur ein anderes Boot. Der Strand gehört uns allein. Das ist der Moment, in dem ich endlich angekommen bin. Ich lege mich in den Sand, schaue in die leicht wippenden Palmenwedel, die mir etwas Schatten spenden und genieße das leichte Schwappen der Wellen. Eine Stunde bleibt mir, dann steuern wir El Nido an und der Ausflug ist schon vorbei. Nun bleibt mir wieder nur der Blick vom Strand auf die vorgelagerten Inseln. Immer mehr Boote erreichen das seichte, verdreckte Wasser, durch das die Ausflügler noch waten müssen, um festen Boden zu erreichen.

Tauchen im Bacuit Archipel

Am nächsten Tag steuere ich erneut das Bacuit Archipel an – dieses Mal am Bord des Taucherbootes von Deep Blue Water Dive. Wir sind eine gemischte Gruppe an Anfängern, Auffrischlern und Profis. 2-3 Taucher werden einem Divemaster zugeordnet. Ich war schon lange nicht mehr Unterwasser, so dass ich gemeinsam mit Peter und unserem Divemaster die Ausrüstung noch einmal detailliert durchgehe. Es herrscht eine tauchtypisch relaxte Stimmung am Bord, in der die Fahrt an den Inseln vorbei wesentlich mehr Spaß macht als am Vortag. Zunächst gehen wir südlich von Cadlao Island am Spot Nat-Nat auf 18 m Tiefe hinunter. Eine dreiviertel Stunde mischen sich zwischen Pilzkorallen und Seeanemonen blau gepunktete Stachelrochen, Großaugen Barrakudas, Kugelfische, Kuhfische, Trompetenfische, Flughähne, Seenadeln und Skorpionfische in die glasklare Unterwasserwelt. Etwas durchgefroren geht es 1,5 Stunden später am Spot Paglugaban runter. Danach haben wir ein leckeres Lunchbuffet am Bord und wärmen uns in der Mittagssonne auf, bevor wir kurz vor 15 Uhr noch einmal abtauchen– und zwar an den Twin Rocks auf der nördlichen Seite von Miniloc Island nahe der Kleinen Lagune. Man nennt diese vorzügliche Tauchstelle, an der sich die vermeintlichen zwei Felsen unter Wasser verbinden, auch den Stachelrochen-Flughafen, da sie sich hier gern im Sandboden aufhalten.

Wellenschlag vor Corong Corong

Als wir zurückfahren, steht die Sonne schon tief. Die Straßen von El Nido wimmeln vor Touristen und Verkäufern. Es wird Zeit, dem Ort den Rücken zuzukehren und so verbringe ich mit einem der Taucher den Abend am Strand von Corong Corong. Bisher kannte ich dort nur die Durchgangsstraße und diese wirkte ziemlich abschreckend auf mich. Doch wenn man einmal dem Wellenschlag des Meeres lauscht und die Abendruhe sich über dieses Fleckchen ausbreitet, merkt man, dass Corong Corong tatsächlich die bessere Alternative zu El Nido ist. Die Sichel des Mondes verschwindet bald hinter den Felsspitzen, die aus dem Wasser ragen. Ein Pärchen wadet noch durch das seichte Wasser mit einer Taschenlampe und begeistert sich an der angeleuchteten Unterwasserwelt.

Kurz vor Mitternacht laufe ich zurück. Kaum ein Tricycle, das hier noch die Straßen mit Lärm füllt. Eine ungewohnte Ruhe und Dunkelheit begleitet mich auf meinem Weg. Plötzlich taucht ein Mopedgeräusch hinter mir auf, das neben mir zum Halten kommt. Ich frage nach dem Preis. Der Tricycle-Fahrer erwidert darauf, just give me what you think. So fahren wir allein durch die Nacht und ich gebe ihm mein gesamtes Kleingeld. Er scheint mit dieser Entscheidung nicht unzufrieden zu sein.

Am nächsten Morgen zieht es mich zurück nach Corong Corong. Ich habe noch bis Mittag Zeit. Einsam liegt der Strand vor mir, der im gedämpften Morgenlicht von der Ebbe entwässert ist und ein besonderes Funkeln versprüht. Las Cabañas wurde mir in der näheren Umgebung als der schönste Strand genannt. Hier sind ein paar Strandbars, die jedoch auch noch nicht gut besucht sind. Ich laufe weiter, immer weiter. Kein Wellenrauschen, keine Menschenstimmen – nur der Wind umsäuselt mich leicht. Ich bin allein mit mir und dem Meer, das die Wolkendecke widerspiegelt. Plötzlich mischt sich in die Melodie ein Ratschgeräusch, das vom Himmel zu kommen scheint. Ich schaue nach oben und erblicke Seile, die bis zur Insel hinüber führen. Über mir schwebt supermanmäßig ein Mann mit Sturzhelm. Wären da keine Seile, ich würde es trotzdem fast glauben. So schön und unwirklich ist dieser Augenblick.

Was man sonst noch wissen sollte?

Touren zum Bacuit Archipel

Im ganzen Ort werden Tagestouren A, B, C angeboten. Alle Touranbieter kombinieren verschiedene Inseln miteinander, werden aber stark angefahren, so dass man vor Ort immer unter vielen Menschen ist.

Tour A: Schnorcheltour zu 2 Lagunen – Miniloc  Island, Simisu Island und 7 Commando Beach. -> 1200 PHP/ pro Person

Tour B: Tour zur Snake Island, Cudugnon Cave, Lagen Island, Inabuyutan Island, Cathedral Cave -> 1300 PHP / pro Person

Tour C: Große Schnorcheltour um  Matinloc Island und Tapiutan Island, mit Besuch des Secret Beach. Chance auf Schildkröten!  -> 1400 PHP / pro Person

Cadlao Kayak & Schnorchel-Tour: von Bocal Island über Cadlao zum Paradise Beach in die Ubugon Lagoon und zur Helicopter Island -> 1900 PHP / pro Person

Miniloc Kayak-Tour (A): siehe Tour A aber mit Kajaks an Bord -> 1900 PHP / pro Person

Schnorchelausrüstung muss zusätzlich angemietet werden.

Ich habe meine Tour A mit dem Kajak im El Nido Boutique & Artcafé gebucht, dies ist ein Urgestein für Reisende. Hier kann man auch gemütlich im Café in der ersten Etage sitzen, oder auf der Veranda einen Platz mit Ausblick einnehmen oder im gegenüberliegenden Garten idyllischer sitzen. Das Artcafé ist natürlich Café und Restaurant, aber auch der Anlaufpunkt für Touren, Flug-, Boot-, Van- und Bustickets, Geldumtausch und W-Lan gibt’s auch, wenngleich meist recht schwach.

Folgendes finde ich spannender:

  • Geht nicht schnorcheln, sondern tauchen! Ich war mit Deep Blue Dive Seafari unter Wasser und als Refresher recht begeistert. Es gibt aber eine Vielzahl an Tauchschulen im Ort.
  • Kajak mieten und selbst mit dem Kajak eine nahe Insel anfahren (Cadlao beispielsweise). Hierzu muss man natürlich fit sein und sollte die Gezeiten und Strömungen berücksichtigen.
  • Einzelne Veranstalter bieten auch das Campen auf Inseln an.
  • 5-Tagestour nach Coron

Außerdem:

  • Wer es entspannter mag und trotzdem nicht den Blick auf das Bacuit Archipel missen möchte, der sollte in Corong Corong übernachten. Ich selbst war hier nur abends essen – völlig entspannt am Strand und genoss die einmalige Ruhe mit Blick auf dem Mond über dem Meer. Zudem lief ich morgens von hier zum Las Cabañas Strand und war ziemlich allein unterwegs.
  • Keine Mango mit nach El Nido „einführen“. Es gibt einen Checkpoint vor El Nido und da werden Dir die guten Früchte ohnehin abgenommen.
  • In vielen Reiseführern noch nicht enthalten – es gibt auch Direktverbindungen mit Van von hier nach Port Barton.

Unterkünfte

El Nido ist voller Unterkünfte, doch in der Hauptsaison sind die Preise hoch und man bekommt kurzfristige nicht mehr unbedingt die Wunschoptionen. Hier eine Unterkunft in El Nido buchen.

1 Kommentare

  1. Hey,

    ich war selbst erst vor etwa 2 Wochen in El Nido. Ich muss sagen, dass mich El Nido ziemlich enttäuscht hat, die Umgebung ist zwar unglaublich schön aber dafür ist es meiner Meinung nach mittlerweile viel zu überlaufen. Auch das man nicht wirklich schnorcheln kann hat mich ziemlich enttäuscht.
    Ich sollte eine Warnung vor dem Restaurant „Greenview Resort“ in Corong-Corong aussprechen, da die Besitzer dort versucht haben uns übers Ohr zu hauen und nun alles bestreiten. Wie oben beschrieben gibts da mehrere Restaurants also keine Bange, es gibt genug Orte wo man direkt am Strand essen kann!

    Sonst kann ich alles beschriebene bestätigen, möchte aber eine Empfehlung für Coron geben. Von allen Orten in Palawan gefiel mir Coron am allerbesten. Wir haben dort 4 Tage verbracht, was ich jedem anderen auch empfehlen würde.

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