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Gen Osten

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Nachdem wir in der Hitze des Ofens eingeschlafen waren, weckte uns die morgendliche Steppenkälte in der Jurte. Wie auch sollte sich die Wärme halten, ist doch im Dach ein Loch. Dennoch war es eine gute Nacht. Die Ruhe und Weite begrüßte uns vor unserer Jurte. Nur eine ältere Deutsche war auch noch im Camp (mit demselben Tour Anbieter). Ansonsten gähnende Leere, was wir zu schätzen wissen. Gegen 9.30 Uhr verließen wir das If Tour-Camp und bumpten wieder eine Stunde zurück über Staub, Steine und Flussbetten zur Straße. Diese führte uns in das Kupferzentrum Erdenet. Hier kauften wir nur kurz ein. In mongolischen Städten gibt es auch nicht viel zu sehen. Immer erst ein heruntergekommenes Industriegebiet, in diesem Fall mit vorgelagerter Kupfermine, dann die 70er Jahre Ost-Plattenbauten, ebenso heruntergekommen, und dann an den Hügeln und Ausläufern der Stadt die „Einfamilienhäuser“ – viele kleine eingezäunte Grundstücke mit Holz- oder Steinhäuschen, hierzu ein buntes Dach (grün, blau, rot gelb…) und dann eine Jurte davor. Ich liebe diesen Anblick. Der macht die hässlichste Stadt irgendwie heimelig. Nach Erdenet, wo wir kurz einkauften, folgten wir wieder einer langen, asphaltierten Straße, die sich durch das breite Tal nach Bulgan und weiter zog. Auffällig wurde nur die zunehmende Bewaldung der Hügel. Ansonsten gleicht sich die Landschaft. Um 14 Uhr erreichten wir unser Camp Unit. Mit Blick auf den Krater …

Auch dieses Gercamp liegt brach in der Ebene. Auch hier weit und breit niemand und Stille. Nur weitende Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen. Und der frische Wiesenduft. Wir aßen im Camprestaurant, einer großen Rundholzhütte, Mittag und machten uns dann auf den Weg zum erloschenen Vulkan Uran Uul, der sich in Sichtweite des Camps befand. Aber überhaupt sind wir hier im vulkanischen Gebiet und sehen von unserem Camp südlich noch weitere kleine Vulkane Tulga und Togoo. Bevor wir uns aufmachen, schreit Battuul ganz aufgeregt „Kleine braune Schlange“! Das hieß in ihren Augen auch, dass wir unbedingt lange Hosen und feste Schuhe anziehen müssten. Die Schlange hatte Tigermuster und trieb sich direkt vor unserer Toilette umher. Zugegeben, jede Kakerlake, jede Spinne ist für mich das reinste Kuscheltier verglichen mit einer Schlange. Und so war ich für die nächsten drei Stunden paralysiert und starrte bei jedem Schritt auf den Boden.

Zum Uran Uul werden wir gefahren, dann steigen wir hinauf. Da unsere Guides keine Wege ausmachen können, wird der Schwierigkeitsgrad des Aufstiegs gesteigert. Wir laufen quer durchs Gebüsch in einem Wäldchen am Nordhang. Erst fast oben angekommen finden wir den eigentlichen Weg. Von hier oben hat man eine wunderbare Aussicht auf das Umland. Weite Ebenen begrenzt durch leicht bewaldete Hügelketten. Und in den Krater hineingeschaut erblicken wir eine Wasserstelle und natürlich viel Vulkangestein. Die Sonne scheint auf uns herab und lässt das Wasser besonders glänzen. Absurde Nadelholzskelette zieren den Rand des Vulkankegels. Wir umrunden diesen und ruhen ein wenig am Hang. Die ältere deutsche Dame hat die glorreiche Idee, den Westhang des Vulkans herabzusteigen, doch hier befindet sich kein Wald, sondern nur loses Geröll im Gras versteckt. So ganz will mich die Trittfestigkeit nicht überzeugen. Und in der Tat, fällt und stolpert man mehr den Hang herab, als ihn aufrecht hinabzugehen. Ein paar Meter gespart, aber Zeit und Blessuren wohl eher weniger. Und an die kleine braune Schlange denkt wohl auch niemand mehr, die könnte sich unter jedem Busch und Geröll verstecken. Vom Vulkan laufen wir wieder 5 km zurück zum Camp durch die schön begrünte und mit blumigen Farbkleksen versehene Ebene.

Während wir zu Abend essen, kommt eine große Männergruppe aus der Mine und bevölkert das bis dahin so einsame Ger Camp. Auch die einsamste Umgebung kann zu Leben erweckt werden, es bedarf eben immer nur Menschenhorden. Unsere Fahrer haben sich während unserer Abwesenheit aus dem Staub gemacht und sind bis abends nicht mehr aufgetaucht. Verwandtenbesuch. Das kennt man ja, Arbeit mit Freizeit verbinden. Es wird früh frisch, so dass wir uns wieder nach dem Abendessen in die Jurte zurückziehen und hier die heimelige Wärme des kleinen Ofens genießen. Als die Fahrer vom Verwandtenbesuch zurückkehren, bringen sie uns eine Leckerei mit – Aruul und Airag. Beide fordern unseren Magen kurz vor Mitternacht noch einmal heraus und wollen uns nicht ganz so munden. Aruul schmeckt sehr käsig und Airag wie Sekt – mit etwas Fantasie, versteht sich. Morgen wird ein strapaziöser Fahrtag – 300 km auf unbefestigter Straße. Jetzt beginnt wohl das Abenteuer Mongolei.

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