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Gobi light

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Die Nacht begann mit feiernden Mongolen im Rücken recht laut, doch da sie weit genug entfernt von unserer Jurte campierten, fand ich schnell zum festen Schlaf. Auch die zunehmend milder werdenden Nächte Richtung Süden sind hilfreich. Dennoch entflammte Lars noch ein Feuer im Jurtenofen, mit dem die fließend englisch sprechende Angestellte nicht recht zufrieden sein wollte. „So bad work“ kommentierte sie die Arbeit des Feuerspezialisten Lars. Jetzt ist auch klar, weshalb meine letzten Nächte immer mit einer Sauna begannen und einem Kühlschrank endeten. Wie üblich machten wir uns kurz nach 9 Uhr auf die Weiterfahrt. Wir ließen den Khangai mit seinen bewaldeten Berghängen und zahlreichen Tierbeständen hinter uns. Als erstes Stück fanden wir eine asphaltierte Straße vor, aber weshalb Teerstraße fahren, wenn man Ackerpiste haben kann? Also fuhren wir wie so oft neben der geteerten Straße, die zugegebenermaßen anfänglich auch wirklich löchrig war. Dann folgten ein paar Kilometer auf der Teerstraße von der unser Fahrer schneller als uns lieb war einmal querfeldein abbog. Dies sei ein Shortcut. Mh, wir fanden 10 km Abkürzung über Holperpiste wiegen nicht eine 70 km asphaltierte Straße auf. Aber wen juckt schon, was wir denken und vielleicht denken wir ja sowieso falsch und vielleicht tragen wir schon zu viel Grundskepsis in uns. Fakt ist, diese angebliche Shortcut-Piste brachte meinen Magen trotz Reisetabletten mächtig ins Wanken. Wir stießen noch einmal auf eine Asphaltstraße, die wir einmal überquerten und dann ging es nur noch schnurgerade durch eine Wüstensteppenlandschaft. Die Berge ließen wir nun endgültig hinter uns. Nirgends sah man irgendetwas – ob Jeep oder Haus. Auch Tiere waren nahezu verschwunden. Nur noch eine Ebene mit kleinen Grasbüscheln. Das ist Wüste. Das ist Einsamkeit. Das ist einfach nur alles eine Fläche. Irgendwo auf dieser Fläche, die sich ca. 2 Stunden nach Fahrtantritt vor uns auftat, packten wir unser Picknick aus. Der Hunger war noch nicht wirklich bei uns angekommen, aber es hatte etwas, hier einfach mal inne zu halten. Während wir so zu Mittag aßen passierte uns kein einziges Fahrzeug. Ich war immer noch fasziniert von dem großen ganzen Nichts. Was war, war aber Hitze, die sich nun auch in unseren Geländewagen schlich. In Saikhan Ovoo, einer kleinen staubigen und heißen Siedlung tankten wir noch einmal auf und suchten dann die paar Zäune ab, nach dem Chef der Reifendruckpumpe. Unserem Fahrer waren wieder ein paar Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben. Der hintere rechte Reifen schien Luft zu verlieren. Vor Gobi sollte das Problem noch behoben werden. Wie überrascht wir waren, als uns Battuul nach diesem Ort eröffnete, bald im Camp angekommen zu sein. Plötzlich verwandelte sich auch die Landschaft in kleine karge Steinhügel und rechts neben uns lag der Fluß Ongi Gol. Noch vor 15 Uhr erreichten wir tatsächlich unser Camp Secret of Ongi. Hier hat unser Tour Operator im Gegensatz zur gestrigen Nacht wohl tief in die Luxuskiste gegriffen. Ein Meer an schicken Jurten (ohne Ofen) und dahinter ein schickes neues Steinhaus mit Konferenz-, Sauna-, Massagearea. Wir waren beeindruckt. Nur 100 m entfernt vor diesem geballten „Luxus“ steht ein russischer Jeep mit vier Zelten direkt am Uferrand. Der direkte Vergleich ist möglich.

Vom 1750 gegründeten Ongi-Kloster sind nur Ruinen übrig, aber in schöner Lage am Hang mit Blick über dem Fluss. 1937 fiel dieses der Zerstörung zum Opfer und wieder wurden zahlreiche Mönche ermordet. Heute beginnt man wieder, das Kloster aufzubauen und mit 17 Mönchen gibt es bereits einen kleinen Klosterbetrieb. Für die alte Anlage am Süd- und Nordufer benötigt man viel Vorstellungskraft, da wirklich nur niedrige Mauerreste breit gestreut stehen. Aber der Spaziergang war schön. Am Abend machte ich mich dann etwas unbeliebt bei unserem Fahrer. Er und unser Guide hatten während wir weg waren im Speiseraum ferngesehen. Als wir dann zu Abend aßen, lief der Fernseher in voller Lautstärke direkt neben unserem Tisch. Ich bat, ihn leiser oder auszustellen. Unser Guide nahm die Fernbedienung mit an den Tisch, machte aber keine Anstalten und starrte beim Essen weiter auf das Gerät. Nach mehrfachem Bitten stellte dann das Personal den Fernseher ab, aber nur, um drei Minuten später den Fernseher wieder anzustellen und ein Videoband für Touristen abzuspielen. Parallel lief Musik. Dass das Gefühl für so etwas in der Dorfkneipe vielleicht nicht vorhanden ist, mag sein. Aber in dem auf Nobel getrimmten Camp sollte man ein paar Manieren noch erwarten. Unser Fahrer sprach mit mir kein Wort mehr, offensichtlich war er etwas sauer.

Endlich konnte man abends bis spät draußen sitzen, was wir auch taten. Leider saßen wir wohl etwas zu lang, denn während wir Brasilianer, Amerikaner, Italiener in Horden ins Bad stürmen sahen, wollten wir unserer Hygiene später nachgehen. Dachten wir, weil nobel und so. Doch als ich 21.45 Uhr in den Waschraum trat, funktionierte kein einziges Waschbecken. Ich meine nicht Warmwasser, ich meine gar kein Wasser. Die Duschen funktionierten natürlich ebenso wenig und auch die Toilettenspülung war abgestellt. Nachts oder spätabends muss man nun einmal nicht auf Toilette gehen, so die Logik in einem „Luxuscamp“. So dreht man das Wasser um 21 Uhr einfach ab. Ist ja auch beste Bettgehzeit. Und der Nachtschiss wird dann am nächsten Morgen gespült. Das Gute an einem solchen Camp ist, wenn man einmal jemanden gefunden hat, der einen versteht, wird auch relativ schnell gehandelt. Ich meine schneller als die Zubereitung eines Kaffees hier dauert, denn dafür brauchte man ewig.

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