Allgemein, Kolumbien, maddyswelt
Kommentare 1

Plötzlich sind wir in Kolumbien: Grenzübergang Ecuador – Kolumbien mit Stopp Las Lajas

Las Lajas, Kolumbien

Der Tag, an dem wir Abschied nahmen von unserer zwischenzeitlichen Heimat Quito, war auch der Tag, an dem wir das Land verließen. Wer unsere Geschichten schon eine Weile verfolgt, weiß um unsere Leidenschaft für Kolumbien. Da es dort noch einige Lücken zu füllen gibt, entschieden wir uns nach vier Wochen Ecuador, zum Grenzgänger zu werden. Ein Grenzübergang Ecuador Kolumbien wäre eine Option. Ein Ziel im Süden Kolumbiens steht ohnehin schon lange auf unserer imaginären Liste. Und als wir uns fragten, was nach Quito kommen soll, waren wir uns einig – wir schauen uns endlich den heiligen Ort Las Lajas an der Grenze an, der auf der Liste der religiösen Touristenziele Kolumbiens nicht fehlt.

Viel findet man in Sachen Grenzübergang aus Ecuador kommend nicht im Netz, auch nicht, wie es so in Las Lajas mit der Infrastruktur bestellt ist. Daher ließen wir uns das Endziel an diesem Tag offen – ob Las Lajas, die Grenzstadt Ipiales oder doch noch 120 km weiter nach Pasto, mal sehen wie weit wir es schaffen würden.

Mit dem Bus von Quito zur Grenze

Als uns um 7.30 Uhr unser Taxi abholt, regnete es in Strömen. Ein äußerst schlechter Tag für eine Abreise. Nicht nur der Himmel über Quito scheint Tränen zu lassen, auch wir müssen ein wenig schlucken. Wir steuern den nördlichen Bahnhof der Stadt, den Terminal Terrestre Carcelén, an, den wir nach 20 minütiger Fahrt in der Rush Hour erreichen. Wer den modernen Südbahnhof Quitumbe kennt, steht erst einmal erstaunt vor der Baustelle, die sich da Busbahnhof nennt. Der Vorteil dieses chiquito Busbahnhofs ist jedoch, dass man ziemlich schnell das findet, was man sucht.

Anden bei Quito

Anden bei Quito

Gelangweilt sitzen die Verkäufer hinter ihren Schaltern, as Lars nach der Frontera fragt. Die Verläufer lachen, Frontera gibt es hier nämlich nicht. Ein geschäftstüchtiger Mann versteht, was er da meint. In 3 Minuten fährt sein Bus nach Tulcan, die letzte Stadt an der Grenze, ab. Schnell haben wir das Ticket für 4,80 USD bei Pullman gekauft. Wie lange die Fahrt dauern wird, darüber herrscht ein verschwiegenes Achselzucken. Unser Taxifahrer meinte sechs Stunden, Reiseführer vier Stunden und der Ticketverkäufer spricht von fünf Stunden. Die Wahrheit liegt immer irgendwo dazwischen. Wir hofften auf vier und bekommen am Ende 5,5 Stunden.

Die Panamericana ist in Ecuador anders, als ich sie noch von 1999 in Erinnerung hatte, gut ausgebaut. An manchen Stellen wird jedoch noch gebaut. Kurz vor dem Ziel vor der Stadt San Gabriel müssen wir einen zeitfressenden Umweg fahren. Die gut geteerte, breite Straß führt nun eng und holprig durch die Paramo-Landschaft des El Angel Ecological Reserve. Dieser Umweg im Norden Ecuadors hätte schön sein können, doch dicke Nebelschwaden verwehren uns den Blick.

Laguna de Cuicocha

Laguna de Cuicocha

Anden

Anden

Ansonsten hält der Bus viel, aber ohne einen Busbahnhof anzufahren. Das gewöhnliche Unterhaltungsprogramm mit Salsa und Bachata wird unterstützt durch die vielen Maiskolbenverkäufer, die für ein paar Minuten ihre Ware im Bus anpreisen. Und dann gibt es noch reichlichen Support von den Wunderheilern – Verkäufer, die Mittelchen mit „viel Energie, vielen Mineralien und Proteinen“ an die Fahrgäste bringen. Natürlich sind die Wundermittelchen zur Bekämpfung von Krebs genauso einsetzbar wie bei Magenproblemen oder sexuellen Beschwerden. Erstaunlich, wie viele Dollars fließen.

Die Fahrt wäre ohne diese Unterhaltung sehr trist gewesen, denn der Ausblick durch die stets beschlagene Fensterscheibe lässt zu wünschen übrig. Der Regen begleitet und bis an die Grenze und hält die Anden versteckt. Wir sehen unser Ziel Las Lajas auch schon in den Dunstschwaden verschwinden und arbeiten noch vor unserem Grenzübertritt an einem Plan B. Als wir um 13.30 Uhr Tulcan erreichen, müssen wir gar nicht lange nach einer Mitfahrgelegenheit suchen. In Grenzstädten ist so quasi alles möglich, denn hier fahren die Taxis direkt an den Bus heran, und so wartet bereits eine Schlange neben uns, als wir unser Gepäck schnappen. Natürlich sind wir Ausländer sehr willkommen, da wir anders als die Einheimischen zur Grenze Rumichaca wollen, die von hier noch einmal 15 Minuten entfernt ist.

Einmal über die Grenze im Schnelldurchlauf

Für 3,50 USD nimmt uns der Taxifahrer wörtlich und fährt uns mal direkt vor die kolumbianische Immigration. Ähm, Señor, wo war gleich die Ecuadorianische Immigration zum Ausstempeln? Achso, etwas verunsichert fährt er uns wieder 200 m die Grenzanlage zurück, um uns regelkonform an der ecuadorianischen Seite abzusetzen.

Dann geht alles recht schnell, die Schlange ist mit vier Personen recht kurz. Mit einem Schmunzeln fragt mich die Grenzbeamtin, wann ich wieder kommen würde, als sie meinen Stempel aus dem vergangenen Jahr entdeckt. Dann geht’s auch schon Richtung Kolumbien. Wir folgen der Autokolonne und wimmeln immer wieder mit einem Schütteln Geldwechsler ab. Nichts cambiar. Zu einem miserablen Kurs tauschen wir in einem Cambio-Laden wenige Dollars gegen Pesos, um damit vorerst ein Stück weiterzukommen. Auch auf der kolumbianischen Seite ist nur eine Minischlange zu passieren. Wo ich hin wolle, ist die einzige Frage, die dem Herrn von der DAS interessiert. Noch nicht einmal wie lange ich bleiben wolle und schon gar nicht, ob ich ein Rückflugticket aus Kolumbien habe – das ist die Realität an Kolumbiens Grenzen, liebe IBERIA!

Zwischenstopp in Las Lajas

Als wir dann nach Kolumbien rüberlaufen, werden wir schnell wieder zurückgepfiffen. Kurz bleibt mir das Herz stehen. Wo wir denn hin wollten? Nach Ipiales oder Las Lajas, antworten wir. Für Taxen und Busse müssen wir aber wieder zurück, die stehen nämlich zwischen den beiden Grenzposten. Für 22.000 Pesos macht ein junger Kolumbianer sein Geschäft. Wir haben uns entschieden, die Sache heute durchzuziehen und wählen daher den schnellsten Weg zur heiligen Kirche. Das Taxi fährt uns direkt in den 12 km entfernten Ort. Schon auf der Fahrt ahnen wir, was uns gleich in den tiefen Schluchten erwartet. Es nieselt nur noch und auch der Nebel hat sich gelichtet. Kurz vor dem Ort Las Lajas ist ein schöner Aussichtspunkt. Wenn wir schon so viel für die Fahrt bezahlt haben, kann der Fahrer ja auch kurz halten. Und das lohnt sich tatsächlich, da man nur so das ganze Setting richtig erfassen und auf ein Foto bringen kann.

Las Lajas, Kolumbien

Die Kathedrale Las Lajas wurde von 1919 bis 1949 mitten in den Canyon des Flusses Guáitara gebaut. Sie beeindruckt mit einer Höhe von 100 Metern und ist wohl mit diesem außergewöhnlichen Setting einzigartig auf der Welt.
Diese Kirche hier zu erbauen, war sicherlich mühevoll. Doch die Wahl des Ortes ist auf eine Sage zurückzuführen. Maria Mueces und ihre stumme und gehörlose Tochter kamen hier 1754 in ein starkes Unwetter, als die Tochter plötzlich sprach, dass sie von der Jungfrau Maria gerufen werde und auf die von Blitzen erhellte Silhouette über den hier stehenden Felsen deutete.

Dieses Ereignis der Jungfrau Maria Erscheinung führte dazu, dass aus jenem Ort schon seit Jahrhunderten ein Wallfahrtsort mit anderen Formen geistlicher Gebäude wurde, den man schließlich mit der Errichtung der Basilika “Las Lajas” würdigte.
Bisher dachten wir immer, die Kirche läge einsam im Tal über dem Fluss Guáitara, da verstören die vielen Händler, Läden und Restaurants schon ein wenig und nehmen dem Setting den Zauber. Aber wo viele Menschen sind, baut sich auch eine Infrastruktur auf. Bald wird hier sogar ein Teleférico in  Betrieb genommen, im August 2015 meint unser Fahrer. Die ersten Pfeiler stehen schon. Mit unseren schweren Rucksäcken laufen wir den Berg hinab, am Ende kommen noch ein paar Stufen.

Erschöpft erreichen wir den Eingang der Kirche, aus der andächtige Melodien hinaustönen. Die Wallfahrtskirche ist anders als andere Kirchen. Vorsichtig taste ich mich von hinten an das Geschehen, um festzustellen, dass hier jeder sein Handy in die Luft hält und sogar Videos dreht. Lars und ich wechseln uns ab. Mal gehen wir runter ins Tal, mal zum gegenüberliegenden Wasserfall, um die Kirche und die 50 m lange Brücke, die direkt aus der Kathedrale hinaus hinüber zur anderen Seite führt, bildlich einzufangen.

Von Ipiales nach Pasto

Einen Augenblick überlege ich, einfach hier zu bleiben, die ländliche Idylle im Flusstal für eine Nacht zu genießen. Da wir morgen Mittag am Flughafen von Pasto sein müssen, entschließen wir uns, heute noch in die Provinzstadt von Nariño aufzumachen. Also nehmen uns ein Collectivo direkt in das 7km entfernte Ipiales. Als wir kurz vor 16 Uhr den verschlafenen Busbahnhof erreichen, gleicht der sonst so quirlige Ort einer Baustelle. Nach Pasto? Hier entlang! Schnell finden wir heraus, dass man mit einem Supertaxi Pasto stündlich erreicht. Der nächste fährt in 5 Minuten. Dass wir nun in Kolumbien angekommen sind, wird spätestens hier bemerkbar. Bevor sich unser Bus in Bewegung setzt, sammelt ein Polizist die Reisedokumente der Passagiere ein, um sie zu prüfen.

Die Fahrt ist spektakulär. Ich ärgere mich, dass ich durch die beschlagene und zerkratzte Scheibe nicht gut fotografieren kann. Nach 20 Minuten weicht jedoch meine Euphorie in Bezug auf diese spektakuläre Landschaft dem Entsetzen. Nun ärgere ich mich darüber, dass ich automatisch auf der Seite des Busses gelandet bin, die der Lonely Planet anpreist – nämlich rechts (in Fahrtrichtung). Die Fahrt wird kurvenreich, die schmale Straße windet sich im Schlängelkurs um die Andenkette und verläuft dabei immer wieder auf Kante. Neben mir tut sich ein Abgrund auf, während unser junger Fahrer den Parkour mit 120 Sachen bewältigt. Schließlich haben sie uns ja auch eine Fahrtzeit von 1,75 Stunden angegeben, die wollen geschafft werden. Immer wieder tauchen LKWs auf der hier sehr schmalen Panamericana auf, die er ungeduldig überholt. Auf der linken Seite reist eine Kolumbianerin das Fenster abrupt auf. Ein ätzend, süßlicher Duft nimmt den Bus ein. Aus den Boxen tönt Cumbia Musik. Unzählige Streckenposten der Policía Nacional ziehen an uns vorbei. Wieder bestaune ich die Natur, die ungebändigte Lebenslust und das gleichzeitige Spiel mit der Gefahr. Kolumbien – das einzige Risiko ist, dass du bleiben willst, damit lockte eine Werbekampagne 2012. Oder immer wieder zurückkehrst, ergänze ich.

Ortsplan Las Lajas

Ortsplan Las Lajas

Grenzübertritt Ecuador-Kolumbien in einem Blick
{von Quito nach Pasto an einem Tag} 

  • Busse nach Tulcan fahren regelmäßig vom Terminal Terrestre Carcelén im Norden Quitos ab. Wir nahmen einen Bus von der Busgesellschaft Pullman für 4,80 USD, Fahrtzeit 5,5 Stunden von 8 bis 13.30 Uhr.
  • Auf dem Busbahnhof von Tulcan fahren die Taxis direkt an den ankommenden Bus heran. Für 3,50 USD fuhr uns der Taxifahrer direkt an die Grenze Rumichaca. Fahrtzeit 15 Minuten.
  • Die Grenzformalitäten an der ecuadorianischen und der kolumbianischen Immigration inklusive Geldtausch dauerten bei uns insgesamt nur eine halbe Stunde. Es gab aber auch keinen Andrang.
  • Zur Weiterfahrt stehen Busse und Taxis zwischen den beiden Grenzposten bereit. Also aus der kolumbianischen Immigration kommend wieder zurücklaufen!
  • Wenn man schon einmal da ist, sollte man den Besuch der wunderschön gelegenen Basilika Las Lajas in Erwägung ziehen. Wir nahmen ein Taxi für 22.000 Pesos. Die Fahrt dauerte ca. 10-15 Minuten für die 12 km lange Strecke. Alternativ mit mehr Zeit kann man auch einen Bus nach Ipiales nehmen und dort in ein Collectivo nach Las Lajas (2000 Pesos pro Person) steigen. Das ist günstiger. Wir haben uns von Las Lajas nach Ipiales ein Collectivo genommen. Hier werden immer 4 Plätze verkauft. Solltest Du es eilig haben und nicht warten wollen, bis weitere Passagier kommen, zahlst Du eben 8000 Pesos für alle Plätze (auch kein Vermögen).
    Achtung: in Las Lajas gibt es einige günstige Unterkünfte allein an den Stufen vom Dorf zur Kirche hinunter reihen sich Hotel Praga, Hotel Mary, Hotel Danny aneinander. Auch günstige Restaurants gibt es hier.
  • Vom Busbahnhof in Ipiales (etwas außerhalb gelegen) fahren Supertaxis nach Pasto. Das sind Minibusse, die ca. 1,75 Stunden für die Fahrt benötigen. Die Fahrt kostet 7000 Pesos. Wer schwindelfrei ist, unbedingt nach rechts in Fahrtrichtung setzen.

 

 

1 Kommentare

  1. Oh das sieht ja echt wunderschön aus. Hoffentlich schaff ich es dieses Jahr runter bis Kolumbien 😉 bin immernoch in Mexiko aber bald auf dem Weg in den Süden. Las Lajas werd ich mir auf jeden Fall merken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert