Tosend schiebt sich der Schaum von rechts nach links und umschmiegt die Steine in der Brandung. Noch einmal spritzt es hoch, im Sekundentakt schauen wir gebannt auf diesen natürlichen Springbrunnen im Boca do Inferno nahe unserem Hotel. Wir wollen längst schon wieder auf der Strecke sein, doch immer wieder warten wir auf eine noch höhere Welle. Wir stehen dort, wo sich die Wellen brechen. Weiter nördlich, nur 1,5 Stunden von hier entfernt, sollen sich die Wellen aktuell 20 Meter hoch auftürmen, sagte man uns im Farol Design Hotel. Es ist für mich unvorstellbar, wie sich solch eine Walze aufs Land zubewegt und alles zu überrollen droht und dann doch rechtzeitig bricht.
Von Cascais fahren wir auf der Küstenstraße, die durch den Nationalpark Sintra führt. Schnell bietet sich links und rechts der Straße eine Dünenlandschaft an, die sich in Hügeln und Felsen verliert. Auf einer der senkrechten Steilklippen, die fast 100 m hoch aus dem Meer ragen, endet das Festland des europäischen Kontinents. Weiter westlich liegen nur noch Inseln und Amerika. Motoradfahrer genießen hier die kurvige Strecke. Wir erfreuen uns eher an der Natur. Wanderwege führen immer wieder östlich in den Park hinein. Doch unser Ziel ist Cabo da Roca, ein steiniger Hügel mit Leuchtturm und guter Aussicht über den Atlantik und die Küstenlandschaft.
Auf dem Rückweg halten wir in einem kleinen Ort, der den meisten Touristen nur als Durchgangsstraße dient – Azóia. Alte Männer mit Hemd und Hut sitzen an diesem Adventssonntag zur besten Kaffeezeit auf dem Dorfplatz vor dem Refúgio da Roca Restaurant auf einer Bank. Wir kehren ein, nicht wegen des Kaffees, sondern wegen der Männer. Am einzigen Tisch, der vor dem Haus steht, beobachten wir das Geschehen. Typisch für solche Orte, man sitzt da und schaut auf das, was nicht geschieht. Wir beobachten den Alltag, das Gewöhnliche. Ich denke an kleine Fischerdörfer, die wir hier nicht so richtig finden. Zu wenig Zeit, um weiter zu fahren. Also bevorzugen wir diesen Ort.
An diesem sonnigen Wintertag wollen wir noch einen Strand aufsuchen. Wir passieren den kleinen Ort Almoçageme, auf dem sich Marktstände aufgebaut haben und die Großstädter mit frischem Obst, Gemüse, Brot und Käse zu versorgen. Dann wollen wir nach Maçås, doch als wir von Weitem schon die hohen Wohnblöcke im Sonnenlicht angestrahlt erblicken, kehren wir um und fahren den Praia Grande an. Einige haben sich mit ihrem Auto auch auf dem Weg gemacht, um hier ihren Sonntagspaziergang zu tätigen. Ein schöner Strandstreifen, lädt zum Bummel ein. Zwei alte Hotels weniger.
Auf dem Rückweg nach Cascais laufen wir noch einmal durch die Dünenlandschaft bei Oitavos. Hier kommt man hin, wenn man einen Hund ausführen mag oder ein Surfbrett hat. Wir haben beides nicht. Und so verlieren sich unsere Blicke ohne Ablenkung im Meer. Der ungleiche Rhythmus der Wellen, die raue See, hauchen uns ein paar Worte der Sehnsucht ein: „Aqui… onde a terra se acaba e o mar começa.“
{Hier….wo die Erde endet und das Meer beginnt…} von Luís de Camões
Auf unserer Reise wurden wir durch Farol Design Hotel (Mitglied der Design Hotels), Billiger Mietwagen und Visit Lisboa unterstützt. Alle Ansichten sind unsere eigenen.
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Anmutig, wie viel Gefühl Du für dieses daraus Land und für diese sanften Menschen hast. Du hast das bezaubernde Portugal mit seiner großen Geschichte, Kultur und vor allem mit seinen Menschen verdient…