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Huasquila – am Rande des Amazonasgebiets

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Mein Auge springt als es nach all den Brauntönen von Galapagos plötzlich in eine grüne Farbwelt abtauchen darf. Ich weiß nicht, wie viele Brücken, Flüsse, Kurven, Baustellen wir auf den Weg von Quito nach Huasquila passiert haben. Es war dunkel, es war neblig, es regnete und das Zwischenstück von den Anden hinunter auf 1200 m raste wie eine 3,25 stündige Achterbahnfahrt an mir vorbei. Vom kargen Hochland über den Nebelwald bis in das Hochamazonasgebiet führt uns der Weg. Ein Konzert an Tierstimmen begrüßt uns kurz nach halb zehn abends. Keine menschlich produzierten Geräusche, die diese Idylle stören. Es ist der Gegenentwurf des Lebens auf einem Kreuzfahrtschiff, auf dem kein Grillenzirpen, kein Vogelzwitschern, kein Krötenquaken mein Ohr erreichte. Es ist die totale, ungestörte Natur, die ich selbst mit geschlossenen Augen spüre.

Dichter Primär- und Sekundärwald

Dichter Primär- und Sekundärwald

Man könnte nur im Bett unter dem Palmendach liegen, durch die rundum verglasten und vernetzten Scheiben würde ich dennoch kein Vogelzwitschern verpassen. Doch ich bin nicht hier, um mich von der Natur berieseln zu lassen, sondern um sie zu erleben. So begeben wir uns am nächsten Morgen auf eine vierstündige Wanderung durch einen Teil des wiederaufgeforsteten Gebiets der Huasquila-Lodge, das 220 Hektar misst. 30 % Primärwald, der Rest ist Sekundärwald, erklärt unser Guide Jose. Seit 10 Jahren arbeitet er für Huasquila. Er hat gemeinsam mit internationalen Freiwilligen in Projektarbeit den Wald, der einst Weideland für Tierzucht war, in mühevoller Kleinarbeit wieder aufgeforstet.

Huasquila Lodge

Huasquila Lodge

Wenig später treffen wir einen seiner Schützlinge, der vor zwei Jahren hier Samen sammelte und neu säte. „Hier muss Bambus stehen, den habe ich damals selbst gepflanzt.“, sagt er uns begeistert. Doch leider muss er erfahren, dass dieser teilweise den Pferden zum Opfer fiel. Doch nicht alle Aufbauarbeit blieb erfolglos, davon können wir uns auf unserer Wanderung überzeugen. Manch einer glaubt, dass selbst der Sekundärwald Primärwald sei. Doch diesen Unterschied weiß uns Jose zu lehren. Im Sekundärwald ist alles recht dicht, da es hier keine richtigen hohen Bäume gibt. Somit kommen alle Pflanzen gleichermaßen an Licht und wuchern alles zu. Im Primärwald strecken die großen Zedern und Ceiba-Bäume ihre Äste 15-20 m nach oben, darunter bleibt nicht viel Licht für den Rest. Somit ist es unten nicht so sehr zugewuchert.

Für Jose bin ich la Reina de la Selva

Für Jose bin ich la Reina de la Selva

Warum der Wald so wichtig ist, sehen wir am Beispiel von Jose. Fit und agil marschiert der über 70jährige durch das dichte Geäst des Sekundärwalds und erklärt uns gefühlt jedes Blatt, jeden Stängel, jede Blüte. „Der Wald hier ist eine Apotheke! Natürliche Medizin.“ Mit der Mimose beruhigt man Kinder und auch Hitzköpfe in Diskussionen. Zinbillo ist gegen Husten und Grippe, Botoncillo dient als Schmerztablette und für Anästhesie. Das Moos stoppt äußere Blutungen, das Hoja de Sangre erlöst hingegen alle unter Menstruationsbeschwerden leidenden Frauen. Das Sangre de Dragon hingegen ist ein Allheilmittel gegen Moskitos, Magenschmerzen und, nun ja, auch Krebs.

Am Ende ist Erfrischung angesagt

Am Ende ist Erfrischung angesagt

Viel flattert um uns herum

Viel flattert um uns herum

Schmetterlinge gibt es zuhauf

Schmetterlinge gibt es zuhauf

In der Fledermaushöhle

In der Fledermaushöhle

Fast verlieren wir uns in diesem Medizinkasten der Natur, da hält uns Jose an, in eine 130 m lange Höhle zu gehen, die wir erst gehend, dann bückend durchqueren. Die Höhle ist schmal und mit Wasser gefüllt. Ihren Namen „Fledermaushöhle“ trägt sie nicht umsonst. Kaum sind wir drin, hängen die Fledermäuse an der tropfenden Decke und flattern immer kurz bevor man sie passiert davon. An den Seiten sucht man ebenso wenig Halt, da hier Taranteln hängen. Als wir die Höhle durchquert haben, geht es weiter auf steilen, schlammigen Wegen auf und ab, bis wir einen Wasserfall erreichen und hier die sehnsüchtig erhoffte Erfrischung in der quälenden Mittagshitze bekommen. Fast schon zurück in der Huasquila Amazon Lodge, löst Jose das Rätsel um den Namen Huasquila. Auf Kichwa bdeutet dies Liane (Huasqua) und großer Baum (Ila). Ein Wunschgedanke, dass hier bald wieder viele solcher großen Bäume mit Lianen stehen.

Lianen an Ceiba-Bäumen

Lianen an Ceiba-Bäumen

Huasquila befindet sich auf den Weg von Quito kommend 16 km vor Tena und 10 km vor Archidona. Man nimmt in Cotunda den rechten Abzweig und fährt noch 6 km einen unbefestigten Weg.

Wir wurden von der Huasquila Lodge eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.

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