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Im Interview: Barbara Wessel von PLAN über Patenschaften und die Arbeit vor Ort

Zu Besuch bei meinem Patenkind Janet in Uganda

Seit acht Jahren bin ich Patin von Janet – einem inzwischen 13jährigen Mädchen aus Uganda. Zusammengeführt hat uns PLAN International Deutschland. Im Rahmen eines Blogbeitrags, den ich vor zwei Wochen zu meinem Besuch bei Janets Familie verfasst habe, führte ich ein Interview mit Barbara Wessel von PLAN zu deren Arbeit vor Ort.

Wie viele Paten suchen durchschnittlich den direkten, persönlichen Kontakt und besuchen Ihr Patenkind vor Ort?

BW: Zwischen 500 und 600 Patinnen und Paten pro Jahr nehmen die Gelegenheit wahr, ihr Patenkind vor Ort zu besuchen. Besonders gerne besucht werden Länder, die auch für Reisende schon besser erschlossen sind, zum Beispiel Kenia, Vietnam, Thailand, Sri Lanka oder Peru.

Gibt es Empfehlungen, was Sie den Paten an die Hand geben, wenn sie in das Land des Patenkindes reisen?

BW: Die Besuchsvorbereitung gehört zum Aufgabenbereich des Teams der Patenbetreuung von Plan Deutschland. In enger Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort klären die Mitarbeiter im Hamburger Büro Fragen wie beispielsweise, ob sich die Familie an dem gewünschten Besuchstag überhaupt im Wohnort befindet.

Die Plan-Teams vor Ort organisieren Besuche nur mit vorheriger Anmeldung durch das deutsche Plan-Büro. Die Patinnen und Paten erhalten dann einen Besucherleitfaden mit vielen wichtigen Informationen zu dem Land und dem Ablauf eines Besuches.

Nach welchen Kriterien suchen Sie sich die Projektgegenden aus?

BW: Es gibt mehrere Kriterien, die ein Land und eine Region erfüllen müssen, damit Plan dort seine Arbeit beginnt. Plan orientiert sich bei der Suche nach bedürftigen Menschen an den internationalen Armutskriterien. Bevor Plan seine Arbeit in einem Dorf beginnen kann, muss die Dorfgemeinschaft dem selbstverständlich zustimmen. Schließlich ist für die Arbeit von Plan notwendig, dass alle Menschen im Dorf die Projekte unterstützen und an ihnen mitarbeiten.

Wie werden die Kinder für die Projekte ausgewählt? Und wie werden dann im weiteren Schritt Paten und Patenkind zusammengebracht? Also, weshalb ist eben Janet unser Patenkind und nicht vielleicht die Nachbarstochter?

BW: Wenn Plan in ein neues Programmgebiet geht, ist die Auswahl der Patenkinder einer der letzten Schritte, bevor die Projektarbeit richtig startet. Alle Familien in der Gemeinde werden über die Rechte und Pflichten als Patenfamilie aufgeklärt, zum Beispiel darüber, dass eine Zusammenarbeit und Mitwirkung an den Projekten wichtig ist, und auch, dass die Kinder und ihre Familien ein Interesse am Austausch mit ihren Paten haben sollten. In Ihrem Falle hat auch die Familie von Janet Interesse bekundet.

Plan achtet darauf, dass die bedürftigsten Familien auf jeden Fall dabei sind. Plan empfiehlt auch, das jüngste Kind in der Familie aufzunehmen, damit die Patenschaft lange halten kann. Meist werden nur 50 bis 80 Prozent der Kinder in der Gemeinde als Patenkind aufgenommen. Da alle Kinder in der Gemeinde an den Projekten teilnehmen, ist eine höhere Rate nicht nötig.

Die aufgenommenen Patenkinder werden dann von unserer internationalen Koordinationsstelle an die einzelnen Länder, in denen Plan Spenden sammelt, zugeteilt – je nachdem, wie viele Patenkinder dort vermittelt werden können.

Als wir das Plan-Büro in Kamuli besuchten, sahen wir volle Briefsäcke. Wie schaffen Sie es, dass jeder Brief und jedes Geschenk das richtige Kind erreicht? Wer ist in die Prozesse eingebunden?

BW: Die angegebene Patenkindnummer auf den Geschenken sorgt dafür, dass die Geschenke erstmal in das richtige Programmgebiet der jeweiligen Länder weitergeleitet und dann dort über die Gemeindehelfer verteilt werden. Diese leben selbst vor Ort, sprechen die regionale Sprache, sind mit der Umgebung vertraut und wissen, wo die einzelnen Familien leben.

Durchschnittlich dauert es acht bis zwölf Wochen, bis die Post beim Patenkind ankommt. Viele praktische Gründe machen eine direkte Kommunikation unmöglich. In den meisten Programmländern gibt es weder ein Postzustellsystem noch verfügen die Kinder über Postanschriften. Die Übersetzungen der Briefe erfordern zusätzlich Zeit.

Bei Plan stehen die Kinder im Mittelpunkt. Wie schaffen Sie es, dass das Geld auch wirklich bei den Jüngsten ankommt?

BW: Plan leistet keine unmittelbaren Zahlungen an einzelne Kinder oder Familien, sondern fördert die Entwicklung der Gemeinden durch ganzheitliche Programme.

Als eines der wenigen Kinderhilfswerke weltweit beteiligt Plan die Kinder aktiv an den Projekten. Seit 1995 fördert Plan die Partizipation von Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen Methoden. Daraus ist der Ansatz der kindorientierten Gemeindeentwicklung entstanden. Dieser sieht vor, mit Kindern und Eltern zusammen zu arbeiten und ihre Bedürfnisse und Vorstellungen mit einfließen zu lassen (zum Beispiel bei der Planung eines neuen Kindergartens oder einer neuen Schule), es geht Plan also darum, die Kinder an Entscheidungs- und Entwicklungsprozessen zu beteiligen. Das betrifft auch Vor- und Grundschulkinder und ihre Familien.

So liegt ein besonderer Fokus von Plan auch auf der Vorschulerziehung, die den Kindern den späteren Zugang zur Schule erleichtert und auch ihre Eltern dabei mit einbezieht. Darüber hinaus fördert Plan Gesundheits- und Ernährungsprojekte für werdende Mütter sowie Kleinkinder. In Katastrophensituationen richtet Plan kindgerechte Rückzugsorte für Mädchen und Jungen ein, die sie vor Missbrauch und Kinderhandel schützen, und die ihnen helfen, in den Alltag zurückzu finden. Das sind nur einige Beispiele.

Wie effektiv ist die Verwendung der Spendengelder und wie kann man das nachprüfen?

BW: Plan International Deutschland lässt sich vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) prüfen. Die Organisation hat Plan das DZI Spenden-Siegel zuerkannt. Dieses steht für geprüfte Transparenz und Wirtschaftlichkeit im Spendenwesen. Plan Deutschland sowie auch die internationale Organisation werden jährlich von einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft überprüft.

Der Kostenanteil von Plan Deutschland lag im Finanzjahr 2012 bei 18,3 Prozent. Plan Deutschland leitet somit über 80 Prozent der Patenschaftsbeiträge und Spenden weiter. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen in Berlin bestätigt Plan, dass der Anteil der Werbe- und Verwaltungskosten angemessen ist.

Der im März erscheinende Rechenschaftsbericht gibt jedem Paten und Interessierten genaue Auskunft über die Verwendung aller Spenden im zurückliegenden Finanzjahr.

Gibt es Gegenden, in denen Sie aktuell besonders aktiv sind?

BW: Plan arbeitet in insgesamt 50 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Familienplanung- und -beratung, Einkommenssicherung, Wasser & Umwelt. In diesen Ländern ist Plan gleichermaßen aktiv. Dort, wo machbar, leistet Plan Soforthilfe bei Naturkatastrophen oder bewaffneten Konflikten und ermöglicht einen langfristigen Wiederaufbau. Zum Beispiel in der Sahelzone oder in Mali.

Zu meinem Besuch bei meinem Patenkind Janet in Uganda

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