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Jeder Topf hat einen Deckel {DIARY}

Mompox, Fischer

Hupen, Musik und Menschenstimmen. Unverkennbar ist die Geräuschkulisse. Wir sind zurück in der Karibik. Dieses Mal ziehen wir das pulsierende Leben Santa Martas dem etwas zu aufgerüschtem Glanz Cartagenas vor. Heiß ist es noch immer. Aber an der Küste gibt es zumindest die Hoffnung auf eine frische Brise. Die haben wir in den nächsten Tagen auch nötig, wenn wir uns auf den etwas beschwerlichen Weg zur Ciudad Perdida machen. Beschwerlich ist ein guter Stichwortgeber zu Mompox. Jeder sagte uns, dieser Ort sei etwas umständlich zu erreichen. Die Insellage mache es dieser Stadt und seinen Besuchern nicht leicht.

Auch in Cartagena liefen wir den Informationen nach, dass es auch Direktbusse in das 6 Stunden entfernte Mompox gäbe. Wir blieben beharrlich dran. Schließlich entschieden wir uns gegen dreimaliges Umsteigen in Bus und Boot und verkürzten die Fahrzeit auf eben diese 6 Stunden mit einem der öffentlichen Minibusse (u.a. Asotranstax). Diese steuern nicht nur Mompox von Cartagena an, sondern geben einem auch von Mompox aus die Zielalternativen Valledupar, Barranquilla oder Santa Marta. Was man an Umsteigezeit einspart, bekommt man als Abholzeit wieder oben drauf. Als ausländischer Tourist sitzt man eben als erster im Minibus und fährt dann die Runden mit der Crew, um weitere Passagiere einzusammeln. Nun ja, da hier alles auf das Prinzip Vorbestellung baut, mutet es schon seltsam an, wenn unser Bus vor dem dritten Haus hält und die Dame in der Tür abwinkt. Wer um Himmelswillen bestellt denn bitteschön einen Busplatz, und tut dann so, als sei er es nicht gewesen?

Langsam wird die Fahrt durch Mompox zu einer Geduldsprobe, als wir die dritte Runde starten. Jeder zweite Stop führt von nun an zum gewünschten Erfolg. Dass wir nicht den direktesten Weg nach Santa Marta einschlugen, war uns schnell klar. So landeten wir in Pijino, wo Busfahrer und Sinnlosbeifahrer verschwanden und ein dritter Mann stattdessen das Steuer an sich riss und sich mit uns auf eine Tour durch den Ort begab. Es warteten weitere Passagiere. Dieses Mal tatsächlich. Nur von unserem eigentlichen Buspersonal war weit und breit keine Spur mehr. Eine Stunde nach dem wir gestartet waren, landeten wir also nun unweit von Mompox in einem Kaff. Das kann heiter werden. Nach unzähligen Busfahrten in Afrika und Südamerika bleibt mir nur das Fazit, Anfang und Ende geht gar nicht, nur das Mittelstück passt. Dann kommt brisa rein, denn man muss ja aufholen, was man am Anfang verpasst hat und am Ende verpassen wird.

Denn als wir das zigste Paket an Cargolast persönlich bei seinem Besitzer in Santa Marta abgegeben hatten, dem Ziel inzwischen schon ne Stunde unendlich nah und doch so fern waren, zeigte ich ein Fünkchen meiner Genervtheit. Hinzu kam, dass die zwei verpeilten Busfahrer auch noch vergaßen, Passagiere am richtigen Ort rauszulassen und dann wieder zurückfuhren. Auf die Passivität der anderen Passagiere will ich gar nicht eingehen, denn auch die hätten durchaus laut aufschreien können, als wir gerade mal wieder ihr Haus ohne zu stoppen passiert hatten. Dass jedoch mein genervter Blick, mein Stirnrunzeln so schnell fruchtet, war mir nicht bewusst. Denn umgehend wurde uns ein Taxi besorgt, das uns auf direktestem Weg zum Hostel bringen sollte. Ich will nicht wissen, wann wir mit unserem Minibus angekommen wären. Aber das sollte auch nicht mehr meine Sorge sein, obwohl ein bisschen peinlich war das schon. An meiner Passivität und legeren Gelassenheit muss ich noch üben. Aber ich muss nicht den Besitzer jedes Päckchens kennenlernen, das wir mit an Bord haben.

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