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Rufe in der Kalahari und die Suche nach Löwen

Haina Kalahari Lodge, Botswana

Der Busch brennt – geht es mir durch den Kopf. Ein gelb-roter Farbschimmer legt sich über die Äste des Buschwerks, als uns Jimmy zum abendlichen Sundowner auf den Airstrip der Haina Kalahari Lodge fährt. Wieder liegt ein Game Drive im privaten Kalahari Reserve hinter uns, bei dem wir Impalas, Kudus, Elands, Zebras und natürlich viele Vögel gesehen haben. Giraffen streckten ihre Hälse zwischen den Bäumen empor, um das wenige Grün an den dörren Ästen zu erreichen. Die heiße Wüstensonne im botswanischen Winter hat an der Natur gezehrt, ihr die Farbe entzogen. 42 Grad zeigte das Thermometer am Nachmittag, und auch jetzt sind es noch stolze 33 Grad, die die Tiere und Menschen in der Kalahari ächzen lassen. Wasser ist in der Umgebung zu dieser Jahreszeit rar.

Haina Kalahari Lodge, Botswana

Kalahari, Botswana

Kalahari, Botswana

Die Kalahari und der Zaun

Es sind unsere letzten Tage in Botswana, die wir hier verbringen – am Rande der Central Kalahari. Sie ist von einem Zaun umgeben. Ein Zaun, der die Tierwelt innerhalb des Nationalparks von der außerhalb trennt. Genau genommen sind es zwei Zäune, die sich schnurstracks zu unserer linken Seite durch das karge Land zogen, als wir hinter dem Veterinärcheckpoint Kuke Corner durch das Hainaveld fuhren, um die Lodge zu erreichen. Dieser Zaun zieht sich hinter der Lodgeeinfahrt noch ca. 150 km weiter gen Westen. Doch manchmal ist dieser dann niedergerissen oder auch niedergetrampelt – die Natur bahnt sich ihren Weg. Springböcke hüpften am Zaun entlang, Perlhühner schlüpfen durch die groben Maschen des Zauns hindurch. Diese Szenerie erweckt in mir ungute Gefühle. Zäune, Grenzen – egal wo sie errichtet werden, irgendetwas wollen sie immer fernhalten, anderes schränken sie ein. Hier muss die Maul- und Klauenseuche als Grund herhalten. Bekannt ist jedoch auch, dass hier die Migration der Tiere eingeschränkt wird und schon viele Gnus und Zebras an den Zäunen auf der Suche nach Wasser verendeten.

Kalahari, BotswanaKalahari, Botswana

Als wir am Airstrip ankommen, haben Tanja und ihr Mann schon ein Feuer angezündet. An heißen Tagen dient dieses eher als Dekoration und Stimmungsaufheller als zum Wärmen. Flammen sprühen unter dem vollen Mond in die Luft, während im Westen die Sonne mit letzter Kraft leuchtend rot über der Buschlandschaft verschwindet. Von der kleinen Aussichtsplattform sehen wir, wie sich auf dem Flugfeld Impalas versammeln. Wildkatzen gibt es auch, erst am Tag vor unserer Ankunft sollen Löwen die ganze Nacht gebrüllt haben, dass die Gäste kein Auge zu tun konnten. Aber wir haben leider noch immer keine Großkatzen in Botswana gesichtet.

Unser eigener Game Drive in der Central Kalahari

Am nächsten Tag begeben wir uns auf die Spuren der Familiensaga „Der Ruf der Kalahari“. Es ist ein Tagestrip, der uns in 1,5 Stunden durch den Sand zum Matswere Gate führt und von dort noch einmal eine weitere Stunde bzw. 38 km bis zum Deception Campground. Vor uns hat sich an diesem Tag nur ein Tour-Fahrzeug in das Eincheckbuch eingetragen. Eine Gruppe aus Gaborone befindet sich auf Game Drive. Bei bereits 37 Grad auf dem Thermometer schwitzen wir ein wenig mit einer Einheimischen, die in Stiefeletten und rotem Wintermantel auf den Rücksitz Platz genommen hat.

Kalahari, Botswana

Zunächst erblicken wir hauptsächlich Riesentrappen und Impalas am Wegesrand, bis es beim Deception Campground vor emsigen Erdmännchen nur so wimmelt. Zwei Schakale haben wir mit unserem Fahrzeug aufgescheucht, sie trotten davon und beobachten uns lieber skeptisch aus der Ferne. Da am gestrigen Tag Geparden in der Leopard Pan gesichtet wurden, fahren wir diese als erstes an. 17 km führen wieder auf sandiger Piste durch meist dichteres Buschwerk. In der Leopard Pan finden wir leider außer Gnus, Impalas, Springböcken, Kudus und Giraffen nicht die Katzen, die wir suchen. Später sollen wir erfahren, dass es um die Mittagszeit eine Sichtung von einer Gepardin mit drei Kindern gab. Das wurde zumindest am Gate gemeldet.

Wir fahren die Sunday Pan an. An der dortigen Wasserstelle legen wir eine Lunchpause ein und beobachten dabei Kudus, Zebras, Gnus und Impalas beim Kampf um das Wasser. Es ist schon absurd, die Szenerie durch die Scheibe zu beobachten, denn Aussteigen ist hier natürlich nicht erlaubt. Auf der nahen Campsite CKSUN 4, die sich auf einer Anhöhe befindet und einen herrlichen Blick über die Pfanne bietet, bereiten wir uns dann noch einen Kaffee zu und vertreten uns mal die Füße. Keine Menschenseele ist zu sehen. Wir genießen die komplette Ruhe und Leere. Dann fahren wir zurück und entscheiden uns noch, über die Deception Pan durch das Deception Valley zu fahren. Auch hier gab es gestern eine Sichtung – und zwar die eines Löwen. Um es vorwegzunehmen, wir haben weniger Glück. Dennoch erfreuen wir uns an Natur und Fauna. Wir überraschen fünf Giraffen, die sich unter den Bäumen am Pistenrand schlafen „gelegt“ – also kniend – haben. Zudem sehe ich zum ersten Mal Löffelhunde und auch eine hübsche Eule und weitere Antilopen sichten wir. Um 17 Uhr sind wir zurück am Gate und 1,5 Stunden später in Haina.

Abendessen mit einer Löwin

Und dann sitzen wir beim letzten Abendessen beisammen. Wieder knistert neben unserem Tisch das Feuer. Wir tauschen Adressen und Anekdoten mit einem älteren Paar aus Barcelona aus. Der Desert ist längst verspeist, da ruft uns Tanja von der Bar zu, wir sollten mal kommen. Wir schenken ihr wenig Aufmerksamkeit, sind zu vertieft in unsere Gespräche, als sie noch eindringlicher ruft, hier sei eine Löwin. Natürlich springen wir alle auf und gehen die zehn Schritte hinüber zur Bar. An der Wasserstelle, die sich davor befindet, zeichnen sich in der Vollmondnacht die Konturen einer großen Katze ab, die sich trinkend über das Loch beugt. Mit einem Spotlight bringt Tanja Gewissheit: eine Löwin! Sie trinkt genüsslich Wasser und lässt sich dann direkt neben der Wasserstelle fallen. Aus dem Gebüsch taucht ein Steinböckchen auf, das sich mutig nähert. Die Energie wäre verschwendet, meint Tanja. Diese Löwin ist sich größere Beute gewohnt. Und schon erscheint im Gebüsch ein Kudu, dem die Löwin kurz halbherzig hinterherjagt, bevor sie sich wieder hinlegt. Wir sitzen noch lange beisammen, um die Löwin zu beobachten. Wir sind drei Wochen durch Botswana gereist und sehen am Ende doch noch eine Großkatze. Was für ein Abend, was für eine Nacht. Es ist der Bann der Kalahari.Tief unter meiner Brust glüht mein Herz.

Kalahari, Botswana

Kalahari, Botswana

Kalahari, Botswana

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Unseren 24 tägigen Roadtrip starteten wir in Windhoek und fuhren über die Sambesi-Region (Caprivi Zipfel) nach Botswana (Kasane, Chobe NP, Savuti, Moremi NP, Okavango Delta, Makgadikgadi-Salzpfannen, Kalahari) mit einem Toyota Hilux, den uns ASCO Car Hire in Windhoek zur Verfügung gestellt hat.


Ich wurde von der Haina Kalahari Lodge eingeladen und von Condor bei meiner Anreise nach Windhoek/Namibia unterstützt. Alle Ansichten sind meine eigenen.

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