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Karibischer Traum oder was davon übrig blieb – Tayrona Park

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17. Dez. 2010 – Die Busse zum Tayrona NP fahren aus einer äußerst ungünstigen Ecke Santa Martas ab. So musste ich mich mit schwerem Gepäck durch die engen Gassen des Marktes quälen. Hinter dem Mercado stand zum Glück schon einer dieser typischen amerikanischen Schulbusse, der bereits auf seine Abfahrt wartete. Ein europäischer Tourist steigt auf den letzten Drücker noch in den Bus. Ansonsten stimmen karibische Videos auf die Karibik ein. Die Musik stimmt also schon mal und erweckt Erinnerungen an meine Reise nach Venezuela vor 12 Jahren.

In El Zaino, wo wir aussteigen, komme ich mit diesem riesigen Europäer ins Gespräch, der sich als ehemals großer Bruder – ein Russe – entpuppt. Gemeinsam fahren wir mit dem Collectivo weiter, um dann einen endlosen Fußmarsch hinzulegen. Ich lernte im Collectivo ein Paar aus Bogotá kennen, mit dem ich gut mein Spanisch aktivieren konnte, weg von den üblichen Floskeln. Der uns begleitende Russe glaubte, der Park sei noch so ein Geheimtipp, dass er sich mit Kokosnüssen verpflegen müsste. Daher hatte er auch eine riesige Machete bei sich. Die erste Kontrolle ließ ihn damit durch, die zweite wollte ihn daran hindern, doch als er glaubhaft machen konnte, dass es sich nur um Kokosnüsse handeln würde, die er damit köpfen wolle, durfte er durch. Ich wollte eigentlich nur nach Arrecife, also mein Ziel wäre nach guten 45 min erreicht, doch meine Begleiter überzeugten mich sehr von dem Platz, der noch vor uns liegt, und an dem man auch schwimmen kann – Cabo Juan de Guia.

Weitere ca. 30 min Fußmarsch gehen so ins Land. Was dann kommt ist kolumbianischer Urlaub gemischt mit Travellerträumen. Ich sehe ein Meer an Zelten vor mir liegen. Der Ort zweifelsohne traumhaft, aber diesen Traum hier wollen wohl zu viele träumen. Mein Traum sieht wahrlich anders aus. Traumhaft gelegen sind auch die Hängemattenschlafplätze, die sich direkt neben dem Restaurant befinden. Für die eigene mitgebrachte Hängematte bezahlt man noch 15.000 Pesos. Alternative ist ein Rondell, das sich auf einem aus dem Meer ragenden Felsen befindet. Hier kann man ebenso für einen Aufpreis die Hängematte hinhängen. Da oben ist der Ausblick wunderschön. Super Setting! Zur einen Seite die dicht bewachsenen Berghänge, zu den anderen drei Seiten Meer und Felsen. Bis auf die morgendliche Abwasser-Dusche, die ich ungewollt abbekomme, denn über den Hängemattenplätzen gibt es noch eine weitere Etage mit zwei Cabañas, deren Abfluss wohl direkt über meiner Hängematte herauskommt, ist alles wunderbar.

Was mich wundert, ist die Tatsache, dass dieses schöne Stück Erde auch für Kampfflugzeuge genutzt wird, die mehrfach in erschreckend niedriger Höhe über uns hinweg fegen. Ich entscheide mich für die Strand-Hopping-Variante und schlafe die folgenden Nächte in Arrecife. Hier gibt es zwar einen breiten Strandstreifen, aber durch die Strömung empfiehlt sich kein Bad. Die Hängemattenplätze in Arrecife sind zwar großflächiger angelegt und besser verteilt, doch weiß man beim Aufspannen der Hängematte nie, wer sich in den nächsten Stunden neben einen gesellt. Grundsätzlich gehe ich ja eher von Naturgenießern aus. Und mein einer Hängemattennachbar ist tatsächlich einer von dieser Sorte. Er befindet auch prompt meine Hängemattenhöhe zu niedrig und macht sich gleich daran, mir das Seil zu straffen. Denn er ist der Meinung, die Höhe der Hängematte sei ein entscheidender Wohlfühlfaktor und philosophiert über die unterschiedlichen Typen von Hängematten. Meine müsse aus Indien sein, ist sich das geschulte indische Auge dieses Herrn sicher. Ich enttäusche ihn nur ungern mit der Wahrheit, denn meine Leicht-Matte habe ich im Berliner Globetrotter erworben. Pragmatismus siegte hier über Schönheit. Zu meiner anderen Seite schaukelt ein Haufen junger Amis, die glauben, mit ihrem mitternächtlich angeschmissenen Goa-Dance total hip zu sein, so wie sie dazu in der Hängematte mitsingen und die Arme in der Luft bewegen. Leider sehe ich sie nie bei Tag, so bleiben sie für mich nur nervige Silhouetten der Nacht. Wenn ich etwas nicht mag, dann ist es schlechte Musik, die einem in schöner Natur die ganze Entspannung raubt. Und dieses Motto verfestigt sich im Laufe dieser Reise zunehmend. Denn mit schlechter Musik kann man ziemlich viel zerstören.

Heute geht es nun zurück nach Santa Marta. Ich mache mich früh auf den Weg, will ich doch den Fußmarsch in Ruhe genießen. Dann habe ich dieses Mal Glück und ein leerer Collectivo nimmt mich mit. Doch auf der Hauptstraße hakt es dann. Dort stehe ich eine Stunde, da alle Busse voll sind, oder wohl niemanden mit Rucksack mitnehmen wollen – auch wenn dieser ja nur klein ist. Irgendwann habe ich den Dreh raus und laufe in die Gegenrichtung, damit ich beim nächsten Bus die erste sein würde. Und voilà, es klappt. Nach drei Stunden erreiche ich Santa Marta.

1 Kommentare

  1. Ninette Brückner sagt

    Deine erste Übernachtungsstelle ist zwar vom setting super gewesen, aber schon bei mir fand ich die vielen Leute eher abschreckend. An der Stelle, wo bei Dir die Amis nervten, war es bei mir schön erholsam und ruhig.

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