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Ich bin für LKW-Fahrverbot am Sonntag – Heilige Marta

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15. Dez. 2009 – Nach einer ganztägigen Busfahrt von San Gil nach Bucaramanga und dann nach Santa Marta bin ich nun am Meer angekommen und schnuppere die schwüle See. Der Tag war somit langweilig und anstrengend zugleich. Zunächst konnte ich in San Gil die ganze Nacht nicht schlafen, habe ja keinen Wecker dabei und war somit meine eigene Uhr und permanent auf Alarm gestellt. Außerdem läuteten die Glocken der Kathedrale im Viertelstundentakt, und dazu wurden Raketen in den Himmel geschossen. Auch und gerade nachts! Der ganze Lärm schien am Hügel abzuprallen, an dessen Hang sich das Macondo befindet. Das Hostelpersonal hatte mir zwar zugesichert, ein Taxi zu rufen, doch als ich morgens schon unruhig das Klingeln erwartete, war kein Taxi in Sicht. Und der Nachtwärter tat, was das gesamte Hostel um diese Zeit tat, er schlief. So musste ich erst den Nachtwärter aus seinen Träumen wecken, in die er sich auf der Hängematte hineingeschaukelt hatte. Dann ging er vorwurfsvoll zum Telefon und rief endlich ein Taxi.

Um 6 Uhr stieg ich in den Bus nach San Gil – 2 h traumhafte Strecke erwarteten mich. Serpentinen schlängelten sich um die Berge, und Nebel legte sich über die Täler. Die Idylle erschloss sich mir nur unter einem Schleier meiner eigenen Gebrechlichkeiten. Musste ich doch bei der rasanten Geschwindigkeit mit mir und meinem Magen kämpfen. Schade. Nach einem einstündigen Aufenthalt in Bucaramanga glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, als ich in den Bus stieg. Erst dachte ich, vor meinem Sitz sei ein Notsitz angebracht. Man weiß ja nie. Ich habe auf meinen Reisen bisher ja so einiges erlebt. Aber Komfort war nie dabei. Ich stellte fest, es handelt sich um eine Beinablage. So manch ein Flieger kann sich hinsichtlich Komfort eine Scheibe abschneiden. Die nun folgenden 11 Stunden vergingen somit Beine und Rücken schonend. Die Geschwindigkeit ab Bucaramanga ließ jedoch zu wünschen übrig. Die ersten 2-3 Stunden bewegten wir uns mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 h/km vorwärts. Es lagen 500 km vor uns – immerhin mit viel Cumbias. Ich fragte mich, warum wir hier nicht ein Sonntagsfahrverbot für LKWs einführen könnten, denn auf einer solchen Landstrasse, wie diese hier ist, wäre das förderlich. Der Busfahrer reagierte zumindest und kürzte die einzige Pause auf 15 min. Im Bus gab es zum „Komfort der Damen“, wie es so schön hieß, zwei nach Geschlecht getrennte Toiletten. Zwei Stunden vor Santa Marta kam noch der zweite Fahrer zum Einsatz, der wohl auf „Nachtfahrten“ spezialisiert zu sein scheint, während der Hauptfahrer „Slumdog Millionär“ einlegte und es sich auf dem Sitz neben mir bequem machte, um mich dann nach meinem Familienstand und weiteren interessanten persönlichen Details auszufragen. Die indische Folklore vermischte sich nun mit den Cumbiasklängen, die keinesfalls ausgeschaltet worden waren. Um 21 Uhr erreichte ich erschöpft Santa Marta. Die Karibik grüßt mit der allerschwülsten und windigen Umarmung.

Und der Busbahnhof am Rande der Stadt entließ mich in die Dunkelheit. Ein Fußmarsch war hier zu weit und ein Stadtbus nicht zu sehen. Dafür reihten sich ein paar Taxen am Ausgang. Doch die Fahrer plauderten lieber, als einen lukrativen Fahrgast in mir zu sehen und mir ihren Dienst offensiv anzubieten. Diese Situation bedurfte also eigenen Aktionismus, was eine recht ungünstige Ausgangslage für weitergehende Verhandlungen sein würde. Doch zu diesen kam es erst gar nicht, denn es scheiterte schon an den mangelnden Ortskenntnissen der Taxifahrer, die allesamt nicht das gewünschte Hostel anfahren wollten. In meiner Resignation tauchte wie aus dem Nichts ein weiterer Taxifahrer auf, der das Hostel zu kennen schien. So vertraute ich mich ihm an und ließ mich zum Hostel fahren. Auf der Fahrt unterhielten wir uns über die Schönheit Kolumbiens und die Gefahren des Nachbarstaates Venezuela. Seltsam schien ihm meine Schwärmerei für seinen unmittelbaren Nachbarn vorgekommen sein – während er mir von zahlreichen bekannten Toten erzählte, sprach ich von der Schönheit der Natur Venezuelas. Naja, und mit Kolumbianern über Ermordungen zu sprechen, ist ja auch eine pikante Angelegenheit. Nicht zuletzt klärte er mich über die Touristenschar auf, die ich in Santa Marta antreffen würde – Amerikaner, Briten, Holländer. Um so überraschter war ich, als ich im vom Iren betriebenen Aluna gleich auf mehrere Deutsche traf, mit denen ich noch etwas essen und trinken ging, so dass mein Schlaf wieder begrenzt war. Warum nur wird man auf Reisen so schrecklich deutsch, oder liegt es dann doch eher am Reisealter?

1 Kommentare

  1. Ninette Brückner sagt

    Die Busse sind in der Tat super, jedoch fühlt man sich in der Nacht wie im Eiskeller.

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