Allgemein, Die Welt in meinem Kiez
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Auf den Spuren von Gabriel García Márquez am Boxi

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Die Welt in meinem Kiez kommt nicht ohne eine kolumbianische Empfehlung aus: Macondo – der Leseplatz am Boxi. Hier bin ich nun seit gut sieben Jahren treuer Stammgast. Hier träumte ich das erste Mal von Kolumbien, hier plante ich meine erste Reise in das südamerikanische Land, hier bastelten wir an unserem Buch und Blog, hier stille ich meinen Reisehunger nach jeder Rückkehr mit ein paar Arepas, Patacones und Empanadas. Das Macondo in meinerm Kiez ist alles andere als hundert Jahre Einsamkeit…

 

Fragen an den Café-Besitzer Jorge Rodriguez, 40:

Was hat Dich nach Berlin gezogen und wie lange lebst Du schon hier?
Meine Frau Julia habe ich in einem Hostel in Neuseeland kennengelernt. Wir sind dann gemeinsam durch Neuseeland gereist und in dem kleinen Ort Heastings beschlossen wir zusammenzubleiben. Ich wollte eigentlich nach Kolumbien zurück, aber sie wollte nicht. Also sind wir in ihrer Heimat, in Eisenach, gelandet, was für mich ein totaler Schock war. Ich komme aus der Großstadt Bogotá – aber in Eisenach ist einfach nach 15 Uhr alles tot. Außerdem sprechen dort nur junge Leute Englisch. Ich habe mich dort einfach nicht wohlgefühlt. Einen Monat später, im April 2003, sind wir dann nach Berlin in den Prenzlauer Berg gezogen.

Wie entstand die Idee zum Café und warum hier am Boxhagener Platz?
Ich habe u.a. im Marketingbereich gearbeitet, aber man bezahlte mir nur die Hälfte dessen, was meine deutschen Kollegen verdienten, da man meinen kolumbianischen BWL-Uni-Abschluss nicht anerkannte. Das ging einfach nicht und da dachte ich mir, jetzt mache ich etwas eigenes.

Mit Gastronomie hatte ich zuvor nur in Neuseeland zu tun. Ich schaute mir einige Locations in Prenzlauer Berg, Kreuzberg und eben hier in Friedrichshain an. Ich entschied mich für Friedrichshain, weil es eben mittendrin ist, nicht so snobby wie Prenzlauer Berg und nicht so chaotisch wie Kreuzberg. Am Anfang war die Idee, einen richtigen Latinoladen aufzumachen. Doch in meiner Recherche merkte ich, die Latinoläden sind meistens eher leer. Es ist zwar schön, wenn es Aguapanela, Aguardiente, Frijoles und Plátanos gibt, aber eigentlich muss das Café für alle da sein. Ich entschloss mich also für eine Mischung. Ich wollte eine Art Wohnzimmer schaffen, in dem man sich wohlfühlt am Nachmittag ein Buch liest, sich am Abend mit Freunden austauscht und beisammen sitzt. Die Einrichtung ist vom Flohmarkt, das meiste aus dem Mauerpark und direkt hier vom Boxi – wir wollten eine Mischung zwischen Kneipe, Café und Restaurant.

Macondo verbindet man mit Kolumbien. Wie fiel die Wahl auf diesen Namen?
Ja, vollkommen richtig. Am Anfang wollte ich das Café Raoul nennen – nach meinem damals kürzlich verstorbenen Großvater. Von dem gibt es auch viele gute Portraitbilder, mit denen man den Laden hätte ausschmücken können. Aber irgendwie passte dies nicht so recht. Ich saß dann im Sommer vor der Eröffnung oft am großen Fenster des Cafés. Dort schaute ich den vorbeilaufenden Passanten zu und las zum dritten Mal „Hundert Jahre Einsamkeit“ und dann war der Name klar.

Was ist das Besondere an diesem Kiez?
Jetzt wohnen wir auch in Friedrichshain, das ist praktischer mit der Arbeit. Zu Beginn wollte ich nicht so recht, weil hier einfach so viel Hundescheiße war. Das ist ja inzwischen besser geworden. Aber ich finde auch, die Mischung macht es hier einfach – kaputt aber auch irgendwie nicht.

 

Du bist kolumbianischer Herkunft. Welche Rolle spielt dies in Deinem Angebot?
Eine große. Man findet kolumbianische Speisen und Getränke auf unserer Karte. Und am Wochenende gibt es zudem immer kolumbianisches Buffet. Außerdem sind vier Mitarbeiter aus Kolumbien.

Was sind die größten Unterschiede zwischen Berlin und Deiner Heimatstadt Bogotá?
Bogotá ist Chaos, es ist voll und laut. Berlin ist dagegen Ruhe und trotzdem eine Großstadt. Wenn ich in Kolumbien bin, dann will ich immer nur raus aus meiner Heimatstadt, raus in die Natur.

Was vermisst Du am meisten an Deinem Heimatland?
Das Essen, die typische Suppe Ajiaco de Bogotá. Meine Familie, ganz besonders das traditionelle Zusammensein am Sonntag mit Großeltern, Tanten und der ganzen Familie.

Welche Rolle spielt Dein Heimatland heute in Deinem Leben?
Keine zu große, ich bin hier. Ich verstehe viele der anderen Kolumbianer nicht, die über das Wetter und die unfreundlichen Deutschen schimpfen. Wenn es ihnen nicht gefällt, dann können sie doch wieder nach Kolumbien gehen.

Wo gehst Du am liebsten etwas trinken, wenn Du nicht im Macondo bist?
Zum Biertrinken gehe ich nach Kreuzberg in den Franken. Mit Freunden gehe ich zum Tanzen am liebsten in die Wilde Renate und auch ins Kater Holzig.

„Bist Du ein Berliner?“
Ja!

 

Steckbrief zum Laden:
Das Macondo findet ihr in der Gärtnerstraße 14,10245 Berlin.
Öffnungszeiten: Mo-Fr ab 15 Uhr, Sa-So ab 10 Uhr
Website: www.macondo-berlin.de
Facebook: www.facebook.com/macondo.berlin?fref=ts

Was gibt es zum Essen?
Sonntags  gibt es ein kolumbianisches Frühstücksbuffet bei dem Arepas, Empanadas, Patacones, Yuca frita, Frijoles und huevo neben Müsli, Brötchen, Käse, Wurst, Obst und  Marmelade nicht fehlen. Aber auch wochentags kann man neben Kuchen und Waffeln Alfajores, Arepas und Empanadas bestellen.

Was gibt es zum Trinken?
Neben  Wein, Cocktails, Tee- und  Kaffeegetränken gibt es kolumbianische Spezialitäten wie „agua panela con leche“ y „agua panela con limón“ oder  auch den berüchtigten Mora-Shake.

Was ist das Besondere?
Das Wohnzimmerambiente, das einen zum Verweilen einlädt.



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ENGLISH VERSION

On the trail of Gabriel Márquez at the Boxi.
The world in my Kiez cannot do without a Colombian suggestion: Macondo – the place to read at the Boxi. I have been a regular guest here for seven years now. It’s where I dreamt of Colombia for the first time, it’s where I planned my first trip to the South American country, it’s where we worked on our book and blog, it’s where I satisfy my hunger for travelling with a few Arepas, Patacones and Empanadas every time I return home. The Macondo in my Kiez is everything but one hundred years of solitude…

A few questions for the café owner Jorge Rodriguez, 40 years old:

Why did you come to Berlin and how long have you been living here already?
I met my wife Julia in a hostel in New Zealand. We travelled across the country together and in the small town Heastings we decided to stay together. I actually wanted to go back to Colombia, but she didn’t want to. So we ended up in her home in Eisenach, which was a total shock for me. I am from the big city Bogotá – but everything is dead in Eisenach after 3pm. Plus, only young people speak English there. I just didn’t feel good there. We moved to Berlin Prenzlauer Berg one month later, in April 2003.

How did you come up with the idea for the café and why here at the Boxhagener Platz?
I worked in the marketing sector, but they paid me half of what my colleagues earned, because they didn’t accept my Economics degree from my Colombian University. That just wasn’t acceptable, so I thought I’d do something on my own.

The only experience I gained within the gastronomy business was in New Zealand. I had a look at some locations in Prenzlauer Berg, Kreuzberg and here in Friedrichshain. I decided on Friedrichshain, as it is right in the middle, not as snobby as Prenzlauer Berg and not as chaotic as Kreuzberg. At the beginning I had the idea of opening a real Latino shop. However, during my research I noticed that the Latino shops are empty most of the time. Though it is nice that there are Aguapanela, Aguardiente, Frijoles and Plátanos, the café has to be a place for everyone. So I decided on a mixture. I wanted to create a kind of living room, where you can feel comfortable, read a book in the afternoon, sit and chat with friends in the evening. The furniture is from the flee market,  most of it from the Mauerpark and right here from the Boxi – we wanted a composition of a bar, a café and a restaurant.

The Macondo is associated with Colombia. How did you decide on that name?
Yes, totally right. At first, I wanted to name the café Raoul  – after my at that time recently deceased grandfather. There are also many portraits of him, with which I could have decorated the café. However, it just wasn’t right somehow. So I sat down at the big window in front of the café the summer before the opening. As I watched the people passing by I read the phrase „One hundred years of solitude“ for the third time and the name was clear.

What’s special about this particular Kiez?
We live in Friedrichshain now as well, it’s just more convenient with work. At first, I didn’t really want to, because there is so much dog poop here. However, that’s gotten better now. But I also think that the diversity makes the difference – broken, but somehow also not.

You are of Colombian origin. Which role does this play with regard to your offer?
A big one! You can find Colombian food and drinks on our menu. On weekends we also have a Colombian buffet and four of my colleagues are from Colombia.

What are the most significant differences between Berlin and your hometown Bogotá?
Bogotá is chaos and it’s crowded and noisy. Berlin on the other hand is quiet, but still a big city. When I am in Colombia, I just want to get out of my hometown and into nature.

What do you miss the most about your home country?
The food, mostly the typical soup Ajiaco de Bogotá. My whole family, especially the traditional gatherings with grandparents, aunts and the whole family on sundays.

Which role does your home country play in your life?
Not a very important one, I am here. I can’t understand other Colombians who rail against the weather and the unfriendly Germans. If they don’t like it, they can just go back to Colombia.

What’s your favourite place to go for a drink when you are not in the Macondo?
For a beer I am going to the Franken in Kreuzberg. My favourite places to go dancing with friends are the Wilde Renate and the Kater Holzig.

Are you a „Berliner“?
Yes!

The café’s profile:
You can find the Macondo on Gärtnerstraße 14,10245 Berlin
Opening hours: Monday – Friday from 3pm on, Saturday – Sunday from 10am on
Website: www.macondo-berlin.de
Facebook: www.facebook.com/macondo.berlin?fref=ts

What’s there to eat? There is a Colombian breakfast buffet on Sundays, where there is no lack of Arepas, Empanadas, Patacones, Yuca frita, Frijoles and huevo next to cereal, bread rolls, cheese, sausage and jam. However, you can also order cake, waffles, Alfajores, Arepas and Empanadas during weekdays.

What’s there to drink? In addition to wine, cocktails and tea and coffee specialities we also offer Colombian specialities like agua panela con leche” y “agua panela con limón” or also the infamous Mora-Shake.

What’s special about your café? The living room ambience, which invites the guest to stay.

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