Immer wieder zupft es leicht an meiner Hüfte. Ehe ich mich versehe, huschen kleine Frauen mit ihren langen Pferdeschwänzen an mir vorbei. Ihre schwarzen und braunen Blusen sind mit Motiven der Sonne bestickt. Am Anfang war die Erde dunkel, dann kamen Blumen, Sonne, Gras, Tiere, Menschen und brachten Farbe mit. Fast möchte man diese Symbolik auf den Blusen der Quiché-Frauen auf diesen Ort hier übertragen. Alles andere scheint farblos verglichen zu der Farbengewalt, die sich mir plötzlich bietet. Ich befinde mich auf dem größten Markt Mittelamerikas – in der Hochlandstadt Chichicastenango, die man auch auf Guatemaltekisch liebevoll Chichi nennt. Der Name stammt von der Pflanze Chichicaste und heißt soviel wie Stadt der Nesseln.
Immer donnerstags und sonntags zieht dieser Markt, der sich über 2 Quadratkilometern erstreckt, mehr als 4000 Besucher an. Händler aus der gesamten Umgebung reisen meist schon am Vorabend an, um sich für den Markttag einen Platz zu sichern. Darunter befinden sich neben den Mayan Quiché auch Angehörige der Mam, Ixil und Kaqchikel.
Auf den Treppen der Kirche Santo Tomás haben Händlerinnen Blumen ausgebreitet. Dieser Platz ist das Zentrum des bunten Treibens. Wo heute diese Kirche steht, befand sich einst ein Maya-Tempel. Die 18 Stufen, die die Monate des Maya-Kalenders symbolisieren, stammen aus jener Zeit des alten Königreichs der Quiché. Es ist nicht unüblich, dass die Quichés an diesem Ort erst einer Messe beiwohnen und danach dem Maya-Schamanen lauschen.
Nach dem Marktbesuch werden die erworbenen Zutaten zusammengewürfelt – und zu einem traditionellen guatemaltekischen Gericht verarbeitet. Gemeinsam mit dem langjährigen Koch des Mayan Inn, Manuel Alonso Giron, zaubern wir Pepian (und ich eine Pepian ohne Huhn). Dieses Gericht zählt seit 2007 sogar zum Nationalen kulturellen Erbe von Guatemala. Im Handumdrehen sind die Zutaten zu bester Cumbia-Musik geschnitten.
Nach dem Essen schlendere ich noch einmal durch die Stadt. Dabei fallen mir neben den vielen Marktständen dieses Mal zahlreiche Dental Studios ins Auge. Auch Superman ist auch dabei. Was Superman so kann, ist das, was Mayas als Statussymbol gern zeigen – einen Mund voller Gold, möglichst auch mit neckischen Verzierungen. Ein Lächeln zaubert immer wieder kleine Überraschungen hervor.
Chichi ist einfach wunderbar – süß, bunt und voller Dynamik!
Der Beitrag ist Teil des Projekts #igTravelThursday , auf das ich durch Anita aufmerksam geworden bin!
Verfolgt die Reise auf Instagram unter #purlatinfever
Ich werde von Visit Centroamérica eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.
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Hey Madlen, super, dass du diese Woche mit dabei bist und WOW tolle EIndrücke!!! Eine gute Reise noch und liebe Grüße, Jana
Danke, Jana. Dieser Markt schreit förmlich nach Instagram 😉 LG, Madlen
Hahahaha der Dental Superman 😀
Ja, Neni. Superman für den Goldzahn 😉 LG, Madlen
sehr schöne eindrücke! so langsam bekomme ich das gefühl, unsere guatemala-reise im dezember etwas ausdehnen zu wollen – eigentlich wollten wir nur nach tikal und el mirador.
kann es sein, dass sich mehre orte um den titel „größter markt mittelamerikas“ streiten? der mercado oriental in managua wird auch ganz gerne mal so bezeichnet
gute reise noch, liebe grüße
nadine
Oh, El Mirador, Nadine? Ich habe jetzt so viel davon gehört, dass ich auch Lust bekommen habe, noch einmal zurückzukehren und mich auf ein Pferd zum El Mirador zu schwingen. Die Größe des Marktes kann ich leider nicht mit Managua vergleichen. Da war ich damals leider nicht auf meiner Nicaragua-Reise. Wäre aber mal eine Rechercheaufgabe 😉 LG, Madlen
Vielen Dank für diese farbenfrohen Eindrücke. Wir haben damals den Markt in Chichicastenango ausgelassen und sind direkt nach Quetzaltenango gefahren. Was mich interessieren würde: sieht man heute allgemein mehr Backpacker in Guatemala oder ist es immer noch eher „off the beaten path“?
Oh Anita, ich habe ja nichts ganz so den Vergleich, aber in den Hotspots wie Lake Atitlan, Antigua und in Chichicastenango sieht man sie schon. Vor allem in Panajachel drängten sich die Rucksacktouristen im Straßenbild auf. Verglichen zu Honduras, sind das deutlich mehr Touristen. Generell ist aber aktuell nicht ganz so die Top Season, sprich Ferien oder Spring Break in den USA. Der Hauptmarkt liegt ja nunmal in den Staaten. Als ich vor vielen Jahren hier gereist bin, war ganz Mittelamerika (inkl. Guatemala) voller Backpacker, die vornehmlich von Mexiko runter nach Costa Rica reisten. Da war es fast egal, in welches Land Du gefahren bist. Umso überraschter bin ich über Honduras aktuell, dass ich gerade als “off the beaten path” empfehlen würde 😉 LG, Madlen