Allgemein, Blog, Bolivien, maddyswelt
Kommentare 4

Eine salzige Sache – meine Tour in die Salzwüste Uyuni

Salar de Uyuni

Wir hätten es ahnen müssen.  Als wir am Vorabend unserer Tour in den Salar de Uyuni  in dem Büro von Travel Agency Tupiza Tours nachfragten, wie viele wir seien, sagte man uns vier. Hinter den Namen unserer Mitfahrer war die Notiz Horseback Riding vermerkt. So wunderte es uns auch nicht, als diese beiden Personen am nächsten Tag nicht in unserem Geländewagen saßen. Stattdessen würden uns drei lethargische Mittzwanziger Franzosen begleiten und ein Fahrer/ Guide, der weder die einen noch die anderen Qualitäten erkennen ließ…

Hinter Tupiza

Hinter Tupiza

An einem Samstagmorgen im Februar brachen wir mit drei weiteren Geländewagen von Tupiza mit dem Ziel Salar de Uyuni auf. Natürlich sollte diese Tour unsere Spannung immer mehr auf einen Höhepunkt hinleiten – die Salzwüste. Wir teilten uns auf und fuhren gemeinsam im Schlepptau mit einem anderen Geländewagen, in dem eindeutig die sympathischeren Begleiter saßen – drei britischen Mädels und zwei Franzosen, aber das sollte uns nicht stören. Denn am Anfang sah alles nach einer vielversprechenden Tour aus. Am ersten Tag fuhren wir gen Westen an imposanten Steinformationen der Sillar vorbei und schraubten uns auf über 4.000 m hoch.

Lunch auf der Lamawiese

Lunch auf der Lamawiese

Zum Lunch hielten wir auf einer steinigen Wiese im Niemandsland, auf der sich zig Lamas befanden – farbenfroh mit verschiedenen Schattierungen und Schleifchen im Ohr. Ein schönes Setting, in dem Steine und Lamas die einzigen Akzente setzten. Beim Essen kamen sich die beiden Gruppen näher. Nur nicht unsere drei jungen Franzosen, die nur auftauten, wenn sie auf andere Franzosen trafen.

Unterwegs hinter Tupiza

Unterwegs hinter Tupiza

Lama

Lama

Der weitere Weg führte uns in typische bolivianische Hochlanddörfer, die sich mit ihrem braunen Farbton wunderbar in die karge Landschaft einpassten. In Pablo de Lipez hielten wir kurz. Braune Lehmhütten mit nahezu keiner Infrastruktur. Ein Ort, an dem man nicht leben will. Die Fahrt führte uns weiter in das Dorf San Antonio de Lipez, das dem anderen glich und sich nur in einem Punkt unterschied – es gab drei einfache Hospedajes. Der Weg verlief nicht so straight wie ich es schreibe, denn kurz vor diesem Zielort platzte unser Hinterrad. Kein Problem, dachte ich. In Afrika ging das immer ruckzuck, und so vertraute ich auf die volle Kompetenz unseres Fahrers und Guides Benjamin. Dieser stieg aus, lief hilflos um unser Auto herum und tastete immer wieder mit nervösem Blick das Rad ab. Er spielte auf Zeit. Denn der Partnerwagen mit dem Führer und Fahrer Milton musste uns jeden Augenblick passieren. Und tatsächlich – mit Milton kam die Rettung. Während unser Fahrer allenfalls Handlanger war, lag Milton unter unserem Geländewagen und wechselte den Reifen. Da war ich schon etwas nervös. Noch nervöser wurde ich, als ich den total profillosen Ersatzreifen sah, der uns nun drei weitere Tage durch eine einsame Gegend mit huckeligen Straßen bringen sollte. Ich schluckte meine Bedenken herunter.

San Pablo de Lipez

San Pablo de Lipez

Als wir am Abend unseren ersten Schlafort erreichten, irrten Benjamin und Milton orientierungslos durch das Dorf, da das anvisierte Hostal voll war. Als wir dann endlich ein Hostal gefunden hatten, kümmerte sich niemand um Zimmer oder irgendetwas. Die Frage, wie lange wir bis zum Abendessen weg bleiben könnten, wurde mit verwundertem Blick und Schweigen quittiert. Also ging es erst einmal raus „ins Dorf“. Und auch hier gab es außer einer braunen Kulisse vor den schneebeckten Gipfeln der Anden nicht viel zu sehen. Da schob sich ein Lama mit einem Schleifchen durch die Dorfstraße. Natürlich zückte ich gleich den Fotoapparat. Doch kaum knipste ich los, schrie es über die Mauer eines Hauses „no photo“. Ein kleines Mädchen lunzte über die Mauer und kam kurz darauf von ihrem Grundstück gestürmt „no foto, no foto“. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich doch nur das Lama fotografiert hätte, nicht sie. Das verstand sie sehr wohl. Sie wollte jedoch das Persönlichkeitsrecht des Tiers schützen und setzte sich mit voller Gewalt und Zerren und Ziehen dafür ein, dass ich nun den rechten Preis für das Lamafoto zahlen müsse. Denn dieses Model müsse durchaus auch seinen Lohn erhalten, von dem das Mädchen Milch kaufen könne.

San Antonio de Lipez

San Antonio de Lipez

San Antonio de Lipez Viejo oder einfach Fantasma

San Antonio de Lipez Viejo oder einfach Fantasma

Wieder zurück in unserer Unterkunft spielten wir Karten und unterhielten uns mit den Engländerinnen und Franzosen. Nur unsere drei jungen Franzosen schauten störrisch zu, da sie einfach nicht auf Englisch kommunizieren wollten. Unsere Guides tauchten nicht mehr auf. So gab es keine Ansage zum Tag und zum Kommenden. Sie hatten zunächst nur den Geländewagen repariert und dann waren sie ganz verschwunden. Also suchten wir unsere Köchin zur Beantwortung unserer Fragen.Der nächste Morgen sah nicht anders aus. Keine Ansage, nur ein Klopfen an der Tür um 4.30 Uhr, da wir um 5.15 Uhr los wollten.

Unsere Hospedaje in San Antonio de Lipez

Unsere Hospedaje in San Antonio de Lipez

Nach 6 Uhr ging es tatsächlich los. Doch die Fahrt währte nur drei Minuten, denn unser Hostalvater machte uns auf einen platten Reifen aufmerksam. Also noch einmal Aufpumpen. Wir retteten uns zum ersten Stopp, der 20 Minuten später folgte. Im eiskalten Fantasma, das alte San Antonio – einst sehr reich mit seinem Goldvorkommen – hielten wir mehr als eine Stunde. Hier waren nur noch Ruinen zu sehen. Nach Legenden regierte hier einst der Teufel und zwang die leidenden Dorfbewohner zur Flucht.
Wir mussten den Wagen verlassen, während sich Milton unter unser Auto legte, um das Radlager zu reparieren. Benjamin reichte das Werkzeug. Wir waren kurz zuvor durch ein steiniges Flussbett neben dem eigentlichen Weg gedüst, was wohl zu diesem Stopp mit beigetragen hatte. Selbst Milton hatte nur mit dem Kopf geschüttelt.

Als wir etwas später vor einem Flussbett anhielten, inzwischen auf fast 5.000 m Höhe, drückte es in meinem Kopf. Vielleicht zerbrach ich mir zu sehr den Kopf über die Pannenfolge unserer Reise, vielleicht aber war es doch auch die Höhenkrankheit. Alles war möglich.

Ich zögerte lang, bis ich Benjamin um meinen Rucksack auf dem Dach bat, in dem sich die Tabletten gegen Höhenkrankheit befanden. Benjamin hielt mir einen Vortrag, dass es keine Höhenkrankheit sein könnte und wenn es doch so sei, solle ich nur Cocatee trinken. Nur aktuell sah es mit Coca mau aus. Ich musste lange diskutieren, bis er hinter seinem Lenkrad vorkrabbelte, hinter das er sich verschanzt hatte, und langsam aufs Dach kletterte.

Unterwegs durch Flussbetten

Unterwegs durch Flussbetten

Auch Milton, inzwischen mit seinen Leuten angekommen, glaubte nicht an Höhenkrankheit, obwohl ich starke Übelkeit und Herzschmerzen hatte. Es sei die „bumpy road“, meinte er. Dann fragte er mich, anstatt nach meinem Wohlbefinden, nach meiner Meinung zu unserem Geländewagen. Ich antwortete verhalten, naja, der beste sei er nicht, aber ok, wenn er läuft. Das war ausreichend genug, mich in ein nerviges Auto-Gespräch zu verwickeln, während ich gegen meine Übelkeit kämpfte. Ich könnte den Wagen gern wechseln, aber seiner sei viel schlechter als unserer etc. Milton war nicht zu stoppen, es hätte sich noch nie jemand beschwert und ich sei ein Troublemaker. Ich solle nicht mehr mit seiner Gruppe sprechen, denn die seien alle happy – aus seiner Sicht. Auch seine Gruppe fand sein Verhalten seltsam und unverschämt. Denn er hatte einer der Britinnen am Vortag Hilfe verweigert, als diese sich mehrfach übergab. Er meinte, dies sei keine Höhenkrankheit sondern nur psychisch.

Die Schönheit der Natur ließ mich auf unserer Weiterfahrt schnell vergessen, denn das nächste Stück lag an traumhaften Lagunen wie die Laguna Hedionda Sur und Laguna Kolpa. Hier wird der Rohstoff zur Herstellung von Seife gewonnen. Bei den Aguas Calientes sollten wir Mittag essen. Ab hier waren wir nicht mehr allein. Denn hier treffen verschiedene Routen, auch die nach Chile, zusammen und so wartete bereits ein Meer an Geländewagen vor dem Restaurant auf uns. Zum Glück waren wir durch unsere Pannen so spät, dass gerade alle aufbrachen und wir dann fast allein in dem heißen Wasser am Rande einer Lagune saßen.Ein Japaner, der ganz allein mit einem Rad von Kopf bis Fuß eingemummelt unterwegs war, beeindruckte uns bei diesen kühlen Temperaturen. Während der Mittagszeit reparierten die Guides wieder die Reifen und somit verspätete sich unsere Weiterfahrt.

Schließlich steuerten wir die Laguna Blanca und Laguna Verde an, beide schimmerten im Mittagslicht – eine eher weiß durch das Borax und die andere grün durch den hohen Arsen- und Magnesium-Gehalt, Benjamin sagte jedoch durch die Algen. Über den Lagunen erhob sich der Vulkan Licancabur mit einer Höhe von 5.868 m. Der Wind war hier eisig. Wir waren nun direkt an der bolivianischen – chilenischen Grenze.

Wir kehrten noch einmal zu den Heißen Quellen zurück, um die Köchin noch mitzunehmen. Doch aus dem kurzen Einsammeln wurde wieder gleich eine Stunde, denn erneut musste an unserem Hinterrad herumrepariert werden. Nun begann es zu nerven. Aber wir haben kein Problem!

Vulkanlandschaft

Vulkanlandschaft

Mas Evo

Mas Evo

Kurz nach 16 Uhr fuhren wir weiter. Wir passierten zunächst die  Dalí-Wüste, einem Ort mit Bergen von surrealistischen Farbschattierungen, die an die Werke von Salvador Dalí erinnern, und Felsformationen versteinerter Lava. Dann erreichten wir den Geysir Sol de Mañana, der sich auf einer Höhe von 5.000 m befindet. Hier wütete noch immer ein eiskalter Wind, der uns den Sulfatgeruch in die Nase spülte. Und wieder musste unser Rad gewechselt werden, denn wir hatten nach dieser kurzen Fahrt hierauf erneut einen Platten. Nun fragt man sich, wie viele Ersatzräder hat man dabei. Klare Antwort: Nur eins. Dieses wird immer wieder geflickt.

Geysire

Geysire

Kein Wunder, dass wir nur noch kleine Schritte damit vorankamen auf dieser schlechten, bumpy Strasse. Wie froh waren wir, als wir nach 40 minütiger Fahrt endlich in unserer Hospedaje in der Nähe der Laguna Colorada ankamen und in der eisigen Kälte der Höhe ruhen konnten. Unsere Guides verschwanden wieder unters Auto und waren nicht mehr gesehen.

Unterkunft bei der Laguna Colorada

Unterkunft bei der Laguna Colorada

Am nächsten Morgen ging es um 8 Uhr weiter. Eigentlich war um 7 Uhr geplant und wir sollten um 6 Uhr aufstehen. Langsam fragte ich mich, warum ich mich an die Zeitvorgaben halte, die uns eh nur durch den Buschfunk erreichen. Denn Benjamin unser Guide spricht nicht mit uns. Er sagt gar nichts zu dem, was wir sehen und auch nicht, wie unser „Programm“ aussieht. Er schweigt einfach nur. Und wenn jemand mal eine Ansage macht, dann ist es Milton.

Laguna Colorada mit Flamingos

Laguna Colorada mit Flamingos

Unsere Fahrt von der Unterkunft zur Laguna Colorada (Rote Lagune) dauerte nur zehn Minuten. Dann stiegen wir aus und genossen den Blick auf die phänomenal in allen möglichen Farbtönen eingefärbte Lagune, die einmal rot, dann weiss, dann wieder grün schimmerte. Ihre rote Farbe wird durch Chlor-Bakterien und Sedimente im Wasser verursacht. Der flache See hat im Inneren Inseln aus Borax und Eis. Wir verweilten 1,5 Stunden hier. Während ein Geländewagen nach dem anderen weiterfuhr, wuschen sich unsere Guides in den warmen Rändern der Lagune, bevor sie in aller Ruhe wieder zu unserem Wagen zurück gingen und anfingen, ihn weiterzureparieren. Wir genossen den Blick und doch wussten wir, dass uns diese verlorene Zeit irgendwo gekürzt werden würde. Denn Benjamin tat sich schwer, wenn wir ihn um einen Stopp zum Fotografieren baten. Keine Zeit! Aber genug Zeit für Reparaturen, die andere Autos nicht in dieser Frequenz benötigten.

Der Ärger steigerte sich, als uns später die andere Gruppe mitteilte, dass Milton einen Aufstand gemacht hatte an der Lagune, da wir wegen ihnen nun zu spät seien. Sie seien so weit weggelaufen, dass er sie erst einsammeln musste – 200 m entfernt. Ausserdem sei es gefährlich gewesen, barfuss in die Lagune zu gehen. Aber das sagt ein guter Guide doch zuvor oder mindestens dann, wenn er sieht, dass die Touristen reingehen?

Arbol de Piedra

Arbol de Piedra

Landschaft beim Arbol de Piedra

Landschaft beim Arbol de Piedra

Wieder auf der Strecke passierten wir die Wüste Silolí und steuerten wir den Arbol de Piedra an, der  von weiteren bizarren Steinformationen umgeben ist. Eine schöne surreale Landschaft, in der uns wieder die Zeit für einen Spaziergang fehlte. An diesem Stopp wagte ich mich, Benjamin nach dem Tagesplan zu fragen. Natürlich hatte ich eine kleine Karte im Büro in Tupiza bekommen, aber ich wollte einfach mal den Plan aus seinem Munde hören. Denn er redete ja nicht. Und auch auf meine Frage erhielt ich nur einen erstaunten Blick, als sei es die seltsamste Frage, die ein Tourist auf einer Tour fragen könnte. Seltsamerweise starrten mich auch die drei jungen Franzosen fast schon entsetzt an, was ich denn meine, welchen Tagesplan. Ich wiederholte meine Frage und Benjamin verstand sie sehr wohl. Sein Schweigen zuvor erhielt nun einen Sinn. Er brauchte Zeit, um wohl nachzudenken, wie er mir den Plan erklären könnte.

Laguna Hedionda

Laguna Hedionda

Denn was nun kam, war nicht das, was auf meinem Plan stand und was ich „gekauft“ hatte. Nach den Lagunen Ramaditas, Honda, Charcota, Hedionda würden wir die eigentliche Strecke verlassen, die uns zu einem kleinen Salar (Chiguana) gebracht hätte. Dies kommunizierte er aber nicht so, sondern er fuhr mit Orten wie Valle de Rocas, Alota, San Cristobal fort, als wären diese genau unser Programm. Nur ich bemerkte den Fehler und schrie entsetzt auf, als seine Ausführungen bei einer Nacht in der Drecksstadt Uyuni endeten. Genau da wollte ich gar nicht schlafen und versprochen worden war uns eine Nacht am Rande des Salars de Uyuni in einem Salzhotel.

Laguna Honda

Laguna Honda

Beim Lunch an der durch Sulfat senfgelb eingefärbten Lagune sprach ich mit den Leuten aus dem anderen Wagen. Die dachten noch immer, wir wären auf der korrekten Route und wollten ebenso nicht in Uyuni übernachten. Die restliche Strecke des dritten Tages war totlangweilig. Außer Steine und Felsen gab es wenig Abwechslung in den platten Ebenen mit Grasbüscheln, auf denen Lamas grasten. Die Ortschaften setzten keine weiteren Akzente. Und wo man nichts erzählt bekommt, kann auch nicht weiteres, tiefes Interesse erwachen.

Valle de Rocas

Valle de Rocas

Als ich noch einmal 70 Kilometer vor Uyuni nachhakte, wo wir nun übernachten würden, kam wieder die Antwort Uyuni, obwohl er bereits eingelenkt hatte, zumindest nach Colchani weiterzufahren. Ich machte wieder meinem Unmut Luft. Eigentlich war ich es schon leid. Da muss man um sein Recht kämpfen, wenigstens an den Rand des Salars zu kommen, wie es auch die Tour eigentlich vorgesehen hatte. Dennoch steuerten wir nun Uyuni an, das wir um 18 Uhr erreichten. Milton und Benjamin diskutierten, dann verschwand unser Guide mit der Ansage (ja, er sprach), in fünf Minuten ginge es weiter. Eine Stunde später tauchte er wieder auf, freute sich und meinte, er hätte ein wichtiges Gespräch gehabt.

Geländewagen, die durch den Salar de Uyuni kamen

Geländewagen, die durch den Salar de Uyuni kamen

Nun fuhren wir doch Colchani an, ein Dorf am Salar, in dem das Salz verarbeitet wird. Milton war schon vorgefahren. In Colchani suchte Benjamin in der Dunkelheit den Weg. Immer wieder fuhr er auf Höfe und in Einbahnstrassen. Und das erste Mal sagte der etwas aufgetaute Benjamin, hay un problema. Endlich mal ehrlich. Schließlich fanden wir die Hospedaje, wenigstens diese war aus Salz erbaut und versüßte uns den Abend im Salzbett. Es versteht sich von selbst, dass Benjamin und Milton wieder unterm Geländewagen verschwanden. Aber später, um 22.30 Uhr, kamen sie das erste Mal zu uns, um uns den letzten halben Tag zu erklären. Die Route hätten sie abgeändert, weil die eigentliche zu gefährlich gewesen wäre, laut unserer Guides. Es hatte viel geregnet, der Salar war nass, und man könnte einbrechen. Das war die Aussage von Benjamin, als ich fragte, weshalb wir nun die langweilige Route über Uyuni genommen hätten. Wir fuhren nun am letzten Tag lediglich von Colchani zum berühmten und verbotenen Hotel de Sal im Salar – vielleicht 500 m vom Rand des Salars entfernt, anstatt den Salar über die Isla de Pescado zu überqueren. Das Stück wäre zu nass gewesen.

Salzhotel in Colchani

Salzhotel in Colchani

Salzblöcke im Salar

Salzblöcke im Salar

Am nächsten Morgen begaben wir uns rein, in den Salar – oder zumindest ein Stück in die größte Salzwüste der Welt. Die 10.500 km² große Salzwüste ist in elf unterschiedlichen Schichten aufgebaut, mit einer Dicke von jeweils 2 bis 20 m. Sie ist die größte Reserve an Mineralien wie Lithium, Magnesium, Kalium, Stickstoff, Phosphor und Borax in der Welt. Sie verfügt über 14 kleine Inseln.

Gut, dass wir im Gegensatz zu unseren Guides kommunizieren können. Denn als wir am Salzhotel im Salar standen, tauchten am Horizont immer wieder Jeeps auf, die förmlich aus dem Nichts kamen. Ich fragte Benjamin, wo die wohl herkämen. Er log, sie hätten nur eine kleine Runde gedreht. Die Runde, die die anderen gedreht hatten, war nur unsere Originalroute, die angeblich so gefährlich gewesen sei. Und die Leute in den Autos meinten, das nasseste Stück sei das Stück, das wir auch gefahren seien – zwischen Colchani und dem Salzhotel. Weiter hinten sei alles trocken. Ich hätte platzen können. So viel Dreistigkeit! Wir sahen ihretwegen den Salar nur am Rand – standen 2 Stunden am selben Fleck und sahen ihn auch nur einseitig nämlich als großen See anstatt auch trocken. Der große Aha-Effekt blieb aus. Wir standen inmitten eines Meeres und die Salzhügel hätten Eisschollen sein können.

Kurz nach 11 Uhr steuerten wir wieder Colchani an, wo wir ursprünglich Lunch haben sollten, die Köchin war auch dort geblieben. Dann sagte Benjamin, wir würden wohl weiter nach Uyuni fahren, da es hier keinen Platz gäbe. Das Highlight, das uns Benjamin die ganze Zeit angepriesen hatte, ließen wir aus. Wir ließen uns in Uyuni noch bevor wir den Cementario de Trenes erreichten in der Straße mit den Busgesellschaften absetzen. Wir wollten nur noch weg. Diesen Horrortrip endlich beenden. Was bleibt, ist ein salziger Nachgeschmack und der Wunsch, irgendwann zurückzukehren – am liebsten mit eigenem Geländewagen.

Im Salar de Uyuni

Im Salar de Uyuni

Ich buchte einen Salartrip und bekam 2 Stunden Salar an einer Stelle. Ich habe noch nie solche schlechten Guides erlebt, die sozial und kommunikativ so inkompetent waren. Denn alles kann man kommunizieren, man muss eben nur kommunizieren. Und nicht so stumm wie ein Fisch sein. So bleibt mir nicht der Salar in Erinnerung, sondern Benjamin, der Fisch.

NACHTRAG: Warum wähle ich eine Agentur, um auf Tour zu gehen? Wegen des Materials und des Guides. Leider wird eine Tour dann schlecht, wenn weder das eine noch das andere gut ist. Um nicht zu sagen, miserable. Könnte ich mir nicht dann selbst einen Geländewagen mieten und mich auf den Weg begeben? Nein, ich gebe all mein Vertrauen für diese vier Tage in die Hand Dritter und erwarte nur das Mindeste, dass das Versprochene erfüllt wird. Ich bin also keineswegs anspruchsvoll, aber eben auch nicht lethargisch.

Diese Tour haben wir vom 6. bis 9. Februar 2010 mit Tupiza Tours von Tupiza nach Uyuni unternommen. Wir hatten vielleicht einfach nur Pech, denn andere Gruppen des selben Touranbieters sind zeitgleich durch den Salar gefahren und haben ausführliche Informationen zu ihrer Reise unterwegs erhalten. Die Landschaft war atemberaubend und ist absolut eine Reise wert!

 

4 Kommentare

  1. Oje, da hattest du wirklich großes Pech mit deiner Tour! Ich war vor zwei Wochen auf einem 3-Tages-Trip von San Pedro de Atacama aus unterwegs. Falls du Salar de Uyuni (und einem Tour-Anbieter) noch eine Chance geben magst, empfehle ich World White Travel. Sind zwar nicht die billigsten, aber haben unsere Erwartungen mehr als erfüllt!

    Liebe Grüße aus Lima,
    Flo

    P.S. Der Arbol de Piedra dürfte sich in den vergangenen 4 Jahren auch ordentlich verändert haben. Auf meinen Fotos sieht er „unten rum“ schon deutlich dünner aus. Gut möglich, dass er in einiger Zeit auch auseinander bricht, meinte unser Guide.

    • Danke Flo für den Hinweis. Mh, in Bolivien sollte man wirklich ein bisschen mehr Geld für Touren in die Hand nehmen, ist ja ohnehin noch günstig. Aber diese Tour war der größte Reinfall und ich habe mich ziemlich geärgert. Irgendwann aber nicht mehr nur über Guide und Touranbieter, sondern auch über meine lethargischen französischen Begleiter, die man überall hätte hinfahren können und sie hätten es „magnifique“ gefunden. Ich denke aber, ich werde irgendwann noch mal zurückkehren und dann vielleicht auch von Chile aus eine Tour starten… LG und viel Spaß in der Stadt mit der immer verdeckten Sonne 😉 Madlen

  2. Ach herrje, das hört sich ja alles nicht so schön an! Darf ich fragen, bei wem Du die Tour gebucht hast? Wir fahren im Sommer dahin, und da möchte ich nicht auf den gleichen Touranbieter stoßen … Danke!

    • Hallo Sabine, war leider wirklich keine schöne Sache. Wir hatten gar nicht mal so einen kleinen Anbieter gewählt, nämlich Tupiza Tours: http://www.tupizatours.com. Später trafen wir andere Gruppen von Tupiza Tours, die mit durchaus redseligeren Guides und besseren Wagen unterwegs waren. Da steckt man leider nie drin. Dennoch würde ich nach unserer Erfahrung diesen Anbieter nicht unbedingt empfehlen. Mich ärgert nicht das Geld, denn die Touren sind hier wirklich günstig, sondern die verlorene Zeit, die wir jeden Tag mit den vermeidbaren Pannen vergeudeten, und wie gesagt, am Ende sind wir nicht wie versprochen durch den Salar gefahren. LG, Madlen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert