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Monteverde – Schweben über dem Nebelwald

Costa Rica, Monteverde

Nebelschwaden legen sich über die gewellte Landschaft und verhüllen die sattgrünen Wälder. Morgenfrüh könnt Ihr bis zum Pazifik schauen, meinte Vinny, unser Guide. So ganz will ich ihm das noch nicht glauben, als ich auf die vom Dunst gezeichnete Landschaft in die Ferne blicke. Es regnet viel in diesen Tagen. Doch Vinny soll recht behalten. Als ich am nächsten Morgen meinen Vorhang öffne, sehe ich die Halbinsel Nicoya samt Ozean hinter den Nebelwäldern von Monteverde. Kleine Säulen steigen wie Rauch von den Hügeln in den Himmel. Monotone Rufe des Sprossers setzen ein. Costa Rica, MonteverdeCosta Rica, Monteverde

Über den Bäumen – Zipline in Monteverde

Nur wenige Stunden später stehe ich auf einer kleinen Plattform, an mir hängt ein Seil. Drei, zwei, eins zählt Bernie runter. Dann schwebe ich auch schon 80 m über den grünen Baumwipfeln. Ich war schon in diversen Hochseilgärten, doch zugegeben, sie sind immer wieder auf’s Neue eine Herausforderung. An schlechten Tagen meiner partiell auftretenden Höhenangst komme ich noch nicht einmal über eine kleine Hängebrücke. Und jetzt hänge ich an einem vibrierenden Seil, das eine Windböe erfasst hat. 30 Sekunden befinde ich mich im Rausch in der Luft, bis der Stopper auf der gegenüberliegenden Seite des Tals mich jäh zum Halten bringt. Die nächste Etappe von den zu bewältigenden sechs Teilstücken lässt mich 90 m über dem Boden schweben. Dann folgen 100 m und ein Stück, das als das Schnellste gilt. Der Wind reißt erneut am Seil und schiebt mir den Helm fast vom Kopf. Schweben geht nun ins fliegen über. Alle Kräfte reißen an meinem Körper. Angst habe ich komischerweise nicht.

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Dann sind wir leider schon auf dem letzten Stück, auf dem wir dem Wind mehr Gewicht entgegensetzen müssen. Das heißt, es folgt ein Paar-Durchlauf. Ich umschlinge mit meinen Beinen die Vorderfrau und schon sind wir gemeinsam in der Luft. Wir nehmen so schnell Geschwindigkeit auf, dass wir dieses Mal selbst beim Stoppen mithelfen müssen und den Griff, an dem wir uns mit den Händen festhalten, nach Hinten reißen. Den Abschluss bildet ein Sprung in die Tiefe – dir größte Herausforderung für jemanden mit Höhenangst. Natürlich versuche ich dies zu Umgehen, schaue kurz runter und frage Bernie, wo es denn die Leiter oder Treppe für die Angsthasen gäbe? Dabei schiele ich auf Stufen, die hinunter führen. Da holt mich Bernie zu sich und meint, ich solle mir die Stufen einmal genau ansehen. Diese führen nur zur Hälfte hinab und enden in der Mitte. Ich merke, wie sich mein Puls und Herzschlag erhöht. Unter meinem T-Shirt breitet sich Schweiß aus. Ich glaube nicht mehr an einen Scherz. Bernie meint, der einzige Weg ist Abseilen oder ein Sprung. Ich wähle die sanfte Variante des Abseilens, versuche zuvor den Blickkontakt mit dem Boden zu vermeiden. Meine Knie sind bereits ganz weich. Uno, dos, tres – ich schaue stoisch in den Himmel, während Bernie mich langsam hinabschweben lässt. Fast bin ich etwas enttäuscht, als meine Füße schon den Boden berühren. Das nächste Mal wage ich einen Sprung – das nehme ich mir ganz fest vor.

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Skywalk – über fünf Brücken musst Du gehen

Nachdem wir uns aus den Seilen und vom Helm befreit haben, begeben wir uns auf einen Skywalk über fünf Hängebrücken. Der metallische Sound des Black Face Solitaire begleitet uns, während wir auf dem Pfad durch das dichte Grün spazieren. Lilianen und Monsteras umranken die Urwaldriesen. Moose und Flechten färben die Stämme grün. Nur von hier oben kann man auch die Blüten in voller Pracht bewundern. Gelb, rot, weiße Blätter setzen Farbtupfen in die grün-dominierte Welt des Nebelwaldes, der sich rund um die Kontinentalscheide, die das Talamanca-Gebirge in Mittelamerika bildet, erstreckt. In Costa Rica wachsen 14.000 verschiedene Spezien, allein 2000 davon sind Bäume. Für seine Biodiversität ist Monteverdes Umgebung bekannt.

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Anfang der 50er Jahre kamen Biologen aus den USA und waren der Meinung, man solle diese Gegend schützen. Kurz darauf folgten die Quäker aus Alabama, die sich auf der Flucht vor dem Militärdienst hier niederließen. Neben der landwirtschaftlich genutzten Fläche behielten sie auch immer ein wildes Naturstück, das ihnen frisches Wasser lieferte. Landwirtschaft und Tourismus sind die zwei wichtigen Säulen dieser Gegend. 1972 wurde hier der Ökotourismus eingeführt. Besuche auf der Kaffeeplantage lassen sich gut mit anderen Aktivitäten in der Natur kombinieren.

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Wo der Kaffee wächst

Vor 200 Jahren erreichte der Kaffee Monteverde. Die Gegend bietet mit ihrer guten Erde und ausgezeichnetem Klima beste Voraussetzungen für den Anbau von Arabica. Dieser gedeiht am besten auf 1200 bis 1500 m Höhe bei Temperaturen zwischen 17 bis 24 Grad. In den 50er Jahren erfolgte die  Kommerzialisierung des Kaffees in Monteverde. Zunächst fand der Verkauf über Lieferanten statt. Ab den 70er Jahren schloss man sich zu Kooperativen zusammen, Ende der 80er integrierten die Kooperativen auch um die 100 Kaffeefarmen.

Der größte Teil des angebauten Kaffees, nämlich 95 %, ist für den Export bestimmt. Die Story, die man hier verkauft, lautet: „Man erhält eine gute Qualität von der Community, die in Harmonie mit dem Nebelwald lebt und diesen schützt.“

Wer Monteverde besucht, kommt an Kaffee nicht vorbei – und so auch nicht an den angepriesenen Touren. Und einer dieser Kaffee-Touren schließe ich mich an. Wir schauen uns die LIFE Farm an, in die 12 Familien involviert sind. Sie besteht aus vier einzelnen Farmen. Allein hier buchen 3000 Touristen pro Jahr eine Tour, damit rangiert die Farm auf Platz 3 in Monteverde. Zunächst erhält der Besucher einen kurzen Unterricht über die Geschichte, den Anbau, die Produktion. Dabei lernt er auch viel über das Konzept der Nachhaltigkeit, die aus dem Einklang von Natur, Soziales und Ökonomie besteht und hier mit stolz gelebt wird. Anschließend lernen wir das Farmleben kennen. Es geht es auf die Plantage, auf der man den Kaffeepflückern über die Schulter schauen kann und mit dem einen oder anderen ins Gespräch kommt.Von Oktober bis Februar ist Saison. 60 % der Arbeitskräfte stammen aus den benachbarten Nicaragua und Panama, 40 % aus Costa Rica. Sie verdienen 15-20 USD pro Tag, arbeiten 9 bis 10 Stunden täglich.

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Für drei Jahre muss man Geld haben, sagt uns unser Guide, da sich erst dann das Business auszahlt. Dafür fährt eine Pflanze dann für ca. 30 Jahre Ernte ein. Pro Pflanze rechnet man mit ca. 300 g geröstetem Kaffee. Highlight der Tour ist natürlich auch eine Verkostung, die pünktlich startet, als erneut Nebelschwaden sanft die Hügel der Umgebung umschließen. Wieder fällt Regen. Was gibt es schöneres, als sich jetzt mit einer guten Tasse in das Fenster der Kaffeeplantage zu setzen, und den Tropfen zuzusehen, wie sie das Grün der Plantage mit einem Glanz überziehen.

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Ich wurde vom Costa Rica Tourism Board zu dieser Recherchereise eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.

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