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Punta del Diablo – Teuflischer Ort?

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Dort, wo Uruguay auf einem langgezogenen Halbinselstreifen auf Brasilien trifft, man links und rechts nur noch Atlantik sieht, dort soll der teuflische Ort Punta del Diablo nicht weit sein. Und genau da befinde ich mich nun auch. Es soll sich hierbei laut LP um einen verschlafenen Fischerort mit 700 Einwohnern handeln. Verschlafen wirkt das Dorf eher nicht auf mich, sondern kommt es recht aufgeweckt daher. Vielleicht weckten das Dorf einfach zu viele Touristen aus seinem Dornröschenschlaf. LP kann in diesem Fall ausnahmsweise mal nicht Schuld sein, denn bei den Touristenmassen handelt es sich um Einheimische und Besucher aus Argentinien, die den LP tendenziell aus Sprachgründen allein meiden. Jedoch muss man gestehen, dass man Punta del Diablo seine einstige Verschlafenheit durchaus ansieht und man zwischen den neuen, modernen Touristenhütten noch die alten, bröckelnden Holzhütten der vom Fischfang lebenden Einwohner sieht. Jedoch werden an der Hauptstrasse eher Touristen gefangen und so wird vermietet was das Zeug hält. Wenn ich mir den Ort genau ansehe und es 1000 Einwohner sind, wie es mir einer sagte, der es wissen muss, dann müssen wohl jedem Bewohner mindestens zehn Hütten gehören.

Ich jedenfalls landete erst in einer ganz üblen Hütte, die ich mir sicherheitshalber mal übers Internet vorreserviert hatte. Man weiß ja nie und ich wusste ja schon gar nicht, dass der Ort nur vor Unterschlupfmöglichkeiten wimmeln würde. Und diese Holzhütte, in der sich mind. 25 Argentinier tummelten, war einfach zu klein, für die Menge, die sie fasste. Nach Montevideo dachte ich eigentlich, die Größe einer Besenkammer 1,8 m x 1,5 m könnte nicht mehr getoppt werden. Oh doch, denn auf diesen ca. 2 qm, die sich mein “Privatzimmer” nannten, hatte man es hinbekommen, ein Doppelstockbett reinzuquetschen. Wie hier noch 2 Rucksäcke Platz gefunden hätten, blieb mir ein Rätsel. Vor der Haustür drohte ein Gewitter, der Regensturm, den ich zuvor mit dem Bus bereits passiert hatte, und so quetschten sich alle Argentinier auf die kleine Area vor der Rezeption. Also wenn das Wetter hier versagt, versagt sogleich die Unterkunft, denn schlafend geht das ja noch, aber nicht schlafend passt es hier vorne und hinten nicht. Darauf muss man einfach erst mal zur Beruhigung einen Mate trinken. Das Zimmer war natürlich auch nicht abschließbar – was für eine dumme, deutsche Frage auch von mir. Ich wusste nur eines, ich musste hier so schnell wie möglich raus aus dem Teufelsnest. Und so lief ich die 1,5 km zurück ins Dorf, um Alternativen abzuklopfen, was als Einzelperson natürlich nicht die einfachste Sache der Welt ist.

Doch dann traf ich Fernando und der hatte ein Herz für Mädels, und für alleinreisende deutsche Mädels wohl noch mehr. Und so machte ich einen auf hilflos, und er bot mir sofort eine Hütte mit Küche, Bad und TV für 20 EUR an, wozu ich nicht nein sagen konnte. Also lief ich wieder zurück zu meinem Hexenhaus, um meinen Rucksack abzuholen und mit einer Ausrede das Hostel wechseln zu können. Als ich ankam werkelte der Hippie an meiner Tür herum. Er wolle mir ein Schloss bauen. Das wird ja noch schöner. Also schien dieser Wunsch wohl wirklich erstmalig gewesen zu sein. Ich bat ihn, sofort damit aufzuhören und ich merkte, wie auch er aufatmete, als er meine Neuigkeit hörte. Und so landete ich in der Hütte von Fernando, die sich direkt im Ort und somit in Strandnähe befand und hatte zugleic h noch wunderbare Unterhaltung. Nun konnte ich Punta del Diablo endlich genießen. Das hieß also gleich am nächsten Tag Strand! Bei strahlend blauem Himmel zog es jeden und alle an den Dorfstrand. Gegen Mittag leert sich hier seltsamerweise der Strand, was wahrscheinlich am großen Hunger lag. So konnte man ab da mehr mit Ruhe genießen. Heute, am zweiten Tag, ging ich einfach mal rechtsherum (westlich) und fand heraus, dass hier die einsameren und schöneren Strandstücke lagen. Bei einem späteren Spaziergang zeigte mir ein uruguayischer Architekt noch weitere Strände, die herrlich einsam waren. Aber im Dorf wird kreuz und quer gebaut und trotz Verbotes auch immer weiter an den Strand heran. In ein paar Jahren ist hier wohl nichts mehr mit Idylle, wenn erst die Hotels das Paradies entdecken.

 

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