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Der Ruf des Oropendola – In den Straßen von Antigua

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Stille. Einen Moment kann man seinem eigenen Atem lauschen, bevor erneut der Oropendola in sein Pfeifkonzert einstimmt. Das Zwitschern nimmt den gesamten Hof ein. Hier möchte ich meine Hängematte aufspannen und verweilen. Einen dieser guatemaltekischen Momente möchte ich konservieren. Dann setzt Walter Chiu-Fuentes, unser Guide, wieder mit seinen Erklärungen ein. Doch seine Worte verhallen. Zahlen, die die einstige Bedeutung dieses Ortes untermauern. Doch keine Zahl der Welt kann dem ganzen solch eine historische Bedeutung beimessen als die bröckelnden Mauern. Es gibt wohl keinen schlechteren Ort, um für sich allein zu sein. Ich bin in Guatemalas Touristenhochburg Nummer 1 (noch vor Tikal, was mich sehr verwunderte) und bin selbst überrascht, wie entspannt das trotzdem aussehen kann – in der einstigen Hauptstadt des Landes La Antigua Guatemala.

Es gibt viele pittoreske Kleinode in den Hinterhöfen und Gassen von Antigua, die an vergangene Zeiten erinnern. Zeiten, die nicht immer so gut waren. Von 19 Katastrophen wurde Antigua heimgesucht. Eine dieser Katastrophen im 18. Jahrhundert, ein Erdbeben, war Anlass für die Umlegung der Hauptstadt nach Guatemala Stadt. 33 Vulkane liegen in Guatemala auf einer 400 km langen Linie, vier davon sind aktiv. Fuego, der feurige liegt vor den Toren der Stadt. Was neben den bunten Häusern und grünen Hinterhöfen den Charme Antiguas ausmacht, der Blick auf die drei Vulkane Fuego, Agua, Acatenango, hängt zugleich auch wie ein Damoklesschwert über der Stadt. Die Natur ist hier omnipräsent.

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Als ich durch die kopfsteingepflasterten Straßen der Kleinstadt mit den roten Ziegeldächern und den farbigen Hauswänden laufe, drängt sich immer wieder Vogelgezwitscher auf. Doch darunter mischen sich Pferdegalopp, Busse und von weitem Musik.

Auf dem Plaza y Parque la Unión drängen sich die Menschen, die ihre Angehörigen im Hospital de Santo Hermano Pedro Jose de Bethancourt besuchen. Von der spanischen Partnerstadt Santiago de Compostela erhielt Antigua Palmen als Geschenk, unter denen manch einer seine Decke ausgebreitet hat, der keinen Platz mehr auf den Bänken ergattern konnte.

Einen Ort der Stille bietet da eher die Iglesia de San Francisco el Grande 6 Cuadras südöstlich des Parque Central. Der Bau stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche war damals das Zentrum eines religiösen und kulturellen Komplexes, der bei dem Erdbeben von 1773 zerstört und nur teilweise wiederaufgebaut wurde. Die Ruinen des Klosters einschließlich eines Glockenturms sind noch sichtbar. Im Inneren befindet sich die Grabstätte von Hermano Pedro de San José de Betancur, einem Fransiskaner von den Kanarischen Inseln, der das Krankenhaus von Belén in Antigua gründete. Vor der Kirche stehen Verkaufsbuden, die geduldig auf ihre Käufer warten müssen. Denn die halten sich an diesem Tag woanders auf. Das gelbe Wahrzeichen der Stadt und wohl beliebteste Postkartenmotiv kann man nicht verpassen. Der gelbe Bogen, der die Calle del Arco de Santa Catalina überspannt und dem Vulkan Agua bei klarem Wetter einen Rahmen gibt, war einst ein Frauenkloster und verband zwei Gebäude des Klosters miteinander. Unter dem Bogen wird flaniert, auch ich schaue mir die Schaufenster an und übersehe fast hinter der Calle Poniente die mächtige La Merced. Was außen beeindruckt, ist in Guatemala innen weniger pompös – die Kirchen.

Typischer Straßenzug in Antigua

Typischer Straßenzug in Antigua

Viele Kirchen gibt es wie La Merced

Viele Kirchen gibt es wie La Merced

Chicken Busse quetschen sich durch die Straßen

Chicken Busse quetschen sich durch die Straßen

Ecke vom Parque Central

Ecke vom Parque Central

Noch einmal spaziere ich in der Abenddämmerung durch die schnurgeraden Gassen. Noch sind die schmucken Laternen nicht beleuchtet. Jedes Fenster ist liebevoll mit Blumentöpfen verziert, als wollte man den gusseisernen Gittern den nüchternen Zweck mit ein Stück Schönheit nehmen. Genau das sind die Straßenzüge, die ich in Lateinamerika so liebe. Antigua könnte in Nicaragua, in Kolumbien, in Peru sein… überall passt diese Stadt rein.

Und nicht nur die Straßen passen in das typische Lateinamerika-Bild, auch der grüne Parque Central mit seinen Bänken und den historischen Gebäuden zieren, am Rand. An diesem Abend folge ich dem Licht und den Klängen, die mich auf den Platz spülen. Eine Bühne ist aufgebaut, von der ein DJ Bass-Musik spielt. Dazu klettern ein paar Jugendliche an einer Wand. Eine Outdoormarke ist Veranstalter. Ich hole mir einen Drink und setze mich dazu. Würde ich die schmucke Kolonialarchitektur mit den schattenspendenden Arkadenbögen an den Parkrändern ausblenden, könnte ich in den USA oder überall sein. Doch als die Musik stoppt, übernimmt auf dem Parque Central der Oropendola den Dirigentenstab. Im gedämpften Laternenlicht gehe ich zurück. Der Klang der Vögel hallt nach.

Arco

Arco

Blick aus dem Torbogen

Blick aus dem Torbogen

Krankenhaus

Krankenhaus

Deutsche Küche in Antigua

Deutsche Küche in Antigua

Antigua in Kürze:

  • Antigua zählt neben Izigual und Tikal zu den drei UNESCO Weltkulturerbestätten Guatemalas.
  • 15 Autominuten von Guatemala-City entfernt
  • ca. 35.000 Einwohner
  • von 1543 bis 1773 die Hauptstadt der spanischen Kolonien in Zentralamerika
  • Heute kommen viele junge Leute für Sprachunterricht in die Stadt. Zahlreiche Sprachschule zieren die Straßen.

TIPPS:

  • Arco de Santa Catarina mit dem Vulkan Agua im Hintergrund ist am besten sonntags zu fotografieren, denn dann ist die Straße autofrei und die Menschen flanieren durch die Straße.
  • Den besten Blick auf die Vulkane hat man von November bis Februar vom Dach des La Merced-Convent für Mercedarios
  • Ihr steht auf Jade? Dann lohnt sich der Besuch im Jade Museum. Hier wird nicht nur über die Geschichte und Wiederentdeckung von Jade, dem heiligen Stein der Mayas, in Guatemala erzählt, sondern man sieht auch den Bearbeitungsprozess in der Werkstatt und Ausstellungsstücke. Am meisten begeistert war ich jedoch über die kurze Einführung in den Mayakalender, nachdem ich eine „Wildkatze“ bin. Na bitte, Mayas können nicht irren.
  • Hotelempfehlung: Porta Hotel Antigua in einem alten Gebäude mit schönen, grünen Hinterhöfen und Swimmingpools.
  • Leckere gehobene Küche: Hotel Casa Santo Domingo. In diesem 5 Sterne-Hotel, das ein umgebautes Kloster ist, kann man natürlich auch schlafen. Hier befindet sich auch eine Ruine mit Museum auf dem Gelände.

Weitere Beiträge zu Guatemala:

Verfolgt die Reise auf Instagram unter #purlatinfever

Ich wurde von Visit Centroamérica eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.

1 Kommentare

  1. 15 Autominuten? Mit welchem Porsche hast du das denn geschafft? 😉 ansonsten schöner Artikel über meine Lieblingsstadt in Guatemala. Lieben Gruß

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