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Salsa in Cali {DIARY}

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Den Morgen endlich mal in der Sonne auf der Dachterrasse relaxt genießen. So stellt man sich Urlaub vor. Leider ist das Kapitel Cali morgen bereits beendet. Aber heute verlebe ich wenigstens erst einmal noch einen heißen Geburtstag in der Salsahauptstadt Südamerikas. Das Hostel ist ziemlich angenehm mit seinem Gärtchen – und vor allem sind hier auch mal Ältere untergekommen, wenngleich auch schräge Persönlichkeiten. Der kleine komplexbeladene Franzose fickt sich durch den Tag und wie es den Anschein hat, auch durch die Stadt. Ein alkoholinfizierter ausgewanderter Schotte führt permanent Selbstgespräche, und wenn er nicht genug Aufmerksamkeit erhält, dreht er seine Blueslieder einfach mal auf Anschlag, damit auch ja jeder schaut. Ein ausgewanderter belgischer Türsteher ist die beste Kompanie für den Schotten – können Sie über ihre Erfahrungen in Brasilien fachsimpeln. Und der Schotte wiederum hält Obszöngespräche mit dem kleinen Franzosen – darüber, wie er seine Möhre zwischen die beiden knalligen aufpolierten Äpfel der Caleñas reiben soll und ergänzt, wo er alles noch hottere Frauen getroffen hat – richtig geile Mulattinnen. Ja, wenn man über all dieses Gequatsche hinwegsehen kann, ist der Alltag hier recht entspannt. So entspannt, wie auch ein Spanier hier das Leben nimmt und sein Handtuch auf den Kiesboden des Gartens legt, um ja genug Caliteint zu tanken.

 

So langsam kommen wir in Gang und besorgen uns noch schnell bei Avianca um die Ecke einen Rückflug von Medellin nach Bogota am Silvestertag. Die lange Busstrecke wollen wir uns dann doch sparen und so teuer sind die Flüge nicht. Dann suchen wir die k(l)eine Altstadt Calis auf. Wir laufen die Bar- und Clubmeile Avenida 6 entlang und erleben, wie eine gesetzte Meile zunehmend ihr frisches Gesicht verliert. Ab der Brücke soll man sich in acht nehmen. Eine Kirche scheint nahezu das einzige Zeichen zu sein, das die Altstadt einläutet und wohl auch gleich ausläutet. Wir laufen durch den Street Market zum Plaza, an dem das mächtige Justizgebäude sich befindet. Hier befindet sich Polizeipräsenz, die sich schnell wieder verliert. Andere Touristen? Fehlanzeige. Hohe hässliche Bürogebäude stoßen nur ab und sind eher unüblich auch für eine kleine Altstadt. Der nächste Plaza ist nur noch betoniert und weist noch nicht einmal ein Fünkchen von Leben in Form von Flora auf. Cali ist hässlich, das ist hier spätestens klar.Cali_8

Zum Glück waren wir gestern ja schon kurz im Stadtteil San Antonio – ein Reststück von alter Bausubstanz, die aktuell das Potenzial genießt, zur hippen Neighborhood zu werden. Auf dem Weg dahin befindet sich eine Meile aus aneinandergereihten vegetarischen Restaurants. Wir kehrten beim Krishnaladen zum Mittag ein und gingen dann nach San Antonio. Doch der Stadtteil scheint erst abends aufzublühen, tagsüber ist er relativ tot. Also liefen wir wieder zurück Richtung Zona Rosa und tranken einen Nevado con Arequipa. Dieser war so eine Art Todesstoß für meinen frisch erholten Magen. Die nächsten zwei Stunden waren Kampf gegen die Übelkeit. Ein Kamillentee brachte mich wieder ins Gleichgewicht und machte mich ready für Crepes & Waffles.

Als wir zurück ins Hostel kamen, warteten schon drei Jungs (zwei Belgier und ein Deutscher) auf ihre Tanzlesson und wir wurden gleich mit einbezogen. Wir mussten schnell feststellen, dass dieser Tanz nicht so viel mit Salsa Cubana zu tun hat. Salsa caleño sind viele kleine Dippelschritte und wird eher vor und zurück getanzt. Ist interessant zu wissen, aber im Club sind wir dann doch eher auf Salsa Cubana umgestiegen, das was wir kennen. Unsere Lehrerin empfiehlt uns am Ende der Klasse das Tin Tin Deo für den heutigen Abend. Ist zwar ne Ecke weg im Barrio San Fernando, aber soll Donnerstagnacht gut sein. Unsere Tanzmitschüler haben heute keinen Bock mehr auszugehen, also bleiben nur wir beide übrig. Als wir dann aber noch ein Stündchen im Garten abhängen, um gegen 22 Uhr loszufahren, erfahren wir, dass auch der geile Franzose mit seinen hot Chicas, der Schotte, der Belgier und noch andere los wollen. Also tun wir uns zusammen, nehmen uns zwei Taxen und fahren zum Tin Tin Deo. Als wir ankommen, ist die Tanzfläche noch leer. Doch schnell ändert sich dies. Die Bewegungen der Tänzer folgen nach unserem Verständnis gar keinem Salsamuster – aber das ist wohl die caleño-Art. Die einen arbeiten mit viel Showbewegungen, die anderen mit sehr wenigen. Aber schnelle Beinchen haben sie alle. Wir werden von Tischzuweisern platziert. Dann hat man durch seinen Eintritt noch einige Freigetränke. Hier läuft alles sehr old school ab. Aber Partnerwechsel gibt es nicht so viele. Da bleibt man doch eher bei seinem eigenen. Kurz vor 2 Uhr ist unser Salsaerlebnis in Cali vorbei. Wir müssen morgen früh weiter – die nächste Station, Salento, wartet – daher wollen wir noch etwas Schlaf abbekommen. Vor dem Club steht eine Taxischlange und so kommen wir schnell nach Hause.

Informationen zu Cali:

Iguana Hostel, Avenida 9N No. 22N-22, Cali, Colombia, www.iguana.com.co
Das Iguana Hostel befindet sich im beschaulichen Viertel Calís in Santa Monica und wird von Schweizern betrieben. Die Zimmer hier sind ihren Preis wert. Endlich wieder luftig mit Fenster, süßem Garten, Aufenthaltsraum und Salsa Basisstunde inklusive. Wir fühlten uns super wohl.

Tin Tin DeoSalsa tanzen in Cali! Calle 5 # 38 – 71, Cali

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