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Sibiu und mein Cordoba-Syndrom {DIARY}

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Der düstere Höhepunkt unserer Reise, sonnt sich unter wolkenlosem Himmel und strahlt mehr als Freude aus. Das düstere Kapitel war nur mein rebellierender Magen. Gestern Nacht noch gingen wir noch einmal durch die Altstadt hinauf zur Bergkirche und ihren angrenzenden Friedhof. Die 175 Stufen hinauf fielen mir wahrlich noch schwer, aber schon am nächsten Morgen ist alles wie weggeblasen. Und nun noch einmal die Gassen entlang schlendern. Nirgendwo hörten wir zuvor so viel deutsch wie hier.

Unser Weg nach Sibiu ist mit einem Zwischenstopp versehen. Biertans Kirchenburg ist wohl nun die letzte in unserem Programm. Mehr als von der Burg bin ich von dem verschlafenen Ort und seiner landschaftlichen Lage fasziniert. Ruhe strahlt nicht nur dieser Ort aus, sondern noch einige andere, die wir zur sonntäglichen Mittagszeit passieren. Die Bewohner sind zwar auf den Straßen, kommen aber gerade von ihrem Kirchgang zurück oder von ihrem Feld. Der Straßenverkehr wird zwischen Seica Amre und Rusi immer illustrer, denn Pferdekutschen mit Ziegen und Schweinen und ganzen Familien beladen bestimmen das Bild. So manch einen modernen Rumänen bringt dies schnell aus der Ruhe, so dass Überholmanöver wieder ganz auf die riskante rumänische Art bewältigt werden.

Sibiu einmal erreicht, löst diese Stadt das Cordoba-Syndrom in uns aus. Erwartungen nicht erfüllt. Oder sind wir schon zu sehr mit Altstädten und Burgen abgefüllt, dass wir das Gute nicht mehr zu schätzen wissen. Von all unseren bisherigen Stationen ist Hermannstadt rückblickend die Verzichtbarste. Zu normal die Altstadt, zu gewöhnlich im Vergleich zu denen Deutschlands oder des Baltikums. Gegen unseren Erwartungen und trotz des Prädikats Europas Kulturhauptstadt 2007 gewiss gefördert mit zahlreichen europäischen Töpfen  ist hier wohl in den letzten vier Jahren nicht mehr so viel passiert. Die Häuser um Piata Mare sind alle saniert und geleckt. Doch liegt der Platz etwas leblos da. Mir fehlt das Grün und das Leben. Nur eine Querstraße weiter, schöne Altbauten, aber unsaniert. Und so ist die ganze Hermannstadt wohl noch ein Großprojekt für die nächsten 20 Jahre.

Das Leben erreicht den Platz nach Einbruch der Dunkelheit. Der Tagesrhythmus bestimmt durch die Hitze, dies kennen wir doch von Südeuropa. Für alle Mittelalterlieblinge hält Sibiu an diesem Wochenende das Mittelalterfest auf dem Markt bereit. So erklingen Dudelsäcke und Trommeln und die Markstände frequentieren jedes Bild.  Inzwischen habe ich genug Mittelalter getankt. Unser deutschsprachiger Gastgeber empfahl uns eine interessante Strecke über die Ostkarpaten morgen nach Tulcea. Ich dachte nicht, dass wir uns auf dieser Reise noch mal hoch an die ukrainische Grenze begeben. Morgen wird unser Reisetag und ich bin schon sehr gespannt.

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