Alle Artikel mit dem Schlagwort: Amazonas

Belém, Brasilien

Belém – Das Tor zum Amazonas zwischen Verfall und Reichtum

Dicke, graue Wolken liegen über Belém, als wollten sie sich gleich über der Stadt ergießen. Ich bin am Tor zum Amazonas und dieses ist weniger idyllisch, als das, was die Natur am Delta des wasserreichsten Flusses der Welt sonst so verspricht. Farbige Boote und eine faulige Brise Belém geht durch die Nase. Riecht es sonst nach einem Regenschauer sandig-frisch, so verstärkt sich in den Straßen der Stadt noch der Gestank des Abwassers, Mülls und Urins. Dabei leuchten die Fassaden, Boote und Gaiolas im kleinen Fischerhafen am Ende der Avenida 16 de Novembro farbenfroh im gedämmten Licht, das die Sonne durch die Wolkendecke herabschickt. Doch die bröckelnden Fassaden und die engen Gassen, die mit Verkaufsständen gepflastert sind, sprechen eher von Verfall. Zwischen den bunten Amazonasbooten, die zur Ebbezeit im Sand gestrandet liegen, verteilt sich der Müll. Schwarze Geier wachen ungeduldig darüber und halten Ausschau nach Beute, die es hier massenweise gibt. Bei über dreißig Grad Temperatur fault, verwest und vergärt alles, wenn sie es sich nicht schnell genug schnappen – ob weggeworfene Fleischüberreste und Fischinnereien, verfaultes Obst oder Essensreste. …

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Von Goldschürfern, Chicha und natürlichem Viagra

Sanft schwenkt sie die Schüssel mehrfach im Kreis durch das braune Wasser des Flusses. Immer mehr Dreck wäscht sich weg. Am Ende bleiben nur noch ein paar Krümel, ein bisschen Staub. Goldstaub. Ich schaue wieder hinüber, wo Gladiz, eine Kichwafrau, gerade ihre Schüssel befüllt. Normaler Ufersand, in dem immer ein bisschen Gold schlummert. Doch das allein reicht nicht aus. Die Kichwas Amazoniens bauen auch Bananen, Kartoffeln, Maniok an und verkaufen dies auf dem Markt. Von Gold allein könnten sie nicht leben. Gäbe es mehr zu holen, wären längst andere Leute hier. Leute, die es nicht so gut meinen mit der Natur. Stolz zeigt uns Marco seinen Garten, der Garten einer 18 Familien zählenden Kichwagemeinde Tiyu Yacu. Hier wachsen Kakaobäume neben Bananen und Yuca. Doch auch auf die Pflanzen im Garten allein will man sich hier nicht mehr verlassen, so hat die Familie eine weitere Quelle entdeckt, die Geld einbringt. Sie geben ihre Traditionen und Kultur weiter an Touristen. So finden wir uns auf kleinen Hockern wieder, während uns die 71 jährige Rosalina den Prozess von …

Cotococha, Ecuador

Cotococha – ein Paradies am Tor zum Amazonas

15 km von Tena entfernt, stoppt das Taxi. Wir schnappen unsere Rucksäcke und verschwinden in den dichten Urwald. Ein kleiner Pfad zeigt uns den Weg zum Empfangsbereich und zur Rezeption der Cotococha Lodge. Dort werden wir mit eine Guayusa-Drink Willkommen geheißen. Dieser Drink ist das Red Bull des Urwaldes, ergänzt der nette Herr. Dann beziehen wir eine der 22 Cabañas direkt am Napo-Ufer. Neben unserer Hütte endet das Gelände und eine dichte grüne Wand summt, zirpt und zwitschert durch die großflächigen offenen Fenster, die nur mit Fliegengitter versehen sind. Cabañas Von der Terrasse unserer Cabaña und sogar von unserem Bett genießen wir einen herrlichen Blick auf den Napo, der hier bedeutend schmaler als in Coca ist. In unserer Cabaña befinden sich drei Betten, ein Regal mit Bügeln, zwei Abstelltischchen und ein Safe. Dieser ist für Geldbörsen geeignet, Laptops kann man hingegen an der Rezeption sicher aufbewahren lassen. Die Cabaña verfügt zudem über ein sehr geräumiges Bad, das mit einem Waschbecken, einer Dusche und einer Toilette gewöhnlich ausgestattet ist. Ökologisch abbaubares Duschgel, Shampoo und Conditioner werden …

Angekommen

Der Rausch des Amazonas – von Tubing, Canyoning und mehr

Ein Pfeifen weckt mich aus dem Traum. Plötzlich bin ich wieder ganz bei mir, ich paddle wild mit den Armen in den Strudeln des Flusses, um das rechte Ufer anzusteuern. Dabei war ich doch erst vor 20 Minuten in das kühle Andenwasser mit meinem aufgeblasenen Reifen gestiegen. Immer stromabwärts durch Stromschnellen im rasantem Wasser ließ ich mich auf dem ausgedienten Reifen treiben. Die Sichtbarkeit war gleich null. Viel Schlamm und Geröll aus den Bergen trägt der Rio Napo, sie schenken ihm seine dreckige braune Farbe. Wir scherzen über Anacondas und Kaimane und steigen dennoch tapfer zu fünft in unsere Gummigefährte. Und dann richte ich meinen Blick gen Himmel. Grüne Baumwipfel gigantischer Riesen zieren die Ränder. Kalte Strudel massieren sanft meine Haut. Ich lasse mich Richtung Coca treiben, von dort weiter an die peruanische Grenze, wo ich irgendwann Iquitos erreiche und in den Amazonas fließe. Von dort geht es ins Dreiländereck Kolumbien, Peru, Brasilien, bis ich über Manaus irgendwann den Atlantik erreiche. Was wäre wenn? Wenn ich den Pfeifton ignorieren und einfach weiter schwimmen würde? Unser Ziel …

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Urwald-Theater am Napo: Papageishow mit Ehrengast

Seit 1,5 Stunden sitzen wir nun auf diesen Plastikhockern auf einer Aussichtplattform. Wer bis jetzt durchgehalten hat, starrt unvermindert auf die Parrot Clay Licks des Napo Wildlife Centers, ein Ort, an dem die Papageien und Sittiche aus der Umgebung mit einem Umkreis von 34 km ihre Mineralien aufnehmen, um die Giftstoffe der Nahrung, die aus Samen besteht, zu neutralisieren. Doch so ganz will es mit der Mineralienaufnahme der kleinen grünen Piepmätze nicht klappen. Sie tarnen sich lieber im Geäst oder flattern aufgeregt unter einer faszinierenden Geräuschkulisse umher. Die Faszination, die die Kobaltflügelsittich ausstrahlen, hält leider nur für 20 Minuten an, dann macht sich auf der Aussichtplattform schon die erste Müdigkeit breit. Wir wissen nicht ganz, was passiert, weshalb wir so lange hier bleiben. Noch schwirren die kleinen Sittiche in den Baumwipfeln, doch nach und nach tasten sie sich weiter nach unten durchs Geäst. Die ersten Köpfe der Zuschauer hängen nach einer Stunde, das mag auch das Lunchpaket nicht stoppen. Pssst! Auch Unterhaltungen sind strikt untersagt, nach weiteren 20 Minuten weiß ich, dass ich in diesem …

Aquarium

Aquariumgefühle – Abkühlung an heißen Tagen {DIARY}

„Ihr müsst paddeln als würdet Ihr Euch wie Fische durch’s Wasser bewegen.“, sagt meine Pilates-Lehrerin im ruhigen Ton. Sie wolle uns heute nicht so fordern, schließlich ist es richtig heiß draußen. Ach was könnte ich jetzt nicht alles tun: in die Berliner Seen springen, Eis schlecken, in eine gekühlte Bar gehen. Stattdessen quäle ich mich tatsächlich im Fitness Studio bei einem Kurs, dem ich sonst alles andere als Schwitzpotenzial zuschreibe. Als nächstes dehnen wir uns „wie die kleine Meerjungfrau“ und schon träume ich mich als Fisch ins Meer. Doch nicht immer ist ein Meer oder See zur Stelle, wenn die Temperaturen über 30 Grad steigen. Das geht mir in Deutschland genauso wie auf Reisen. Verschiedene Orte schwirren mir durch den Kopf, die nicht die Sommer-, Sonnen-, Strand- und Palmen-Qualität aufweisen, aber dennoch Erfrischungspotenzial haben und mich einen Moment zum Fisch werden lassen… Fluss-Floating in Brasilien Seit sechs Stunden sitze ich in dem Bus von Corumba, einer Kleinstadt an der bolivianischen/brasilianischen Grenze, nach Bonito. Ich bin der einzige Fahrgast. Scheinbar verschlägt es niemandem in dieses Hinterland. …

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Amazonasgrün. Meine Reise in die grüne Lunge der Erde

ENGLISH VERSION HERE Nach Tagen in der monotonen ockerfarbigen Landschaft, in die sich auch die rotbraunen Häuser so einfügen als wollten sie sich hinter dem steinigen Boden verstecken, verlasse ich das Altiplano. Vor uns windet sich im Nieselregen die schmale, unbefestigte Andenstraße von über 3000 Metern hinab in das grüne Tal – Amazonien! Nie zuvor erlebte mein Auge den Kontrast zwischen Höhe und Tiefe, Stadt und Land, braun und grün so intensiv wie auf dieser Fahrt. Wäre da nicht der erschreckend geringe Abstand zwischen Jeep und Abgrund, der maximal 30 cm maß, hätte ich mich diesem Ergrünen der Natur bereits auf meiner 12stündigen Fahrt von La Paz nach Rurrenabaque völlig hingeben können. Denn das steinige Ocker wird zunehmend von der erfrischenden Flora der Yungas-Region überdeckt, die mit einem leichten strauchigen Grün der Obstbäume, Kaffeepflanzen und Cocasträucher aufwartet. Die Strecke führt uns von der Hochebene hinab – die Straße schmiegt sich an die Berge, ist teilweise fast reingehauen. Kurven, Kurven, Kurven und steiler Abgrund. Die Straße nur so eng, dass gerade ein Auto Platz hat und …

Rurrenabaque

Wenn’s mal wieder schnell gehen soll… {in Bolivien}

Zimmernummer 405. Die Tür fällt ins Schloss. Ich werfe meinen Rucksack in die Ecke und lasse mich resigniert auf mein Bett fallen. Inzwischen kehre ich schon zum dritten Mal morgens vom Flughafen zurück. Auschecken – einchecken. Selbst die sonst so schüchterne Rezeptionistin kann sich ihr Grinsen nicht mehr verkneifen, als zum dritten Mal unerwartet der Zimmerschlüssel 405 über den Tresen wandert. Morgen, ja morgen wird es weitergehen. Ganz sicher! Nur sicher ist in Bolivien nichts. Und schon gar nicht sicher sind die Abflugzeiten der kleinen Urwaldflieger. Um 6.45 Uhr holte uns unser Taxi im Hotel ab, um uns in das 13 km entfernte El Alto zu fahren. Hier befindet sich auf 4061 Metern Höhe der zu den höchstgelegenen Flughäfen der Welt zählende Airport von La Paz, von dem in weniger als 1,5 Stunden auch unser Flieger in das Tiefland Boliviens starten sollte. Als wir am Flughafen ankamen, fanden wir einen verwaisten Schalter von Línea Aérea Amaszonas vor. Das überraschte uns, denn längst hätte hier die Abfertigung für die überschaubare Fluggastzahl unseres Fliegers beginnen müssen. Aufgeregt …

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Politik, Geschichte, Amazonien – Vorbeigeschaut bei der Première Brasil

Es geht um Amazonien – auch. Da macht natürlich die Première Brasil gleich doppelt Freude. Das Filmfestival, dass dem deutschen Zuschauer interessante und auch prämierte Filme vom brasilianischen Filmmarkt vorstellt, geht in die fünfte Runde. Und ich bin zum vierten Mal dabei. „Es geht um Werte und Verwertung, den Menschen in übermächtiger Natur und seine Verantwortung ihr gegenüber, um fast archaische, um rassistische und hochaktuell-globalisierte Ungleichheiten, um Schatten der Vergangenheit…“ – eine Spannung, die auch gleich in der Podiumsdiskussion „Amazônia – Lebensraum auf Zeit?“ offenkundig wird. Die Regisseure Sérgio Andrade, Luiz Bolognesi, Silvio Da-Rin, Joel Zito Araújo und Victor Lopes diskutierten am Samstagabend mit der Moderatorin und Leiterin des Rio de Janeiro International Film Festival Ilda Santiago über den Umgang mit der grünen Lunge der Erde, dem Amazonasbecken, im Zuge der fortschreitenden Modernisierung Brasiliens. Ist noch Platz für indigene Volksgruppen? Haben wir das Recht, den Umgang mit Naturressourcen vorzuschreiben und ggf. Entwicklung zu hemmen? Dürfen wir Brasilien verwehren, was wir selbst jahrhundertelang betrieben haben? „Wir haben nicht das Recht, dumm zu sein.“, wiederholt Joel Zito …

Puerto Nariño

Dschungelfieber

Ist man auf Reisen nicht immer auf der Suche nach dem einen Highlight, nach etwas Neuem nach etwas Einzigartigem? So beginnen viele Leidenschaften – auch die des Reisens. Dann, wenn Urlaub ins Reisen übergeht, hat man etwas überschritten, was mehr als nur die Ruhe vor den nächsten 340 Tagen (+/-) im Jahr ist. Man hat einmal etwas gefühlt, dem man immer wieder nachjagt. Wann ich diese Grenze überschritten habe, kann ich nicht genau sagen. Ein paar Schlüsselmomente markieren dennoch diese Linie. In den 13 Monaten, die ich in den Vereinigten Staaten nach dem Abitur lebte, begann ich mir die ersten Let’s Go Reiseführer zu kaufen. Was saß ich in den Buchläden und schmökerte darin, fasziniert von der Vielfalt, die einem solch ein Guide Book eröffnete. Wann immer ich Zeit hatte, reiste ich mit Bus, Flugzeug oder Auto durch die USA. Am meisten faszinierte mich jedoch ein Abstecher nach Mexiko. Obwohl ich damals noch nicht wusste, was es war, sprang hier ein erster Funke über. Konkreter wurde es ein Jahr später, als wir auf dem Sinai …