Alle Artikel mit dem Schlagwort: Lateinamerika

San Cristóbal

San Cristóbal – Freude und Melancholie in der Sierra Madre de Chiapas

Unser Bus schiebt sich in der einsetzenden Dämmerung in einer Autokolonne stadteinwärts nach San Cristóbal. In den Pfützen spiegeln sich die Lichter der Straßenstände und Autos wider. Als ich in die Avenida Insurgentes trete, ist da kein Taxifahrer, der sich für uns interessiert. Stattdessen hat der Regen die Straße in eine Schlammpiste verwandelt, durch die sich kein Fahrzeug mehr zu fahren traut. Kaffeeduft legt sich in die nassen Straßen, deren farbige Häuserfassaden mit Ziegeldächern gleich ein heimeliges Gefühl hinterlassen. Kaffee lässt mich immer ankommen, gerade nach einer langen Busfahrt. Und hier scheint die erste Adresse mexikanischer Kaffeekultur zu sein. Das ist die beste Voraussetzung, um zu bleiben. Anreise von Palenque, wenn es mal wieder länger dauert Wir waren morgens planlos zum Busbahnhof von Palenque gefahren, in der Hoffnung, irgendwann einen Bus nach San Cristóbal zu bekommen. Als wir dann an den Ticketschalter traten, sahen wir aus dem Augenwinkel, dass nur drei Minuten später ein Bus nach San Cristobal abfahren würde und genau zu diesem spurteten wir flink. Es ging gleich los, die Filmbeschallung lief sofort …

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Mein Peru II

Interview mit Nora Teichert. Welche drei Orte sollte man Deiner Meinung nach in Peru gesehen haben und warum? Einen öffentlichen Bus von innen. Und warum? Nun ja, ich finde es gibt einfach keinen besseren Ort als diesen! In Peru mit dem Bus fahren heißt, Land und Leute kennen lernen, unvergessliche Bekanntschaften machen und skurrile Aktionen der Peruaner miterleben. Schon einmal mit Hühnern in einem Bus gefahren? Ziel könnte zum Beispiel sein: das Andendorf Pisaq im Heiligen Tal der Inka bei Cusco. Weiterhin solltest Du einen Wanderweg mitten in den Anden sehen. Denn auf einem der zahlreichen Trekking-Routen durch die peruanischen Anden kannst Du Geist und Seele mit der Natur in Einklang bringen und gleichzeitig Teil der grandiosen Landschaftskulissen sein. Es ist kein spezifischer Ort. Hinter jedem Berg, hinter jeder Pflanze, hinter jedem Stein könnte sich der eine Ort befinden, der Dich persönlich am meisten berührt und Dich nie mehr loslässt. Die Salzterrassen von Maras solltest Du unbedingt gesehen haben! Seit Jahrhunderten werden in einem Canyon in ca. 3.000 Salzbecken auf ursprüngliche Art und Weise Salz …

Bogotá, Plaza Bolivar

Bogotá – mein Heiligabend, der keiner sein sollte

Eng schmiegen sich die Körper aneinander. Während sich der Transmileneo seinen Weg zurück in die 8 Millionen Metropole bahnt, versuche ich kleine Bruchstücke der Stadt durch die Fensterscheibe zu erhaschen. Zu viele Fahrgäste versperren mir die Sicht. Noch habe ich nur eine verschwommene Vorstellung von Bogotá. Da ist die Altstadt Candelaria und die Neustadt um die Zona Roja und doch noch vielmehr. Dieses Vielmehr bin ich gerade dabei zu enträtseln, diese Zwischenstücke zu analysieren. Doch alles bleibt im roten Backstein – fast die gesamte Stadt. Und dann sind da plötzlich wieder ein paar Straßenzüge, Calle 10 zeigt ein Schild an. Ich erkenne nichts mehr. Trotzdem oder gerade deshalb steige ich nicht aus. Doch der Straßenzug verbessert keineswegs sein Antlitz. Ich sollte schnell handeln und doch bin ich gelähmt. Handeln heißt fragen, fragen heißt Achselzucken, vage Antworten und dann Rückkehr. Noch zweimal steige ich um. Ich verfranze mich mehr und mehr. Verfahren in Bogotá? Wie konnte mir das passieren? Schließlich erkenne ich von weitem die Kirchtürme der Altstadt Bogotás. Wie froh bin ich, als ich das Straßenschild …

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Kolumbien – Auf den Spuren des Fußballs (Teil 6)

Atlético Nacional vs. Millonarios 1:0 Estadio Atanasio Girardot, Medellín 46.000 Zuschauer (ausverkauft) Copa Colombia, Finale (Rückspiel) 17.11.2013 Nach ein paar Tagen der Entspannung war es nun an der Zeit nach Medellín zurückzukehren. Das Spiel des Jahres stand schließlich an. Die beiden größten Vereine des Landes, die gleichzeitig die größte Rivalität pflegen, standen sich im Rückspiel des Pokalfinales im Atanasio gegenüber. Den Vorverkauf in Medellín konnte ich nicht nutzen, da ich ja andernorts unterwegs war. Die Partie war freilich längst ausverkauft. Und meine Kontaktperson vor Ort, eine junge Dame aus dem Fanshop, die mir versprach ein Ticket für mich zurückzulegen, war plötzlich nicht mehr erreichbar. So checkte ich zunächst wieder in die bewährte Unterkunft ein und fuhr mit der Metro zum Stadion, um die Lage zu prüfen. Lange Rede, kurzer Sinn: 20 Euro für einen Platz im Oberrang der Gegengeraden fürs Pokalfinale war absolut in Ordnung. Das waren zwar immerhin 50% Aufschlag auf den Originalpreis, aber ich will ja nicht klagen. Das Hinspiel in Bogotá ein paar Tage zuvor verfolgte ich in einer Bar in Salento. …

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Wenn der Berg ruft – Pasochoa

Behutsam setzen wir jeden Schritt in die karge Landschaft. Die Baumgrenze haben wir längst passiert. Ein steiniger Weg führte uns die ersten Meter von unserem Parkplatz den Pasochoa hinauf, doch dann lösten Horstgräser und Schopfrosetten der Páramo-Vegetationszone die hochwachsenden Sträucher und Bäume ab. Von hier an ging es steiler hinauf. So wie die Gewächse an Höhe verlieren, nimmt unser Bergführer José das Tempo raus. Es fällt mir schwer, mich dem Gesetz der Berge zu unterwerfen. Mein Kopf sagt „schneller“, mein Körper sagt „langsam ist besser“. Mein Atem gibt meinem Körper Recht. Vorgestern waren wir noch auf Meereslevel, gestern fuhren wir von der 2850 m hoch gelegenen Hauptstadt Quito in unser 3200 m hochgelegenes Basislager Hosteria PapaGayo und nun geht es auf 4199 m hoch hinaus. Das erfordert Behutsamkeit und stetiges Hineinhorchen in den Körper, aber der fühlt sich besser als vermutet an und das macht nun mal das langsame Dahinschreiten echt schwer. Der in der „Allee der Vulkane“ gelegene Pasochoa soll unser erster Berg zur Akklimatisierung für den 5897 m hohen Cotopaxi sein. Ein Viertausender …

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Mittelamerika

Auf meiner kürzlichen Mittelamerikareise durch Honduras, El Salvador und Guatemala hat mein Fotoapparat versagt. Aber auch mit funktionierender Kamera hätte ich wohl nicht solche atemberaubenden Bilder wie Christian Heeb von seinen Reisen mitgebracht. Kleine Déjà-Vu prägen das Blättern durch den neusten Bildband Mittelamerika aus dem Verlagshaus Stürtz. So nimmt uns der Bildband von Mexiko ausgehend mit in die Kakteenwüsten der Baja California über die zerklüftete Sierra Madre über Vulkanlandschaften Guatemalas, Korallenbänken des Belize Barrier Reef, Dschungels von Honduras, zentralen Hochland und Kolonialstädten Nicaraguas, den Traumstränden Costa Ricas bis zum Panama-Kanal und zeigt uns auf 347 Bildern Mittelamerikas Vielseitigkeit. In acht Specials ergänzen eindrückliche Berichte die Bildgewalt: Natur Baja California, Künstlerehepaar Frida Kahlo und Diego Riviera, Mythen und Legenden um das Volk der Azteken, Indigene Völker wie Emberá und Kuna, die Kultur der Maya, Vulkanismus, Naturparadiese des Regenwaldes und der Korallenriffe sowie der Panamakanal. Das Eintauchen in diesen Bildband weckt gewiss Reiselust, und das sage ich nicht nur, weil ich fast selbst Teil dieses wunderbaren Projekts geworden wäre. Christian Heeb | Verlagshaus Würzburg – Stürtz | …

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Der Ruf des Oropendola – In den Straßen von Antigua

Stille. Einen Moment kann man seinem eigenen Atem lauschen, bevor erneut der Oropendola in sein Pfeifkonzert einstimmt. Das Zwitschern nimmt den gesamten Hof ein. Hier möchte ich meine Hängematte aufspannen und verweilen. Einen dieser guatemaltekischen Momente möchte ich konservieren. Dann setzt Walter Chiu-Fuentes, unser Guide, wieder mit seinen Erklärungen ein. Doch seine Worte verhallen. Zahlen, die die einstige Bedeutung dieses Ortes untermauern. Doch keine Zahl der Welt kann dem ganzen solch eine historische Bedeutung beimessen als die bröckelnden Mauern. Es gibt wohl keinen schlechteren Ort, um für sich allein zu sein. Ich bin in Guatemalas Touristenhochburg Nummer 1 (noch vor Tikal, was mich sehr verwunderte) und bin selbst überrascht, wie entspannt das trotzdem aussehen kann – in der einstigen Hauptstadt des Landes La Antigua Guatemala. Es gibt viele pittoreske Kleinode in den Hinterhöfen und Gassen von Antigua, die an vergangene Zeiten erinnern. Zeiten, die nicht immer so gut waren. Von 19 Katastrophen wurde Antigua heimgesucht. Eine dieser Katastrophen im 18. Jahrhundert, ein Erdbeben, war Anlass für die Umlegung der Hauptstadt nach Guatemala Stadt. 33 Vulkane …

Foto: Sybille und Kurt Mader  / pixelio.de

Cotopaxi – Flachwanderer goes High Five

Immer wieder schiele ich auf den Zettel hinüber. Seit einer Woche steht er nun drauf. COTOPAXI. Acht Buchstaben, die mich Tag für Tag nervöser machen. Doch unter die Aufregung mischt sich auch Vorfreude. Was eigentlich das Highlight meiner bevorstehenden Ecuador-Reise werden sollte, wird nun überragt oder in den Schatten gestellt. Je nach Betrachtungsweise. Cotopaxi meets Galapagos – von Höhen und Tiefen meiner Ecuadorreise? Eigentlich wollte ich mich in die Fauna einlesen – Darwins „Labor der Evolution“ oder „Arche Noah im Pazifik“ lockt. Doch stattdessen recherchiere ich stundenlang auf Bergsteigerseiten. Ein kurzes Aufatmen, die mich alles bewegende Frage, ob ich auch klettern muss, wird verneint. Schwierigkeitsstufe WS+ – das klingt bewältigbar, auch für Eis- und Hochtouren-Anfänger. Mein Auge wandert zu Passagen über die Handhabung von Eispickel und Steigbügel, Seilschaften, die auf Wanderungen geschlossen werden, und dabei frage ich mich, wie nah komme ich eigentlich Gletscherspalten? Lars beantwortet mir die Frage im Handumdrehen, indem er mir ein Video von einer Cotopaxi-Tour zeigt, in dem eine Spalte zu sehen ist, über die eine 50 cm breite klapprige Aluleiter …

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Mas Que Nada – Brasilien steckt an {Der Werbeblock}

Mas que Nada. Was soll’s? Es ist vorbei, in Brasilien ist wieder Ruhe eingekehrt. In den letzten Wochen wurde gefeiert, protestiert und diskutiert. Viele Freundschaften wurden geschlossen in und außerhalb der Stadien des Landes und am Ende kam die deutsche Nationalmannschaft als Weltmeister zurück. Auch unser chilenischer Korrespondent verbrachte zwei Wochen in diesem WM-Rausch vor Ort und brachte eine paar hübsche Impressionen aus Brasilien mit. Es war sein erstes Mal und er war als Architekt besonders von den Bauten sehr beeindruckt, obwohl er es leider nicht nach Brasilia schaffte, der Fußball ging dann doch vor. Rio, São Paulo und Recife mussten reichen. Und nun ist zwar die Fußball-WM vorbei, aber Brasilien ist dennoch oder gerade jetzt eine Reise wert. Das sage ich mir aber, um ehrlich zu sein, schon seit Monaten und Jahren. Doch dann passiert  immer das gleiche, wenn ich einen Flug buche. Brasilien ist meine ewige Nummer 2. Immer schaue ich noch mal links und rechts und klicke ein anderes Ziel an – so auch letzte Woche wieder geschehen. Und dabei gibt es aktuell sogar …

Tikal, Guatemala, puriy

Einmal Tikal sehen – Ein Tag in den Tempelanlagen der Mayas

Tikal liegt mir zu Füßen. Nicht die meisterlichen Bauwerke der Mayas allein beeindrucken, sondern vielmehr die wahnsinnig, dichte Natur, die sich die menschliche Leistung Tag für Tag zurückerobert. Ich stehe auf der 65 Meter hohen Pyramide Nummer IV als um mich herum die Kameras klicken, um die Pyramidenspitzen, die aus dem dichten Wald herauspieksen, festzuhalten. Nervös zücke auch ich meine Kamera. Das ist einer der Momente, den man nur einmal im Leben genießt. Das ist dieser Moment, den man fotografisch festhalten muss. Wieder und wieder drücke ich den Auslöser, doch auf dem Display sehe ich ein pixeliges, verschmiertes Bild. Der Schweiß rinnt mir über die Handflächen, nicht nur durch die schwülheiße Luft ausgelöst, sondern gerade auch durch das schwache Nervenkorsett – wohlwissend, dass sich diese Chance nicht noch einmal ergibt. Jetzt oder nie! Bild oder nichts. Flashback zurück in das grüne Herz Afrikas – als ich vor einer Gruppe Schimpansen stand und einfach kein Foto gelingen wollte. Nach 5 Minuten hektischem Blick durch den Sucher steckte ich die Kamera weg und begann den Moment zu …