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Meine Wanderung in der smaragdgrünen Bergsee-Welt von Flims

Crestasee

Wanderer sind die glücklicheren Menschen und dem gibt auch die Medizin recht. Bewegung, Konzentration … Gehirnzellen und Motorik werden geölt. Meine Zeit in Graubünden dient also als Rezept für das Glück und für meine Gesundheit.

Nach meiner Wanderung auf einem Teil des Sardona-Welterbe-Wegs führt mich mein letzter Tag in Graubünden noch einmal in die Wälder von Flims. Mit dem Postbus fahre ich früh am Morgen von Chur in die nahe Ortschaft, deren Name auf Flüsse verweist. Tatsächlich steht das Wasser im Mittelpunkt meiner Wanderung. Denn südlich von Flims findet man im Großwald vier wunderschöne Seen: Caumasee, Lag Prau Pulté, Lag Prau Tuleritg und Crestasee.

Caumasee, FlimsCaumasee, Flims

Vom Flimser Waldhaus starte ich auf dem „Kulinarik-Trail Wald & Wasser“, der Bewegung mit Genuss verbinden soll. Den kulinarischen Teil lasse ich aus, denn in meinem Rucksack befindet sich ein Lunchpaket für unterwegs. Picknicken und Natur sind eine wunderschöne Kombination, der ich mich hier hingebe.

Mein heutiger Weg führt mich durch die Wälder auf dem Schuttkegel des Flimser Bergsturzes – über den Caumasee der Rheinschlucht entlang nach Conn, zum Crestasee und dann via Felsbachschlucht zurück zum Flimser Waldhaus.Flimser Waldhaus Caumasee, Flims

Wie verzaubert – der smaragdfarbene Caumasee

Zunächst schlage ich den Weg hinab zum Caumasee ein, den ich auch schon nach 15 Minuten erreiche. Smaragdfarben und doch glasklar schimmert er durch die Bäume des Flimser Grosswalds. Es ist nicht einmal 10 Uhr und so ist in dem eingezäunten Strandbadbereich auch nichts los.

Die Ruhe kommt mir entgegen, denn diese Perle möchte ich tatsächlich lieber ohne lärmbegleitenden Badespaß genießen. Wenngleich der See diesen Erholungsaspekt ohnehin in seinem Namen trägt – mit „See der Mittagsruhe“. Eine Stunde sitze ich am Ufer und verfolge das Spiel zwischen Sonne und Wolken, das unterschiedliche Blauschattierungen auf die Wasseroberfläche zaubert. Je nach Lichteinfall spiegelt sich der satte Wald und übertüncht die türkisgrüne Farbe mit einem tiefdunklen Grün. Dass das Wasser auch heilende Kräfte haben soll, verwundert nicht. Bereits im 19. Jahrhundert kamen Kranke, um mit dem Wasser Augen- und Hautleiden, Gicht und nicht verheilte Wunden zu kurieren. Dies war auch die Geburtsstunde von Badeanstalten und der Aufbau einer professionellen Infrastruktur, die sich über die Jahre aber veränderte.

Caumasee, FlimsCaumasee, Flims

Boote liegen am Steg und geben sich dem leichten Wellenschlag des Wassers hin. Es fällt mir schwer, mich von hier loszureißen, doch ich weiß, dass noch weitere 10 km auf mich warten und ich am Abend noch meinen Flieger aus Zürich bekommen muss.

Caumasee, FlimsCaumasee, Flims

Beeindruckende Felslandschaft der Rheinschlucht

Ich setze meine Wanderung außerhalb der Umzäunung auf befestigtem Weg fort und erreiche nur 20 Minuten später eine kleine Böschung mit einer Bank – der optimale Platz für ein erstes Picknick, denke ich mir. Mit einem spektakulären Blick über die Rheinschlucht, die das Highlight meiner Wanderung sein soll, genieße ich meine Stulle. Nur das Zirpen der Grillen und Rauschen des Rheins dringt an meine Ohren. Ansonsten sitze ich da inmitten der Natur und bin mit mir selbst und der Stille. Schöner könnte dieser Morgen und Abschluss meiner Reise durch Graubünden nicht sein.

RheinschluchtRheinschlucht

Die bis zu 400 Meter tiefe und 13 Kilometer lange Schlucht des Vorderrheins zwischen Ilanz und der Mündung des Hinterrheins bei Reichenau wird auch „Swiss Grand Canyon“ genannt und das verstehe ich nur zu gut. Der kräftig blau strahlende Rhein schlängelt sich szenisch beeindruckend durch die bizarren, weißlichen Felsformationen. Der rätoromanische Name Ruinaulta, hoher Schutthaufen frei übersetzt, führt auf das zurück, was der Ursprung dieses Naturwunders ist. Entstanden ist die Rheinschlucht durch die Schuttmassen des Flimser Bergsturzes. Vor knapp 10.000 Jahren brachen 8.000 Millionen Kubikmeter Fels ab und begruben das Vorderrheintal unter einer mehrere hundert Meter dicken Schuttmasse.

Rheinschlucht

Der Rhein konnte zunächst nicht abfließen und staute sich auf eine Länge von 25 km auf. In Jahrtausenden arbeitete sich der Fluss dann doch durch das Gestein und formte diese wundervolle Landschaft.

RheinschluchtRheinschlucht

Nicht weit von hier liegt das Restaurant Conn, auf dessen Terrasse es sich schon einige Ausflugsgäste trotz des angebrochenen Morgens gemütlich gemacht haben. Dahinter finde ich eine bilderbuchhafte Alpenidylle vor. Holzhäuser auf satten, grünen Wiesen, dahinter steigen die grauen Bergspitzen der Alpen auf.

Rheinschlucht

Eine Gruppe Rentner steigt aus einem Bus und steuert die Restaurantterrasse an. Das ist die erste und einzige Menschentraube an diesem Morgen. Auf den Wegen zwischen den Seen bin ich allein unterwegs. Nur wenige Minuten von Conn entfernt erhalte ich auf der Il Spir einen einmaligen Ausblick über die Rheinschlucht in südliche Richtung. Es ist nicht nur die Rheinschlucht, die hier den Blick auf sich zieht, sondern allein die deltaförmige Plattform der Churer Architektin Corinna Menn. Wie ein Mauersegler ragt diese über die Schlucht und hat daher wohl auch ihren rätoromanischen Namen erhalten.

RheinschluchtRheinschlucht

Gerade als ich die oberste Plattform von Il Spir erreiche, erscheint die Rhätische Bahn am gegenüberliegenden Ufer. Sie ist zusammen mit dem Glacier Express das szenische Fortbewegungsmittel in dieser Gegend. Dahinter schiebt sich das Bergmassiv des Piz Rieins in den Himmel.

Rheinschlucht

Geheimnisvoller Crestasee

Knapp 50 Minuten benötige ich nun für die nächste Etappe meiner Wanderung. Zunächst laufe ich ca. 20 Minuten auf einem Waldweg entlang, dann auf Teer und Schotter. Wieder geht das letzte Stück bergab, bevor sich das Türkis des 14 m tiefen Crestasees durch die Bäume abzeichnet. CrestaseeCrestasee

Fast noch schöner als der Caumasee liegt er umringt vom Wald vor mir. Nur wenige Badegäste haben es sich auf der Liegewiese an der offenen Nordseite gemütlich gemacht. Es ist Saisonende, erklärt mir der Restaurantbetreiber am Crestasee. Auf dem Steg sitzen und die Beine ins Wasser baumeln lassen, ist mir nach der Wanderung in der Mittagshitze zu wenig. Also springe ich noch einmal hinein und schwimme zur Plattform hinüber. Das frische, glasklare Wasser des Quellsees, das man sogar trinken kann, trägt mich nicht nur auf seinem Rücken, sondern reinigt Körper und Geist.

Ja, Wanderer sind glückliche Menschen, aber in dieser wunderschönen Umgebung haben sie es auch leicht mit dem Glück.

CrestaseeCrestasee

Was man sonst noch wissen sollte?

Strecke: Flims Waldhaus – Caumasee – Muota – Conn – Crestasee – Felsbachschlucht – Flims Waldhaus

Länge: 12 km

Level: moderat

Flimser WaldFlimser Wald

Ich wurde vom Graubünden Ferien zu dieser Recherchereise eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.

3 Kommentare

    • Da tut mir sehr leid zu hören. Ganz lieben Dank für Deine Geduld, einen zweiten Kommentar zu verfassen. Auch wenn ich natürlich sehr gern Deinen begeisterten ersten Kommentar auch gelesen hätte. Liebe Grüße, Mad

  1. Schöner Beitrag mit eindrücklichen Fotos! Mein Tipp bezüglich Besuch: Da beide Seen in den Sommermonaten mittlerweile total überlaufen sind, empfehle ich das Frühjahr – zum Beispiel den März. Und weil die Wassertemperaturen hier vergleichsweise hoch bzw. warm sind (für Bergseen), trifft man hin und wieder sogar Badefans im Wasser.

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