10:21 Uhr zeigt der Zeiger auf der Uhr an, als unser Flieger der Airline LAN das Inselparadies Galapagos erreicht und auf dem kleinen aber recht modernen Flughafen landet.
Die Fotoapparate auf den Fenstersitzen haben ihren Dienst bereits aufgenommen. Für viele Passagiere geht ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Und auch ich kann es nicht ganz verschweigen, dass sich ein kleiner aufgeregter Kneifer in der Magengegend meldet. Wir sind tatsächlich auf Galapagos!
Doch zuvor gilt es, die Immigration zu passieren und die Nationalparkgebühr von 100 USD zu entrichten. Am Gepäckband werden noch zwei Hunde über Rucksäcke und Koffer gehetzt, die nach mitgebrachten Lebensmitteln und Drogen suchen. Vor dem Flughafengebäude trennen sich dann die Individualtouristen, die mit Booten nach Santa Cruz übersetzen, von den Pauschaltouristen, die auf eines der Kreuzfahrtschiffe verschwinden. Die nächsten fünf Tage tauche auch ich in die Welt der Rundum-Versorgung ein. Eine fünfminütige Busfahrt bringt uns zu unserem Schiff Santa Cruz.
Noch bleibt die Faszination aus, als ich aus dem Busfenster blicke. Noch muss der Schalter umgelegt werden, ich begreifen, wo ich bin. Ein bisschen wie die Kanaren mutet die sehr karge Landschaft an. Noch erblicke ich nur eine braune, trockene Landschaft, die eine Landebahn durchschneidet. Doch als wir in unserer Panga (Schlauchboot) von der kurzen Mole zu unserer Santa Cruz übersetzen, leuchtet in der Ferne das türkisfarbene Wasser mit einem weißen Sandstrand. Jetzt bin ich angekommen im Paradies. Und auch das erste Tier begrüßt uns gleich. Es ist ein Pelikan, der nicht von der Seite unserer Panga weichen will, uns wie seinem Muttertier folgt. Wir lernen noch auf dem Schlauchboot den Galapagosgruß und die Drei-Schritt-Regel für das Besteigen und Verlassen des Boots kennen. Mehr Informationen gibt es nach dem Lunch. Tägliche Vorbesprechungen gehören zum Schiffsalltag dazu genauso wie den Aufbau eines Gruppengefühls. Wir dürfen uns wie sechs andere Deutsche für die nächsten Tage in die Gruppe der Albatrosse einordnen. Marycarmen, unser Guide, weiss die Albatrosse liebevoll zu umsorgen.
Auf dem Sonnendeck gibt es noch eine Sicherheitsübung, bevor wir nach einer 20 minütigen Fahrt im Norden der Insel Santa Cruz ankern. Eine erste Nasslandung steht uns am Playa Las Bachas bevor. Hier waren einst amerikanische Flugzeugträger stationiert, die als Namensgeber für dieses Strandstück herhalten mussten. Reste einer Mole findet man noch auf der Insel. Viel schöner als die Überbleibsel menschlichen Treibens sind jedoch die rosaroten Flamingos, die sich im Brackwasser zweier Lagunen hinter dem Strand tümmeln. 770 dieser leuchtenden Langbeiner gibt es wohl auf ganz Galapagos, berichtet Marycarmen.
Die Lagunen werden durch eine kleine Anhöhe vom Strandstreifen getrennt, in der die Meeresschildkröten nisten. Wer gehofft hat, gleich dieses Highlight vorgesetzt zu bekommen, mag am Las Bachas-Strand etwas enttäuscht sein. Meeresschildkröten sind man hier um diese Uhrzeit nicht, stattdessen ihre Feinde. Fregattvögel kreisen über den Nestern und warten auf den Moment, in dem die Kleinen schlüpfen.
Wir setzen uns an den Strand, über dem Lavamöwen ihre Runden drehen. Pelikane lassen sich schwerfällig in das Wasser plumpsen, rote Klippenkrabben huschen über den Sand oder liegen faul auf den Steinen. Als hätte die Sonne volle Arbeit geleistet, glühen sie im tiefsten Orangerot. Nie zuvor hätte ich gedacht, dass mich Krabben einmal so faszinieren könnten. Doch in der sonst so kargen Umgebung wirkt ihre Strahlkraft doppelt. Kontraste wie diesen werde ich in den nächsten Tagen noch häufiger erleben. Es ist ein sanftes Vorglühen, ein Appetizer auf mehr.
Wir laufen noch einmal am Strand entlang, entdecken Schleifspuren einer Echse. Schließlich finden wir die erste Meerechse, später noch weitere. Je später der Tag, desto „kuscheliger“ werden die Reptilien. So sieht man besonders am Abend ganze Haufen von Meerechsen, die sich übereinander stapeln. Doch wir müssen um 18 Uhr dieses Landstück verlassen, nicht nur weil Vorbesprechung und Abendessen auf uns warten, sondern weil am Abend das Betreten dieses Strandstücks verboten ist. Die Schildkröten sollen ungestört nisten können. Und für uns heißt es, den ersten Abend an Bord genießen.
Es ist 21:21 Uhr, als ich müde und zufrieden in mein Bett falle. Elf Stunden Galapagos haben schon mehr Highlights der Tierwelt geboten, als ein Jahr in der Heimat. Vom Bett aus schaue ich noch einmal durch das kleine Fenster unserer Kajüte in die schwarze Nacht hinaus. Kein Licht, weg von unserem Schiff, das auf Zivilisation hindeutet. Es sind genau diese Orte auf der Welt, die mein Herz höher schlagen lassen. Mit diesem Gefühl schlafe ich ein.
Isla Baltra ist 27 Quadratkilometer groß. Von hier kann man über den Kanal Canal de Itabaca nach Santa Cruz übersetzen. Gleich westlich vom Kanal auf Santa Cruz befindet sich der Strand Las Bachas. Die Isla Santa Cruz ist mit ihren 986 Quadratkilometer die zweitgrößte Galapagos-Insel und bewohnt. Die Insel zählt als touristischer und geografischer Mittelpunkt des Archipels. Die Charles Darwin Forschungsstation und auch der Hauptort Puerto Ayora befinden sich hier.
Unser Galapagos-Aufenthalt auf dem Schiff Santa Cruz, das durch Windrose und Studiosus im Deutschland gebucht werden kann, wurde von Metropolitan Touring unterstützt. Ebenfalls wurde der Beitrag durch LAN unterstützt. Alle Ansichten sind meine eigenen.
Weitere Beiträge zu unserer aktuellen Ecuador-Reise:
Voll schön geschrieben und ich kann es kaum erwarten Baltra selbst zu erleben. Ich bin nämlich seit Sonntag auf San Cristobal. Auch bei mir hat es etwas gedauert bis ich wirklich begriffen habe, dass ich hier bin. Jeden Tag entdeckt man etwas neues.
Oh, danke Stef! Du bist auf Galapgos? Da haben wir uns knapp verpasst. Unser Rückflug ging von San Cristobal aus. An welchen Orten bist Du denn gewesen? Hast Du Ausflüge von San Cristobal aus gemacht, oder bist Du auch mit einem Schiff gefahren? LG aus Quito, Madlen
Ja bin seit Sonntag auf San Cristobal. Das ist ja schade, dass wir uns verpasst haben. Warst du Sonntag noch hier? Ich habe bisher noch nicht viel gesehen, heute ist der erste Erkundungstag. Ich arbeite hier für 2,5 Monate bei einem Reiseveranstalter im Büro und hab heute meinen ersten freien Tag. Zwischendurch kann ich eine Tour mitmachen, die von San Cristobal, über Floreana, Isabela, Santa Cruz nach Baltra führt. Da freu ich mich schon sehr drauf. Mal sehen, was man sonst noch an den Wochenenden sehen kann. Was hat dir am besten gefallen? Kannst du irgendwas besonders empfehlen?
Wir waren nur am Freitag in San Cristobal. Grundsätzlich hat mir Genovesa am besten gefallen (ach eigentlich war alles schön). Aber wir waren auch mit nem Schiff unterwegs. Für einen kurzen Ausflug bietet sich Genovese wahrscheinlich nicht so an… Aber da hast Du ja einen tollen Job für 2,5 Monate in einer Traumkulisse! Sehr zu beneiden 😉 LG, Madlen
Wow, das klingt ja wirklich wie im Paradies! Tolle Fotos. Da würde ich auch gerne irgendwann mal hin
Danke, liebe Sarah. Irgendwann Galapagos machen, das habe ich auch immer gesagt. Jetzt war endlich mein „Irgendwann“. Lohnt sich wirklich sehr.
LG, Madlen
Seufz, so schön! Meine Ecuador-Reise musste ich ohne Galapagos beenden. Ich konnte es mir damals als Studentin schlicht nicht leisten. Jetzt träume ich mit deinen Bildern hier ein wenig weiter … : )
Oh Jutta, genau deshalb bin ich auch noch mal mit ein bisschen mehr Geld in der Tasche nach Ecuador zurückgekehrt. 1999 auf meiner ersten Ecuador-Reise, konnte ich auch nur neidisch den Berichten lauschen, da war bei mir während meines Studiums ebenso wenig an Galapagos zu denken 😉 Aber es gibt immer einen Grund, zurückzukehren. LG, Madlen