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Antarktis – Tipps für eine Reise ins Eis mit der MS Midnatsol

Antarktis

Das Finanzamt kennt die Berufsbezeichnung „Abenteurer“ nicht. Mit diesem Satz bringt mich Arved Fuchs, der deutsche Polarexperte, Abenteurer und Publizist, wie ihn übrigens auch das Finanzamt führt, zum Schmunzeln und zugleich zum Nachdenken.

Für uns alle ist die Antarktis auf dem bequemen Expeditions- und Kreuzfahrtschiff MS Midnatsol ein „kleines Abenteuer“. Abenteuerlich ist die Destination und sind die Bedingungen, die dort vorherrschen. Abenteuerlich ist auch, dass es sich mit der Antarktis um einen unbewohnten Ort handelt, auf den niemand einen Anspruch hat. Und ja, die Antarktis kennt keine Menschen, wir sind alle nur Besucher.

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Wie oft auf Reisen, ist es nicht nur das Ziel selbst, das mich begeistert, sondern auch das große Kopfkino, das, was das Gesehene, die Bilder, mit einem macht. Die Gedanken während und nach der Reise, sind nicht minder prägend.

Viele Gedanken entstehen allein daraus, aber auch aus dem Austausch mit anderen Reisenden und den Vorträgen.

Antarktis Antarktis

„Das Abenteuer beginnt im Kopf, da muss die Bereitschaft vorhanden sein, aufzubrechen.“ Immer wieder betont Arved Fuchs, den unbedingten Willen,
Grenzen zu sprengen, äußere und vor allem auch innere, als Grundvoraussetzung für ein Abenteuer. Aber dabei solle man auch seine Fähigkeiten kennen und Ziele so setzen, diese mit realen Chancen erreichen zu können. Der Natur sei es schließlich egal, ob man überlebt. Und so schärft er unser Bewusstsein für das, was anmutig schön vor uns liegt und doch auch grausam hart zuschlagen kann.

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Aus den Worten von dem Polarexperten hört man heraus, hier spricht jemand, der wirkliche Abenteuer erlebt hat. Der an seine Grenzen gegangen ist, körperlich und sicherlich auch psychisch. Das alles kennen wir auf dieser Antarktis-Reise nicht. Es tut weh, aber es tut weh, weil es so schön ist, nicht weil es irgendwo schmerzt. Und all diese Worte und Bilder überspannen meine Gedankenwelt, als wir nach Südamerika zurückkehren.Antarktis Antarktis

Reiseroute

Wer in die Antarktis reist, tut dies meist von Südamerika (Argentinien oder Chile) aus mit dem Schiff. Meine Reise begann in Chile, wo ich in Punta Arenas an Bord der MS Midnatsol von Hurtigruten ging. Die Tour fand Ende November bis Anfang Dezember 2016 statt und dauerte 16  Tage. Auch wenn ich nur ein Drittel davon im antarktischen Gewässer verbrachte, lohnte allein die Anreise durch die wunderschöne Magellanstraße und den Beagle Kanal auf Feuerland. Hier bewundert man bereits Fjorde und Gletscher. Wir stoppten am Garibaldi Fjord und verbrachten einen Tag in Puerto Williams. Liegt Feuerland einmal hinter einem, wartet das nächste Abenteuer, erst eine missglückte Anlandung auf Kap Hoorn (nur jede Dritte gelingt), die auf dem Rückweg erfolgreich war, und dann eine Fahrt durch die sehr unruhige Drake Passage.

Was dann kommt, konnte uns niemand vorher sagen, denn wo wir anlanden, erfahren wir immer erst am Vorabend des Anlandungstages. Und so wurden wir jeden Tag auf’s Neue überrascht. Unsere antarktischen Anker- und Anlandungsplätze hießen:

mit dem Bonus eines Ausflugs in die

Auf dem Rückweg nach Punta Arenas hatten wir nicht nur das Glück einer Anlandung auf

  • Kap Hoorn, sondern wir schauten uns auch den
  • Pia Gletscher an.

Reisezeit

Die Saison, in der Schiffe in die Antarktis stechen, ist kurz. Man wählt aufgrund des angenehmen Klimas den antarktischen Sommer – von November bis März.

In dieser Zeit findet man auf der Antarktischen Halbinsel 0-5° C vor bei schnell wechselndem Wetter. An Deck des Schiffes ist der Fahrtwind meist kühl, doch normale Winterklamotten reichten völlig aus.

Das Schiff

An Bord der MS Midnatsol geht es international zu. Passagiere und Crew kommen aus vielen verschiedenen Ländern. Das Expeditionsteam reicht von norwegischer bis zur südamerikanischen Herkunft, die Küche- und der Servicebereich ist fest in philippinischer Hand und die Gäste sind größtenteils aus Deutschland. 122 Crew-Mitglieder machten die Reise für uns möglich.

Das die MS Midnatsol als Schiff von Hurtigruten unter norwegischer Flagge fährt, ist die Währung an Bord Norwegische Kronen. Doch eigentlich benötigt man diese nicht, da man am Ende alles auch mit Kreditkarte zahlen kann und während der Reise alles auf die Zimmerkarte gebucht wird.
Die Uhren an Bord ticken chilenisch. Wenn man seine Uhr bei der Landung in Chile also einmal 5 Stunden (zur MEZ) zurückgestellt hat, bleibt das auch auf dem Schiff so. Die Bordsprache ist Englisch. Jedoch werden Ansagen auch auf Deutsch durchgeführt, da die meisten Passagiere deutschsprachig sind.

Das Leben verteilt sich auf 9 Decks und gleicht manchmal einem All-Inclusive-Hotel. Es gibt zwei Restaurants und zwei Bars, einen Bord-Shop, einen Fitnessraum und eine Sauna, und auf dem Deck dann sogar zwei Whirlpools. Sogar ein Arzt ist an Bord.

All-Inclusive sind dann auch drei Mahlzeiten: Frühstücksbuffet, Mittagsbuffet und Abendbuffet abwechselnd mit 3-Gang-Menü. Auch Kaffee, Tee und Wasser stehen ganztägig zur Verfügung. Am Nachmittag werden zum Kaffee noch kleine Snacks zur Stärkung nach der Anlandung gereicht.

Antarktis Antarktis Antarktis

Zimmerausstattung

Die Ausstattung meiner Außenkabine sah wie folgt aus: Ein Bett, ein Sofa, ein Schreibtisch, ein Schrank, ein Spiegel und ein kleines Badezimmer mit Dusche, Fußbodenheizung, Fön und Handtücher. Die Kabine ist mit einem kleinen Fernseher und 220 V Steckdosen ausgestattet.

Alle Kabinen haben ein Telefont. Eine Guthabenkarte für Telefon und Internet (kostenpflichtig) erhält man an der Bord- Rezeption.

Antarktis Antarktis Antarktis

Expedition mit Bildungscharakter

Eine Fahrt mit der MS Midnatsol gleicht einer Kombination aus Kreuzfahrtluxus und Expeditionsgeist. Da nicht mehr als 500 Passagiere an Bord sind, kann die MS Midnatsol auch Anlandungen vornehmen, was Schiffen mit mehr Gästen in der Antarktis nicht gestattet ist.

Da es sich um eine Expeditionsreise handelt, zählen neben den Anlandungen und Cruisingfahrten mit dem Tenderboot auch Vorträge zum Programm. In einem Hörsaal erfährt man das wichtigste Basiswissen von Experten, die von Meeresbiologen über Ornithologen, Anthropologen, Geologen bis hin zu Historikern reichen. Und auch den deutschen Polarforscher und Buchautoren Arved Fuchs haben wir an Bord. Er erreichte z.B. als erster Deutscher zu Fuß den Nordpol. Dem sei nicht genug, begab er sich im selben Jahr, 1989, noch einmal auf eine Expedition – und zwar in die Antarktis. Damit erreichte Arved Fuchs als erster Mensch beide Pole innerhalb nur eines Jahres zu Fuß. Die Vorträge sind begleitend zu den Anlandungen und greifen auch Details des Gesehenen auf.

Was gehört ins Gepäck?

An Bord erhält man leihweise gut gefütterte, wetterfeste Gummistiefel und als Geschenk eine Wind- bzw. Regenjacke.

Unbedingt sollte man ein zuvor vom Arzt ausgefülltes Medical Certificate bei sich haben und als Original im Handgepäck dem Schiffsarzt beim Boarding vorzuzeigen.

Kleidungsempfehlungen:

  • Bequeme Kleidung
  • Warme Socken, Handschuhe, Mütze, Schal
  • Lange (Thermo-)Unterwäsche (am besten Wolle)
  • Wasserdichte Hose zum Überziehen
  • Fleece Jacke, Wollpullover
  • Sonnenbrille mit gutem UV-Schutz
  • Sonnencreme fürs Gesicht (ab LF 30) und die Lippenschutz
  • Fernglas, Fotoapparat
  • Indoor und Outdoor Schuhe (Wasserdichte Gummistiefel gibt es an Bord)
  • Sportklamotten für den Fitnessraum (optional)
  • Badesachen für den Jacuzzi (optional)
  • Mittel gegen Seekrankheit (vor allem für die die Drake Passage)
  • Rucksack für Ausflüge

Was gehört nicht an Bord?

Obst und Gemüse. Da das Gepäck durchleuchtet wird, wird dieses ohnehin herausgefischt. Gleiches gilt übrigens auch bei der Wiedereinreise nach Chile.

Antarktis Antarktis Antarktis

Medizinischer Fragebogen

Für eine Reise in die Antarktis muss man fit sein. Obwohl ein Arzt an Bord ist, können Ernstfälle das Leben kosten, denn hier kann man nicht mal eben schnell ins Krankenhaus fahren. Daher müssen gemäß IAATO und Hurtigruten Richtlinien Gäste auf Antarktisreisen einen medizinischen Fragebogen ausfüllen, welcher persönlich dem Arzt an Bord übergeben wird. Bestandteil der medizinischen Informationen ist ein hausärztliches Attest, das nicht älter als 8 Wochen sein darf.

Die Einschiffung kann verweigert werden, wenn der medizinische Fragebogen nicht vorliegt. Eine Auslandskrankenversicherung mit Krankenrücktransport ist dringend erforderlich.

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Wo beginnt die Antarktis?

Die Antarktis hat eine biologische und eine politische Grenze.

Die biologische Grenze ist dort, wo die antarktische Konvergenz oder auch Meinardus-Linie auftritt. In dieser Zone trifft das kalte, nordwärts fließende Oberflächenwasser der Antarktis auf südwärts fließendes wärmeres Oberflächenwasser aus dem Norden (den gemäßigten Zonen des Atlantiks, Pazifiks und des Indischen Ozeans). Sie verläuft etwa zwischen dem 45. Breitengrad im Bereich des Indischen Ozeans und dem 57. Breitengrad im Bereich der Drake-Straße und bildet die Nordgrenze des Südlichen Ozeans.
Das kältere Wasser aus der Antarktis besitzt eine höhere Dichte als das aus dem Norden kommende wärmere Wasser. Deshalb sinkt es an der Konvergenzzone auf etwa 800 m Wassertiefe ab und fließt nordwärts. Mit dieser Grenze ändert sich auf einen Schlag die Tierwelt des Meeres, der Gehalt von Sauerstoff und das Salz im Meer, usw. Dieses Gebiet umfasst den Kontinent mit der Antarktischen Halbinsel, aber auch Südgeorgien, Bouvet, Heard und Macquarie. Man nennt die Grenze auch Antarktische Polarfront.

Grenzziehungen sind ja oft sehr willkürlich und so gilt in der Antarktis wie auch sonst wo in der Welt eine politische Grenze. Diese liegt laut Antarktisvertrag auf dem 60. Breitengrad. Obwohl es Ansprüche auf die Gebiete südlich dieser Grenze gibt, gehört die Antarktis offiziell niemandem. Jegliche territoriale Ansprüche sind eingefroren, militärische Übungen und Operationen sind ebenso untersagt wie der Abbau von Bodenschätzen. Ziele des Antarktisvertrages sind es, das ökologische Gleichgewicht in der Antarktis zu wahren, die Antarktis für friedliche Zwecke zu nutzen, die internationale Kooperation zu fördern und die wissenschaftliche Erforschung zu unterstützen. Für eine völkerrechtliche Zuordnung von diesen Gebieten wäre eine „ständige Bevölkerung“ und eine Staatsordnung notwendig. Mit Überwinterungen von Forschern und der Einrichtung von „staatlichen“ Poststellen ist diese aber nicht gegeben. Die „Verwaltung“ der Antarktis, die es auf Grund der völkerrechtlichen Situation eigentlich gar nicht gibt, wird im Wesentlichen durch zwei Organisationen übernommen: Die Scientific Committee on Antarctic Research (SCAR) vereinigt weltweit alle wissenschaftlichen Institutionen mit einem Interesse an der Antarktis und koordiniert die wissenschaftliche Forschung. Der ‚Rat der Leiter der nationalen Antarktisprogramme‘ Council of Managers of National Antarctic Programs (COMNAP) koordiniert die Tätigkeit der Behörden, die für die nationalen Antarktisprogramme zuständig sind.

Ich wurde von Hurtigruten zu dieser Recherchereise in die Antarktis eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.

11 Kommentare

  1. Hallo,

    die Antarktis steht auch noch ganz weit oben auf unserer Bucketlist. Die Natur dort muss einfach unglaublich faszinierend sein :)

    Viele Grüße
    Michael & Sandra

  2. Karin sagt

    Unglaubliche Natur! Wie man Bilder unter solchen Bedingungen macht! Du bist ein echter Extremfotograf!

  3. Pia sagt

    Ich bin gerade auf der Suche nach interessanten Zielen, die ich auf meiner Travel Bucketlist schreiben kann. An die Antarktis habe ich überhaupt nicht gedacht, aber das ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee. Werde ich sofort auf meine Liste schreiben. Vielen Dank :)

  4. Florian sagt

    Sieht sehr interessant aus. Ich weiss aber nicht, ob ich so einen Urlaub machen könnte :(. Ich bin ziemlich oft in einem Wellnesshotel und dann so ein kalter Urlaub :)….muss ich mir mal gut überlegen. Aber die Bilder sind dir echt gut gelungen.

  5. Wow! Einfach nur ein ganz anderes Abenteuer. Interessiert mich auch schon länger!

    Ich war etwas verwirrt über deine Zeitangaben, die Reise habt ihr Ende 2017 gemacht. Der Artikel: https://puriy.de/halfmoon-island-ankunft-in-der-antarktis/ wurde allerdings bereits Ende 2016 veröffentlicht. Ich gehe also davon aus, dass es sich bei „Die Tour fand Ende November bis Anfang Dezember 2017 statt und dauerte 16 Tage.“ um einen zeitlichen Tippfehler handelt?

    Wollte zunächst fragen, wie es beim zweiten Besuch war aber hatte mir dann alle Artikel zum Verständnis durchgelesen 😉

    LG

    P.S.: Euer Zeitlimit beim Schreiben eines Kommentars ist wirklich eng bemessen. Zum Wiederholten Mal muss ich meinen Text neu schreiben, da das System meinte, die Zeit wurde überschritten. Hängt scheinbar mit dem Captcha zusammen.

    P.P.S.: Mittlerweile bin ich ja schlauer und kopiere mein Kommentar vor dem Absenden 😉

  6. Vivien sagt

    Ich bin sprachlos oder einfach nur überwältigt !!
    Unglaublich diese Bilder, ich hab mich in jedes verliebt und würde am liebsten sofort eine Reise starten!! Einfach toll diese Beitrag.

  7. Stefan sagt

    Hallo Madlen,
    Du lässt ja scheinbar nichts aus. Antarktis, Äthiopien, Mozambik, etc. p.p.. Das sind ja schon die eher ungewöhnlichen Reiseziele. Naja, vielleicht komme ich ja auch noch mal dorthin? :-)
    LG
    Stefan

  8. Marcel Rübesam sagt

    Hallo Madlen, der Wahnsinn, ich habe viele Reiseblogs gelesen aber wenige haben über die Antarktis geschrieben und keiner so gut wie du. Und ja der Spruch stimmt, „in jedem steckt ein Entdecker“ und nun werde ich mal weiter durch deinen Blog stöbern. Mach weiter so und bleib gesund, Liebe Grüße Marcel

  9. Kai Peter sagt

    Vielen Dank für diesen interessanten und informativen Beitrag. Ich selbst finde diese Themen sehr spannend.

  10. Silvi Tannel sagt

    Hallo! Vielen Dank für diesen wundervollen Beitrag und all die Tipps! Herzliche Grüße

  11. Günther Baumgartner sagt

    Liebe Madlen,
    bitte mach unbedingt weiter so.
    Dein Artikel ist sehr schön und ausführlich geworden. Auch wenn ich mich mit der Kälte der Antarktis nicht besonders anfreunden kann, kann ich deinen Bericht bei wohlig warmen Temperaturen genießen.
    Grüsse, Günther

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