Allgemein, maddyswelt, Peru

Cusco – Puno – und wie kaufe ich ein Ticket

Puno-640x270

Am Dienstag kamen wir von Aguas Calientes zurück. Nahmen ein Zug nach Ollantaytambo, von wo aus wir mit einem Collectivo weiter nach Cusco fuhren. Der Zug macht einen schon kirre mit seiner Langsamkeit, da freut man sich richtig auf zackigen Straßenverkehr. Als wir zahlen wollten, lehnte unser Taxifahrer das Geld ab, weil es schlechtes Geld sei. Wir diskutierten mit ihm, dass dies der einzige Schein noch sei, den wir hätten und später abheben müssten. Aber er glaubte es nicht und wollte immer wieder „neuere“ Scheine. Die Peruaner sind diesbezüglich echt durchgeknallt. Irgendwann hatten wir die Faxen dicke und flohen.

Am Nachmittag liefen wir noch einmal bisschen durch die Stadt, suchten wieder unseren Lieblingsvegetarier El Encuentro auf und machten unsere Busfahrt für den nächsten Morgen klar. Das war jedoch ein Akt. Eigentlich hatten wir schon alles reserviert und mussten nur noch zahlen. Doch da heute nicht die Verkäuferin vom letzten Mal da war, mussten wir ihrer Kollegin alles noch mal erklären. Und sie kapierte irgendwie gar nichts. Dann meinte sie zu uns um 15 Uhr, wir sollen in einer Stunde wieder kommen, dann hätte sie die Tickets –  also um 18 Uhr. Naja, 18 Uhr ist zwar erst in 3 Stunden, aber wir schauten um 16 Uhr wieder rein. Da hatte sie unsere Tickets natürlich noch nicht, weil wir doch vorn sitzen wollten und zusammen. Vorn gäbe es aber nur noch einen Platz. Da konnte man echt platzen. Wir gaben ihr zu verstehen, dass uns die Sitze scheissegal seien und wir einfach nur Tickets wollten. Der frei gemachte Ärger ermutigte sie, uns anzubieten, die Tickets persönlich ins Hostal zu bringen –  bis 18 Uhr. Um 19 Uhr waren noch keine Tickets da, da ging Lars wieder zum Office, wo sie in der Schublade schlummerten. Der Bus sei übrigens super gut – San Luis die Gesellschaft – und ein richtiger Touristenbus. Letzteres stimmte vielleicht nur soweit, dass ein paar mehr Touristen im Bus saßen. Aber so einen runtergekommenen Bus als Komfort zu bezeichnen, war eigentlich schon ne Frechheit. Das schlimmste neben dem förmlich außeinanderfallenden Bus war das schon seit Tagen nicht geleerte Bordklo, das meinen Geruchssinn empfindlich belastete auf der siebenstündigen Fahrt. Lars wagte einen Blick in die stets geöffnete Klokabine. Das Klo war bis zum Rand mit Pisse und Scheisse gefüllt und schwappte in jeder Kurve über.

In Juliaca machten wir einen Zwischenstopp (neben zahlreichen anderen). Diese Stadt gab noch einmal die ganze Tristess wieder. Schön war aber die Fahrt nach Puno über das Hochplateau, die von Berggipfeln umgeben sind. Die Ortschaften schienen keine Farbe zu kennen. Das Rotbraun der Erde spiegelte sich in den Häusern wieder. Um 15 Uhr erreichten wir Puno und somit den Titicacasee. Puno ist an Berghängen gelegen und wenn man in den Ort fährt, hat man einen atemberaubenden Blick über den türkisfarbenen See.

Die Stadt selbst hat nicht viel zu bieten. Enge, geschäftige Gassen, eine Einkaufsstraße und eine schöne Kathedrale. Zufällig gerieten wir in eine tanzende Militärparade, die sich durch die Hauptstraßen Punos bewegte. Wir stellten nun unsere Rucksäcke schnell ins Kollas Inn und saßen um 16 Uhr auf dem Boot zu den Floating Islands. Das Boot fuhr im Schritttempo durch einen Kanal, der vom Schilf umgeben war. Plötzlich öffnete sich dann der Blick auf die zahlreichen schwimmenden Inseln, die etwas surreal auf dem ruhenden See lagen. Mit bunten Kleidchen hießen die Urofrauen die Touristen willkommen. Tourismus hält die Uros im wahrsten Sinne des Wortes über Wasser. Sie haben sich ausschließlich darauf spezialisiert und somit mutet das ganze Spektakel ähnlich inszeniert wie einst die Mursis in Äthiopien an. Die Frage stellt sich mir wieder, wie würden diese Menschen leben, wenn es uns nicht gäbe – die Touristen? Reicher oder ärmer? Würden sie noch auf den Inseln dieses einfache, körperlich harte Dasein fristen oder wären sie längst an die Ufer geflüchtet? Wir bekamen viele Informationen um die Inseln und die Uros. Wir lernten, wie man die Inseln aus Schilf baute. Schob man etwas Schilf weg, sah man schon das Wasser. Unglaublich, was diese Matten tragen. Wir wurden in die Häuser eingeladen und sahen, dass der Fortschritt auch nicht vor den Inseln Halt gemacht hat, denn es gibt Strom und somit auch automatisch Fernsehgeräte. Wir fuhren mit einem traditionellen Boot noch zu einer anderen floating Island, bis der Ausflug vom Regen beendet wurde. Zwei Regenbögen formten sich am Horizont über den Inseln. Und ganz weit da hinten ist Bolivien. Da werden wir dann morgen sein.