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Der dritte Mann am Tisch – Kuba 2014

Drei Freunde?

Che ist omnipräsent. Fidel auch, aber stiller. Es wird da etwas kommen, nur was, das mag noch niemand sagen. Zu spüren ist nichts, doch zu hören schon – offener, als ich es mir vor meiner Reise dachte. Und so habe ich ein bisschen das Gefühl, „gut, dass ich es jetzt noch einmal so gesehen habe, das Kuba des Fidel,“ auch wenn mir bei diesem Gedanken etwas unwohl ist.

Internet gibt es nahezu nicht – zumindest für die Bürger. Doch dann führt uns ein Ehepaar einer Casa Particular stolz Ihre Einwahl ins Telefonnetz vor. Voilà, wir sind im World Wide Net. Wenn das Fidel wüsste. Was ist verboten, was ist erlaubt und was einfach nur geduldet?

Als wir meinen Eltern mitteilten, dass wir nach Kuba fliegen – natürlich individuell, machte sich ein ungutes Gefühl bei meiner Mutter breit. Was wollt Ihr denn dort essen? Nicht, dass sie mir die Frage je zuvor auf meinen Reisen nach Äthiopien, in die Mongolei oder Uganda gestellt hätte. Nein, sie hatte in den 90ern nur leere Läden in Kuba gesehen. Da gab es Riegel, mehr nicht. Sie kann es nicht glauben, dass sich seit damals einiges verändert hat und noch viel weniger, als wir das Fotobeweismaterial von unserer Reise mit reichlich gedeckten Tischen unter die Nase legen.

Blick ins Wohnzimmer?

Blick ins Wohnzimmer?

Näherei in Viñales

Näherei in Viñales

Schuhe oder Essen?

Schuhe oder Essen?

Pflug

Pflug

In jeder Casa Particular wurde aufgetischt, als hätten wir unsere Mütter und Väter mitgebracht. Wir sind doch nur zu zweit und Deutsche haben kleine Mägen, sagte ich immer wieder unseren Gastgebern. Am nächsten Tag war der Tisch noch voller. Diese waren auch immer darauf bedacht, dass wir nicht zu spät essen mögen. Langsam leuchtete uns das System ein. Mit Nachweis – ein Eintrag in das große Buch – bekamen die Familien für die Touristen Scheine, die es ihnen ermöglichten, in den CUC-Läden einkaufen zu gehen. Jetzt stellte ich mir vor, wie geil das gewesen wäre, wenn ich für jeden Besuch meiner Patentante aus Hannover damals einen fetten Einkauf im Intershop hätte machen können. Ich konnte es unseren Gastgebern nicht verübeln, sondern musste bei jeder Mahlzeit schmunzeln.

Kuba – das waren für mich stets zwei Welten, bei denen man sich nie sicher sein konnte, welche man gerade wieder betreten hat. Wenn ich nach Klamotten und Kugelschreiber auf der Straße gefragt wurde, erinnerte ich mich an die Westpakete in meiner Kindheit mit Kaffee, Levis und Strumpfhosen. Schnell zückte ich kleine Kosmetikproben, die ich immer bei mir trug. Nein, in Kuba ist nicht alles so grau wie in der DDR, aber vieles einfach kaputter und doch auch lebendiger.

Und wenn sich der Tourist weg von den Stränden bewegt, was sieht er dann? Es hat sich eine Parallelstruktur aufgebaut, die für mich schon etwas Menschenverachtendes hat. Alle sind gleich, heißt es im Sozialismus, doch wie soll ein Kubaner das glauben, wenn ihm immer die fröhlichen Touristen über den Weg laufen, die sich für ein paar CUCs alles kaufen können und er für seine CUPs fast nichts. Ich schäme mich für dieses System und gebe in diesen zwei Wochen mehr, als ich je auf einer Reise gegeben habe. 1 CUC? Klar, hier hast Du ihn. Wenn man mich nach Ausgaben fragt, dann gibt es zwei Antworten, die realen Preise und das, was man links und rechts noch gab.

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4 Kommentare

  1. Ich war auch in den Neunzigern in Kuba und kenne die Essensproblematik noch gut. Es gab wirklich kaum etwas (nur Rum in Massen 😉 zu bekommen, selbst wenn man wollte. Ein trockenes Käsesandwich oder Nudeln mit Ketchup wurden uns oftmals aufgetischt. Die Casa Particulares gab es damals auch schon oder die „illegalen“ Restaurants. Ich kann mich erinnern, gerade in Vinales königlich von einer Bauernfamilie bewirtet zu werden. Lobster, mit Chips und Guaacamola für so gut wie Nichts … aber offiziell war es nicht immer leicht.

    • Ich glaube, die Situation ist tatsächlich besser geworden – vor allem in Orten wie Trinidad, Viñales, Havanna. Als wir bei unserer Ankunft in Santa Clara aber einfach mal nen Kaffee trinken und nen Eis essen wollten, war das schon die erste Herausforderung. LG, Madlen

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