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Ein Hauch finnischer Sommer – mein Mökki am Päijänne-See

Am Päijänne-See

„Observe!“ Ruhig klingen die Worte von Kirsi in der Stille des finnischen Nadelwaldes. Wir haben uns auf einer kleinen Lichtung zwischen den Baumstämmen verteilt. Die Füße sinken in den moosigen Boden und nehmen jede kleine Bewegung wahr, die sich aus dem leichten Zucken des eigenen Körpers ergibt. Mit geschlossenen Augen lausche ich dem Rauschen der Wipfel, das wie eine intensive Melodie in die Ruhe tritt und vom gelegentlichen Vogelgezwitscher begleitet wird. Fast werde ich selbst zum Baumstamm, lasse die Gedanken los und versuche dem Kitzeln der Mücken auf meinen freien Körperstellen zu widerstehen. Sinne schärfen und Festgefahrenes loslassen – man könnte diesen Übungen überall nachgehen, und doch fällt diese Art von Meditation hier besonders einfach. Weil Finnland einfach viel Raum bietet – lokal und mental.

Am Päijänne-See Am Päijänne-See

Entspannen am Päijänne-See – wildes Finnland

Als wir entspannt durch den Wald spazieren, sammeln wir die saftigen Himbeeren, Preiselbeeren und Heidelbeeren von den Büschen. Das Essen liegt hier am Wegesrand. Aus den unzähligen kleinen Mooshügeln, die den Waldboden prägen, wachsen Pilze. Die Finnen sammeln jetzt das, was die Natur hergibt, um dies für die kalte Jahreszeit zu konservieren und einzufrieren. Jeder darf hier überall pflücken – bei dem, was die Natur bietet, gibt es kein Dein und Mein.

Ich empfinde am Päijänne-See einen typischen Sommertag der Finnen nach, die sich von Mittsommer bis Mitte August in ihre Mökkis zurückziehen. Fast jeder Finne hat ein Sommerhaus, in dem er in den Sommermonaten das intensive Gefühl in der Natur aufsaugt. Ein Land, das zu 70 % aus Wald und 10 % aus Seen besteht, über 39 Nationalparks verfügt und nur 5 Millionen Einwohner hat, bietet genug Raum für diese Art von Erholung.

Wer kein eigenes Sommerhaus in der Familie hat oder einmal Abwechslung wünscht, der mietet sich einfach dieses Sommerhausfeeling auf Zeit, so wie wir im Lehmonkärki Resort.
Wir sind zwei Tage in der südlichen Seenregion um Lahti, die mir bisher nur aus dem Wintersport bekannt war. Es ist Erntezeit in diesen frühen Augusttagen. Die Felder leuchten golden und wechseln sich mit dem satten Grün der Nadelwälder ab, die immer wieder von den weißen Stämmen der Birken unterwandert sind. Die aufgewellte Seenoberfläche spiegelt die Wolkenfelder wider. Hier und da liegt vereinzelt ein Holzhaus mit frischem rotbraunen Anstrich oder ist in zarte Pastellfarbtöne getüncht.
Eine Straße auf einem Wall führt wie eine Brücke direkt durch die Seen. Es ist eine Bilderbuchidylle, die sich hier in Finnland vor mir öffnet. Elchschilder und Geschichten von Bären, die manchmal in die Orte kommen, obwohl sie eigentlich scheu sind, regen die Fantasie an. Und natürlich, wie soll es anders sein, erfahren wir tatsächlich von einer Bärenmutter mit Kind, die sich unweit von unserem Ort aktuell in einer Siedlung aufhält. Wildes Finnland!

Spazieren, meditieren, saunieren

Spazieren, meditieren, saunieren – das ist der Dreiklang, dem wir uns hier am Päijänne-See am ersten Tag unseres Aufenthaltes hingeben. Jedes Holzhaus am Hang verfügt über eine eigene Sauna und einen Outdoor-Jacuzzi, von dem man den Blick über den zweitgrößten See Finnlands genießen kann. An einer Sauna kommt man in Finnland nicht vorbei – auf ca. 5 Millionen Einwohner kommen 3,1 Millionen Saunen. Wer also den finnischen Sommer erleben will, muss somit auch intensiv schwitzen. Am Seeufer wechsele ich zwischen der 80 Grad warmen Panorama-Sauna, der alten Rauchsauna, die mit teurem Erlenholz auf traditionelle Art beheizt wird, und der winzigen und besonders heißen Iglu-Sauna ab. Der Sprung in den 17 Grad warmen See bietet die willkommene Erfrischung. In einer vierten Sauna, die auf moderate 55 Grad erhitzt wird, komme ich den Genuss einer besonderen Birken- und Lindenzweigen-Behandlung, die nur fünf Finnen praktizieren. Maaria erzählt, während sie mit den Zweigen über meinem Rücken und meine Beine wischt und rubbelt, dass sie diese alte Tradition von einem Litauer gelernt hat. Am nächsten Morgen starte ich mit einer Fischgräten-Massage in den Tag. Auch diese folgt übertragenem altem Wissen. Früher wurde sie wohl tatsächlich mit Fischknochen praktiziert, heute schmunzelt Maaria, während sie mit ihren Fingern tief an meiner Wirbelsäule entlangdrückt, benutzt sie die Hände. Die Wirbelsäule gleicht danach einer Fischgräte. Nach der Massage widmet sie sich noch der Mobilisierung besonders verspannter Körperstellen.

Mit Kajak die Umgebung erkunden

Mit aufgewärmter Muskulatur steige ich ins Kajak. Der Päijänne-See zeigt sich an diesem Tag leider von seiner rauen Seite und so kämpfe ich gegen die geballte Naturkraft durch Wind und Wellen an. Aus der Ferne lausche ich Kirsis Worten, die auf dem Weg von ihrem Sechs-Mann-Kanadier hinüber in mein Kajak im Plätschern des Wassers fast ersticken.

Mit Ihrer Outdoor-Agentur FENIX Ohjelmapalvelut Oy erkundet sie zusammen mit Gruppen den See nicht nur mit normalen Kanutouren, sondern auch mit großen Kirchenbooten, die sich heute besonders für Teambuildingmaßnahmen eignen. Früher sind die Bewohner der Seeufer tatsächlich mit diesem Boot zur Kirche gefahren und haben manchmal sogar den künftigen Partner auf der langen Fahrt kennengelernt.

Mein Blick schweift noch einmal von der Veranda über den See, als wir unser Mökki im Wald verlassen. Hinter unserem Holzhaus führen im Winter Loipen entlang, auf die Schilder hinweisen. Wie gern würde ich auch über den zugefrorenen See spazieren, mit Ski die Wälder erkunden und mich danach in der heißen Sauna aufwärmen. Der Finnische Winter hat sicherlich auch einen großen Reiz – doch aktuell genieße ich noch die letzten Minuten meines kurzen Finnischen Sommers.

Was man sonst noch wissen sollte?

  • Von Deutschland erreicht man Helsinki am einfachsten mit der Fähre. In ca. 30 Stunden überquert beispielsweise die Finstar von Finnlines die Ostsee von Travemünde.
  • Wir hielten uns am südlichen Ende der finnischen Seenplatte am Päijänne-See auf. Unser Resort liegt in der Gemeinde Asikkala in der Nähe von Lahti.
  • Übernachtet habe ich in einem Holzhaus im Lehmonkärki Resort. Dieses befindet sich ca. 2 Stunden Autofahrt vom Fährhafen Helsinki Vuosaari. Die einfachsten Villen, die alle über mehrere Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer, Sauna und Außen-Jacuzzi verfügen kann man für 700 EUR pro Woche bzw. 220 EUR am Wochenende mieten.
  • Aktiv im Team kann man die Gegend mit FENIX Ohjelmapalvelut Oy erkunden. Mit ihnen meditierten wir und fuhren Kanu.

Ich wurde von Finnlines und Visit Finland zu einer Relax-Reise #slowfinland nach Finnland eingeladen.

1 Kommentare

  1. Ein toller Artikel! Ich bin seit meiner Kindheit großer Finnland Fan und träume schon immer von einer Reise nach Finnland – habe es aber bisher nur nach Helsinki geschafft. Die Iglu-Sauna ist ja der Hammer! Für den nächsten Sommer wäre das mein perfektes Reiseziel.

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