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Der große Flieger aus Deutschland. Meine ersten Stunden in Kuba

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Die Hälfte unseres Fliegers steht bereits ungeduldig in den Gängen, als der Kapitän ansagt, wir müssten unsere Position noch einmal wechseln. Das heißt zurück auf die Plätze oder eben à la Reise nach Jerusalem den leeren Platz schnappen, an dem man sich gerade befindet. Die italienischen Passagiere scheinen das Spiel nicht zu kennen. Immer wieder folgen Ansagen, denn auch die Rolltreppe ist nicht gleich zur Stelle. Scherzhaft kommentiert dies der Flugkapitän – „So oft landet hier kein großer Flieger aus Deutschland.“

Da unten ist Kuba

Da unten ist Kuba

Obstverkäufer auf der Straße Santa Claras

Obstverkäufer auf der Straße Santa Claras

Und damit sollte er wohl irgendwie auch recht behalten, denn als wir später in Santa Clara unseren Gastgebern im Casa Particular mitteilen, dass wir gerade frisch aus Deutschland eigenflogen seien, schütteln die ungläubig den Kopf und wiederholen ihre Frage in einem noch langsameren und verständlicherem Spanisch. Auch der Herr in der Mietwagenfirma fragt am nächsten Tag zweimal nach, als wir mitteilen, dass wir in Santa Clara gelandet sind. „Es gibt Flieger von Deutschland nach Santa Clara?“ „Ja, seit letztem Herbst fliegt Condor.“ Es öffnen sich beide Male vor dem geistigen Auge dieser Einwohner Santa Claras neue Perspektiven, die ich leider erst einmal zu relativieren versuche. Der Herr von der Vermietungsfirma möchte wissen, wie viele Menschen da aus Deutschland kämen. Nun ja, der Flug geht weiter nach Montego Bay auf Jamaika. 50/50 würde ich sagen, verlassen in Santa Clara den Flieger. Das Ziel der jungen Studentengruppen mit Rastafrisuren ist ohnehin ausgemacht. Doch damit nicht genug, Busse von Reiseveranstaltern warten vor dem Gebäude, um sie gleich an die Strände des Landes zu bringen. Wer bleibt für Santa Clara? Mh, um ehrlich zu sein, sah ich da nur uns. Aber das kann sich schon entwickeln, je mehr Individualreisende Santa Clara als strategisch guten Punkt für Ausflüge in alle Himmelsrichtungen erkennen. Und schließlich hat Santa Clara ja auch einiges zu bieten. Und genau da vermischen sich dann wieder die Pauschalgruppen mit den Individualreisenden – am Parque Vidal oder in der Schlange des Museo Memorial Che.

Che Memorial

Che Memorial

Parque Vidal in Santa Clara

Parque Vidal in Santa Clara

Die Einreise nach Kuba erfolgt problemlos. Dennoch habe ich das Gefühl, dass mir mehr Fragen als den anderen gestellt werden und gern noch einmal nachgehakt wird. Eine schlechte Ausgangsposition, sich noch einen Stempel zu erbetteln. Ich will einfach Lieschen Müller sein, nicht auffallen. Aber ich bin eben nicht Lieschen Müller mit Rollkoffer. Und so müssen Reiseziele mit Adressen, Beruf und Internetadresse her… Halt, warum eigentlich eine Internetadresse? Das finde ich seltsam. Schnell mal auf Lieschen Müller gestellt und nein, die Frage müssten Sie mir auf Englisch wiederholen.

Stilechter Kirchgang

Stilechter Kirchgang

Florida Center in Santa Clara – eine Schatzkammer

Florida Center in Santa Clara – eine Schatzkammer

Als ich endlich die goldene Tür zur Ankunftshalle passieren darf, sind unsere Rucksäcke längst vom Band genommen und stehen neben vereinzelten Koffern. Und dann sind wir endlich draußen. Das übliche Flughafengewusel bleibt aus. Keine Taxifahrer oder selbsternannten Taxifahrer oder reale oder fake Touristenführer, die ihre Dienste penetrant oder lauthals anpreisen. Ich marschiere einfach zwischen der ruhigen Menschentraube zum Geldwechsel – tausche Euros gegen CUCs. Willkommen schöne neue Scheinwelt! In der Schlange der Wartenden erhalte ich noch einen Vortrag darüber, wie günstig man doch als Pauschaltourist wegkommt. „Ich tausche nur 150 EUR, ist doch alles inklusive.“ Wir tauschen, nun ja, mal eben die dreifache Menge, ist eben nicht alles Inklusive! Das scheint dieser Herr aber ohnehin nicht ganz zu verstehen. Kuba ist eben nicht nur all inclusive. Und wieder beschleicht mich ein komisches Gefühl.

Amerikanischer Schlitten

Amerikanischer Schlitten

Pferdekutsche in Santa Clara

Pferdekutsche in Santa Clara

Auf der Fahrt in das 15 km entfernte Santa Clara fühle ich mich in meine Kindheit in den 80ern zurückversetzt. Alles was der Ostblock zu bieten hat, rollt da vor uns und an uns vorbei. Ein paar „Asiaten“ mischen sich ins Bild. Wo nur sind denn die schönen, alten amerikanischen Schlitten?
Die Frage bleibt ungehört, denn im Innenraum unseres Taxis schallt lautstark ausländische Dancemusik. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Nichts Salsa, Merengue, Rumba…
Im Casa Particular Florida Center angekommen, begrüßt uns der Hausherr verwundert, aber herzlich. Er gibt uns schnell zu verstehen, dass er mit uns nicht gerechnet hat. Wir hätten unsere Flugdetails nicht geschickt. Vielleicht hat er aber auch nur seine Mails nicht gecheckt oder nicht checken wollen oder können. Und so wird eifrig herumtelefoniert und wir landen im neuen und zugleich liebevollen Casa um die Ecke  – im Buena Vista. Während wir in den kühl eingerichteten CUC-Läden zwischen Kloschüssel, Ghettoblaster und Plastikeimern regalweise Wasserflaschen in allen Größen und Formen entdecken, und uns fragen, wovon sich die Bevölkerung ernährt, zaubern unsere Gastgeber Fantastisches auf unsere Teller. Kuba, du überraschst, schon nach wenigen Stunden.

Mehr zu Kuba unter #purcuba
Auf unserer Reise nach Kuba werden wir durch Condor unterstützt. Alle Ansichten sind unsere eigenen. 

6 Kommentare

  1. Hahaha. Bei uns war das Florida auch voll und er hat uns in ein Casa um die Ecke einquartiert. Bei Elsa :)
    Das Essen im Florida war das BESTE während unserer ganzen Kuba-Reise. Mit Ausnahme der täglich frischen Portion Guaven-Fruit Shakes zum Frühstück.
    Weiterhin gute Reise.

    • Liebe Steffi, ich glaube, das Florida ist immer voll 😉 Wir hatten es ja sogar im Vorfeld reserviert und vor Ort sagte der Besitzer, da sei wohl etwas schief gegangen mit der Reservierung. Er wusste nicht, dass wir definitiv kommen. Das Essen war gut! Aber ich muss sagen, es war generell in den Cassa, in denen wir schliefen sehr gut. Hatte Schlimmeres befürchtet… LG, Madlen

  2. Wie witzig, das sagte mein Mann auch zu mir, als wir im letzten Sommer in Kuba waren: Sieh mal, wie in der DDR 😀 Schöner Artikel, toll zu lesen und macht Lust auf eine Rückkehr !!!

    • Danke, liebe Tine. Der Vergleich mit der DDR lag leider häufiger nah, aber irgendwie hat man dadurch noch einmal einen anderen Blick auf Kuba, glaube ich zumindest. LG, Madlen

  3. und die Kubaner, die gut deutsch sprechen, die waren auch alle als Facharbeiter in der DDR. Immer wieder lustig, wenn man die trifft. Condor ist übrigens auch schon mal nach Holguin und Cayo Coco geflogen, keine Ahnung, warum jetzt nach Santa Clara….

    • Ich glaube, weil das der Hub für die Cayería Norte ist, wo immer mehr Hotelanlagen entstehen. Aber für Individualtouristen ist Santa Clara auch ein strategisch sehr guter Ausgangspunkt, würde ich jedem empfehlen, der Varadero nicht erleben muss und keinen Flug nach Havanna bekommt 😉 LG, Madlen

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