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Im südafrikanischen Busch

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Seit Minuten schaue ich über die weite, leicht gewellte Buschlandschaft. Die steife Brise, die über das Land jagt, kann den robusten Gewächsen nichts anhaben. Wie Turnerinnen biegen sich die kleinen Ästchen und Halme im Wind. Sie trotzen nicht nur den Böen, sondern auch der sengenden Sonne. Kaum zu glauben, dass diese karge Buschlandschaft im Frühjahr von einem Blütenmeer überschwemmt wird. Von Juli bis September erleuchten die Wildblumenwiesen in verschiedensten Farben und inspirierenden Formen und Mustern.

Buschlandschaft

Buschlandschaft

Jetzt hingegen schaue ich in eine grün-beige Fynbos-Landschaft, die sich am Horizont in eine wüstengleiche Dünenlandschaft ergießt. Am frühen Morgen waren wir kurz nach Sonnenaufgang von unseren Duinepos Chalets den Dawid Bester Trail entlanggewandert, der direkt in die riesigen Sandberge führt. Was wir heute sehen, ist morgen schon nicht mehr da. Formen und Farben bleiben Spiel der Natur. Der Wind weht die Dünen hin und her und zieht auch an unseren Kopfbedeckungen. Die Sonne wirft ihre Schatten nach Tageszeit und Lust und Laune. Immer wieder finde ich tote Panzer von kleinen Schildkröten. Muscheln im Sand deuten darauf hin, dass dieser mal Meeresgrund war. Über 20.000 Jahre haben die großen Dünen auf dem Buckel. Auch unzählige 5 Millionen Jahre alte Fossilien wurden bereits darin gefunden.  Viele dieser Fossilien kann man im nahe gelegenen West Coast Fossil Park sehen.

Wir erkunden zwei Tage den 120 km nördlich von Kapstadt gelegenen West Coast Nationalpark, der seit der Jahrtausendwende ein Biosphärenreservat ist. Hier kann man neben den Dünen und Fossilien den letzten bemannten Leuchtturm Südafrikas besuchen, Braai an den goldenen Stränden der türkisenen Langebaan Lagune machen, Mountainbiken oder zur Ruhe kommen.

Morgenspaziergang in den Dünen

Morgenspaziergang in den Dünen

In der Dünenlandschaft vom West Coast National Park

In der Dünenlandschaft vom West Coast National Park

Aus der weiten, monotonen Buschlandschaft schaut der Kopf einer Elenantilope heraus. Immer wieder schleicht eine kleine Schildkröte über die Straße, die auf die 18 km lange türkisfarbene Lagune Langebaan zu führt. Der lange Smaragd liegt wie ein Juwel einsam und verlassen an diesem Montagmittag vor uns. Nur ein paar Hausboote schippern auf den Wellen. Der feine Sandstrand von Kraalbaai ist leergefegt. Und ist dieser Schatz nicht schon genug, genießen wir unser Picknick hier ungestört und völlig einsam. Während alle von Camps Bay, Clifton oder Long Beach sprechen, wähne ich mich erst hier in der Blauen Lagune.

Auf der gegenüberliegenden Seite von Kraalbaai gleich hinter dem Langebaan Gate liegt der Seeberg Aussichtspunkt. Hier weht die Brise noch stärker, so dass wir uns schnell in das kleine griechisch anmutende Häuschen über der Lagune, das zugleich mit einer Ausstellung informiert, zurückziehen. Am Fuße dieses Aussichtspunkts stehen Kajaks für uns bereit. Doch so wild das Meereswasser heute Wellen schlägt, ziehen wir einen Strandspaziergang vor. Kleine rosarote Punkte im Wasser heben vor unseren Augen ab. Der elegante Flügelschlag der Flamingos paart sich mit den kreischenden Möwen. Der West Coast National Park ist ein sicherer Ort für tausende Seevögel, die sich auf die vorgelagerten Inseln und an die unberührten Strände zurückziehen. Nicht umsonst zählt er zur „South Africa’s Important Bird Areas“ (IBA’s). Doch auch Strauße, Antilopen, Buntböcke, Springböcke, Gnu, Zebra, Skorpione und Schlangen beheimatet der Park.

Flamingos im West Coast National Park

Flamingos im West Coast National Park

Wir verlassen den Nationalpark und steuern den am westlichsten gelegenen Punkt des Western Cape an – das Cape Columbine Nature Reserve. Seefahrer, die aus dem Norden kamen, wurden von dem Blinken des Lighthouse Cape Columbine begrüßt. Dieser 1936 erbaute Leuchtturm auf dem Felsen Castle Rock ist der letzte bemannte von insgesamt 45 in ganz Südafrika. An klaren Tagen sieht man sein Licht noch in einer Entfernung von 60 km. Nicht nur der Blick über die Küste aus der Leuchtturmspitze ist faszinierend. Auch das nahe gelegene Fischerdorf Paternoster zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. „Vater unser“ dankten die portugiesischen Seemänner, die vor der Küste von Paternoster strandeten, als sie bemerkten, dass sie noch am Leben waren. Paternoster versprüht mit seinen weißen Häuschen eine relaxte Atmosphäre und erinnert an Griechenland. Bunte Fischerboote zieren den Strand. Aufgrund der wilden See sind sie heute an Land geblieben.

Paternoster

Paternoster

Paternoster

Paternoster

Ich könnte noch ein Stück weiter gen Norden fahren, wo sich auf über 2000 Meter die Cederberge erheben. Hier habe ich vor 14 Jahren ein Wochenende auf einer Rooibos-Farm verbracht und bin in der zerklüfteten Sandsteinfelslandschaft gewandert. Ich könnte, hätte ich die Zeit. Doch die soll in diesem Moment einfach einmal stehen bleiben. Wieder nippe ich an meinem Tee während ich in die Weite schaue. Wieder kommt ein Stück Erinnerung in mir hoch. Der Wind zieht an allen Ästen. So wie damals. Mit einer Tasse Rooibos-Tee ist Südafrika plötzlich wieder ganz da.

Lighthouse Cape Columbine

Lighthouse Cape Columbine

Was man wissen sollte:
In den West Coast National Park führen zwei Wege – einmal über das West Coast Gate zum anderen über das Langebaan Gate. Der Eintritt kostet 8 Rand. Wildcard-Besitzer haben ein Jahr lang freien Eintritt.
Man erhält ein Infoblatt mit Wegbeschreibungen.

Öffnungszeiten:
September bis März 7 bis 19 Uhr (letzter Eintritt 18.30 Uhr)
April bis August 7 bis 18 Uhr (letzter Eintritt 17.30 Uhr)

Mountainbiken:
Vier Routen stehen zur Auswahl:
30 km auf geteerter Fahrbahn vom Langebaan Gate nach Geelbek;
70 km vom Langebaan Gate nach Kraalbaai;
13 km um den Seeberg Aussichtspunkt;
30 km um den Seeberg Aussichtspunkt und Mooimak.

Speisen und Infos:
Geelbek Restaurant and Visitors Centre. In einem Cape Dutch Gebäude aus dem Jahre 1744 kann man sich mit traditionellen Gerichten stärken und informieren.

West Coast Fossil Park: 20 Rand, geöffnet 8 bis 16 Uhr von Montag bis Freitag

Ich wurde von South African Tourism, Condor und Thomas Cook eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.

7 Kommentare

  1. Das ist ja mal ein Erlebnis, Afrika der Kontinet den ich schon so lange bereisen will, jedoch noch nicht die Zeit dazu gefunden habe.

    Mensch wie ich dich beneide 😀

    Liebe Grüße

    Matthias

  2. Oh ja, der Westcoast NP, viel zu selten besucht und ein echtes Kleinod.

    Wir haben unsere Tage in den schönen Duinepos Cottages im Jahr 2013 sehr genossen, die Ruhe, die Natur – und den Blick auf die unglaublich blaue Lagune bewundert. Geelbek haben wir zum mittäglichen Lunch besucht und uns in herrlich kühlen schattigen Garten entspannt.

    Einziger Wermutstropfen: man kann abends den Park nicht mehr verlassen, muss also in den Duinepos Cottages selbst den Grill anwerfen – nichts mit lecker Fisch essen und Sonnenuntergang genießen in Paternoster. Aber… Nightlife hat man ja in Capetown genug 😉

    • Da hast Du recht, wenn man länger in den Duinepos Cottages verweilt, können die Öffnungszeiten des Parks schon hinderlich sein. Bei kurzen Aufenthalten hingegen – so wie bei uns – freut man sich über die Abgeschiedenheit. LG, Madlen

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