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Kurz mal nach Dänemark – maritim, hyggelig und grün

Dänemark

Regen prasselt auf die Scheibe nieder und beendet an diesem Tag die wochenlang andauernde Hitze- und Dürreperiode im Nordosten Deutschlands.

Ich fahre nach Dänemark und Schweden, was heute so einfach klingt, war mir noch vor knapp 30 Jahren nicht möglich. Kindheitserinnerungen begleiten mich auf der morgendlichen Fahrt. Eine diffuse Skandinavien-Sehnsucht machte sich damals breit – wenn die Fähre ihre aufgeschäumten Spuren im Meerwasser hinterließ und mir Bilder von den fernen Ländern auf der gegenüberliegenden Seite der Ostsee in den Kopf zauberte.

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Heute nehme ich die A19 bis zum Ende, um im Fährhafen an Bord der Hybridfähre Berlin zu gehen, eine der beiden Fähren von Scandlines, die in nur1 Stunde 45 Minuten von Rostock auf die dänische Seite übersetzen. In Gedser starte ich meinen Mini-Roadtrip durch Dänemark mit Abstecher nach Südschweden. Mein Weg führt mich zunächst nach Lolland in das beschauliche Dörfchen Bandholm, dann in den Norden von Seeland, von wo aus ich dann mit der Scandlines-Fähre von Helsingør nach Helsingborg übersetze.

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Ein maritimer Reisestart – auf der Fähre

Es ist nicht trubelig auf der Fähre, die alle zwei Stunden den Hafen von Rostock verlässt. Die Hochsaison startet mit der Ferienzeit in den nächsten zwei Wochen. Ca. 450 Passagiere schätzt der Marketing Manager Michael Dietz, der mich auf der Überfahrt begleitet, sind es. 1300 Passagiere hätten Platz, hinzu kommen 46 Lkw und 230 Pkw. Ich lenke mein Auto in Spur 1 und gelange somit als erste auf das Schiff und später auch vom Schiff. Läuft die Fähre einmal ein, geht es ganz flink. In nur 15 Minuten tauschen sich Passagiere, Autos, Busse, LKWs und Räder aus.

Es ist ein schönes Gefühl, einmal über das Meer zu gleiten, das in meiner Kindheit das Tor zur Freiheit bedeutete. Behutsam fahren wir auf der Warnow in die Ostsee. Rechts zieht die Hotelanlage Hohe Düne an uns vorbei, links der Strand von Warnemünde, dessen Ende der grün-weiß-gestreifte Leuchtturm markiert. Und dann sind wir draußen – auf der offenen See. Segelboote kommen den Bojen, die uns die Fahrrinne anzeigen, recht nah. Später tauchen immer wieder Schiffe am Horizont auf. Nach dem Essen im All-inclusive-Restaurant, in dem ich den weiten Meerblick genieße, suche ich das Außendeck auf, wo eine frische Seebrise weht.

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In der Ferne mache ich eine weiße Silhouette aus. Der Windpark von Gedser ist das erste, was ich von Dänemark sehe, als ich auf der Brücke stehe und von dort die Aussicht genieße. Es dauert noch ein paar Minuten, bis mir Michael Dietz den südlichsten Punkt Dänemarks, die Gedser Odde, zeigt. An manch einem Tag strecken Robben ihre Köpfe von der vorgelagerten Sandbank dem Himmel entgegen. Der Wind bläst rau an diesem Landstück.

Bandholm, Dänemark Bandholm, Dänemark Bandholm, Dänemark

Luxus mit Meeresblick in Bandholm

Es ist noch nicht einmal 14 Uhr, als ich den kleinen lolländischen Küstenort erreiche. Noch zu früh zum Einchecken im Bandholm Hotel. Also schaue ich mich in den Straßen um und mache einen Strandspaziergang. Gelbe Fassaden zieren die Häuser und wechseln sich mit dem rotbraunen Backstein ab. Larsen, Olsen, Mortensen steht auf den Türschildern geschrieben.

In einem dieser alten Fachwerkhäuser werde ich übernachten. Die Stufen knacken, alte Balken mit weißem Anstrich schmücken die Decke meines Zimmers. Ich öffne die Tür zum kleinen Balkon und überschaue den saftig grünen Rasen. Alle Farben scheinen in diesem herrlichen Sonnenlicht noch kräftiger zu leuchten. Ich lausche dem Zwitschern der Vögel und dem Rauschen des Windes – sonst ist da nichts, was sich in meine Gehörgänge legt.

Landidylle – hier an der Küste von Lolland wird das großgeschrieben. Am Ende des Dorfs gibt es eine Fähre, einen kleinen Hafen und eine hellblau angestrichene Badeanstalt mit einer Steganlage. Schwäne und Möwen lassen sich über die schimmernde Meeresfläche treiben. Ich tue es ihnen gleich. Nur ein hohes Fabrikgebäude verstellt etwas die Sicht auf die Natur.

Weingut Frederiksdal und die Trauben des Nordens

Von Bandholm aus steuere ich am nächsten Tag Frederiksdal an – das erste und einzige Kirschweingut der Welt. Es ist zwar eine uralte dänische Tradition, aus Sauerkirschen Liköre herzustellen, aber Weine sind doch ungewohnt und machen mich neugierig. Seit 13 Jahren gibt es nun die Weinerei, die man auch besuchen kann. Doch die Plantagen gibt es schon länger. Als sie Harald Krabbe von seinem Vater übernahm, standen in dem Gebäude, in dem nun die Weine nachhaltig produziert und gelagert werden, noch 160 Kühe. Zwar gab es auch Sauerkirschen, doch die Idee zum Wein entstand erst später gemeinsam mit dem Gourmetkoch Jan Friis-Mikkelsen und dem Journalisten Morten Brink Iwersen.

Dänemark DänemarkEnde August und Anfang September werden auf den 44 ha großen Plantagen die kleinen schwarzen dänischen Stevnsbaer-Kirschen geerntet. Am ersten Wochenende im September wird zum Hoffest geladen. Dann können auch die Gäste kostenlos Kirschen pflücken. Da Süßkirschen zu viel Wasser enthalten, nutzt man nur Sauerkirschen mit einem hohen Säure- und Zuckergehalt, was für die Maische-Gärung sehr wichtig ist. Weltweit ist Frederiksdal das einzige Weingut, das mit der natürlichen Hefe und dem Zucker der Kirschen selbst die Fermentierung bis 14 Prozent Alkohol herbeiführt. Auch ein trockener Kirschwein, der Rancio, wird hier hergestellt. Vor der Halle lagern unzählige Glasballons. Ein Jahr liegt der Rancio hier zum Gären – auch im Winter. Das Klima am Meer ist gut, meint Anne Marie Skriver. Zudem gibt es hier die meisten Sonnenstunden Dänemarks.

60 % des Kirschweins bleiben in Dänemark, der Rest ist für den Export bestimmt. Es war nicht einfach, Länder wie Deutschland von einem dänischen Wein zu überzeugen.

Und auch Trends wollen die Dänen nicht verschlafen. Dieses Jahr kommen sie u.a. mit einem Wermut auf den Markt, weil das unter Hipstern doch wieder in ist, lacht Frau Skriver. Sie verabschiedet sich mit den Worten „Sauerkirschen sind die Trauben des Norden.“ und reicht mir ein paar Flaschen des guten Kirschweins mit auf den Weg.

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Fischerdorf an der dänischen Riviera – Gilleleje

Auf den dänischen Straßen erliegt man nicht gerade einem Geschwindigkeitsrausch. Hyggelig geht es zu. Man dreht die Musik auf und lässt die Gedanken tanzen. Dieses Kopfkino ist eine eigene Parallelwelt zu dem, was an den Scheiben vorbeirauscht – plattes Land.

Im Norden von Seeland hüllt mich die wohlige Ruhe des Fischerdorfs Gilleleje ein. Es zieht mich an den Hafen, der ein buntes Durcheinander an Booten bietet. Ein Wirrwarr an Mästen füllt das Hafenbecken, Fahnen und Stofffetzen wehen an den Schnüren. Darüber kreisen kreischende Möwen mit einer kräftigen und übergroßen Statur.

Auf den Holzbänken der kleinen, einfachen Fischrestaurants und -imbisse haben sich ein paar Touristen niedergelassen. Eine Busgruppe mit Rentnern ist schon die größte Aufregung, die es hier an diesem Nachmittag gibt. Während an Land die Hafengebäude mit ihrem weißen und rot-braunen Anstrich recht einheitlich daherkommen, spielen die Boote die ganze Farbpalette aus. Auf den Wiesen hängen Netze und Reusen zum Trocknen an Pfählen. Ich setze mich in ein Café und erliege dem Hygge-Gefühl. Ankommen, relaxen, frische Meeresluft einatmen und dem unaufgeregten Tun der Fischer zusehen. Noch ein kurzer Spaziergang am Strand rundet den Tag ab, bevor ich nach Helsingor weiterfahre.

Dänemark ist gemütlich und schön. Runterkommen, abschalten kann man an der „Dänischen Riviera“ genauso gut wie in dem hübschen Städtchen Helsingor, wo das Hamlet-Schloss und das architektonisch interessante Maritime Museum von Dänemark einen Besuch lohnen.

Schloss Kronborg – Hamlet erleben

Es ist 10 Uhr, als ich als eine der ersten das Hofgelände von dem 1585 erbauten Schloss Kronborg betrete. Mir folgt nur eine asiatische Reisegruppe. Über den Hof schallen Stimmen, in Kostümen tauchen Hamlet und Ophelia auf. Live Theater, um die Festung erlebbarer zu machen, denn schließlich  siedelte William Shakespeare hier die Handlung seines Schauspiels Hamlet an. Die asiatische Reisegruppe ist begeistert und lässt sich mit den Darstellern fotografieren. Kronborg und Hamlet gehören zusammen. Viele schauspielerische Größen haben hier Hamlet gespielt. In der Festung sind allein zwei Räume für die Dokumentation dieser Auftritte vorgesehen.

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Allein ziehe ich durch die königlichen Gemächer, die einst König Frederick II mit der jungen Gattin Sofie bewohnte. Er hatte den Ruf des mächtigsten König Skandinaviens. Was ich im Ballsaal oder den Schlafräumen noch besonders schätze, wird im Untergeschoss doch etwas mulmig. Ein beklemmendes Gefühl macht sich breit, als ich das sehr dunkle Kellergewölbe durchstreife. Das dustere Licht der Öllampen reicht kaum aus, Wände und Wege zu erfassen. Nachdem ich mir die Räume und Säle der Festung und den Keller angesehen habe, steige ich nun die 145 Stufen auf den Turm. Mit einer wahnsinnig schönen Aussicht über die Stadt und den Öresund werde ich belohnt. Und auch das 4 km entfernte Helsinborg sieht man.

Nationales Schifffahrtsmuseum Dänemark — Eintauchen in die Seefahrtsgeschichte

Auf dem Weg zur Festung Kronborg befindet sich im Untergrund ein besonderes architektonisches Highlight, das durch die Vorbereitungen für die Ironman-Veranstaltung am nächsten Tag komplett umstellt ist. Beim Schlendern durch den Hafen erblicke ich das 150 m lange und 25 m breite Trockendock, in dem sich das Museum befindet. Klare Formen und Linien, die mit der Silhouette von Schiffen spielen, machen den nüchternen Charakter dieses Gebäudes aus. Gelangt man einmal nach unten in den Bauch des Museums, erwartet einen eine interessante Ausstellung über die zivile dänische Seefahrt vom Mittelalter bis in die heutige Zeit. Es geht um das Seemannsleben, die Navigation, die Entwicklung der Schifffahrt, deren Stand im Krieg und um die heutige Bedeutung hinsichtlich des Handels und der Globalisierung.

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Beim Gang durch das Museum empfinde ich die beengende Schiffsatmosphäre nach. Eine Zick-Zack-Brücke durchzieht das Gebäude und bietet Freiraum.

Die Klippen von Stevns Klint

Es ist ein Autobahnschild, das mich auf meiner Rückfahrt nach Gedser an die Klippen an der Ostseite von Seeland führt. Nachdem ich am Morgen Schloss Kronborg und das Maritime Museum besichtigt habe und im Ironman-Trubel doch etwas Entspannung einbüßte, zieht es mich noch einmal an einen landschaftlich reizvollen Ort – Stevns Klint. Als ich den Parkplatz erreiche, ahne ich, dass sich heute wohl viele dieses Ziel auserkoren haben. Doch schnell bemerke ich, dass nicht das Kliff selbst im Mittelpunkt deren Besuch steht. Denn hier gibt es einen Midsommar-Treff auf der Wiese und eine Hochzeit dazu.

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Auf der 41 m hohen Klippe steht eine kleine Kirche, die ich betrete. Eine Tür ist geöffnet und führt mich direkt auf den Balkon. Von hier erhasche ich den ersten Blick auf das 15 km lange Kliff. Sicherlich würde das Gestein noch weißer erstrahlen, würde heute die Sonne scheinen. Doch so fügt es sich eher etwas gelblich unter dem saftig grünen Wald ein. Ich nehme die steile Treppe hinunter zum Strand, trete behutsam auf den harten Kiesel auf. Ein kleiner Pfad durch Gebüsch führt hinüber zu einem weiteren Kieselstrand direkt unter die Klippen. Dort setze ich mich auf einen Fels und lasse meine Gedanken im Rhythmus des Wellenschlags fließen. Zwei Segel erstrahlen im intensiven Weiss draußen auf der See. Mehr ist heute nicht im diesigen Wetter zu sehen. Dann drehe ich mich um und erblicke oben auf der Felskante des Kliffs eine Braut im prächtigen weißen Kleid. Möwen kreisen über uns, ich unten allein, das Brautpaar oben zu zweit, sonst ist hier niemand, der mit Stimmen das Rauschen der Ostsee übertönen könnte.

Mit diesem Klang im Ohr steige ich später ins Auto und fahre nach Gedser. Regen prasselt auf die Scheibe, als ich dort noch einmal am kleinen Hafen stoppe.  Und dann ist er auch schon vorbei, der kleine Solo-Kurztrip. Entspannt trete ich die Heimkehr über die Ostsee an.

Was man sonst noch wissen sollte?

  • Die Hybrid-Fährschiffe Berlin und Copenhagen bedienen gemeinsam elf Mal täglich die Strecke Rostock-Gedser.
    Fahrtzeit beträgt 1 h 45 min; Abfahrt alle 2 h.
    Der Überfahrtspreis variiert je nach Reisetermin – es gibt die Tarifstufen Economy (Geld sparen durch früh buchen), Economy Extra (fest buchen und doch flexibel) und Flex (volle Flexibilität). Ergänzt werden diese durch Miniurlaubtickets und Tagestickets.
  • Schnell und flexibel erreicht man von Dänemark auch Schweden mit der Fähre.
    Von Helsingør nach Helsingborg setzt Scandlines rundum die Uhr in 20 Minuten über.
  • Bandholm Hotel: Im europöischen Lusxushotel und -restaurant 2018 schläft man in historischen, gut bewahrten Häusern. Am Abend ist besonders das Vier-Gänge-Menü empfehlenswert.
  • Weingut Frederiksdal:Gäste können täglich von 10 bis 16 Uhr den Hof besuchen. Zur Blütezeit im Mai ist der Besuch am schönsten. Dienstags um 13 Uhr gibt es auch eine englischsprachige Tour über das Gut für 125 Kronen.
    Nicht weit vom Gut kann man an den wilden Strand gehen und ein Naturpark lädt zum Outdoor-Picknicken ein.
  • In Helsingør lohnt sich ein Besuch im Schloss Kronborg und Maritimen Museum von Dänemark. Beide liegen fußläufig beieinander. Hier befindet sich auch das Kulturzentrum Kulturværftet Es gibt einen kostenpflichtigen Parkplatz in der Nähe.

Ich wurde von Scandlines zu dieser Recherchereise eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen.

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