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Mit Longboard das Lausitzer Seenland entdecken

Sedlitzer See - header

Ein langes Wochenende steht bevor. Zeit für einen Ausflug ins nahe gelegene Lausitzer Seenland – wo zu Zeiten des real existierenden Sozialismus die großen Schaufelradbagger standen und sich Braunkohlemondlandschaften erstreckten. Ich muß zugeben, mich selbst verschlug es damals nie in diese Gegend. Nichts lag ferner von einem Erholungsgebiet als die Gegend rund um Senftenberg. Ich habe noch immer die Erzählungen in den Ohren, wie unzählige Orte weichen mußten, um das Plansoll zu erfüllen. Es kommt mir wie ein anderes Leben vor als ich an diesem Ort an den unzähligen Seen vorbeifahre. So kann also Transformation funktionieren – vom Kohltagebau zum Erholungsgebiet, unterschiedlicher kann eine Region kaum sein. Um so erstaunlicher ist also, was ich hier vorfinde.

Unsere Route im Lausitzer Seenland

Unsere Route im Lausitzer Seenland

Mit unseren Longboards unter den Füßen wollten wir nun dieses beeindruckende Seengebiet erkunden. Was wir vorfanden, ist ein Paradies für Aktivitäten mit Rad- und Rollensportgeräten. Kilometerlange asphaltierte Wege rund um die Seen locken Fahrradfahrer, Inlineskater, Sommerskifahrer, aber nur eine handvoll Longboarder an die frische Luft. Man kann sich ganz der Freiheit auf dem Board hingeben und sich den Wind um die Nase blasen bzw. die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, denn diese Wege sind autofrei. Und belohnt wird man mit einem wundervollen Ausblick auf die künstlichen Seen, die vormals Braunkohletagebaue waren.

Ninette am Geierswalder See

Ninette am Geierswalder See

Radweg um den Geierswalder See

Radweg um den Geierswalder See

Gestartet sind wir am „Rostigen Nagel“, einem 30 Meter hohen Aussichtsturm aus Cortenstahl, der den Blick schweifen läßt über Sedlitzer und Geierswalder See. Dieser Turm belohnt aber nicht nur mit einem großartigen Ausblick, sondern fasziniert auch durch seine besondere Bauweise.

Voller Elan stiegen wir auf unsere Longboards und fuhren zwischen Partwitzer und Geierswalder See dahin. Fast alle Seen befinden sich noch mitten in der Flutung, so daß viele noch nicht frei gegeben sind für Schwimmaktivitäten. Der Geierswalder See scheint aber ein Mekka für Wassersportler zu sein. So kann man dort Windsurfen, Wakeboarden, Standup Paddling, Segeln und vieles mehr erlernen oder seine Skills verfeinern. Ein Strand lädt zum Baden und Chillen ein. Da es uns im Oktober zu kalt für Schwimmaktivitäten war, erholten wir uns von den ersten Kilometern in den aufgestellten Liegestühlen und dopten uns mit Koffein.

Schwimmende Häuser

Schwimmende Häuser

Erholt und gestärkt ging es weiter an den Schwimmenden Häusern vorbei, bisher nur eine handvoll 5 Sterne-Ferienhäuser, aber in Zukunft sollen hier noch einige mehr entstehen. Eine kleine Pause legten wir noch an einer Schleuse ein, wo wir ein paar Kajakfahrern beim Paddeln zusahen. Nach der Umrundung des Geierswalder Sees kamen wir erschöpft wieder am Rostigen Nagel an.

Krabat Mühle

Krabat Mühle

Der nächste Tag gestattete unseren müden Körpern Erholung. Unsere Longboards blieben im Auto, und wir bewegten uns heute mit 4 Rädern und motorisiert von Ort zu Ort. Zuerst stand die Krabat-Mühle in Schwarzkollm auf unserem Programm. Der Name Krabat bezeichnet einen guten Zaubermeister in einer sorbischen Sage. Zu unserer Überraschung fand dort gerade das alljährliche Erntedankfest statt. So empfingen unsere Ohren die ansonsten eher ungewohnten Akkordeonklänge. Volkstümliche Musik von einem jugendlichen Mann vorgetragen, das mutete uns als Großstädter etwas seltsam an. Wir stärkten uns daher erst einmal mit den leckeren sorbischen Plinsen.

Landmarke

Landmarke

Landmarke

Landmarke

Mit vollem Magen ging es weiter zu einem architektonisch interessanten Programmpunkt, der Gartenstadt Marga in Brieske/Senftenberg. Es handelt sich dabei um eine ehemalige Werkssiedlung der Ilse Bergbau AG. Aber fasziniert haben uns vor allem die noch übrig gebliebenen Gebäude des ehemaligen Werksgeländes, die Kraftzentrale, das Badehaus und die Nebengebäude. Sie stehen unter Denkmalschutz, aber leider wurde noch kein tragfähiges Konzept gefunden. So liegen diese Gebäude weiterhin in einem Dornröschenschlaf.

Besucherbergwerk F60

Besucherbergwerk F60

Marga Stadt

Marga Stadt

Den krönenden Abschluß bildete das Besucherbergwerk F60. Es handelt sich dabei um eine ehemalige Abraumförderbrücke, auch als „Liegender Eiffelturm der Lausitz“ bezeichnet. Sie ist 502 Meter lang und 11.000 Tonnen schwer und damit die größte Abraumförderbrücke der Welt. Letztendlich war das Gerät nur 13 Monate (1991 bis 1992) in Betrieb und kostete die DDR 1 Mrd. DDR-Mark. Wahrscheinlich ist nun jedem klar, daß die Laufzeit um einiges länger sein sollte als nur 13 Monate. Die umliegenden Dörfer wird es freuen, daß sie noch existieren und diesem Koloss nicht weichen mußten. Stattdessen werden sich auch hier bald Badegäste am nun existierenden Bergheider See tümmeln. Die 90 minütige Begehung der Förderbrücke bietet viele interessanten Details, auch für Nichtbergbaufans. Es ist alleine schon faszinierend, dieses Stahlungetüm in all seiner Macht vor sich zu sehen. Was für ein immenser Aufwand wurde da betrieben, um an die Braunkohle zu gelangen. Kaum auszudenken, wie die Landschaft heute ausgesehen hätte, wäre der Braunkohleabbau munter so weitergegangen wie vorgesehen. Nein, lieber genieße ich die glitzernden Seen um mich herum als apokalyptische Mondlandschaften.

Anreise: Von Berlin nach Senftenberg (ca. 130km, ca. 1,5h)
Von Senftenberg sind wir mit dem Auto bis zum „Rostigen Nagel“ (hinter dem Flugplatz Kleinkoschen) – zwischen Sedlitzer und Geierswalder See – gefahren.
Der Geierswalder See  liegt größtenteils in Sachsen und ragt nach Brandenburg rein. 

3 Kommentare

  1. Die Lausitz steht auch noch auf meiner To-Do-Liste. Muss landschaftlich total toll sein. Wird auch beim Geocaching als interessant erwähnt.
    Danke für deinen Bericht.

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