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Mein Stopover in Island mit Buddy

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Vor dem Parlamentsgebäude herrscht eine morgendliche Ruhe. Ein paar Vögel zwitschern bei erfrischenden frühlingshaften Temperaturen. Sigrun erklärt mir, dass das Parlament relativ wenig gesichert ist und man sogar durch den kleinen Parlamentsgarten spazieren kann, der hinter dem Haus liegt. Kaum einer,der sich heute, am Tag nach dem Rücktritt des Ministerpräsidents, noch für diesen Ort interessiert, wo noch vor zwei Tagen viele Tausende demonstrierten. Eine Gruppe Touristen steht am gegenüberliegenden Denkmal und lässt sich die Geschichte der Stadt erklären. Da kommt eine Asiatin zu mir herüber und fragt mich, ob dies der Ort mit den Demos sei, woraufhin sie auch gleich ein Foto schießt.

Spaziergang durch Reykjavik

Über Reykjavik ist Ruhe eingekehrt und die genieße ich bei einem Spaziergang durch die Stadt, für die mir auf meinem Weg nach Nordamerika genau 49 Stunden bleiben. 14 Stunden davon verbringe ich gemeinsam mit der jungen Icelandair-Pilotin Sigrun, die mir als Stopover Buddy zur Seite steht und mir ihre Lieblingsspots in und vor allem um Reykjavik zeigt.

Da sich mein Hotel an der Marina befindet, zeigt mir Sigrun zunächst die Hafengegend hinter dem Reykjavik Maritime Museum in der Grandagarður. Wo einst Fischer lebten, sind heute Läden, Restaurants und Bars eingezogen. Auch hier hat sich die arme Gegend zu einem angesagten Viertel entwickelt und so wird in diesem Umfeld auch viel neu gebaut.

Von hier gehen wir zurück Richtung Zentrum, wo mir Sigrun das „alte Reykjavik“ zeigt. Von der ältesten Straße der Stadt, der Aðalstræti, erstreckt sich ein kleines Wohngebiet mit bunten Wellblechfassaden. Von hier laufen wir weiter zum Parlament, neben dem sich die lutherische Dómkirkja befindet. Kirchen werde ich noch viele sehen, kündigt Sigrun an. Und damit soll sie Recht behalten. Hinter dem Parlament liegt der Tjörnin See, der von schönen Villen umsäumt ist. In einer Ecke befindet sich das postmoderne Rathaus, vor dem Enten und Schwäne schwimmen. Zwischen See und Parlament stärken wir uns mit einem Frühstück im beliebten Bergsson Mathús Frühstücks- und Brunch-Café.

Bevor wir unser Sightseeing und Outdoor-Programm vor den Toren der Stadt fortsetzen, fahren wir hinauf zum von weitem sichtbaren Perlan, ein Rundkuppelgebäude, das von sechs Warmwasserspeichern gestützt wird. Während viele Gäste das sich drehende Panoramarestaurant in der oberen Etage aufsuchen, genießen wir nur die Aussicht. Sigrun erklärt mir, wohin wir heute fahren und zeigt mir auch den kleinen Wald, der hinter dem Perlan liegt und der Mountainbiker und Spaziergänger anzieht.

Von Wasser und Elfen

Von hier fahren wir in südliche Richtung und passieren Garðabær und Hafnarfjörður. Besonders der letztere Ort ist interessant, mag man Elfengeschichten. Sigrun erzählt mir, dass hier mehr als anderswo kein Stein gerückt wird, im Glauben an Elfen. Zudem seien die Leute hier sehr speziell und sind Gegenstand vieler Witze, ähnlich wie bei uns die Ostfriesen. Die Teerstraße wird bald unbefestigt und endet dann an einem Zaun. Hier müssen wir raus. Vor uns liegt eine wunderbare Berglandschaft mit Schneebedeckten Gipfeln, zu unseren Füßen rauscht ein Fluss, aus dem Trinkwasser gewonnen wird. Sigrun muss immer schmunzeln, wenn sie Leute mit gekauften Wasserflaschen sieht und meint, das könnten nur Touristen sein. Kein Isländer kauft sich Wasser. Denn es gibt kaum klareres und reineres Wasser als das Isländische, das aus Flüssen und eben aus dem Wasserhahn kommt.

Wandern auf dem Helgafell

Die beeindruckenden Berge sind tatsächlich eher Hügel – so wie unser Wanderziel, der Gipfel des Helgafell, der sich südöstlich von Hafnarfjörður. Er misst „nur“ 340 Meter. Dies mindert aber nicht das Wandererlebnis. Er ist umgeben von Lavafeldern des Trölladyngja- oder Krýsuvík-Vulkansystems. Während wir uns durch Geröll und Steinen an Schneeresten vorarbeiten, liegt uns Reykjavik zu Füßen und über uns thronen die Gletscher. Nicht einmal eine Stunde benötigen wir, als wir am Gipfelkreuz ankommen und uns in das Gipfelbuch eintragen. Diese kleinen Ausflüge scheinen hier einige Einheimische einfach so als Workout zu machen. So kommt nach uns eine junge Frau mit kleinem Hund auf dem Gipfel an.

Hafnarfjörður und der höchste Wasserfall Glymur

Nach dem zügigen Abstieg fahren wir in den Norden. Im Fjord Hafnarfjörður, der Walbucht, wurden einst in Fabriken die Walfänge weiterverarbeitet. Heute wird in der Bucht Energie gewonnen. Seit mit dem Tunnel Hvalfjarðargöng eine Abkürzung auf der Ringstraße geschaffen wurde, ist man nahezu allein auf der atemberaubend schönen Strecke. Ein paar Islandponys, ein paar Kühe – die auf den vom Winter ausgelaugten Wiesen stehen. Noch befinden sich die meisten Tiere in den Ställen. Doch Sigrun erklärt mir bei jedem Gitter, das wir überfahren, dass dies die vielen Schafe davon abhalten soll, ihr Gebiet zu verlassen. Schafe sehe ich kaum und so müssen wir immer wieder schmunzeln. Wir verlassen die Straße an der Bucht und fahren wieder eine unbefestigte Straße bis sie vor einem Zaun endet. Hier startet man seine Wanderung durch den Glymur Nationalpark. Unser jetziges Wanderziel ist der höchste (oder auch zweithöchste Wasserfall) Islands, der Glymur. Da er sich zwischen Felsen versteckt, sieht man ihn am besten von oben. Noch ist es unsicher, ob wir da jedoch ankommen. Junge Amerikaner warnen uns vor rutschigen, gar unpassierbaren Wegen – nicht alle der Gruppe haben es bis hinauf geschafft. Nachdem das erste Stück recht eben durch die Graslandschaft führt, hören wir bald das Rauschen eines Flusses. Diesen muss man gewöhnlich überqueren, meint Sigrun. Doch zunächst passieren wir noch eine kleine Höhle. Als wir die Höhle verlassen, sehen wir, dass die Brücke herausgezogen ist. Hier könnte jetzt unser Weg enden, doch wir suchen uns Alternativwege hinauf. Dieser wird matschiger, rutschiger, steiniger. Wir laufen immer nahe der Schlucht, in deren hinteren Teil der Wasserfall hinabbraust. Vögel haben sich Nester in die Felswände gebaut und kreisen kreischend über uns. Oben angekommen, werden wir mit einem schönen Ausblick belohnt, der nur durch den einsetzenden leichten Regen getrübt wird. Daher entscheiden wir uns auch für einen recht zügigen Abstieg.

Þingvellir Nationalpark und die Secret Lagoon

Nach unseren Aktiverlebnissen in der Umgebung von Reykjavik läutet Sigrun den relaxten Teil ein. Es heißt nun Zurücklehnen und Genießen. Wir verlassen die Straße 47 und fahren durch eine düstere Schneelandschaft über die 48, bis wir auf die 36 stoßen. Diese führt uns direkt in den Þingvellir Nationalpark. Szenisch schön schmiegt sich die Straße an den Þingvallavatn, er soll der größte See der Insel sein. Seit der Zeit der Besiedlung Islands tagte bis 1800 die gesetzgebende Versammlung Alþing, eines der ältesten Parlamente Europas.

Wir lassen die Allmännerschlucht rechts neben uns liegen, in der geologisch betrachtet die Grenze zwischen Europa und Amerika bei Thingvellir verläuft. Die Platten driften jährlich um ca. 2 cm auseinander. In Blaskogabyggd stoppen wir, um in der Farm Efstidalur ein leckeres selbstgemachtes Eis zu essen. Von unseren Plätzen im Café sehen wir durch große Glasscheiben direkt in die Gesichter der Kühe, die im Stall stehen. Hier könnte man seine Milch sogar selber melken. Da es schon 18.00 Uhr ist, bleibt uns nicht die Zeit. Wir fahren nun noch zum Entspannen weiter Richtung Flúðir. Der Ort kündigt sich mit großen Gewächshäusern an, hinter denen sich die Secret Lagoon versteckt. In einer Gegend, die von heißen Quellen geprägt ist, zog die Secret Lagoon schon 1909 die Bewohner zum Schwimmen an. Sie wurde ab 1891 zugänglich gemacht und gilt als ältester Swimming Pool Islands. Die alten Umkleideräume werden heute nicht mehr genutzt, stehen aber noch als Relikt alter Zeiten am Lagunenrand. Während wir im 36-40 Grad heißen Wasser ein Bad nehmen und uns treiben lassen, sprudeln kleine Geysire um uns herum. Es ist bereits dunkel, als wir an der anderen Seite des Þingvallavatn zurückfahren, um im Ion Hotel Abend zu essen. Mit der schönen Lage in einem Lavafeld am Fuße des Mount Hengill kann man, wenn man Glück hat, Nordlichter durch die großen Scheiben der Bar sichten. Sigrun checkt im Internet, wie gut die Chancen heute dafür stehen. Leider verlässt uns hier das Glück. Der Himmel hat sich zugezogen und als wir uns voneinander verabschieden, fallen sogar ein paar Regentropfen.

Im Schnellüberblick:

Icelandair fliegt ganzjährig direkt ab Frankfurt/Main und München, saisonal auch ab Hamburg, Zürich und Genf nach Island. Von dort steuert Icelandair 16 Destinationen in den USA und Kanada an. Icelandair fliegt Island im Sommer von München bis zu elf Mal wöchentlich, von Frankfurt bis zu zweimal täglich sowie von Hamburg bis zu viermal wöchentlich an.
Mehr zum Stopover Buddy-Programm, das noch bis Ende April 2016 läuft, findet Ihr hier.
Ein Stopover kann bis zu 7 Nächten in Island ohne Aufpreis auf jeden Transatlantikflug gebucht werden.

Blaue Lagune (Bláa Lónið) in Grindavik: 23 km vom Keflavik International Airport und 47 km von Reykjavik entfernt, erreicht man mit dem Flybus
Secret Lagoon
(Gamla Laugin): Hvammsvegur, 845 Flúðir

Efstidalur
: 801 Blaskogabyggd – Farmhotel mit Restaurant, Eisladen und Café
Bergsson Mathús: Templarasund 3, 101 Reykjavik
Te & Kaffi: Laugavegur 77, 101 Reykjavik
Reykjavik Fish: Tryggvajat 8, 101 Reykjavik
Ion Luxury Adventure Hotel: Nesjavellir, 801
Icelandair Hotel Reykjavik Marina: Mýrargata 2, 101 Reykjavík

Ich danke Icelandair für die Ermöglichung dieser Reise. Alle Ansichten sind meine eigenen. 

 


 

2 Kommentare

  1. Liebe Mad,

    vielen Dank für diesen tollen Reisebericht zu deinem Stopover mit Buddy. Ich hatte auch von der Aktion im Newsletter gelesen und war etwas traurig, dass ich keine Zeit habe bis Ende April Island als Stopover anzusteuern. Im letzten Jahr hatten wir dies bereits gemacht und sind über Reykjavik mit Icelandair von Frankfurt nach Toronto geflogen. Aber vielleicht wird das Programm in der nächsten Nebensaison wiederholt. Dann würde ich da nämlich glatt mitmachen. :)

    LG Myriam

  2. Tolle Island-Fotos. Wir haben nur einen Flughafen-Stopover gemacht, vor 4 Jahren, und haben nichts vom Land gesehen.
    Aber Island ist wirklich ein Land, das uns sehr interessieren würde. Ich werde das mit den Stopover-Flügen für eine Woche mal genauer unter die Lupe nehmen.
    Danke.

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