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Pisco S(o)ur – eine Reise ins Ungewisse

Lima_strasse

Wir wollen nach Pisco! Pisco „en el Sur“ – im Süden. Am zweiten Tag des Jahres scheint die Hauptstadt Perus noch zu schlafen. Zumindest ist dies unser Eindruck, als wir endlich am Schalter der Busgesellschaft Ormeño stehen, zu der uns der Taxifahrer gebracht hatte.

Der Bahnhofsgang mit den Schaltern ist – untypisch für lateinamerikanische Verhältnisse – ziemlich verwaist. Hier wird so bald kein Bus abfahren. Der Mann hinter dem Schalter bestätigt mit einem Kopfschütteln unsere Befürchtung. Nach Pisco fährt erst morgen wieder ein Bus. San Clemente könnten wir aber heute erreichen. San Clemente? Klingt wie eine gut gewaschene Clementine – also kaufen wir ein Ticket. In drei Stunden soll es losgehen. Doch kaum haben wir unsere Tickets erworben, drängen uns zwei Typen zu einem Bus. Der würde jetzt losfahren. Schnell werden wir reingeschoben. Und eh wir uns versehen, ist die Fahrerkabine zu und wir sind schon unterwegs. Wir schauen uns um, doch hier herrscht freie Platzwahl – schließlich sind wir die einzigen zwei Fahrgäste. Die erste Freude, keine drei Stunden warten zu müssen, weicht nun einer Skepsis und es breitet sich ein dumpfes Gefühl in der Magengegend aus. Was war denn das bitteschön? Schnell renne ich zur Tür, doch diese ist verschlossen. Wir sitzen hinten fest, sind eingeschlossen, gefangen im rollenden Käfig. Der Bus heizt durch Lima, missachtet Ampeln und jegliche Verkehrsregeln. Ich starre aus der abgedunkelten Scheibe, die nicht geöffnet werden kann. Wo sind wir hier nur?

Paraglider – hier vertrat man wenigstens auf sich selbst

Paraglider – hier vertrat man wenigstens auf sich selbst

Lima

Lima

Irgendwann halten wir an einer Tankstelle. Der eine Typ kommt nach hinten und sagt, wir sollen hier aussteigen. Das tun wir doch gern. Doch unsere Rucksäcke, die sie uns vor dem Einsteigen noch weggenommen hatten, wollten sie uns nicht geben.

Wir sollen zu dem Gebäude auf der anderen Straßenseite laufen, sie kämen dann nach – mit unserem Gepäck. Das ist mir echt zu suspekt. Nach langem Zedern begleitet uns schließlich der Busfahrer zum Gebäude. Als wir dieses betreten, erblicken wir eine Wartehalle voller ausländischer Touristen – alle mit dem Ziel Cusco. Wir sind im offiziellen Busbahnhof dieser Busgesellschaft angekommen, das hätte man uns doch mal sagen können, anstatt uns eine Stunde willkürlich durch die Stadt zu chauffieren.

Pisco – Blick aus dem Fenster

Pisco – Blick aus dem Fenster

Eilig werden wir in den nächsten Bus geschoben. Dieses Mal sind wir immerhin zu sechst. Doch das Ziel dieses Busses ist ungewiss. Kaum haben wir Platz genommen, kommt auch schon eine Servicemitarbeiterin von Ormeño in den Bus, um unsere Tickets auszutauschen. Das wohlklingende San Clemente für 40 Soles wurde nun mit Santiago für 120 Soles ersetzt. Santiago, was? Wir wurden wohl auf eine gewisse Art upgegradet. Gibt es in Peru auch ein Santiago? Ein schneller Blick auf die Karte gibt keine Aufklärung. Das nächste Santiago liegt in Chile und da trinkt man schließlich auch Pisco Sour.

 Wir reisten im Januar 2010 von Lima nach Pisco und kamen am Ende doch noch an.

2 Kommentare

  1. Ay, ay, das kommt mir so bekannt vor! Busfahrten und sogar Flüge ins Nirgendwo. Geschäftige Mitarbeiter an Schaltern und in Reisebüros, die ein kleines Trinkgeld für einen „extra Service“ schätzen und gar keinen erbracht haben …. wie sich dann hinterher herausstellt. Aber es geht auch anders: Guesthouse-Betreiber, die 4 Stunden des Nachts in bitterer Kälte in Puno warten auf Gäste, die vielleicht kommen, vielleicht auch nicht. Ach, Südamerika! Eigentlich möchte ich mal wieder hin : )
    Schöne Episode aus euer „Weltreisegeschichte“!
    Jutta

    • Danke, liebe Jutta! Ja, ich liebe Südamerika, gerade auch wegen solcher Geschichten, solange sie immer gut ausgehen 😉 Zähle schon die Wochen bis zum nächsten Flug… LG, Madlen

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