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Reif für die (Ostsee)Insel – Darss vs. Rügen

Header_Ahrenshoop

Jeder Schritt zwischen Decke und Meer wird vom Quietschen unter den Füßen begleitet. Feinkörniger Sand schiebt sich zwischen die Zehen. Ich bahne mir meinen Weg zwischen Windschutze, Muscheln, Sonnenschirmen oder Strandkörben. Egal, was es ist, die Urlauber suchen Schutz – Schutz vor der Sonne, Schutz vor dem Wind, Schutz vor den Nachbarn. Dabei wird gern mal hinter dem Stofftuch das Fernglas gezückt. Zu viele Segel, die aus dem Meer ragen und Neugier oder Sehnsucht anheizen. Dabei wird der Sucher auch gern mal auf das vorbeilaufende Wesen gerichtet: Oben T-Shirt, unten nackt. Schutz suchend und zugleich auch Nacktheit präsentierend. Nirgendwo ist Deutschland so deutsch wie am Strand – dieser Tage.

Urlaub 2014

Urlaub 2014

Auch ich begebe mich an diesen heißen Sommerwochenenden gern an den Strand, bin reif für die Insel. In drei Stunden ist man von Berlin nicht nur an der Küste, sondern auch auf den Inseln und Halbinseln der Ostsee. Nichts bringt mich so schnell in Urlaubsstimmung wie ein Tag am Meer.

Wenn Ihr wissen wollt, wo Ihr mich an den Sommerwochenenden findet, hier!
Ich nehme Euch mit in den Urlaub – an die Orte, die ich besonders empfehle – auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und Rügen.

Header_Juliusruh
Noch 300 m geht es durch einen lockeren Kiefernwald, durch den sich Wege über kleine Hügel schlängeln. Wenn die letzte Höhe passiert ist und sich unter mir der Blick auf den Strandstreifen und die Ostsee öffnet, dann ist meist der Stress der letzten Stunde vergessen, den meist ein Stau am Samstagmorgen hinter der mächtigen Rügenbrücke mit sich bringt. Zwischen Glowe und Juliusruh sind sich Meer und Bodden in der 12 km langen Nehrung namens Schaabe so nah, dass man allein auf dem Weg in den Norden schon genügend Meeresbrise schnuppert. Hinter Glowe kommen immer wieder kleine Parkplätze (mit Parkautomat), doch die reichen längst nicht mehr aus. Die Autos parken auch auf der Straße. Wem als einzige Infrastruktur ein kleiner Wagen mit Eis, Bockwurst und Kaffeeverkauf reicht, der ist hier goldrichtig. Der Strand ist wild, unaufgeräumt und auch breit genug, damit man nicht gleich Decke an Decke liegt. Quallen sichtet man hier äußerst selten, dafür kann sich manchmal ein Algenteppich in der Bucht vom Tromper Wiek bilden. Hier, wo Jasmund und Wittow sich vereinen – nur ein Radweg und eine Straße sich ihren Weg durch die Wälder bahnen – dort tanke ich am liebsten Kraft für die neue Woche.

Kritik: Kein einziger Mülleimer weder auf den Parkplätzen noch am Strand. Leider nimmt nicht jeder seinen Müll auch wieder mit.
Zeltplatz: Campingplatz Drewoldke. Wild in einer Düne gelegen schläft man hier mit Wellenrauschen ein. Am Strand sitzt man abends noch am Lagerfeuer beisammen. Und eine Surfschule und zwei Kioske gibt es auch auf dem ansonsten eher beschaulichen Campingplatz.
Speisen:
In Glowe: Die Ostseeperle ist beliebt – fast jeder Tisch ist an Wochenenden abends besetzt oder reserviert. Der Blick übers Meer und die Küche sind aber lohnenswert.
In Putgarten: Helene Weigel Haus, im Garten den Kaffee genießen, wo einst Helene Weigel und die Mitglieder des Berliner Ensembles Ferien machten.
Einkaufen: Altenkirchen oder Glowe verfügen über Supermärkte.
Sonstiges: Von Breege aus kann man morgens mit dem Schiff nach Hiddensee fahren. Leider hat man dort nur bis spätnachmittags Zeit. Radtouren nach Putgarten, zum Fischerdorf Vitt, zum Kap Arkona führend durch Wälder und auf einsamen Feldwegen entlang. Zwischen Kap Arkona und Möwenort bei Bakenberg führt ein Hochuferweg an der Küste entlang. Steine mischen sich unter den Sand und geben dem Strand noch einen besonderen Reiz.
Radtour: Radweg von Glowe über Juliusruh und dem Fischerdorf Vitt zum Kap Arkona Länge ca. 18 km (ca. 50% asphaltiert, Rest Betonspuren oder  naturbelassen in gutem Zustand  überwiegend eben, führt ufernah durch sehr schöne Natur, sehr breit angelegt mit guten Möglichkeiten für Rasten auch am Strand,  windanfällig von Juliusruh bis zum Kap, aber windgeschützt durch die Schabe, mögliche Verlängerung über den Uferradweg nach Varnkevitz, Nonnevitz, bis  Altenkirchen)

 

Header_Thiessow
„Thiessow ist kein Ostseebad des „lauten“ Vergnügens und mondäner Verwöhntheit.“, heisst es auf der Webseite der Gemeinde. Dem stimme ich voll zu mit dem vergleichenden Blick auf die nördlich gelegenen Bäder Binz und Sellin. Deren Villen und Seebrücken sind hübsch, aber irgendwie findet man hier auch nur den Mainstream-Tourismus. Daher sind wir irgendwann weiter gefahren, einfach gen Süden. Hinter Göhren, wo ich einst noch vor der Wende meinen Urlaub verbrachte, liegt zwischen Meer und Bodden die Halbinsel Mönchgut. Hier lauscht man dem Meeresrauschen und Wind anstatt dem Trubel von Restaurants und Bars. Der Sandstrand ist zwar etwas schmaler als anderswo, aber da überall Strand ist und für jeden Geschmack sei es Textil, FKK oder mit Hund etwas dabei ist, sollte auch jeder seine Nische finden. Von drei Seiten wird Mönchgut vom Greifswalder Bodden und der Ostsee umspült. Wer sagt, nur das Meer kann was, der sollte einen Abendspaziergang in den Ort Klein Zicker machen und seine Decke auf dem Klein Zickerschen Berg ausbreiten. Thiessow gibt das Inselgefühl wieder, das manchmal auf der großen Insel Rügen fast verloren geht.

Kritik: Abends liegt die Promenade etwas trostlos da. Ein Tanztee versetzt die Gäste zurück in alte Zeiten. Dadurch kommt ein bisschen mehr Wehmut als Freude auf.
Zeltplatz: Campingplatz Thiessow, einmal über die Straße gelaufen, geht es nur noch ein paar Meter durch den Wald und schon ist man am Strand. Nachteil ist leider die Straße, wenn das Zelt genau an den Rand platziert wird. Leider sind das genau die Plätze, die den kleinen Zelten in der Hochsaison zugewiesen werden. Aber im Juni bekommt man auch einmal ein Filetstück, wenn man auf der Anhöhe seine Heringe befestigen darf mit bestem Ausblick über die Boddenlandschaft.
Speisen:
In Middelhagen: Froschkönig Café und Brasserie
Radtour: Radweg von  Klein Zicker/ Thiessow über Lobbe, Middelhagen nach Alt Reddevitz, Länge ca. 16 km, Fahrzeit ca. 2 Stunde (durchgängig asphaltiert in gutem Zustand  fast völlig eben, führt ufernah durch sehr schöne Natur und ist sehr breit angelegt mit guten Möglichkeiten für Rasten auch am Strand, windanfällig von Lobbe bis Middelhagen, windgeschützt von Thiessow  nach Lobbe)

Header_Ahrenshoop_darss
Strandabschnitt Born heißt unser Lieblingsstrand. Dabei liegt Born am Bodden und nicht am Meer. Die Zuständigkeit liegt trotzdem bei dieser Gemeinde. Zwischen Ahrenshoop und Leuchtturm Darßer Ort gelegen hinter dem Damm, auf dem geradelt, geskatet und gelaufen wird, befindet sich hinter der Düne mein Lieblingsstrandstück. Immer gesäubert und Jahr für Jahr ein Stück schmaler präsentiert sich hier der feine Ostseestrand. Die Ostsee ist durch Wellenbrecher, Buhnen, geteilt. Je nach Strömung gibt es hier quallenfreie und quallenstarke Tage. Der Strand ist unbewacht und auch die Bojen von einst findet man hier nicht mehr als Begrenzung. Schade! Vor der Küste liegt eine Sandbank, die man dennoch als Zwischenstopp beim Rausschwimmen nutzen kann. Auch hier kommen immer wieder Eis- und Getränkewagen vorbei. Dixiklos befinden sich auf dem Parkplatz, doch dieser Weg ist manch einem zu weit, so dass das Wäldchen hinter der Düne schon mit vielen Taschentüchern bespickt ist. Dem Ruhesuchenden, dem Hunde nicht stören , sei der Hundestrand empfohlen. Hier hat man so viel Platz wie sonst kaum.

Born selbst ist auf dem Darß mein Lieblingsort. Denn nicht alles was schön ist, muss auch am Meer liegen. Das Kapital von Born sind die wunderschönen, liebevoll gestalteten reetgedeckten Kapitänshäuser mit Holzschnitzereien und farbenfrohen „Darßer Haustüren„. In den Gärtchen hinter den Zäunen sprießt und blüht es. Noch heute verlaufe ich mich in diesem Ort, der keiner klaren Struktur folgt. Abends lohnt ein Spaziergang durch den Ort zum Hafen. Dort kann man auf der Terrasse des Walfisch Restaurant noch etwas trinken und das Treiben der Segler auf den Booten beobachten.

Kritik: Kauft für das Abendessen vorher ein. Die Einkaufsmöglichkeiten halten sich begrenzt und so schließen Edeka und Aldi schon um 19 bzw. 20 Uhr. Zudem ist auch die Restaurantinfrastruktur so ausgelegt, dass die Küche um 21 Uhr schließt. Für einen Großstädter ist das ungewohnt, aber zum Glück haben wir ja ohnehin meist unseren Kocher dabei.
Campingplatz: Regenbogencamp Born, in einem Wald am Bodden gelegen, findet man hier immer, auch in der Hochsaison, einen Platz für ein kleines Zelt. Die Anlage ist großräumig, hat einen kleinen Strand am Bodden und beherbergt auch eine Surfschule auf dem Gelände.
Speisen:
Born: Walfischhaus: direkt am Hafen mit schöner Terrasse und Blick auf Bodden und Segelboote.
Born: Café TonArt im alten Kapitänshaus mit süßem Garten ist mein absolutes Lieblingscafé auf der Insel.
Radtour: Radtour von Born am Bodden entlang nach Wieck, dann an den Weststrand und durch den Darßwald zurück nach Born, ca. 20 km (Teil des Ostseeküsten-Radweges in Richtung Wieck, erst am Boddenweg dann durch den Wald, kurz vor Bliesenrade zweigt der Weg links nach Wieck und der Radweg geht entlang auf der Deichkrone mit Blick über den Bodstedter Bodden, dann geht es durch den Darßwald zum wilden Weststrand und zurück nach Born)

{NOCH MEHR BILDER}
Darß

Volleyballfeld am Strandabschnitt Born

Volleyballfeld am Strandabschnitt Born

We stop die Buhnengänger

We stop die Buhnengänger

Rügen:

Am Hafen von Thiessow

Am Hafen von Thiessow

Sunset in Klein Zicker

Sunset in Klein Zicker

Seebrücke in Göhren

Seebrücke in Göhren

Strand von Möwenort

Strand von Möwenort

Steile Hänge und Steine im Wasser am Möwenort

Steile Hänge und Steine im Wasser am Möwenort

Treppe zum Strand

Treppe zum Strand

Blick auf's Meer

Blick auf’s Meer

7 Kommentare

  1. Hach, schööööön! Da bekommt man glatt Lust auf Meer. :) Ich bin nächste Woche in Usedom für ein paar Tage und überlege noch, ob ich mich endlich mal ans Kitesurfen wage. Bin noch auf der Suche nach einem Zelt, da ich länger bleiben will als ursprünglich geplant, das gebuchte Hotel aber voll ist. Habt ihr vllt. eins zu verborgen? :)

    • Danke, Mandy. Auf Usedom war ich tatsächlich schon ein paar Jährchen nicht mehr. Kann mich aber daran erinnern, dass alle Zeltplätze voll waren, als wir das letzte Mal dort waren und auch kein Erbarmen mit einem kleinen Zelt hatten. Ab da haben wir dann immer einen Bogen um die Insel gemacht 😉
      Aktuell haben wir nur ein Zelt und das ist leider (oder zum Glück) von uns in Benutzung, da wir ja wieder an die Ostsee fahren. Daher kann ich mich nur mal rumhören… LG, Madlen

      • Ach herje, danke für die Info! Dann sollte ich vllt. erst mal beim Zeltplatz anfragen, ob’s überhaupt noch Plätze gibt. Gute Idee, ich wäre da jetzt einfach hingefahren. Wild campen/parken geht da vermutlich nicht?
        Wegen Zelt frage ich mal weiter rum, falls du jemanden ausfindig machen kannst – gerne!! Danke dir! :)

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