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Das Duell auf dem Rücken: Vier Rucksäcke im Test

Rucksacktest

Eine dreiwöchige Reise nach Ecuador will gut vorbereitet sein, vor allem wenn es wettertechnisch verschiedene Klimazonen abzudecken gilt – vom tropischen Klima des Amazonas, der Überwasser und Unterwasserwelt der Galapagos-Inseln bis hin zu alpinem Klima in den Anden. Daher benötigten Madlen und ich jeweils einen Tourenrucksack für unser gesamtes Gepäck und jeweils einen Rucksack für unsere Klettertouren und Tagesausflüge. Die kleinen Rucksäcke sollten neben den Stadt- und Schnorchelausflügen vor allem mit hoch hinaus kommen: Auf den Pasochoa (4.199m), den Corazón (4.790m), den Illiniza Norte (5.126m) sowie auf den Cotopaxi (5.897m).

Bei einer Reise dieser Art ist klar, dass nur die allernotwendigsten Dinge ins Gepäck gehören und bereits an dieser Stelle sei erwähnt, dass es für die lieben Daheimgebliebenen leider kaum Mitbringsel gab, denn der Platz reichte gerade so aus. Wir entschieden uns bei beiden Rucksäcken für je ein High-End-Modell aus dem gehobenen Preissegment mit diversen Zusatzfunktionen und für je ein Modell im günstigeren Bereich, das stark auf Preis-Leistung setzt und mit guten Standardoptionen punktet.

Alle Rucksäcke

Als Reisebegleiter in der Kategorie Tourenrucksack traten an:

Der Vaude Astrum 60+10 M/L (holly green, ca. 190€) gegen den High Sierra Waucaba 55 (Mercury/Ash/Yell-O, ca. 130€).

In der Kategorie Alpinrucksack begleiteten uns: Der Vaude Bulin 30 (black, ca. 200€) sowie der High Sierra Parramint 30 (Mercury/Ash/Yell-O, ca. 90€).

Der Vaude Astrum 60+10 M/L hatte insbesondere Madlen in den vergangenen Wochen und Monaten bereits bei kürzeren Trips nach Italien, Malta und Kuba begleitet, der High Sierra Waucaba 55 flog hingegen schon nach Aserbaidschan, und jetzt sollten sie, genauso wie die anderen zwei Modelle, einem Dauertest unterzogen werden. Um am Ende ein objektiveres Ergebnis zu erhalten, testete jeder von uns beide Hersteller: Madlen entschied sich für den Vaude Astrum 60+10 M/L sowie den High Sierra Parramint 30, und ich testete den High Sierra Waucaba 55 sowie den Vaude Bulin 30.

Beim Vaude Astrum 60+10 M/L wunderten wir uns anfangs ein wenig über die vielen Schnüre, da wir diese nicht brauchten und daher erst mal fixieren mussten. Mit einem Volumen von maximal 70 Litern ist der verkleinerbare Toploader-Rucksack mit integrierter Regenhülle locker in der Lage, alles Nötige aufzunehmen – hier wurden auf Grund der Größe auch alle Mitbringsel aus Ecuador verstaut. Die Taschen sind sinnvoll angeordnet, das getrennte Fach bietet ausreichend Platz für einen Schlafsack sowie Befestigungssysteme für Wanderstöcke oder ähnliche Ausrüstungsgegenstände, was definitiv einen Pluspunkt verdient. Das Rückensystem ist durchdacht, da es mit zwei integrierten Rahmen für eine ideale Lastenverteilung zwischen Schultern und Becken sorgt, was uns schnell aufgefallen ist und insgesamt zu einem optimalen Tragekomfort beitrug. Zudem sind die Rückenlänge, die Schultergurte und die Lastenpositionierung stufenlos anpassbar, was zur zusätzlichen Bewegungsfreiheit beiträgt. Bei längeren Touren erwies sich das seitliche Getränkefach als besonders praktisch, und auch die Tasche im Hüftgurt. Sehr positiv ist, dass man über die große Frontöffnung bequem an das Gepäck kommt. Optisch hebt der Astrum sich mit seiner runden Form und der frischen grünen Farbe deutlich von seiner Konkurrenz ab. Wir wurden häufig allein wegen der Optik auf diesen Rucksack angesprochen.

Beim High Sierra Waucaba 55, der im Vergleich zum Vaude Astrum 60+10 M/L ein kleineres Modell ist, lässt sich positiv vermerken, dass der Stoff der Regenschutzhülle äußerst fest, stabil und robust ist und auch während des Fluges nicht komplett verrutschte, wie wir dies von anderen Rucksäcken eigentlich gewohnt waren.
Der Rahmen mit interner, anatomisch geformter, doppelter Aluminium-Schiene wird individuell an den Rücken anpasst. Außerdem verfügt der High Sierra Waucaba 55 über ein verstellbares Schultergurtsystem mit Load-Lifter-Funktion zur Gewichtsentlastung. Die Rücken, Schulter- und Hüftgurte sind mit Netzpolstern und einer feuchtigkeitsabsorbierenden Schaumpolsterung ausgestattet, und dank des integrierten Belüftungssystems bleibt der Rücken auch bei längeren Touren recht trocken. Auch bei diesem Modell kann an der umlaufenden Daisy Chain mit Befestigungsschlaufen weiteres Equipment angebracht werden. Nachteilig zu vermerken ist, dass der Rucksack oben leider nur ein Fach besitzt und mit seinen 55 Litern auf dieser Reise eigentlich zu klein für mein gesamtes Gepäck war. Es störte mich jedoch ein wenig, dass der High Sierra Waucaba 55 am größeren Fach keinen Reißverschluss besitzt, so dass man leider nur direkt von oben an den Inhalt kommt. Positiv zu vermerken ist, dass der Rucksack sehr stabil ist und bequem zu tragen war. Bekam ich früher beim Tragen anderer Tourenrucksäcke häufig Rückenschmerzen, so gab es dieses Mal keine Wehwechen zu vermelden – auch nicht nach längerer Tragezeit.

wanderrucksaecke

Der in Deutschland gefertigte Vaude Bulin 30 war während des Urlaubs definitiv der Bergkönig, denn er begleitete mich auf den Pasochoa, den Corazón, den Illiniza Norte sowie auf den Cotapaxi. Obwohl der Rucksack des Öfteren im Schnee lag, blieb er stets trocken, denn Deckel und Boden sind hochfrequenzverschweißt und somit wasserdicht. Da der Vaude Bulin 30 nur ein Fach besitzt, punktet er bei seinem eigentlichem Einsatzterrain, dem Klettern, da er zudem auch nur 1.240 Gramm wiegt, und ein leichter Alurahmen den Rücken des Rücksacks in Form hält. Der Rucksackdeckel ist abnehmbar, eine extra Halterung darunter hält das Seil an Ort und Stelle. Auch die Reißverschlüsse sind wasserdicht verarbeitet. Zugang zum Hauptfach erhält man über einen Rollverschluss oder schnell im Einsatz über schräg verlaufende Frontreisverschlüsse. Vor allem bei den Kletterpassagen mit Gurt war es praktisch, dass die Hüftflossen problemlos abzunehmen sind. Als Tagesrucksack für die Stadt war er aufgrund des einen Faches ein wenig unpraktisch, weil die Sortierung der Utensilien einfach nicht gegeben war.

Der genau 1kg leichte High Sierra Parramint 30 schaffte es leider „nur“ auf den Pasochoa, den Corazón, den sowie auf den Cotapaxi. Er besitzt einen ergonomisch geformten Rücken, eine verstellbare Load-Lifter-Funktion zur Gewichtsentlastung und einen verstaubaren Regenschutz. Der verstellbare Brust- und Hüftgurt ließen sich leicht auf meine Bedürfnisse justieren, und die seitlichen Befestigungsschlaufen für Wanderstöcke und anderes Equipment fand Madlen ideal besonders am Corazon, wo häufiger die Hände zum Klettern eingesetzt werden mussten. Zudem hatte sie auch im Vorfeld auf Grund ihres Rückenleidens Sorge, dass der Rucksack bei längeren Touren schmerzt. Diese war jedoch unbegründet, selbst bei der 12 stündigen Cotopaxi-Besteigung schmerzten weder Rücken noch Schultern.

el salvador

Stop in El Salvador

Wanderung durch Paramo-Gräser und Nebel

Wanderung durch Paramo-Gräser und Nebel

Fazit:
Deutsche Ingenieurskunst trifft auf US-Pragmatismus und das macht einen Vergleich natürlich etwas schwerer. So sind die Vaude Rucksäcke technisch weiter entwickelt und bieten im Einsatz die eine oder andere notwendige Raffinesse. Die High Sierra Rucksäcke waren gute Begleiter und erfüllten unsere Erwartung und das sogar für ein etwas geringeres Budget. Beide Tourenrucksäcke waren leicht auf unsere Bedürfnisse einzustellen. In der Vergangenheit hatten wir häufig Schulterprobleme bei längeren Tragezeiten, doch unsere beiden Testmodelle verlagerten das Gewicht gut von den Schultern auf die Hüfte und unterstützten uns gut.

Als Reisende mit einer umweltbewussten Einstellung gefällt uns natürlich der Einsatz von Umweltverträglichen Materialien wie es Vaude vorbildlich vorlebt. Optisch setzt Madlen klar auf die Vaude Modelle, obwohl ich die auffallende Farbkombination der High Sierra Modelle mit dem grellen Gelb als guten Gegenentwurf zu den klassischen gesetzten und dunklen Tönen empfinde.

Ich bin mir sicher, dass alle vier treue Weggefährten bleiben und bald wieder zum Einsatz kommen werden.

Zu meiner kommenden Reise zur Vuelta al Cotopaxi in Ecuador begleitet mich der High Sierra Waucaba 55, da er etwas kleiner ist und für die kurze Reise vollkommen vom Platz ausreicht. Für den MTB-Wettkampf und die anschließenden Klettertouren ziehe ich den Vaude Bulin 30 vor.

Und falls es bald auf die nächsten Städte- oder leichten Wandertouren geht, wird der High Sierra Parramint 30 aufgesetzt.

Hier können die Rucksäcke gekauft werden:

Die Rucksäcke für den Test wurden uns von Vaude und High Sierra zur Verfügung gestellt. Alle Ansichten sind meine eigenen.

5 Kommentare

  1. Huhu,
    ich habe auch bereits seit einem Jahr den Rucksack von Vadue. Perfekter Rucksack für einen Spaziergang im Grödnertal :).
    LG Amelie

  2. Thomas sagt

    Hallo,
    ich habe vor, zu Fuß eine mehrtägige Alpenüberquerung + anschließende mehrwöchige Pilgerreise zur Adria abzulaufen und benötige dafür einen zuverlässigen und leichten Rucksack. Kann dafür der „Vaude Astrum 60+10“ verwendet werden?
    Danke

    • Hallo Thomas, der Astrum ist für eine mehrtägige Alpenüberquerung oder Pilgertour aus unserer Sicht sehr gut geeignet.
      Für kleinere Personen gibt es übrigens auch eine Version mit kürzerer Rückenlänge 😉 Wer sich beim Gepäck etwas einschränken kann, für den reicht vielleicht auch das Modell Asymmetric (habe mal schnell die Preise rausgesucht: für den Asymmetric 52+8 sind es 150,00 €. Oft verleitet ein zu großer Rucksack, dass man zuviel Gepäck mitnimmt, das man schlußendlich gar nicht benötigt. Auch beim Einpacken gilt: Weniger ist mehr! Viel Spaß bei der Tour! LG, Madlen

  3. Mit meinem Vaude Astrum mit 60 Litern war ich bereits zweimal auf Tour. Dieser hält echt was er verspricht. Kann ihn auch wärmstens empfehlen.
    Liebste Grüße
    Sandra

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