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Stimmen aus Angola – Unterwegs im Norden Namibias

Angola, Grenze

Stimmen mischen sich unter das Quaken der Kröten und Surren der Insekten, die immer wieder erfolglos an meine Zeltwand prallen. Es sind Stimmen, die von der anderen Seite des Okavango-Flusses zu uns hinüber dringen. Die Hitze im Zelt lässt mich nicht so recht zum Schlafen kommen. Natürlich ist es aber auch die Aufregung, erstmals in einem Dachzelt auf unserem Toyota Hilux zu nächtigen und das auch noch im Norden Namibias direkt an der Grenze.

Hakusembe River Lodge

Blitze leuchten um uns herum auf, während die Fensterläden des Zeltes im aufkommenden Wind rascheln und den Donner übertönen. Das natürliche Feuerwerk des Buschs begleitet mich durch die Nacht. Wir sind allein auf diesem Camp Ground, der zur Hakusembe River Lodge gehört. Vor uns liegt der Okavango und auf der gegenüberliegenden Seite Angola. Es ist Tag 3 seit unserer Ankunft in Windhoek.

Angola, Grenze

Hakusembe River Lodge

Angola, Grenze

Crashkurs bei der Mietwagenabholung bei ASCO Car Hire in Windhoek

Wir wurden nach unserem zehnstündigen Flug mit Condor von Frankfurt nach Windhoek von einem Shuttle des Asco Car Hire Mietwagenverleih am Flughafen abgeholt und nach Downtown Windhoek gebracht. Dort hatte man uns nach der Erledigung der Formalien ein sechsminütiges Video zur Sicherheit im Straßenverkehr vorgespielt, das auf Grund der zahlreichen Unfälle von Touristen vor allem wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen sehr wichtig war. Im Anschluss brachte uns ein Asco-Mitarbeiter zu unserem neuen Gefährt, Toyota Hilux, und erklärte uns alle wichtigen Funktionalitäten. Im Crash-Kurs erfuhren wir, wie der Wagenheber funktioniert und der Ersatzreifen angebracht wird. Auch zog der Mitarbeiter von Asco mal schnell an den Schnüren des Pakets auf dem Dach, um uns im Nullkommanichts ein Zelt zu zaubern. Wir checkten die Küchenausstattung, Wasserreserven, Öl, Benzin. Es dauerte eine Stunde, bis ich dann wirklich am Lenkrad saß und das schwerfällige Gefährt durch die Straßen Windhoeks rangierte. Der Linksverkehr war nur eine Herausforderung, die es zu meistern galt. Dass ich anstatt des Blinkers immer wieder die Scheibenwischer betätigte, ist der Übermüdung und der Gewohnheit geschuldet. Nach der Erledigung unserer Einkäufe in der The Grove Mall (am Samstag schließen Supermärkte schon gegen 14 Uhr), und einem relaxten Nachmittag in unserem idyllischen Villa Moringa Guesthouse im beschaulichen Klein Windhoek ließen wir den Abend in Joe’s Biergarten ausklingen.

Unterwegs bei Waterberg

Waterberg Wilderness Lodge

Waterberg Wilderness Lodge

Unsere Begegnung mit Nashörnern im Waterberg Plateau

Am Sonntagmorgen begaben wir uns dann zu zweit auf die Teerstraße B1 gen Norden, um unser erstes Ziel – das Waterberg Plateau – in vier Stunden zu erreichen. Das letzte 42 km lange Stück zur Waterberg Wilderness Lodge mussten wir über eine Schotter- und Sandpiste bewältigen. Vor uns lag das von Weitem sichtbare rötlich leuchtende 50 km lange und 16 km breite Plateau, auf das wir schnurstracks zufuhren. Dieser Tafelberg ragt 200 m aus der Ebene heraus und beheimatet einen staatlichen Naturschutzpark, in dem man auf geführten Touren u.a. Spitzmaulnashorn, Büffel, Rappenantilopen antreffen kann. Im Schutz der Felsfront liegt das private Naturreservat Waterberg Wilderness, das ohne Zaun auskommt. Mehr als 200 Vogelarten, Breitmaulnashörner, Giraffen, Gnus und Oryxe kann man hier antreffen. Auch die historische Stätte, an der 1904 die Schlacht von Waterberg stattfand, befindet sich auf diesem Grundstück. Das Thermometer zeigt bei unserer Ankunft 36 Grad an, also erfrische ich mich zunächst im eiskalten Pool, der vom Quellwasser gespeist wird. Das Quellwasser erhält man auch abgepackt in Flaschen. Die Lodge am Rande der Kalahari folgt einem Ökokonzept, zu dem auch die Nutzung von Solarstrom, des Feuerholzes aus Entbuschung, des Wildfleischs aus Regulierung zählen.

Um 17 Uhr begeben wir uns mit anderen Gästen auf den 2,5 stündigen Rhino Drive. Der Name ist hier Programm. Beim Durchstreifen des Geländes sichten wir Giraffen, Dig Digs, Oryx-Antilopen. Nach einer halben Stunde verlassen wir den Geländewagen. Wir kämpfen uns durch dorniges Gestrüpp, an dem wir immer wieder hängen bleiben. Doch am Ende werden wir mit drei Breitmaulnashörnern auf ca. 3-5 m Entfernung belohnt, die entspannt herumstehen. „Ein Männchen und zwei Weibchen“ – wirft uns der Guide zu.

Angola ganz nah – eine Nacht in Rundu

Am nächsten Tag ist Rundu im äußersten Norden Namibias unser Ziel. 2,5 Stunden steuern wir den Hilux über die Schotterpiste D2512/D2612 Richtung Grootfontein, bis wir die Teerstraße erreichen und nach weiteren 3,5 Stunden checken wir in der Hakusembe River Lodge ein, die direkt am Okavango liegt. Neben dem Lodge-Gelände wird uns das Camp 1 zugewiesen, auf dem kleine abschließbare Hütten verstreut sind. In diesen befinden sich die großzügigen Badezimmer mit Dusche und Waschbecken pro Zelt – das ist Camperlebnis deluxe.

Gegen 17 Uhr begeben wir uns auf eine abendliche Bootstour, die uns eigentlich das Wildlife des Okavango-Flusses näher bringen sollte. Doch Ziel unseres Bootsführers schien eher die angolanische Grenze zu sein, und so schipperte er uns ganz dicht am Ufer entlang, um dann immer bei Menschen stehen zu bleiben. Ein seltsames Erlebnis auf dem Stück, das nicht ganz Namibia, nicht ganz Angola zu sein scheint. Angolaner können laut unseres Guide schnell mal auf namibischer Seite shoppen oder zum Arzt gehen. Und auch jetzt schippern sie auf dem Wasser und fischen. Und wir sind mittendrin und empfinden es ein wenig als Menschenschau. Erst bei einem kurzen Small Talk mit zwei jungen Ladys bricht das Eis.

Am nächsten Tag sind wir schon wieder on the road – nun gen Osten. Der einstige Caprivi Zipfel, der heute wieder Zambezi-Region genannt wird, ist unser Ziel, das wir nach fünf stündiger Fahrt erreichen.

Game Drives im Bwabwata NP

Wir sind keine zwei Stunden in der Namushasha River Lodge angekommen, finden wir uns auch schon auf einem Boot auf dem Kwando River wieder. Warum muss man bei einem Game Drive eigentlich in ein Boot steigen, fragen wir uns, während über uns Afrikanische Fischadler kreisen und sich kleine Krokodile am Ufer sonnen. Nach 20 Minuten steigen wir in einen Zehnsitzer um und führen die Tour auf der anderen Uferseite fort. Es dauert nicht lang und wir sehen aus der Ferne eine Elefantenherde unter einem Baum stehen. Sie warten dort auf eines ihrer Elefantenkinder, das vorgestern Abend von einem Löwenrudel gerissen wurde. Zwölf Löwinnen haben sich gestern noch den Bauch vollgeschlagen. Wir finden nur noch den ausgehöhlten Kadaver, der aus Haut und Knochen besteht, unweit der Elefantengruppe. Die Löwinnen sind längst weitergezogen, nach Botswana, meint Boster, unser Guide.

Am Horizont zeichnet sich eine Büffelherde ab, die im rotbrauen aufgewühlten Staub nur schemenhaft zu erkennen sind. Wir fahren näher, pirschen uns heran und lassen Kudus, Warzenschweine, Gnus und Impalas links und rechts von uns liegen. In der monoton goldbeige leuchtenden Steppenlandschaft ist jeder Baum ein Störer, und doch sind es genau diese Bilder, die unsere Vorstellung vom Afrikanischen Busch prägen. Boster stoppt immer wieder, um Äste und Zweige aus den Spuren zu ziehen, die die Geländewagen hinterlassen haben. Die Dornen des Sickle Bushs sollen manch einen Autoreifen schon zum Platzen gebracht haben.

Nach zwei Stunden baut Boster am Fluss einen Tisch auf und drapiert hier liebevoll seine Sundowner-Drinks. Elefanten waten unter uns durch den Fluss und strecken ihre Rüssel gen Himmel. Die Sonne wirft einen Vorhang warmen Lichts über die Wasseroberfläche, auf der sich die Umrisse der Elefanten abzeichnen. Auf dem Rückweg streifen zwei Giraffen unseren Weg, und ein Strauß flattert aufgeregt im Scheinwerferlicht unseres Wagens. Bei unserer Ankunft in der Lodge stehen ein paar Deutsche in ihren Badeklamotten mit Kamera um den Hals am Hang. Direkt vor uns pustet ein Nilpferd eine Fontäne aus und wir hören die Kameras klicken.

Am Abend fahren wir noch einmal mit dem Boot raus auf dem Kwando-Fluss, dieses Mal wollen wir Nilpferde ausmachen. Es dauert nicht lange und vor uns schauen zig Augen und Ohren aus dem Wasser. Das müssen 25 Nilpferde sein, meint Boster begeistert. Wir verweilen eine halbe Stunde und doch passiert nicht viel. Die eine oder andere Gewichtsverlagerung der Nilpferdgruppe ist schon die meiste Bewegung. Ein Nilpferd-Pärchen schwimmt nach einer Weile davon. Und auch wir fahren weiter und entdecken auf botswanischer Seite Büffelherden unter der Nationalflagge. Hier dürfen wir nicht an Land gehen.

Und dann finden wir eine Elefantengruppe genau dort, wo wir gestern vom Boot auf den Geländewagen gewechselt sind. Wir sitzen wieder mindestens eine halbe Stunde direkt dem schönsten Wildlife Afrikas gegenüber, als hätten wir im Kinosessel Platz genommen, um uns an einer Tierdoku zu erfreuen. Wenn etwas Fernes plötzlich ganz nah kommt, sieht man die Gefahren nicht mehr, wird das Ungewöhnliche zum Gewöhnlichen und das in einer seltsamen Selbstverständlichkeit. Die Elefanten rupfen mit ihren langen Rüsseln das Gras, manchmal stapfen sie es sich mit den Beinen erst locker. Das kleine Elefantenbaby, das nicht von der Seite seiner Mutter weichen will, ahmt das Verhalten korrekt nach und ist doch recht tapsig dabei.

Namushasha River Lodge

Namushasha River Lodge

Am Abend essen wir in der Lodge zu Abend. Alle Gästeunterhalten sich angeregt, sind beschäftigt, als das Schmatzgeräusch von der gegenüberliegenden Wiese zu uns herüber an den Tisch dringt. Im Licht der untergehenden Sonne machen wir die Umrisse eine Nilpferds aus, das an Land gegangen ist. Langsam senkt sich der blutrote Ball, der sich im Kwando-Fluss spiegelt. Das Licht wird immer schwächer, bis es die Schwärze auffrisst. Wir schauen dem Nilpferd nach, bis es in der Dunkelheit der Nacht verschwindet. In unserem Dachzelt trennt uns nur ein dünner Stoff von der Natur. Das Krötenkonzert und Zirpen setzt wieder ein und gibt uns akustisch das, was uns die Nacht an Farben genommen hat.

Unseren 24 tägigen Roadtrip starteten wir in Windhoek und fuhren über die Sambesi-Region (Caprivi Zipfel) nach Botswana (Kasane, Chobe NP, Savuti, Moremi NP, Okavango Delta, Makgadikgadi-Salzpfannen, Kalahari) mit einem Toyota Hilux, den uns ASCO Car Hire in Windhoek zur Verfügung gestellt hat.

Ich wurde von Condor bei meiner Anreise nach Windhoek/Namibia unterstützt. Alle Ansichten sind meine eigenen.

Rundu

Mehr Berichte und Geschichten von diesem Roadtrip durch Namibia und Botswana:

Mehr Berichte und Geschichten aus Namibia von meinem Roadtrip 2014.

2 Kommentare

  1. Fam.Mueller sagt

    Danke für den tollen Artikel.
    Wir werden demnächst unsere alte Kolonie bereisen.
    Die Fotos sind echt Klasse.

    Herzliche Grüße
    Fam.Mueller

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