Ganz in der Nähe des nördlichen Wintersportzentrums Deutschlands Bad Freienwalde liegt der märchenhafte Baasee im Wald versteckt. Das 75 Minuten von Berlin entfernte Ausflugsziel ist zwar längst kein Geheimtipp mehr, aber gerade an eisigen Wintertagen kann man sich allein im unwirklichen Wald verlieren.

Schon die Anreise verspricht ein außergewöhnliches Ziel, denn dieses liegt laut Navi irgendwo im grünen Nichts. Das Thermometer zeigt -3 Grad an, als ich durch die reifüberzogene Wald- und Wiesenlandschaft des Naturschutzgebiets Hutelandschaft Altranft-Sonnenburg fahre. Auf der Alten Heerstraße erreiche ich das idyllische Dorf Sonnenburg. Hier starte ich meine kleine Winterwanderung. Im Herzen der verträumten 100 Seelengemeinde liegt zwischen den schönen Fachwerkhäusern hinter einem Zaun das Gelände des alten Ritterguts, einst war dies auch der Landsitz des NS-Außenministers Joachim von Ribbentrop. Ein Förderverein hat dieses in den letzten Jahren langsam aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und setzt die denkmalgeschützten Gebäude stückweise instand und rekultiviert das Parkgelände.

Von hier aus nehme ich den Feldsteinpflasterweg, der direkt am kleinen Fenn-See vorbeiführt. Das goldbraune Laub der umliegenden Bäume ist in eine Eisschicht gehüllt, die Seeränder sind zugefroren. Die Kristalle funkeln.

„Etwas aus den nebelsatten Lüften löste sich und wuchs über Nacht als weißer Schatten eng um Tanne, Baum und Buchs. Und erglänzte wie das weiche Weiße, das aus Wolken fällt, und erlöste stumm in bleiche Schönheit eine dunkle Welt.“

(Raureif von Gottfried Benn)

Nach 5 Minuten auf dem Weg erreiche ich eine Gabelung, an der man den Wegweiser Waldschänke Baasee nach links folgt. Der Weg führt mich 15 Minuten durch den Forst Sonnenburg direkt ans Ufer des Baasees.

Mythen und Sagen kreisen sich um den See – eine handelt von einer versunkenen Kapelle, deren Glocken man manchmal läuten hören soll, eine andere von einem Bauern, der einen Ritter erschlagen hat. Die Nachkommen des Bauern sollen beim Bad im See in die Tiefe gezogen werden.

Die urige Waldschänke am Südufer lädt zu einer Rast ein, bietet allerdings nur von Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr (im Winter bis 17 Uhr) Einkehr. Viel hatte ich gehört über ihre Gemütlichkeit und ihrem urigen Charme. Doch heute bleibt sie wie auch an den anderen Januartagen geschlossen. Ich folge rechter Hand dem höher gelegenen Rundweg, auf dem sich auch ein dendrologischer Lehrpfad befindet. Im Talkessel glitzert der eisige See, der von Schilfgras und einem urwüchsigen Mischwald gesäumt ist. Vogelstimmen legen sich über die knarzenden Geräusche meiner Füße.

Schilder deuten auf die Besonderheit der Bäume hin. Eine 50 m hohe Douglasie gilt gar als höchster Baum Brandenburgs. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier mit der Pflanzung nicht-heimischer Bäume deren Einsatz für die hiesige Forstwirtschaft getestet.

Nach 15 Minuten erreiche ich den Ilsen-Tempel, einen kleinen Pavillon an der Nordseite des Sees. Von hier hat man einen herrlichen Blick in die Talsohle. Dahinter liegt das Baasee-Moor, aus dem skurrile Baumstümpfe herausragen. Folgt man dem Siebenhügelweg gen Norden, erreicht man Bad Freienwalde.

Ich setze jedoch meine Seeumrundung bis zu einer kleinen Aussichtsfläche mit Bänken fort. Von hier nehme ich die Stufen einer Anhöhe hinauf und verlasse den direkten Weg um den See. Bald erreiche ich eine Schutzhütte, an der sich mehrere Wege kreuzen. Als ich 20 Minuten später auf einen alten Kopfsteinweg treffe, halte ich mich links. Die Baumwipfel über mir lichten sich. Wiesen und Felder mischen sich zwischen die Bäume. Mein Blick geht in die Weite. Bald sehe ich in der Ferne die Gebäude des Guts von Sonnenburg. Und den Eiskristallen schimmert das Pflaster der Alten Heerstraße hindurch.

Was man sonst noch wissen sollte?

Hin & Weg:

Mit dem Auto die B158 nehmen, dann auf L33 und B168 weiter Richtung Wriezen, dort auf die B167 bis Altranft. Hier in die L281 links abbiegen und bis Sonnenburg oder bis zur Waldschänke weiterfahren. Mit dem Regional-Express Richtung Eberswalde und weiter mit der NEB Niederbarnimer Eisenbahn nach Altranft oder Bad Freienwalde und von dort die Wanderung starten.

Beste Zeit:

Ganzjährig. Besonders empfehlenswert als Winterwanderung.

Dauer & Strecke:

1,5 Std., ca. 5 km (mit Start in Bad Freienwalde 1 Std. länger).

Kombinationsmöglichkeit:

• mit Bad Freienwalde
• Freiluftmuseum Altranft
• Oderbruchdörfer wie Neulietzegöricke (das älteste Kolonistendorf im Oderbruch)

Fazit:

Auf den Wanderwegen um den sagenumwobenen Baasee wähnt man sich wie in einem Märchen. Nicht verpassen: Eine Einkehr in die urige Hütte, wie man sie sonst nur aus den Bergen kennt. Die Waldschänke verfügt über einen Parkplatz. Umrundet man nur den See, dauert dies ca. 30 Minuten. Eine Reservierung an Wochenenden ist von Vorteil.