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Minca – ein Dorf im höchsten Küstengebirge der Welt

Minca, Kolumbien

Von meiner Hängematte schaue ich vom Hang hinab auf das Meer, dieses verschmilzt im Schein der untergehenden Sonne mit dem dahinter liegenden Lichtermeer. Ich bin nicht mitten drin, sondern ca. 17 km Kilometer von dem entfernt, was man das Herz der Karibik nennen könnte. Den vibrierenden Rhythmus Santa Martas habe ich hinter mir gelassen, als ich heute Mittag in die Sierra Nevada fuhr. Die Dörfer dünnten sich auf der 50 minütigen Fahrt immer mehr aus. Die Straße wurde holpriger, als uns unser Taxifahrer mit seinem auseinander fallenden Chevrolet den Berg hinauf fuhr. Auf einer Höhe von über 630 Metern kamen wir zum Halten. Ein kleines Taganga in den Bergen, ein paar kleine Tiendas, einfache Restaurants und Hospedajes – ein bisschen Aussteiger Flair. Auch wir steigen für zwei Tage aus und werden zum Zuschauer, der über dem Leben der Großstadt inmitten der Natur thront. Karibik war gestern, jetzt gehen wir von der Stadt über in Land und Fluss und kombinieren dieses mit Bergen.

Wir sind im höchsten Küstengebirge der Welt und haben doch immer noch die Karibik direkt vor der Nase. Mühevoll schleppen wir unsere schweren Rucksäcke mit all den dicken Klamotten, die uns durch die kalten Tage in Quito begleiteten, hinter der kleinen Kirche und Schule weiter den steilen Hang hinauf. Immer wieder kommen uns junge Backpacker entgegen, die den Berg nur so herunterspringen und uns motivierend zurufen, dass wir es gleich geschafft hätten. Es soll das Hostel mit dem besten Blick Kolumbiens sein, das wir ausgewählt haben. Und das ist nicht übertrieben. Mit gefühlt 15-20 Jahren mehr auf dem Rücken sind wir hier zwar die Ältesten, aber auch das lässt sich in der entspannten Umgebung aushalten.

Die kühle Brise der Berge fehlt noch ein wenig in der Mittagssonne, so dass wir einen der zwei Wasserfälle in der Umgebung ansteuern. Wir laufen den Weg, den wir von Santa Marta hinauf gekommen waren, immer weiter. Hin und wieder flattert ein bunter Vogel an uns vorbei, mal ist er grasgrün, mal kräftig blau und manchmal einfach ein wild flatternder Kolibri. Nach den letzten Tagen in der Wüste von La Guajira genießen wir die Naturvielfalt und das kräftige, satte Grün der Umgebung, die auch ein beliebtes Kaffeeanbaugebiet ist. Aus der Ferne tönen vereinzelt Stimmen durch die Täler. Auch Mopeds fahren an uns vorbei. Sie haben das selbe Ziel wie wir. Nach ca. 20 Minuten biegt an einem kleinen Laden der Weg nach links ein und wir wandern auf einem schmalen Weg weiter. Schilder zeigen den Weg in die Zukunft – „Se vente Lotes“. Der Boom, der über Kolumbiens Karibikküste hergeht, hat nun auch den verschlafenen Ort in den Bergen erreicht. Wie lange wird der Weg zum Wasserfall noch unbebaut sein? Was, wenn die Ländereien in die falschen Hände geraten? Nach weiteren 20 Minuten erreichen wir eine klapprige Hängebrücke, die über den Fluss führt. Ein kolumbianisches Pärchen liegt bereits am Strand. Wir springen in das eiskalte Gebirgswasser. Der Pozo Azul ist zwar nicht blau, aber lässt das Blut gefrieren und die Lippen blau anlaufen.

Mit der untergehenden Sonne sind wir wieder zurück im Casa Loma, die Zikaden setzen zu ihrer musikalischen Untermalung des herrlichen Settings an. Stühle werden in Position gerückt, kaum einer, dem dieser Ausblick kalt lässt. In der Ferne bellen Hunde. Die Schwüle des Tages hat sich zurückgezogen. Die Ruhe zieht mit dem Sternenhimmel über uns herein. Das Funkeln der Großstadtlichter sehe ich durch das Moskitonetz – milchig, verschwommen, weit weg. Morgen werde ich wieder ein Teil von euch sein. Doch in den Bergen schlägt das Herz langsamer und die Gedanken verlieren sich in der Weite des Himmels. Der morgige Tag ist noch fern.

Was man noch wissen wollte?
Vom Mercado aus an Calle 11 in Santa Marta fahren Collectivos ab, wenn sie voll sind, d.h. mit vier Personen. Ein Collectivo-Platz kostet 7000 Pesos, für 30.000 Pesos kann man das gesamte Fahrzeug mieten, wenn man nicht so lange warten möchte.

2 Kommentare

  1. Na, das sieht mir ja ganz nach der Casa Loma aus :) Ich war im vergangenen Mai dort und für mich war Minca auch eines meiner Highlights in Kolumbien. Allgemein war ich total beeindruckt von der Schönheit und Vielfältigkeit von Kolumbien und werde versuchen dort so schnell wie möglich wieder hinzukommen.

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