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Berichte aus China

Irkutsk, Russland

Transsibirische Eisenbahn Reisetipps – Von Europa nach Asien auf Schienen

7.865 Kilometer haben wir in der Bahn zurückgelegt. Von Moskau nach Peking ging unsere Reise auf der transmongolischen Strecke. Wie das so war, darüber haben wir schon eingehend berichtet. Nun kommen wir noch zu den Fakten, zu den Orten, die dazwischen lagen. Wo sollte man mal aussteigen, welchen Ort kann man vergessen? Jeder, der eine Fahrt auf dem transsibirischen bzw. transmongolischen Streckennetz plant, steht irgendwann vor der Frage, wie viele Stopps lege ich ein? Doch gleichzeitig ist der Blick auf das Budget gerichtet, je mehr Stopps desto teurer. Daran mag es auch liegen, dass wir viele Reisende trafen, die nur Moskau – Irkutsk (Baikalsee) – Ulaanbaatar – Peking sahen. Unseres Erachtens ein Fehler. Denn das ist nur etwas für Bahnfreaks. Wer aber sagt, er will etwas von Russland oder Sibirien sehen, der sollte unbedingt auch mal dazwischen aussteigen. Denn nur aus dem Fenster zu schauen, bringt einem das Land nicht nah. Natürlich kommt dann meist noch der zweite Punkt hinzu, weshalb viele mit Stopps geizen – die fehlende Zeit. Je mehr Zeit man hat, desto besser, …

Pekinger Nachtmarkt

Naschen auf dem Pekinger Nachtmarkt

An unserem letzten Abend in Peking taten wir es doch. Wir suchten den berühmten Donghuamen Nachtmarkt auf. Schön dekorierte Buden reihten sich aneinander und erstrahlten im gedämpften Licht der roten Lampionketten. Fast fragten wir uns: Sind wir nun auf einem Nachtmarkt oder Naschmarkt? Der Markt hat eine lange Tradition bis ins 17. Jahrhundert, wurde aber in den Jahren der Kulturrevolution geschlossen und erlebte 1984 sein Comeback. Hier wurden Skorpione, Schlangen, Insekten und sogar Seepferdchen angeboten, nichts für zwei Vegetarierherzchen wie uns. Während ich an den Ständen vorbeischlenderte und keinen Marktbesucher Schlange oder Seepferdchen essen sah, fragte ich mich, wie viel ist hier nur Mittel zum Zweck – der Tourist erwartet einen Exotenmarkt also bekommt er einen Exotenmarkt. Natürlich gab es auch Reisnudelgerichte, kandierte Fruchtspieße oder gedämpfte Teigbeutel. Als für uns ein Verkäufer die besondere Delikatesse – Hundefleisch – unterm Ladentisch hervorzauberte, bekam für mich der Begriff „Naschkatze“ eine neue Bedeutung und ich verließ vorsorglich und vor allem gesättigt den Markt in Richtung eines unserer geliebten vegetarischen Restaurants… Empfehlenswerte vegetarische Restaurants in Peking: Baihe Vegetarian Restaurant, CaoYuan Hutong, Beijing …

Omsk Bahnhof

Reisen auf Schienen – Züge der Transsib

Viele haben uns gefragt, wie es so ist, mit „der“ Transsib zu reisen, mit dem rollenden Hotel oder dem Hotel auf Rädern. Auf dem Streckennetz der Transsib tummeln sich jedoch viele verschiedene Zugtypen. Die Experten unter Euch wissen es ohnehin schon – die Transsibirische Eisenbahn ist lediglich ein Streckennetz, das die Städte Moskau und Wladiwostok mit dem Zug verbindet. Wir haben für unsere Reise eine Kombination aus dem klassischen Transsib-Streckennetz und dem Transmongolischen Streckennetz gewählt, das uns dann von Ulan-Ude über die Mongolei nach Datong und schließlich nach Peking führte. Nein, wir sind nicht dritte Klasse gefahren, obwohl diese Variante inzwischen auch viele Reisende aus Lust am Abenteuer, der Nähe zu den Menschen und aus finanziellen Gründen wählen. Die dritte Klasse besteht aus einem offenen Waggon, in dem die Doppelstockbetten wie in einem Schlafsaal für 54 Platz bieten. Wir haben unsere Tage und Nächte auf dem Streckennetz zwischen Moskau und Peking in Abteilen der 1. und 2. Klasse verbracht, obwohl man die ohnehin nicht wirklich unterscheidet. Mal ist man eben im Zweierabteil und mal im Viererabteil. …

Chinesische Mauer

Im Dunstkreis der Mauer oder 40 Minuten verschwendete Lebenszeit

Zugegeben, ich hatte Respekt. Sehr viel sogar. Denn ich erwartete Menschenmassen. Hat man Peking erlebt, überlebt man auch die Mauer, habe ich mir gedacht und so sah unser dritter Tag in Peking einen Ausflug zum Highlight schlechthin vor. Aufgrund des unbedingten Willens, viel sehen zu wollen, buchten wir da, wo man vielleicht nicht buchen sollte – bei einem Typen, der uns vor der Verbotenen Stadt angequatscht hatte. Aber in Datong war ja die Nummer mit den Touren auch sehr positiv gelaufen, also vertraute ich ein zweites Mal. Was das Tagesprogramm neben Mauer und Ming Gräbern noch alles vorsah, hatten wir in unserer hellen Vorfreude, in der wir uns befanden, wohl nicht ganz im Blick. Manche Veranstalter nennen es Museumsbesuch, andere chinesische Fabriken. Schon nach anderthalb Stunden fuhren wir auf den Parkplatz einer Kupferfabrik namens Huariou Cloisonne Factory. Es gab sechs kleine Räume, in denen wir die sechs Schritte der Handwerkskunst präsentiert bekamen. Sie suggerierten uns tatsächlich einen Museumsbesuch, wären wir dort nicht in weniger als zehn Minuten durchgeschleust wurden. Denn es gab etwas größeres, das …

Farben

Colours – Farben der Welt

Was wäre die Welt ohne Farben? Was wäre, wenn sich Himmel und Meer nicht unterschieden? Wenn kein Horizont die Konturen zeichnen täte? Wir würden uns in einem Dunstkreis der Farblosigkeit verlieren. Was sonst unterscheidet, wäre nun gleich. Was ich auf meinen Reisen einfange, gehört meist der braunen, blauen oder grünen Farbwelt an. Doch wo steckt das Gelb, wo das Rot? Schaue ich einfach nicht hin oder suche ich bewusst die erdigen Töne? Daher stand ich vor einer wahren Herausforderung, als ich von Claudi das Blogstöckchen fing und mich auf das Spiel „Reisen nach Farben“ einließ. Und nachdem ich fast aufgeben wollte, besann ich mich auf meine letzte Reise – mit der Transsib – und vor mir erleuchtete ein wahres Farbenspiel. Und so will ich Euch in meine Bilderwelt von Moskau noch Peking entführen. Nein, ich beginne nicht in Moskau mit ROT. Das wäre doch irgendwie zu einfach… Weiß Die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert  überrascht mit ihrer weißen Strahlkraft so wie der gesamte Kreml in Kasan. Einst wurde hier auf Befehl des Zaren eine kleine hölzerne Kirche in …

Peking Himmelstempel

Peking – wo Drachen in den Himmel steigen

ENGLISH VERSION HERE Den Takt von Peking gibt mein eigenes Gefühlskorsett vor. Von einem Hoch bewege ich mich ins nächste Tief. Verbotene Stadt, Himmelstempel, Platz des Himmlischen Friedens… der Puls der Stadt frisst mich auf, nicht aufgrund der Geschwindigkeit, sondern aufgrund der Masse. Die Masse an Dingen, die man sehen sollte genauso wie die Masse an Menschen, die einen schlichtweg überrollt. So werde ich zur Getriebenen im Hamsterrad der Sehenswürdigkeiten und verschwinde selbst zwischen unzähligen chinesischen Reisegruppen. Immer wieder ergreift mich der Flucht-Reflex. Ich stehe in der Verbotenen Stadt und denke, wow, oder denke vielmehr, soll ich jetzt wow denken, während ich von den Reisegruppen eingekeilt werde und dem Terror der Mikrofone ausgesetzt bin. Immer wieder denke ich, nehmt den Chinesen die Mikros weg. Wer hat die denen verteilt? Denn in Peking finde ich alles, außer ein Stück Ruhe! Und dann verliere ich mich in den Hutongs – ob in der Wudaoying Gegend oder um die Qian Hai und Hou Hai Seen, schaue links und rechts in die Wohnhöfe, finde viele liebevoll gestaltete Lädchen, erliege …

Datong

Datong und die Tour mit den Touren. Transsib Teil 7

ENGLISH VERSION HERE Leicht verunsichert treten wir aus dem Zug, drehen uns noch einmal um. Nein, da ist niemand, der uns folgt. Wir sind allein, die einzigen, die den direkten Weg nach Peking meiden und stattdessen in Datong einen Stopp einlegen. Noch im Bahnhofsgebäude klafft gähnende Leere. Und dann treten wir auf den Vorplatz hinaus, wir drehen uns nach links, dann nach rechts auf der Suche nach einem Geldautomaten, aber wir können keinen finden. Kein Taxifahrer, der wie gewohnt auf uns zustürmen würde. Wir schauen uns verwundert an. Genau in diesem Moment steht er hinter uns – dieser Mann. Ob er uns helfen könne, fragt er uns im fließenden Englisch. Nein, wir glauben nicht. Und dann kommt die übliche Tour mit der Tour. Tausendmal schon auf meinen Reisen erlebt, gehen spätestens hier die Scheuklappen runter und ich laufe strammen Schrittes los. Doch hier bleibe ich einfach stehen. Nein, es ist morgens um 8 Uhr, ich habe Hunger und will ins Hotel. Er könne uns ein Hotel empfehlen. Klar, aber wir haben schon eins reserviert. Achso, …

Transsib Zug Nummer 4

Zug Nummer 4 – und einmal durch die Mongolei. Transsib Teil 6

ENGLISH VERSION HERE Um 13.15 Uhr rollt Zug Nummer 4 in den Bahnhof Ulan-Udès ein. Und erst jetzt, als ich zum ersten Mal den berühmten Schriftzug Moskau-Ulaan-Baatar-Peking auf unserem Waggon erblicke, der chinesische Schaffner die Treppenstufen hinabsteigt und uns auf Englisch begrüßt, bin ich ein bisschen… ja, ergriffen. Jetzt sind wir drin, in der berühmten Transmongolischen Bahn. Jetzt geht es durch die ewige Steppenlandschaft und Weite der Mongolei nach China. Und der Zug spuckt endgültig mehr Touristen als Einheimische aus – ein paar Quoten-Chinesen und –Russen gibt es dennoch in unserem Waggon. Zug Nummer 4 begrüßt uns mit hellem Plastik an der Wand und wirkt dadurch trotz abgegriffenen Aussehens freundlich. Die Pflege scheint dennoch irgendwo auf der Strecke von Moskau nach Ulan-Udè geblieben zu sein, denn was die russischen Provodnizas alles putzten und polierten, liegt hier im Schmutz: ob Teppiche, Tischchen, Bänke. Eine dicke Staubschicht, wohin man auch im Abteil schaut. Auch zur verteilten Garnitur gehört nur noch die Bettwäsche, aber kein Handtuch. Das Bad ist überschwemmt und stinkt nach Urin, Klopapier ist wohl ebenso …

Transsib

Go east, go Transsib – Reise auf Rädern

ENGLISH VERSION HERE Wer mich kennt, weiß, dass ich mich auf meinen bisherigen Reisen eher westwärts bewegt habe. Oder südlich. Aber östlich, das ist schwierig. Warum, weiß ich auch nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich „aus dem Osten bin“ und damit meine eigene innere Waage austarieren will. Dabei wollte ich doch immer in den Osten – noch weiter, tiefer Richtung Sibirien. Als ich in der fünften Klasse mit Begeisterung alle möglichen Flüsse, Gebirge und Städte der Sowjetunion auswendig lernte und dann noch die hieroglyphenartige Sprache, dieses kyrillische Alphabet, war ich Stolz wie Bolle. Das „erste Fremde“ in meinem Leben hatte durchaus seinen Reiz. Zahlreiche Brieffreundschaften wurden aufgenommen und Monat für Monat Baustein für Baustein aus dem kleinen Zauberbuch „Briefe an Freunde“ aneinandergereiht. Heute kann ich es zugeben, meine Hobbys waren nicht Kochen und Backen, diese standen einfach nur unter „Freizeitbeschäftigung“ auf S. 54 in diesem Buch. Der Reiz an diesem Fremden verschwand mit der Öffnung der Grenzen. Go west, hieß es dann für mich. Ein Jahr USA brachte mir weniger die USA näher als …